Heilpflanzen
Heilmittel aus Pflanzen haben eine lange Tradition und sind die klassischen Mittel bei der Wundbehandlung. Der Katalog der verwendeten Heilpflanzen ist sehr lang. Die traditionell verwendeten Pflanzen zeichnen sich durch desinfizierende, wundreinigende, abschließende, schmerzlindernde, entzündungshemmende, adstringierende, regenerationsfördernde sowie immunstimulierende Eigenschaften aus.
Allgemein förderlich für die Wundheilung sind: Indischer Wassernabel, Kamillenblüten, Purpursonnenhutkraut, Ringelblumenblüten, Johanniskrautöl, Perubalsam, Schachtelhalmkraut. Besonders beliebt – da sehr vielseitig – sind bei der Therapie von offenen Wunden: Kamille, Arnika, Ringelblume, Zaubernuss. Beinwell und Johanniskraut wird ebenfalls von der Kommission E für die Behandlung von Wunden befürwortet. In der Regel werden die Heilpflanzen äußerlich angewendet, immunstimulierende Mittel wie der Sonnenhut oder die Taigawurzel können auch eingenommen werden.
Katalog der Verletzungen
Verstauchungen, Blutergüsse, Prellungen
Erste Maßnahme sind kühlende feuchte Auflagen. Halten Sie die Stelle ruhig, sorgen Sie für eine mäßige (Durchblutung muss noch erhalten bleiben) Kompression der Wunde, z.B. mit elastischen Binden, und lagern Sie die betroffene Stelle hoch. Die Volksheilkunde verwendet hierzu kalten Quark, eiskalte Salzwaschlappen und essigsaure Tonerde. Die kühlenden Umschläge können auch mit entzündungshemmenden, abschwellenden und schmerzlindernden Heilpflanzenprodukten versehen werden:
Besonders ätherische Öle wie Campher, Pfefferminzöl und Teebaumöl sind schmerzlindernd. So eignen sie sich vor allem zur Behandlung von stumpfen Verletzungen wie Verstauchungen, Blutergüssen, Prellungen.
Auch Auflagen aus Arnika sowie Beinwell finden Anwendung. Diese Heilpflanzen sollen aber nur auf intakter Haut und nur für kurze Zeit angewendet werden. Gegen die Schwellung setzt man gelegentlich Präparate aus Rosskastaniensamen ein.
Abschwellend sind außerdem Enzyme aus der Ananas (Bromelain) oder Papaya (Papain) und Kombinationen der beiden bzw. weiterer Enzyme anderen Ursprungs, Ringelblumenblüten, Ackerschachtelhalm und der Indische Wassernabel.
Offene Wunden
Eine ungeschützte offene Wunde kann sich infizieren. Bei der Behandlung steht daher der Infektionsschutz an erster Stelle:
- Blutwurz (schmerzlindernd, keimhemmend)
- Kamille (entzündungshemmend, keimhemmend, immunstimulierend, wundheilungsfördernd),
- Ringelblume (entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, keimhemmend, immunstimulierend)
- Spitzwegerich (keimhemmend, entzündungshemmend)
- Schafgarbe (keimhemmend, entzündungshemmend, wundheilungsfördernd)
- Zaubernuss (wundheilungsfördernd, entzündungshemmend, schmerzlindernd)
Blutende Wunden
Prinzipiell ist es nicht schlecht, wenn Wunden bluten. Dies ist ein natürlicher Reinigungsprozess. Ausdauerndes Bluten jedoch schwächt den Organismus. Seit altersher sind viele Heilpflanzen bekannt, die die Blutung stillen und den Wundverschluss fördern:
- Blutwurz (blutstillend, schmerzlindernd),
- Hirtentäschel (blutstillend, auch innerlich anzuwenden),
- Kamille (abtrocknend),
- Schafgarbe (blutstillend, krampflösend, schmerzlindernd)
- Spitzwegerich (blutstillend, reizlindern)
- Zaubernuss (adstringierend, wundverschließend)
Splitterwunden, verunreinigte Wunden
Wunden, die Holz, Glas, Metalle u.a. Fremdstoffe enthalten, werden zunächst gründlich gereinigt. Man kann dazu Octenisept, Polidocanol, Tees und alkoholische Pflanzenauszüge verwenden (Ackerschachtelhalm, Kamille, Ringelblume, Zaubernuss). Achtung: Die Wunde anschließend gut abtrocknen lassen!
