Heilwirkung von Johanniskraut
Johanniskrautextrakt wirkt
- gegen Bakterien (durch den Inhaltsstoff Hyperforin)
- gegen Viren (durch den Inhaltsstoff Hypericin)
- gegen Entzündungen (durch die Flavonoide)
- gegen Depressionen
Wie ist der Wirkungsmechanismus im Menschen bei Depressionen?
Johanniskraut hemmt die Wiederaufnahme von Botenstoffen (so genannte Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, GABA und L-Glutamat) aus den Umschaltstellen zwischen zwei Nervenenden (synaptischer Spalt). Die klassischen Medikamente gegen Depressionen (die Trizyklika und die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, SSRI) haben einen ähnlichen Wirkungsmechanismus. In klinischen Studien mit wäßrig-alkoholischen Johanniskraut-Extrakten konnten beruhigende, antidepressive und angsthemmende Wirkungen festgestellt werden. Der entscheidende Wirkstoff ist vermutlich das Hyperforin.
Die vollständige Wirkung tritt erst nach zwei bis drei Wochen ein.
Wie gut ist die Wirkung bei Depression? Im Überblick die Ergebnisse
Da Johanniskraut-Extrakte seit langer Zeit in der Volksmedizin gegen depressive Störungen angewendet wird, prüften Ärzte und Wissenschaftler folgende Fragen:
- Sind Johanniskrautextrakte wirksamer als Scheinpräparate (Placebo) bei der Behandlung von Depressionen bei Erwachsenen?
- Sind sie genauso wirksam wie Standard-Medikamente gegen Depressionen?
- Haben sie weniger Nebenwirkungen als Standard-Medikamente gegen Depressionen?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden 37 klinische Studien ausgewertet:
Johanniskraut zeigte in mehreren Studien eine positive Wirkung gegen depressive Störungen. Bei schwerwiegenden Depressionen konnte jedoch keine positive Wirkung gegenüber Placebo (Scheinpräparat) festgestellt werden.Johanniskraut zeigte eine ähnliche Wirkung wie Standard-Antidepressiva. Die Patienten, die Johanniskraut-Extrakte erhielten, schieden aus den Studien aufgrund von unerwünschten Begleiterscheinungen weniger häufig aus als Patienten, die ältere Standard-Medikamente einnahmen.
Bei einer Auswertung mehrerer klinischer Studien an insgesamt 544 Patienten, die an leichten bis mittelschweren Depressionen litten, konnten zwei Symptomenkomplexe für die Beschreibung des Wirkprofils von Johanniskraut-Extrakt zusammengefasst werden: Der erste Komplex beinhaltete die Leitsymptome der Depressivität, der zweite Komplex die Ängstlichkeit durch Depressionen und Schlafstörungen. Für beide Symptomkomplexe wurde eine deutliche Verminderung durch Johanniskraut-Extrakt und eine Verbesserung im Vergleich zum Scheinpräparat nachgewiesen.
In den USA empfehlen Wissenschaftler die Einnahme von Johanniskraut nur bei leichten Depressionen. Bei mittleren bis schwerwiegenden Depressionen sollte Johanniskraut aufgrund der uneinheitlichen Datenlage und der fraglichen Qualität der freiverkäuflichen Produkte jedoch nicht die erste oder zweite Wahl sein.
Vor kurzem wurde eine Studie veröffentlicht, die an 135 Patienten mit schwerwiegenden depressiven Störungen durchgeführt wurde. Diese erhielten für 12 Wochen täglich entweder 900 mg standardisiertes Johanniskraut-Extrakt, 20 mg Fluoxetin (ein Antidepressivum, Serotoninwiederaufnahme-Hemmer) oder ein Scheinpräparat (Placebo). Johanniskraut-Extrakt erwies sich wirksamer als Fluoxetin und war auch dem Placebo leicht überlegen.