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Die Erkrankung verstehen: Allergien

Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers

Eine Allergie ist eine immunologische Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers auf bestimmte harmlose Stoffe aus der Umwelt. Der Körper bekämpft diese genauso heftig wie gefährliche Krankheitserreger. 


Definition

Das steckt dahinter

In der "Sensibilisierungsphase" ist die Reaktion noch relativ schwach. Bei weiteren Zusammentreffen mit dem Auslöser steigert sich die Antwort bis zu einem heftigsten Anfall.

Stoffe, die eine solche Immunantwort auslösen nennt man Allergene.
Warum manche Stoffe häufiger Allergien auslösen oder bestimmte Menschen besonders anfällig für Allergien sind, ist Gegenstand von aktueller Forschung.

Von Kreuzallergie spricht man, wenn der Körper auch gegen Stoffe reagiert, die dem ursprünglichen Allergen ähnlich sind. Zum Beispiel kann eine Allergie gegen Birkenpollen auch eine Kreuzallergie gegen Äpfel auslösen.

Häufigkeit

Jahr für Jahr bestätigen epidemiologische Studien aus dem In- und Ausland die beunruhigenden Prognosen: Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und wurden zu einem bedeutenden sozioökonomischen Faktor.

Dabei sind

  • Frauen häufiger betroffen als Männer,
  • in Westdeutschland mehr Allergiker als im ehemaligen Osten,
  • 13% der Kinder und 20% der Erwachsenen in Deutschland von Heuschnupfen betroffen,
  • die Personen mit allergischem Bronchialasthma in Europa seit den 80er Jahren um das Doppelte gestiegen.


Alte Menschen haben seltener Allergien: unter den heute 60- bis 69-jährigen sind nur 7 bis 9 % Allergiker!

Ursachen

Warum bei einigen Menschen das Immunsystem verrückt spielt, ist nur in Ansätzen geklärt. Statt nur schädliche Krankheitserreger zu bekämpfen, stürzt sich die Immunabwehr auch auf harmlose Fremdlinge wie Blütenpollen, Hausstaub oder bestimmte Nahrungsmittelbestandteile.

Allergien werden vermutlich durch ein „unterbeschäftigtes" Immunsystem gefördert und können vermutlich durch eine physiologische Beanspruchung des Immunsystems wieder gebessert werden. In der Evolution der Lebewesen spielte die Parasiten- und Erregerabwehr immer eine große Rolle.

Vererbungstheorie

Die Neigung zu einer solchen Reaktion ist wahrscheinlich auch angeboren. Personen, bei denen beide Elternteile Allergiker sind, haben ebenfalls ein hohes Risiko. Es liegt zwischen 40 bis 60 Prozent. Ist nur ein Elternteil betroffen, entwickelt sich in etwa 20 bis 40 Prozent der Fälle eine Allergie.

Hygienetheorie

Allergien treten vorallem in Industrieländern mit hohem Hygienestatus auf. Einige Forscher sind der Ansicht, dass ein nicht beschäftigtes Immunsystem zur Allergiebildung neigt.

Auf der Haut und im Darm des Menschen leben viele natürliche, harmlose Bakterien. Durch moderne Hygieneartikel und Lebensmittel hat sich diese Fauna verändert, möglicher Weise zu unserm Nachteil.

Es gibt verschiedene Versuche durch den Einsatz probiotischer Bakterien die Allergieneigung zu reduzieren.

Luftverschmutzung

Vor allem in den großen Städten der Industrienationen liegt eine hohe Feinstaubbelastung vor. Nach einer neueren Hypothese besteht eine erhöhte Gefahr einer Sensibilisierung, wenn Rußpartikel mit gebundenen Allergenen in die Lunge gelangen. So soll auch Zigarettenrauch Allergien fördern.

Parasitentheorie

Viele Allergien gehen auf eine Überproduktion eines Immunglobulins vom E-Typs (IgE) zurück. Diese Antikörpersorte ist für den Schutz der Schleimhäute zuständig. In früheren Zeiten waren die meisten Individuen von Parasiten befallen, insbesondere von Darmwürmern. Einige Fachleute vermuten, dass bei fehlendem Parasitenbefall das unterbeschäftigte Immunsystem harmlose Strukturen angreift.

Allergene

Allergene können chemischer, pflanzlicher oder tierischer Herkunft sein. Die meisten Allergiker reagieren auf Pollen oder Milbenkot.

