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Mykotherapie: Behandlung mit Heilpilzen

An einem Baumstamm wachsen einige Pilze.
© Tarabalu - Fotolia.com

Können Pilze heilen?

Heilpilze werden bei Krebs, Herz- und Verdauungsproblemen eingesetzt. Doch wie steht es tatsächlich um die heilenden Wirkungen?

Von: Dr. Andrea Flemmer

Ein klassisches Naturheilverfahren

Die Behandlung mit Heilpilzen (Mykotherapie) hat in Asien und dort vor allem in China eine lange Tradition. Bei uns zählt die Mykotherapie zu den klassischen Naturheilverfahren. Sie wird bei zahlreichen Erkrankungen wie z. B. Krebs, Herz-Kreislauf- und Verdauungsproblemen als unterstützende Therapie angewendet. Tatsächlich fand man in wissenschaftlichen Studien, die vorwiegend aus China und Japan stammen, heilende oder krankheitsvorbeugende Wirkungen zum Beispiel beim Austernpilz, Glänzenden Lackporling, Shiitake- und Mu-Err-Pilz. Aus dem Regenwald kommt Agaricus blazei murril - der Sonnenpilz. Auch ihm schreibt man heilende Wirkungen zu.

Pilze – weder Tier noch Pflanze

Vor 25 Jahren noch lernten Biologen im Studium, dass Pilze Pflanzen seien. Schließlich bleiben sie ihrem Standort treu. Jedoch enthalten die Pilzzellen kein Chlorophyll, womit eine Photosynthese unmöglich ist. Sie bestehen wie Insekten zu großen Teilen aus Chitin (einem Vielfachzucker, der bei Pilzen und Insekten häufig ist). Deshalb sind sie auch schwer verdaulich.

Der sichtbare Teil des Pilzes, die Frucht, ist nur der kleinere Teil. Der eigentliche Pilzkörper, das sogenannte Myzel, besteht aus einem feinen Fadengeflecht. Es wächst unter der Erde oder im Holz eines Baumes. Der unterirdische Teil kann dabei so gewaltig sein, dass bestimmte Pilze sogar zu den größten Lebewesen der Erde zählen. So fand man 2004 in der Schweiz, im Nationalpark Unterengadin, einen Hallimasch, dessen unterirdisches Geflecht ein Areal von rund 35 Hektar (!) besiedelt hat. Das Alter dieses Riesen wird mit mehr als 1.000 Jahren angegeben. Ein noch größeres Exemplar kennt man aus den Wäldern von Oregon, USA. Er hat eine Fläche von 120 Hektar. Sein Gewicht schätzt man auf 600 Tonnen, sein Alter auf 2.400 Jahre!

Je nach Lebensweise unterscheidet man drei Gruppen:

  1. Pilze, die organisches Material zu Humus umbilden
  2. Pilze, die in Symbiose leben, so dass der Pilz und sein Wirtsorganismus etwas davon haben und
  3. Parasiten. Eine Lebensweise, von der nur der Pilz profitiert.

Botaniker schätzen, dass es ca. 10.000 bis 12.000 verschiedene Großpilzarten weltweit gibt. Gemeinsam mit den Mikropilzen vermutet man, dass es 1,5 Millionen Arten gibt.

Nicht nur als Heilpilze wertvoll, sondern auch eine Bereicherung des Speiseplans

Pilze haben wenige Kalorien, da sie zu 90 % aus Wasser bestehen. Der verbleibende Rest ist reich an Eiweiß und Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen.

Leider ist ihre Eigenschaft, auch Radioaktivität und Schwermetalle aufzunehmen, nicht gerade gesund. Deshalb ist es auch sehr wichtig zu wissen, woher sie stammen. Fragen Sie nach Rückstandskontrollen.

Mykotherapie: in China schon seit Jahrtausenden

Heilpilze bzw. Präparate aus so genannten medizinischen Pilzen – bei uns werden sie auch als „Vitalpilze“ bezeichnet - setzt man in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) seit mehreren tausend Jahren ein. In Japan werden sie seit längerem in der Krebstherapie verwendet. Ihre Wirkungen sind zahlreich. So haben Heilpilze antioxidative (Schutz vor Sauerstoffanlagerung) und entgiftende Funktionen, manche enthalten lebensnotwendige Eiweißbausteine sowie eine Vielzahl unterschiedlichster bioaktiver Substanzen, in anderen findet man große Mengen an B-Vitaminen, Vitamin D und/oder Spurenelemente.

