Botanik: Aussehen und Herkunft
Der Weißdorn (Crataegus monogyna und Crataegus laevigata ) wird der Familie der Rosengewächse (Rosaceae ) zugeordnet und kommt in Mitteleuropa verbreitet vor. Er wächst typischerweise als Busch oder kleiner Baum mit dornigen Ästen. Deswegen wurde der Strauch früher gerne zur Abgrenzung als Hecke gepflanzt. Zur Blütezeit bilden sich tausende kleiner weißer Blüten, deren seltsam unangenehmer Geruch zahlreiche Insekten anlockt. Im Mittelalter brachte man, vermutlich wegen dieses Geruchs, den Weißdorn mit Unglück, Pest und Tod in Verbindung. Die reifen Früchte sind meist rot und enthalten bis zu fünf Kerne.
© wikimedia - Jacob Sturm (1796)
Der Zweigrifflige Weißdorn (C. laevigata = C. oxyacantha ) kommt aus Europa, den Eingriffligen Weißdorn (C. monogyna ) findet man in Europa und Asien. Medizinisch verwendet werden insbesondere der Eingriffelige und Zweigriffelige Weißdorn. Viele Weißdornarten kreuzen sich sehr leicht, was die genaue Bestimmung erschwert. Für die Verarbeitung verwendet man alle Arten der Gattung Crataegus . Sowohl die getrockneten Blätter als auch die Blüten sind für die medizinische Anwendung gebräuchlich (Crataegi folium cum flore). Die Bestandteile können gemischt oder getrennt verwendet werden.
Gewinnung
In der modernen Phytotherapie werden definierte und standardisierte Spezialextrakte eingesetzt. Die Pflanzenteile werden wässrig oder wässrig-alkoholisch extrahiert. Um eine verlässliche Wirkung zu garantieren, wird der Extrakt für die Anwendung auf einen definierten Gehalt von oligomeren Procyanidinen eingestellt.
Herzstärkende Wirkung
Die Wirkung von Weißdorn ist in zahlreichen kontrollierten klinischen Studien an Tier und Mensch sehr gut belegt. Herzstärkende Weißdornprodukte werden bei Herzschwäche (NYHA-Stadium I und II) und verlangsamter Herztätigkeit eingesetzt. Eine große Studie mit 940 niedergelassenen Ärzten zeigte: Bei 3664 Patienten mit Herzinsuffizienz war unter der Einnahme von Weißdorn (durchschnittlich 900 mg Extrakt pro Tag) die Häufigkeit typischer Herzbeschwerden im Mittel um etwa 66 % gesunken.
Pharmakologisch schreibt man die Wirksamkeit den oligomeren Procyanidinen und Flavonoid en zu.
Steigerung der Herzleistung
In zahlreichen kontrollierten Studien konnte die Steigerung der Herzleistung, der Kontraktionskraft und des Schlagvolumens nachgewiesen werden. Neben einer Verbesserung von Rhythmusstörungen wurde auch ein positiver Effekt auf die Herzdurchblutung dokumentiert. Der Extrakt erweitert die Koronargefäße; dadurch verbessert sich die Myokard durchblutung und die Sauerstoffversorgung der Herzmuskelzellen.
Vermindertes Herzinfarktrisiko
Auch die Widerstandskraft des Herzmuskels gegen eine Minderdurchblutung (Herzinfarkt) ist durch Weißdorn höher, denn er fängt die entstehenden freien Radikale ab, d.h. er wirkt insbesondere durch die phenolischen Inhaltsstoffe antioxidativ .
Körperliche Belastbarkeit
Nach Angaben der Patienten steigerte Weißdorn die Lebensqualität und reduzierte die empfundenen Beschwerden. Das machte die Patienten körperlich wesentlich belastbarer.
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Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Weißdorn
Auch bei der höchsten Dosierung (1,8 Gramm) konnten in den durchgeführten Studien keine unerwünschten Nebenwirkungen entdeckt werden. Eine Beeinflussung des Reaktionsvermögens durch Crataegus-Präparate ist bislang nicht bekannt. Die Verträglichkeit ist sehr gut und Überempfindlichkeiten wurden nicht registriert.