Traditionell legt man frische Tomaten und Zwiebelscheiben auf die Wunde. Das Innere von Pflanzen ist steril und durch die Pflanzensäfte soll die Wunde aufweichen, so dass sich Splitter leichter entfernen lassen. So genannte „Zugpflaster“ sind neben der aufweichenden Funktion auch durchblutungsfördernd und keimhemmend (Knoblauch, Meerrettich, Senfmehl, Zwiebel). Für diesen Zweck werden auch Kernseife zum Aufweichen der Wunde, Ichtholan-Salbe und Ilon-Abszess-Salbe eingesetzt.
Entzündete/Infizierte Wunden
Entzündete Wunden sind gerötet und heiß. Da sich die Entzündung ausbreiten kann, müssen diese Wunden gut versorgt werden und eventuell ärztlich behandelt werden. Vorrang hat die antibiotische Wundversorgung. In schwereren Fällen muss eine innerliche Antibiotika-Therapie erfolgen.
Auf keinen Fall sollte man luftdichte und abschließende Verbände anlegen. Besser geeignet sind kühlende Umschläge. Auch alle Maßnahmen, die zu einem Quellen der Haut führen (Seife, Cremes und Salben auf Fettbasis), sollten unterbleiben, wenn bereits eine Infektion eingetreten ist.
Heilpflanzen mit antibiotischer Wirkung und entzündungshemmender Natur sind:
- Antimikrobiell: gegen die Besiedelung mit Bakterien und Pilzen: Ballonrebenkraut, Gerberakazienextrakt, Johanniskrautöl, Kamillenpräparate, Lapacho-Rinde, Perubalsam, Propolis, Ringelblumenblüten, Salbei, Muskatellersalbei, Hopfen, Schachtelhalmkraut, Teebaumöl, Wassernabelkraut, Zaubernussblätter, Zimtöl
- Immunmodulierend: Purpursonnenhutkraut, Taigawurzel, Brennnesselblätter, Goldrutenkraut, Kamillenblüten, Arnikablüten (keine offenen Wunden), Nachtkerzenöl
- Förderung der Wundheilung (granulationsfördernd): Kamillenblüten, Perubalsam, Ringelblumenblüten, Schachtelhalmkraut
- Entzündungshemmend (antiphlogistisch) sind: Arnikablüten, Ballonrebenkraut, Bittersüßstengel, Brennnesselblätter, Eichenrinde, Johanniskraut, Kamillenblüten, Nachtkerzenöl, Pappelknospen, Propolis, Ringelblumenblüten, Schwarzkümmelöl, Spitzwegerichkraut, australisches Teebaumöl, Walnussblätter, Wassernabelkraut, Weizenkeimöl, Zaubernussblätter, -rinde
Ein altes und sehr beliebtes Heilmittel war früher der Honig. Unbehandelter Honig enthält antibiotisch wirksame Subtanzen und der hohe Zuckergehalt verhindert bakterielles Wachstum. Dazu muss der Honig allerdings unbehandelt sein, insbesondere darf er nicht erhitzt sein. Honig wird heute ebenso wie Zucker nicht mehr empfohlen, da die Verzögerung der Wundheilung durch Reizung des Gewebes den Nutzen überwiegt.
Nässende Wunden
Sie werden in der Regel feucht behandelt – etwa durch Bäder und Umschläge mit Pflanzentinkturen. Dazu nutzt man adstringierend wirkende Heilpflanzen (Eichenrinde, Zaubernuss) sowie die Heilung fördernde (Kamille, Ringelblume). Keinen Puder verwenden und keine fetthaltigen Salben. Das Wundsekret muss aus der Wunde ablaufen oder verdunsten können.
Bei der seltener angebrachten trockenen Therapie legt man Verbände auf, die das Wundsekret aufsaugen.
Ein mit fett imprägnierter Verband (Fettgaze) ist erlaubt – er verhindert das Verkleben von Haut-Wundsekret und Verband. Auf die Wundränder kann man eine Zinkpaste oder fetthaltige Salbe auftragen.