Die Pilze bilden die segensreichen Substanzen nicht, um uns einen Gefallen zu tun. Sie schützen sich damit vor Viren, Bakterien und Fressfeinden. Besonders den Pilzen, die auf Bäumen wachsen, wird eine heilende Kraft zugeschrieben. Wichtig sind in der Regel nicht einzelne Substanzen der Pilze. Wertvoll werden sie erst durch das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe als Ganzes.

Heilpilze in der Krebstherapie: Welche Beobachtungen und Studien gibt es?

Besonders interessiert man sich für bestimmte Ballaststoffe, speziell für die Gruppe der Polysaccharide (langkettige Zuckerverbindungen) bzw. Beta-Glukane, auch Tripertene genannt. Diesen sagt man eine abwehrstärkende Wirkung nach, indem sie verschiedene Zellen des Immunsystems anregen, so z. B. natürliche Killerzellen oder Fresszellen.

Im Rahmen von Laboruntersuchungen und vereinzelten Studien konnten die im Tierversuch beobachteten Effekte einer Anti-Tumorwirkung und Immunstärkung bestätigt werden.

Beispielsweise überlebten Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs und einer Chemotherapie, die Lentinan (ein Vielfachzucker aus dem Shiitake-Pilz) zusätzlich bekommen hatten, doppelt so lange wie diejenigen, die die Zuckerverbindung nicht bekommen hatten. Offensichtlich wird durch den Heilpilz die Empfindlichkeit von Tumorzellen gegenüber Chemotherapeutika erhöht. In Japan ist Shiitake sogar für die Anwendung bei Patienten mit Magen- oder Darmkrebs offiziell erlaubt.

Auch Maitake und Reishi sind als Präparate in Asien und den USA zur begleitenden Krebstherapie zugelassen.

Lentinan und ähnliche Zuckerverbindungen scheinen einer Metastasierung vorzubeugen. Es hemmt zudem das Tumorwachstum und hilft bei Krebserkrankungen des Verdauungsapparates einschließlich Leber und Bauchspeicheldrüse sowie bei Lungen- und Eierstocktumoren. Als man im Rahmen einer klinischen Studie mit 275 Magenkrebskranken parallel zur Chemotherapie Lentinan gab, erreichte man verbesserte Immunantworten, deutliche Tumorrückbildungen und Lebensverlängerungen. Auch bei Darm- und Brustkrebspatienten erzielte man ähnlich gute Ergebnisse. Laut japanischer Studien führt die zusätzliche, intravenöse Injektionstherapie mit Lentinan zu einer Verlängerung der Lebenszeit und zu einem bis zu 50 %igen Rückgang von Lungen-, Gebärmutterhals-, Magen- und Darmtumoren.

Heilpilze können in jeder Krankheitsphase des Tumors eingesetzt werden. Hochdosiert vermindern sie die Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder Bestrahlung. Auch den Rückgang von bestimmten Blutzellen, den Leukozyten, stoppen sie. Außerdem können sie bei Fatigue eine Hilfe sein.

Die bei Krebserkrankungen am häufigsten eingesetzten Heilpilze sind:

Agaricus, Maitake, Reishi und Shiitake. Sie werden je nach Tumorart, schulmedizinischer Behandlung und aktuellen Beschwerden ausgewählt. Mehr zur Wirkungsweise lesen Sie im zweiten Teil.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten

Prof. Lelley (s. Buchtipp am Ende) beschreibt die Heilwirkung der Pilze – abgesehen von verschiedenen Krebserkrankungen – für folgende Krankheiten:

Außerdem schildert er in seinem Buch wie Maitake bei der Chemotherapie hilft.

Fazit: Heilpilze können in der natürlichen Krebsbehandlung im Rahmen eines biologischen Gesamtkonzeptes eingesetzt werden (in enger Absprache mit Ihrem behandelnden Therapeuten!). Heilende Wirkung wird ihnen aber auch bei vielen anderen Erkrankungen zugesprochen. Hier sind weitere Studien wünschenswert.

Sinnvoll ist es, einen Therapeuten zu finden, der in der Anwendung von Heilpilzen Erfahrung besitzt. Unerlässlich außerdem, Ihren behandelnden Arzt oder Heilpraktiker über die zusätzliche Behandlung mit Heilpilzen zu informieren und nicht auf eigene Faust zu handeln.

