Wirkung: Wozu braucht der Körper Glucosamin?
Glucosamin ist ein Baustein für das Bindegewebe
N-Acetylglucosamin ist ein natürlicher Bestandteil des Knorpels und der "Gelenkschmiere" und ist einer der beliebtesten Supplemente bei Gelenkabnutzung und Rückenschmerzen (Arthrose, Arthritis). Es soll den Körper besser mit den Bausteinen für Gelenkknorpel, Gelenkschmiere und Bindegewebe versorgen. Damit möchte man die Abbauprozesse bremsen und die Reparaturprozesse am Gewebe ankurbeln. Seit den 90er Jahren letzten Jahrhunderts forscht man an dieser Thematik. Heute zählen neben Glucosamin, Chondroitin und Hyaluronsäure zu den viel getesteten Knorpel-regenerierenden Mitteln. Man fasst sie unter dem Begriff „Symptomatic slow-acting drugs for Osteoarthritis“ (SYSADOA) zusammen. Aber das Thema Knorpelregeneration bleibt ein ungelöstes Problem in der Medizin.
Wie gut hilft Glucosamin in Wirklichkeit?
Ein Problem der Bewertung ist die Erfassung der Resultate. Die Regenerationsleistung des Knorpels ist so gering, dass man keine Dickezunahme messen kann. So lassen sich die Erfolge kaum an einer „objektiven“ Zunahme der Knorpeldicke quantifizieren. Man greift daher zu Fragebögen zur subjektiven Bewertung von Bewegungseinschränkung und Schmerz. Daneben sind die Studiendurchführungen, Dauer, Kontrollen und Präparate höchst unterschiedlich und kaum zu vergleichen. Dennoch haben Fachleute versucht, daraus nützliche Folgerungen zu ziehen:
- Möglicherweise wirkt das kristalline Glucosaminsulfat besser als andere Präparate. Immerhin gab es damit 20 erfolgreiche Studien. Auch die Kombination Chondroitin/Glucosamin zeigte öfter eine signifikante Wirksamkeit.
- Was zählt ist die Dauer. Es geht bei der Anwendung nicht um Wochen sondern um Jahre.
- Bei allen leichten Zuständen scheint eine Therapie über Glucosamin besser anzuschlagen als bei schweren Abnutzungen.
- Wenn auch die Knorpelsubstanz nicht zunimmt, könnte Glucosamin dennoch das Fortschreiten des Arthrose-Prozesses verlangsamen. Eine vorbeugende Gabe hat keine nachweisbare Wirkung. Laborversuche lassen eine „abbaumindernde“, aber keine „aufbauende“ Aktivität von Glucosamin vermuten.
Insgesamt zeichnet sich die Tendenz ab, dass Glucosamin unter bestimmten Bedingungen eine Wirkung haben könnte. Dennoch wären weitere hochwertige Studien zum Thema wünschenswert. Die Fachgesellschaften empfehlen Glucosamin, wegen des fraglichen Nutzens, nicht gegen Arthrose. Genauer geklärt werden sollten auch die Risiken, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen (Diabetes, gestörte Glukosetoleranz und Herz-Kreislauferkrankungen).
Warum ist die Knorpelernährung so schwierig?
Der Knorpel wird nur einmal im Leben gebildet und für eine Dauer von 30-40 Jahren ausgelegt. Er besteht im Wesentlichen aus totem Material, in das vereinzelte Knorpelzellen eingesprengt sind. Sie sind mit einem dicken Mantel aus Glykosaminoglykanen umgeben. Diese komplexen Zuckerstrukturen tragen viele geladene Gruppen. Diese Ladung sorgt dafür, dass Wasser praktisch angezogen und festgehalten wird, wie in einem Schwamm. Ein gesunder Knorpel ist feucht und gibt nach. Bei körperlicher Bewegung wiederholen sich unzählige kleine Kompressionen, die nach und nach die Nährstoffe aus der Gelenkschmiere ins Gewebe saugen. So bleiben die Knorpelzellen in einem guten Ernährungszustand und können auch etwas abgenutztes Material ergänzen. Im Allgemeinen ist ihr Stoffwechsel aber sehr langsam, zu langsam, um ein ganzes Leben lang abgenutztes Gewebe zu ergänzen.
Was passiert im Alter?
Bei Arthrose gehen die Glykosaminoglykane nach und nach im Knorpel verloren, das ist ein unvermeidlicher Alterungsprozess. In der Folge trocknet der Knorpel aus und verliert seine Elastizität. So nimmt er schlechter Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Gelenkschmiere auf und alle Abbauprozesse beschleunigen sich. Durch eine bessere Glucosamin-Versorgung möchte man diesem Prozess gegensteuern. Zumindest wäre das ein rationaler Ansatz und auch im Labor klappt das Prinzip: Der Tierversuch zeigt, dass Glucosamin
1. die Abnutzung des Knorpels bremst,
2. die Entzündung im Gelenk lindert und die Produktion von entzündlichen Botenstoffen herabsenkt,
3. den Knochenabbau verlangsamt.
Es bleiben aber unzählige Probleme ungelöst. Zum Beispiel wird Glucosamin im gesamten Körper verstoffwechselt und es kommt nur ein Bruchteil vom geschluckten Glucosamin am Knorpel an. Selbst wenn Glucosamin den Gelenkspalt erreicht hat, dringt es nur schlecht in den Knorpel ein, und träge Knorpelzellen lassen vieles ungenutzt. Darum zählt hier nicht die Theorie, sondern praktische Studien sind gefragt:
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Glucosamin aus Erfahrung helfen kann
Praktische Anwendung: Produkte
Glucosamin kommt grundsätzlich als Glucosaminhydrochlorid und Glucosaminsulfat zum Einsatz. In den klinischen Studien hat aber kristallines Glucosaminsulfat die besseren pharmakologischen Eigenschaften. Entsprechende Präparate sind als Arzneimittel deklariert. Daneben sind viele Mischpräparate am Markt. Glucosamin wird häufig mit Chondroitinsulfat kombiniert, da beide Stoffe im Bindegewebe vorkommen. Auch Kombinationen aus Glucosamin mit Vitaminen und Spurenelementen werden hergestellt. Sie laufen unter der Bezeichnung "Nahrungsergänzungsmittel".
Bei experimentellen Studien erhielten die Patienten 3 mal täglich ca. 0,5 g oder eine Tagesdosis von 1,25–1,5 g Glucosamin. Damit Glucosamin wirken kann, muss es länger eingenommen werden. Bei Schmerzen dauert es mindestens 3 bis 6 Monate. Um knorpelige Gelenkstrukturen heilen zu lassen, wird eine Anwendungsdauer von 2 Jahren vorgeschlagen.
Wirkstoffe
Glucosamin (2-Amino-2-desoxy-D-glucose) ist ein wichtiger Vertreter der Aminozucker. Aminozucker sind Zuckerderivate, die am Zuckerring noch eine Aminogruppe tragen.