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Glucosamin

In Schalen von Krebstieren ist Glucosamin enthalten.
© Wikipedia

Glucosamin - der Knorpelbaustein

Glucosamin ist ein wichtiger Baustein im Körper, der in Knorpel, Gelenken und Bindegewebe vorkommt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Was ist Glucosamin?

Der Naturstoff Glucosamin wird aus den Schalen von Krebstieren aus der Fischerei hergestellt. Aber nicht nur bei Tieren auch im menschlichen Körper ist Glucosamin ein wichtiger Baustein. Er festigt das Bindegewebe, ganz besonders die Knorpel. Folglich ist Arthrose das typische Anwendungsgebiet von Glucosamin. Viele klinische Studien widmen sich dem Thema, die Ergebnisse sind leider nicht ganz schlüssig. So bleibt es bei einem „vielleicht“. Glucosamin könnte leichte Zustände von Arthrose bessern. Aber bei der Knorpelregeneration handelt es sich generell um ein schwieriges Thema, denn der Stoffwechsel im Knorpel ist recht träge, weswegen die Chancen auf eine Heilung schlecht sind. Dennoch: Glucosamin ist sehr beliebt und im Allgemeinen gut verträglich. Das Bundesinstitut für Risikoabschätzung warnt aber bei Personen mit Diabetes und Herzkreislauferkrankungen zur Vorsicht.

Wie gut hilft Glucosamin?

Hildegard von Bingen empfahl bei Gelenkbeschwerden noch „Suppe von Knochen und Knorpel“. Heute hat man alles bis ins kleinste analysiert und legt dem schmerzgeplagten Patienten Glucosamin und Chondroitinsulfat ans Herz. Etwa 500 klinische Studien liefern sich eine Schlacht über das Für und Wider von Glucosamin. Nicht immer wurden sie gut durchgeführt, selten sind die Bedingungen vergleichbar. Mal wird eine Wirkung beschrieben, mal fällt das Präparat durch. Jetzt ist die Zeit der Übersichtsarbeiten gekommen. Sie versuchen die Widersprüche zu verstehen und Schlüsse zu ziehen. Glucosamin könnte unter gewissen Bedingungen durchaus eine Wirkung auf Arthrose haben, der Effekt bleibt aber klein. Dennoch ist Glucosamin bei den Patienten sehr beliebt, da es an Alternativen mangelt. Zwar kann man bei entzündlicher Arthrose (Arthritis) die Entzündung bekämpfen, es gibt aber keine Mittel gegen die Knorpelabnutzung. Darum greift man eigentlich auch aus Verlegenheit zu Glucosamin, das sich zumindest theoretisch als Lösung anbietet.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • keine
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Gelenkerkrankungen mit entzündlichen Beschwerden (Arthritis)
  • Knochen- und Gelenkabnützung (Arthrose), Knie- und Hüftgelenksarthrose
  • Rücken-, Nackenschmerzen durch Knorpelabnutzung

Wirkung: Wozu braucht der Körper Glucosamin?

Glucosamin ist ein Baustein für das Bindegewebe

N-Acetylglucosamin ist ein natürlicher Bestandteil des Knorpels und der "Gelenkschmiere" und ist einer der beliebtesten Supplemente bei Gelenkabnutzung und Rückenschmerzen (Arthrose, Arthritis). Es soll den Körper besser mit den Bausteinen für Gelenkknorpel, Gelenkschmiere und Bindegewebe versorgen. Damit möchte man die Abbauprozesse bremsen und die Reparaturprozesse am Gewebe ankurbeln. Seit den 90er Jahren letzten Jahrhunderts forscht man an dieser Thematik. Heute zählen neben Glucosamin, Chondroitin und Hyaluronsäure zu den viel getesteten Knorpel-regenerierenden Mitteln. Man fasst sie unter dem Begriff „Symptomatic slow-acting drugs for Osteoarthritis“ (SYSADOA) zusammen. Aber das Thema Knorpelregeneration bleibt ein ungelöstes Problem in der Medizin.

Wie gut hilft Glucosamin in Wirklichkeit?

Ein Problem der Bewertung ist die Erfassung der Resultate. Die Regenerationsleistung des Knorpels ist so gering, dass man keine Dickezunahme messen kann. So lassen sich die Erfolge kaum an einer „objektiven“ Zunahme der Knorpeldicke quantifizieren. Man greift daher zu Fragebögen zur subjektiven Bewertung von Bewegungseinschränkung und Schmerz. Daneben sind die Studiendurchführungen, Dauer, Kontrollen und Präparate höchst unterschiedlich und kaum zu vergleichen. Dennoch haben Fachleute versucht, daraus nützliche Folgerungen zu ziehen:

  • Möglicherweise wirkt das kristalline Glucosaminsulfat besser als andere Präparate. Immerhin gab es damit 20 erfolgreiche Studien. Auch die Kombination Chondroitin/Glucosamin zeigte öfter eine signifikante Wirksamkeit.
  • Was zählt ist die Dauer. Es geht bei der Anwendung nicht um Wochen sondern um Jahre.
  • Bei allen leichten Zuständen scheint eine Therapie über Glucosamin besser anzuschlagen als bei schweren Abnutzungen.
  • Wenn auch die Knorpelsubstanz nicht zunimmt, könnte Glucosamin dennoch das Fortschreiten des Arthrose-Prozesses verlangsamen. Eine vorbeugende Gabe hat keine nachweisbare Wirkung. Laborversuche lassen eine „abbaumindernde“, aber keine „aufbauende“ Aktivität von Glucosamin vermuten.