Sind Extrakte (Auszüge) oder Pilzpulver besser geeignet?

Hier gehen die Meinungen auseinander. Der Vorteil von Extrakten ist, dass die eigentlich wirksamen Substanzen (die Polysaccharide oder ß-Glukane) rund 20-fach konzentriert sind, und dass fast alle ernst zu nehmenden Studien mit Pilzextrakten durchgeführt wurden. In getrocknetem Pilzpulver aus dem ganzen Fruchtkörper ist der Anteil der Wirksubstanzen dagegen nicht in konzentrierter Form, sondern in deren natürlichen Höhe vorhanden. Dafür ist aber das gesamte Spektrum an bioaktiven Substanzen enthalten.

Wiederum ist im Pilzpulver das sogenannte Chitingerüst der Pilze zu finden. Dies kann evtl. zu Verdauungsproblemen und einer schlechteren Aufnahme der wirksamen Inhaltsstoffe führen.

Am besten beginnt man mit dem Extrakt und kombiniert es evtl. mit getrocknetem Pilzpulver, um die positiven Eigenschaften beider Rohstoffqualitäten zu nutzen. Einen Vorteil bietet außerdem die gleichzeitige Zufuhr von natürlichem Vitamin C (viel Vitamin C enthalten Sanddorn, Hagebutten, Acerolakirsche). Dies soll die Aufnahme der pilzspezifischen Inhaltsstoffe verbessern und das Immunsystem zusätzlich unterstützen.

Vorteilhaft gegenüber einer isolierten Einzelgabe scheint die Kombination von verschiedenen Heilpilzen zu sein. Bedenklich ist unter anderem die Schadstoffbelastung. Hier sollte man beim Kauf nachfragen, ob die Produkte rückstandskontrolliert sind.

Zubereitung von Heilpilzen für eine Selbstbehandlung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pilze für eine Selbstbehandlung vorzubereiten: die Herstellung eines Pilzpulvers, eines wässrigen oder alkoholischen Pilzextraktes (Tinktur) oder eines Tees. Über die postulierte Wirkung der wichtigsten Heilpilze lesen Sie mehr im 2. Teil (ab 24. Oktober).

Ganz einfach ist es, die Pilze zu trocknen: Dafür nimmt man saubere, gesunde Fruchtkörper, schneidet sie in messerrückendünne (2 -3 mm) Scheiben, legt sie auf sauberes Pergamentpapier und trocknet sie an der frischen Luft. Dafür muss man sie mehrmals wenden. Um sich letzteren Zeitaufwand zu sparen, kann man die Pilzscheiben auf einen Bindfaden oder auf dünnen, nicht rostenden Draht (kein Kupfer!) aufziehen und an einem schattigen, luftigen Platz aufhängen. Auch auf ein Sieb kann man die Pilzscheiben ausbreiten.

Außerdem kann man einen Tee aus den Pilzen kochen: Dafür die den Tagesbedarf deckende vorgeschriebene Pilzmenge in ein entsprechendes Porzellangefäß geben. Pro Tasse benötigt man einen gehäuften Teelöffel Pilzpulver oder einen Esslöffel geraspelte Pilze. Diese mit kochendem Wasser übergießen. Das Gefäß zudecken und an einem heißen Ort 14 Minuten stehenlassen. Anschließend die Flüssigkeit durch ein Sieb abgießen und genießen.

Man kann den Tee mit wenig Honig, Zucker oder Stevia süßen und mit Ingwer verfeinern.

Diesen Pilztee trinkt man im Allgemeinen morgens und abends.

Von ihrer Wirkung als Heilpilze abgesehen, ist es nicht verkehrt, die essbaren unter den Vitalpilzen in einer leckeren Mahlzeit zu genießen. Dies schützt präventiv vor Krankheiten und unterstützt die Erhaltung der körperlichen Vitalität. Champignons, Austernpilze, Shiitake, das Judasohr und Maitake sind als Speisepilze zugelassen, die anderen erhält man als Extrakte, Salben etc. z. B. über das Internet.

Am besten nutzt man die Lieferanten der Vitalpilzgesellschaft, die unten als Quelle angegeben ist.

Im zweiten Teil werden die wichtigsten Heilpilze detailliert vorgestellt

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