Beispiele für Allergene:

  • Chemikalien aus Pflanzenschutzmitteln oder Kosmetika
  • Inhaltsstoffe von Medikamenten
  • Zusatz- und Inhaltsstoffe in Lebensmitteln
  • Blütenpollen
  • Insektengifte
  • Tierhaut,-haare und Speichel
  • Sporen von Schimmelpilzen
  • Nahrungsmittel
  • Latex (Gummi) von Handschuhen oder Kondomen
  • Nickel
  • organischgebundenes Jod
  • Mehlstaub
  • Hausstaub, Milbenkot

Prävention

Haustiere schützen

Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass offensichtlich übertriebene Sauberkeit Auslöser von Allergien sein kann. So zeigen Studien, dass Kinder, die auf dem Land auf bewirtschafteten Bauernhöfen aufwachsen oder mehr als 2 Haustiere haben, von Allergien weniger betroffen sind als als andere. Das gilt auch für Kinder, die viele Kontakte zu anderen Kindern haben.

Die Auswirkungen der Haustierhaltung auf die Allergieentwicklung bei Kindern aus Risikofamilien sind derzeit nicht eindeutig abzuschätzen. Für die Anschaffung von Pelztieren zur Allergievermeidung (insbesondere Katzen) gibt es derzeit keine Empfehlungen!

Probiotika

Die Hygiene-Hypothese besagt, dass ein geringer Kontakt mit Mikroorganismen im frühen Lebensalter Ausgangspunkt für Allergien sein kann. So spielt vermutlich auch die Darmflora eine wichtigere Rolle:

Inzwischen gibt es verschiedene präklinische und klinische Studien, die zeigen konnten, dass Probiotika („lebendige Bakterien“) wie Lactobacillus rhamnosus GG die Darmflora stabilisieren und vor bestimmten Allergien schützen können:

In einer doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie wurden Schwangere ausgewählt, die mindestens einen nahen Verwandten (oder Partner) mit atopischem Ekzem, Heuschnupfen oder Asthma hatten („Hochrisikogruppe“). Den Schwangeren wurde vor der Geburt Lactobacillus rhamnosus GG verabreicht. Nach der Geburt wurden den Säuglingen bis 6 Monate lang das Probiotikum gegeben. Kinder in der Probiotika-Gruppe erkrankten bis zum 2. Lebensjahr nur halb so häufig am atopischen Ekzem. Bei der Nachbeobachtung bis zum 4. Lebensjahr zeigte sich, dass der Effekt anhielt.

Leider gibt es auch Studien ohne diesen positiven Effekt. Von offizieller Seite gehören Probiotika daher nicht zu den Empfehlungen.

Verlauf und Komplikationen

Formen

Unabhängig von der auslösenden Substanz unterscheiden Allergologen vier verschieden Allergietypen. Soforttyp- und Spättyp-Allergie sind die beiden häufigen Formen, die übrigen Allergieformen sind sehr selten:

Typ I Soforttyp-Allergie

Vermittelt wird die allergische Sofortreaktion durch so genannte Immunglobulin-E-Antikörper (IgE), die vor allem in den Schleimhäuten dominieren. Das IgE wird von bestimmten Immunzellen (Mastzellen) gebunden. Ist ein Allergen gegenwärtig, schütten die Immunzellen den körpereigenen Botenstoff Histamin aus. Das frei gesetzte Histamin kann dann das gesamte Spektrum der allergischen Sofortreaktion auslösen: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Verengung der Atemwege, Wassereinlagerung in allen Geweben und Blutdruckabfall. Es kommt zu Heuschnupfen, Asthma bronchiale oder sogar einem allergischen Schock. Typische Allergene, die zu dieser Art von Reaktion kommen über Augen/Nase/Darm in den Körper: Pollen; Nahrungsmittel- oder Arzneimittel-Allergene; Hausstaubmilben; Haustierallergene; Schimmelpilzsporen.

Besonders Allergien vom Soforttyp können einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Betroffene Personen sollten daher für den Notfall gerüstet sein (Cortison-Spray zum Inhalieren, Antihistaminikum).

Typ II Zelltoxische Reaktion

Die Allergie beruht darauf, dass sich die Allergene an verschiedene Zellen anheften – z.B. den Blutzellen. Dann werden die eigenen Zellen wie Eindringlinge behandelt. Die zellzerstörende (zelltoxische) Reaktion tritt einige Minuten bis Stunden nach dem Allergenkontakt ein. Die Zellen werden dann vom Immunsystem angegriffen und zerstört. Dadurch kann die Zahl von roten und weißen Blutkörperchen bedrohlich sinken. Dieser sehr seltene Allergietyp tritt unter anderem bei bestimmten Medikamentenallergien auf.