Verbrennungen und Frostbeulen
Man setzt auch hier meist Pflanzenauszüge aus Wasser und Wasser-Alkoholmischungen ein.
Verbrennungen
Verbrennungen sofort mäßig kühlen. Optimal ist 10-12 °C kaltes Wasser für etwa eine Viertelstunde. Der Schmerz und damit die Entzündungsreaktion und der Stress für den Verletzten werden dadurch gelindert. Auf die Hitzeschädigung hat die Kühlung jedoch nur geringe Wirkungen. Nicht zu stark oder zu lange kühlen, da sonst die Durchblutung aussetzt und der Wundschaden vergrößert wird. Blasen öffnen, abgestorbene Haut entfernen. Achten Sie auf sterile Bedingungen!
Größere Verbrennungen, insbesondere bei Kindern, allgemein im Gesicht und am Hals, an Gelenken, Händen und im Anal- und Genitalbereich gehören in ärztliche Hände, u.U. wird auch eine stationäre Therapie notwendig. Verbrennungen haben z.T. erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Organismus!
Verbrennungen 1. Grades (Rötung, Schmerz, Schwellung): Johanniskrautöl, Perubalsam, Wassernabelkraut
Verbrennungen 2. Grades (Blasenbildung): Johanniskrautöl, Kamillenblüten
Frostbeulen: Kamillenblüten, Perubalsam, Pappelknospen
Frostbeulen
Starke Temperaturschwankungen und Wechselbäder sind schmerzhaft oder lösen Juckreiz aus. Zur Förderung der Durchblutung kann man aber warme Bäder einsetzen. Sie sollten vor allem am Anfang nicht zu warm sein. Später kann die Temperatur gesteigert werden. Die betroffenen Partien sind warm zu halten. Meiden Sie enge und abschnürende Kleidung wie Strümpfe und Handschuhe. Sie können das Gewebe zusätzlich schädigen. Bei Unterkühlung größerer Körperpartien oder gar Bewusstlosigkeit ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Besonders in der Phase der Erwärmung kann es zur Ausschwemmung erheblicher Mengen von Resten abgestorbenen Gewebes, insbesondere Kalium, kommen. Tödliche Komplikationen, z.B. Kammerflimmern, können auftreten.
Geschwüre und Druckstellen
Diese Wunden sind schlecht durchblutet und heilen oft wochen- bis monatelang nicht ab. Der Patient sollte sich möglichst bald bewegen bzw. gymnastische Übungen machen.
Die Haut sollte im Prinzip trocken gehalten werden. Man verwendet Pflanzentinkturen und Johanniskrautöl. Nur die Wundränder können mit einer Creme aus Ringelbumenblüten oder einer Tinktur behandelt werden. Hochprozentiger Alkohol schädigt und trocknet aus. Ihn sollte man meiden.
Heilpflanzen: Johanniskraut, Kamillenpräparate wie ätherisches Kamillenöl, Perubalsam
„Offene Beine“, Unterschenkelgeschwüre (Ulcus cruris)
Für eine erfolgreiche Behandlung ist bei Venenerkrankungen ein Kompressionsverband notwendig. In Ruhe werden die Beine hoch gelagert. Zur Behandlung der Grunderkrankung empfehlen sich Präparate zum Einnehmen mit Buchweizen, Mäusedorn, Rosskastanie, Rotem Weinlaub und Steinkleeextrakten (siehe Text zur Venenthrombose und zu Krampfadern!). Bei arteriellen Durchblutungsstörungen oder Kombinationen von Arterien- und Venenerkrankungen u.a. ist eine längerfristige Therapie unter Berücksichtigung der wichtigen Risikofaktoren notwendig.
Zur Reinigung der Wunde und zur Förderung des Wundverschlusses kann man Aufgüsse aus Ackerschachtelhalm, Eichenrinde, Kamille, Ringelblume und Zaubernuss verwenden.
Den Stoffwechsel der Wundränder fördern: Johanniskraut, Kamille, Ringelblume, Sanddorn.
Gegen eine Infektion der Wunde wirken: Johanniskraut, Kamille, Ringelblume, Sonnenhut (immunstärkend!).