Berichte über die Anwendung von Crataegus-Präparaten während der Schwangerschaft liegen nicht vor. Im Tierversuch konnten keine Schädigungen festgestellt werden.
Bei Herz-Kreislauferkrankungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, der eine sichere und verlässliche Diagnose stellen kann. Falls sich schon bestehende Symptome verschlechtern oder nach sechs Wochen unverändert fortbestehen, ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen. Dies gilt auch für Ansammlung von Wasser in den Beinen, bei Schmerzen sowie Atemnot.
Wechselwirkungen
Es sind derzeit keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Therapien bekannt.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Welche Weißdorn-Präparate gibt es?
Fertigarzneimittel aus Weißdorn gibt es vor allem als Tabletten, seltener als Tinktur en oder Frischpflanzenpresssaft. Produkte gibt es nur zur inneren Anwendung – diese sollte über mindestens sechs Wochen erfolgen.
Dosierung von Weißdorn
Die Kommission E empfiehlt eine Tagesdosis von 160–900 mg Weißdornextrakt. Das Präparat soll standardisiert sein (mit ca. 33 mg/mg Trockenextrakt Gesamtflavonoidne und 176 mg/mg Trockenextrakt oligomeren Procyanidinen).
Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird eine höhere Tagesdosis von 600–900 mg als angemessen erachtet.
Hausmittel: Weißdorn-Tee
Für den Aufguss wird ein knapper Teelöffel voll (ca. 1,5 g) getrockneter Weißdornblätter mit Blüten mit ca. einer Tasse siedendem Wasser (ca. 150 ml) übergossen. Der Tee soll etwa 10 bis 15 Minuten ziehen. 3 bis 4 Mal täglich eine Tasse trinken.
Die Wirkung des Tees ist allerdings relativ schwach und nicht annähernd mit der eines standardisierten hochdosierten Trockenextrakts zu vergleichen.
Beim Kauf in der Apotheke ist sichergestellt, dass der Tee Arzneibuchqualität hat und die nötigen Wirkstoffe enthält.
Selber sammeln hat aber natürlich seinen ganz eigenen Reiz. Hier kannst du dir zwar nie sicher sein, wie viel Wirkstoff du in deinem Hausmittel drin hast, aber das selbst aktiv werden (also sich selbst um seine Gesundheit kümmern), hat schon eine hohe Selbstwirksamkeit und kann allein schon zur Gesundung beitragen.
Du kannst den Tee oder auch den Weißdorngeist auf jeden Fall als Wellness für dein Herz betrachten und als Prophylaxe gegen altersbedingte Herzbeschwerden.
Rezept für Weißdorngeist
Für ca. einen Liter Weißdorngeist wird benötigt:
4 Handvoll Weißdornblüten und -blätter (beste Sammelzeit Mai bis Anfang Juni) 1 Liter Korn 1-Liter Weißglas mit Deckel oder weithalsige Flasche mit Schraubverschluss 40 Gramm Zucker 70 ml Wasser Nach dem Sammeln zunächst auf ein Geschirrtuch legen, damit die Insekten rauskrabbeln können. Danach Blätter klein schneiden und samt Blüten in das Gefäß füllen und mit Korn auffüllen. 2 Wochen an hellem Fensterplatz ohne direkte Sonne ausziehen lassen und alle zwei Tage schütteln. Anschließend abseihen.
Nächster Schritt:
Zucker im Wasser aufkochen, abkühlen lassen und zum Weißdornauszug dazugeben. Gut schütteln. Anschließend das Ganze gut verschlossen vier bis 6 Wochen reifen lassen.
Dosierungsempfehlung: Einmal täglich 1 Teelöffel einnehmen, am besten als Kur über 3 Monate oder bei Bedarf. Der Weißdorngeist hält sich bis zu 2 Jahre.