Insgesamt zeichnet sich die Tendenz ab, dass Glucosamin unter bestimmten Bedingungen eine Wirkung haben könnte. Dennoch wären weitere hochwertige Studien zum Thema wünschenswert. Die Fachgesellschaften empfehlen Glucosamin, wegen des fraglichen Nutzens, nicht gegen Arthrose. Genauer geklärt werden sollten auch die Risiken, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen (Diabetes, gestörte Glukosetoleranz und Herz-Kreislauferkrankungen).

Warum ist die Knorpelernährung so schwierig?

Der Knorpel wird nur einmal im Leben gebildet und für eine Dauer von 30-40 Jahren ausgelegt. Er besteht im Wesentlichen aus totem Material, in das vereinzelte Knorpelzellen eingesprengt sind. Sie sind mit einem dicken Mantel aus Glykosaminoglykanen umgeben. Diese komplexen Zuckerstrukturen tragen viele geladene Gruppen. Diese Ladung sorgt dafür, dass Wasser praktisch angezogen und festgehalten wird, wie in einem Schwamm. Ein gesunder Knorpel ist feucht und gibt nach. Bei körperlicher Bewegung wiederholen sich unzählige kleine Kompressionen, die nach und nach die Nährstoffe aus der Gelenkschmiere ins Gewebe saugen. So bleiben die Knorpelzellen in einem guten Ernährungszustand und können auch etwas abgenutztes Material ergänzen. Im Allgemeinen ist ihr Stoffwechsel aber sehr langsam, zu langsam, um ein ganzes Leben lang abgenutztes Gewebe zu ergänzen.

Was passiert im Alter?

Bei Arthrose gehen die Glykosaminoglykane nach und nach im Knorpel verloren, das ist ein unvermeidlicher Alterungsprozess. In der Folge trocknet der Knorpel aus und verliert seine Elastizität. So nimmt er schlechter Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Gelenkschmiere auf und alle Abbauprozesse beschleunigen sich. Durch eine bessere Glucosamin-Versorgung möchte man diesem Prozess gegensteuern. Zumindest wäre das ein rationaler Ansatz und auch im Labor klappt das Prinzip: Der Tierversuch zeigt, dass Glucosamin

1. die Abnutzung des Knorpels bremst,

2. die Entzündung im Gelenk lindert und die Produktion von entzündlichen Botenstoffen herabsenkt,

3. den Knochenabbau verlangsamt.

Es bleiben aber unzählige Probleme ungelöst. Zum Beispiel wird Glucosamin im gesamten Körper verstoffwechselt und es kommt nur ein Bruchteil vom geschluckten Glucosamin am Knorpel an. Selbst wenn Glucosamin den Gelenkspalt erreicht hat, dringt es nur schlecht in den Knorpel ein, und träge Knorpelzellen lassen vieles ungenutzt. Darum zählt hier nicht die Theorie, sondern praktische Studien sind gefragt:

Praktische Anwendung: Produkte

Glucosamin kommt grundsätzlich als Glucosaminhydrochlorid und Glucosaminsulfat zum Einsatz. In den klinischen Studien hat aber kristallines Glucosaminsulfat die besseren pharmakologischen Eigenschaften. Entsprechende Präparate sind als Arzneimittel deklariert. Daneben sind viele Mischpräparate am Markt. Glucosamin wird häufig mit Chondroitinsulfat kombiniert, da beide Stoffe im Bindegewebe vorkommen. Auch Kombinationen aus Glucosamin mit Vitaminen und Spurenelementen werden hergestellt. Sie laufen unter der Bezeichnung "Nahrungsergänzungsmittel".

Bei experimentellen Studien erhielten die Patienten 3 mal täglich ca. 0,5 g oder eine Tagesdosis von 1,25–1,5 g Glucosamin. Damit Glucosamin wirken kann, muss es länger eingenommen werden. Bei Schmerzen dauert es mindestens 3 bis 6 Monate. Um knorpelige Gelenkstrukturen heilen zu lassen, wird eine Anwendungsdauer von 2 Jahren vorgeschlagen.

Wirkstoffe

Glucosamin (2-Amino-2-desoxy-D-glucose) ist ein wichtiger Vertreter der Aminozucker. Aminozucker sind Zuckerderivate, die am Zuckerring noch eine Aminogruppe tragen.

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