Früher legten die Frauen auf offene Beine Kohlblätter auf. Dies ist heute nur noch bei schmerzhaften Gelenkentzündungen (wegen der entzündungshemmenden Wirkungen der Inhaltsstoffe des Kohls), besonders am Knie zu empfehlen. Die Kohlblätter sollten vor Anwendung durch Pressen eröffnet werden und der Umschlag sollte mindestens eine Stunde auf dem Gelenk bleiben.
Wundgelegene Stellen (Dekubitus)
Diese Hautverletzungen entstehen durch Druck entweder bei langem Liegen oder durch zu enge Verbände. Die Geschwüre sind sehr schmerzhaft. Gewebe stirbt hier ab (wird nekrotisch). Durch den Durchblutungsmangel können auch tiefliegende Gewebebereiche betroffen sein.
Bei Dekubitus ist die wichtigste Maßnahme eine regelmäßige Veränderung der Liegeposition. Die Haut muss sehr schonend behandelt und gepflegt werden. Verwenden Sie Öl-Wasseremulsionen zum Eincremen. Die beste Heilpflanze hierfür ist das Johanniskraut, welches sanft einmassiert wird. Es fördert die Durchblutung, wirkt schmerzlindernd. Auch die hautanregende Wirkung von Kamillenpräparaten kann hier sinnvoll eingesetzt werden.
Schlecht heilende Wunden
Zur Anregung des Immunsystems Purpursonnenhut, zur Bekämpfung von Mikroorganismen Ringelblumenblüten. Schachtelhalmkraut. Perubalsam verwendet man traditionell bei schlecht heilenden Wunden, posttraumatischen Ödemen sowie entzündlichen Erkrankungen. Achtung: Er kann bei empfindlichen Personen Allergien auslösen und wird daher heute nicht mehr empfohlen. Nach Kommission E kann insbesondere auch bei schlecht heilenden Wunden Aloe vera als Extrakt oder Gel eingesetzt werden. Sie fördert die Heilung und ist daneben antiinfektiös sowie entzündungshemmend.
Liegt auf der Wunde abgestorbenes Gewebe oder eitert die Wunde, hilft eine enzymatische Wundreinigung. Dazu nutzt man beispielsweise die Enzyme Bromelain aus Ananas oder Papain aus Papaya sowie tierische Verdauungsenzyme. Diese Behandlung wird häufig auch mit einer antibiotischen Therapie kombiniert.
Eine schlecht heilende Wunde kann auch ein Symptom für Diabetes sowie für andere Krankheiten sein. Bei entsprechendem Verdacht sollte ein Arzt hinzugezogen werden.
Überschießende Narbenbildung
Wassernabelkraut (Hydrocotylidis herba) wirkt auf die Bindegewebsneubildung regulierend und wird bei überschießender Narbenbildung eingesetzt. Daneben wirkt es auch keimhemmend (antibakteriell und antimykotisch).
Heilpflanzen und Vitalstoffe, die bei Wunden helfen können
Homöopathische Mittel
Aufrechte Waldrebe (
Clematis recta): brennende Schmerzen, rote Haut, Neigung zur Bläschen- und Krustenbildung
Belladonna (Atropis belladonna): Wunden in der akuten Entzündungsphase, virale und bakterielle Infektionen, klopfender Schmerz
Bienengift (Apis mellifica): Wunden in der akuten Entzündungsphase mit blasser bis hellroter Haut, Schwellungszustände, Patient berührungsempfindlich, hitzig heiße Haut, Kälte bessert die Beschwerden
Buschmeister-Schlange (Lachesis mutus): infektiöse-septische Vorgänge in hochentzündlichen Wunden, fahle schlecht durchblutete Wunde, Wundabsonderungen: Eiter-Blut; Patient erträgt keine Berührung
Canthariden-Käfer: (Lytta vesicatoria): Blasen mit Entzündungsprozessen
Mit der richtigen Wundversorgung ist schon einmal der wichtigste Schritt für einen unkomplizierten Heilungsprozess getan. Naturheilverfahren können zudem unterstützend eingesetzt werden. Bei tieferen oder entzündeten Wunden sollte man dennoch sofort zum Arzt. Lesen Sie auf den folgenden Seiten mehr zu Wunden und den Behandlungsmöglichkeiten!