Typ III Immunkomplex-Reaktion

Bei der Immunkomplex-Allergie bilden sich die Symptome erst nach einigen Stunden oder Tagen aus. Antikörper binden die Allergene. Dadurch entstehen kleinste Partikel (vernetzte Komplexe). Normalerweise werden diese von Immunzellen aufgelöst: „gefressen“ und verdaut. Manchmal aber sind diese Reaktionen zu langsam und die Komplexe bleiben im Blut, Gewebe oder lagern sich in Gelenken ab. Dort rufen sie Entzündungen hervor. Am häufigsten werden diese schädlichen Komplexe in die Wand kleiner Blutgefäße eingelagert. Als Folge stellt sich eine allergische Gefäßentzündung ein. Betroffen aber sind auch andere Organe (Herz, Leber, Niere, Darm und Haut). Beispiele sind die Vogelhalterlunge und die Serumkrankheit.

Typ IV Spättyp-Allergie

Die allergische Reaktion verzögert sich nach dem Allergenkontakt um 24 bis 72 Stunden. Vermittelt wird sie aber nicht durch Antikörper, sondern durch die so genannten zelluläre Immunantwort (wie T-Zellen, Neutrophile, Eosinophile). Diese Zellen wandern ins Gewebe ein und schütten dort Botenstoffe aus, die Entzündungen erzeugen. Einige Kontaktallergien sind vom Spättyp. Auslöser sind meist Chemikalien, Reinigungsmittel und Metalle, die nach Hautkontakt örtlich begrenzte, gerötete oder nässende Ausschläge provozieren. Hierunter gehören auch Latexallergie, Chlorallergie und Lichtallergie.

Hat das Immunsystem einmal allergisch reagiert, merkt es sich das fortan. Dadurch kommt es bei erneutem Kontakt mit dem gleichen allergieauslösenden Stoff, dem Allergen, immer wieder zu den gleichen Reaktionen. Diese können im Lauf der Zeit auch heftiger ausfallen.

Kreuzallergie

Manchmal ist die allergische Reaktion darauf zurückzuführen, dass bereits eine Allergie gegen einen bestimmten Stoff besteht und diese gleichzeitig eine Allergie gegen einen weiteren bewirkt. Wenn bereits eine Allergie gegen Birkenpollen besteht, kann etwa eine Reaktion auf Haselnüsse folgen. Sie beruhen darauf, dass sich einige Allergene ähnlich sind. Dieses Phänomen nennt man Kreuzallergie.

Prognose

Kann eine Allergie heilen?

Eine Allergie ist chronisch.

In Ausnahmefällen können bei bestimmten Allergien dennoch Besserungen eintreten.

Beispiel: Ein Patient hat gegen ein Nahrungsmittel einen Antikörper des Typs IgG gebildet. Diese Antikörper kommen vor allem im Blut vor und nur im Darm, wenn dort eine Entzündung vorliegt. Wenn der Patient den Kontakt mit dem Allergen konsequent meidet, kann die Entzündung des Darms abklingen. Dann stellt sich auch die Barrierefunktion des Darms wieder ein.
Kleine Mengen der Allergene können dann unter Umständen wieder vertragen werden.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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  2. GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit Helmholtz Zentrum München: Publikationen, Immunreg. bei Kindern 2005
  3. HNO-Ärzte Hannover: Allergien 2006
  4. Net-Doktor: Allergie bei Baby und Kind Stand 2006, aktualisiert März 2009
  5. Radford-Smith, G.L.: Treatment of Crohn’s disease patients with the intestinalhelminth Trichuris suis appears safe and effective in the shortterm, even with concurrent immunosuppressive therapy,Gut; 54, 6 - 8, 2005
  6. Schlicher, H., Kammerer, S., Leitfaden Phytotherapie, 2. Auflage, Urban & Fischer Verlag München-Jena, 2003
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  9. Ulrich Wahn u.a. (Hrsg.): Pädiatrische Allergologie und Immunologie
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  10. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2004
  11. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  12. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.: AWMF online - S3-Leitlinie: Allergieprävention, Wissenschaftlich begründete Leitlinien für Diagnostik und Therapie, AWMF, Homepage, Stand April 2009
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