Ablauf
Ziel der logotherapeutischen Arbeit ist die Begleitung des Klienten bei der Sinnfindung. Er wird angeleitet, in seiner konkreten Lebenssituation die Aufgabe wahrzunehmen, die das Leben ihm jetzt stellt. Mit dem Therapeuten findet er heraus, welche Möglichkeiten der Werteverwirklichung diese Situation bieten.
Die Dauer einer logotherapeutischen Sitzung beträgt zwischen 45 und 60 Minuten. Häufigkeit und Dauer der Therapie richten sich nach der konkreten Situation. Erfahrungsgemäß ist Logotherapie eine Kurzzeittherapie.
Wie wirkt die Logotherapie?
Das Bewusstsein sinnvollen Tuns fördert Lebensfreude und Gesundheit. Somit leistet die Logotherapie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsentstehung („Salutogenese“) und unterstützt bei einer aktiven und lebensbejahenden Bewältigung von Krisen.
Drei spezifische Methoden kennzeichnen die Logotherapie:
- die Dereflexion (gegen krankhaftes Kreisen um sich selbst),
- die Paradoxe Intention ( gegen Ängste und Zwänge) und
- die Einstellungsmodulation ( gegen krankmachende Denk- und Verhaltensmuster).
Diese Methoden bauen auf die spezifisch menschliche Fähigkeit zur Selbst-Transzendenz, d.h. die Hingabe an eine Idee oder eine andere Person und zur Selbstdistanzierung. Das ist der Wille, „sich von sich selbst“ nicht alles gefallen zu lassen.
Viktor Frankl erweiterte die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie um die geistige Dimension des Menschen, die durch Freiheit, Verantwortlichkeit, Liebe und Glauben gekennzeichnet ist. Diese zutiefst menschlichen Fähigkeiten sind Grundlage für Werteverwirklichung und Sinnsuche. Das psychiatrische Credo Viktor Frankls, dass die geistige Dimension des Menschen auch bei schwersten psychischen Erkrankungen nicht erkranken kann, ist die Grundlage für die Therapie bei Behinderungen, Leistungsschwächen, Krisen, Konflikten und psychischen Problemen. Der Blick wird auf das gesund Gebliebene („gesunde Anteile“), auf individuelle Stärken, auf die verborgenen Ressourcen gerichtet, um Entlastung zu schaffen bzw. Linderung und Heilung zu fördern.
Der Gesundungsprozess kann angestoßen werden durch den Gedanken, dass auf jeden Menschen eine wichtige und wertvolle Aufgabe wartet, die nur er in seiner Einmaligkeit und Einzigartigkeit erfüllen kann.
Der Logotherapeut spürt mit dem Patienten Freiräume auf und ermutigt ihn, Barrieren wegzuräumen. Viktor Frankl spricht von der „Trotzmacht des Geistes“. Sie befähigt ihn, immer auch anders zu handeln als bisher.
Der bedeutsamste Beitrag der Logotherapie zur Heilkunst ist die „Ärztliche Seelsorge“. Im gleichnamigen Buch entwickelt Frankl die Verständnisgrundlage für schweres, existentielles Leid. Er führt aus, dass Leid unabänderlich zum Leben gehört. Wenn also äußerlich nichts mehr verändert werden kann, bleibt dem Menschen dennoch die Möglichkeit, seine innere Einstellung zu ändern.
Frankl sieht es als höchste menschliche Leistung an, dem Leiden einen Sinn abzuringen. Eine Grundthese der Logotherapie lautet: Es kommt nicht darauf an, was wir vom Leben erwarten, sondern was das Leben von uns erwartet.
Wenn es einem Menschen gelingt, Leid als Teil seines einmaligen und einzigartigen Schicksals zu begreifen, dessen Gestaltung sein eigentlicher Lebenssinn ist, so wird es tragbar. Dann wird er versuchen, sein Schicksal nach Kräften zu gestalten, verbliebene Möglichkeiten aufzuspüren und sich über seine ohnmächtige Opferrolle zu erheben. So kann er zu Reife und innerem Reichtum gelangen.
Ergänzende Maßnahmen
Alle Methoden, die sich mit dem Menschenbild der Logotherapie und Existenzanalyse vereinbaren lassen, unterstützen diese Therapie.
Als ergänzende Maßnahmen bieten sich Therapien an, die Achtsamkeit sowie die Entspannung fördern. Zu nennen wären hier: Meditation, autogenes Training, systemische Analyse, körperorientierte Therapien wie Atemtherapie und Feldenkrais, Musik- und Kunsttherapie, Bibliotherapie, katathymes Bilderleben und andere imaginative Techniken, progressive Muskelrelaxation, Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK) und eine Verhaltenstherapie. Ein Kuraufenthalt in einer köperlichen oder seelischen Stresssituation ist ebenfalls stabilisierend. In akuten Situationen kann eine vorübergehende medikamentöse Unterstützung notwendig sein.