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Allergie-Alarm durch Ambrosia-Pollen: Jetzt im Spätsommer fliegen sie wieder

Frau im Feld hinter Pflanzen benutzt ein Taschentuch.
© stadelpeter - Fotolia.com

Heuschnupfengeplagte aufgepasst: Ambrosia-Pollen sind höchst aggressiv

Der Einzug von Pflanzen aus anderen Kontinenten bringt nicht immer Vorteile. Ambrosia aus Nordamerika ist Auslöser teils heftiger Allergien. Die Flugzeit der Pollen ist von Juli bis Oktober.

Von: Dr. Corinna Cappellaro

Ambrosia-Pollen fliegen im Spätsommer

Im botanischen Garten Pflanzen ferner Kontinente zu bestaunen, ist für viele meist ein Erlebnis. Auch der Einzug von Kartoffel oder Mais stört wohl keinen, schließlich haben wir alle einen Vorteil davon. Andere Pflanzen erobern klammheimlich Europa, ohne dass viel darüber gesprochen wird. Problematisch wird es allerdings, wenn diese Neophyten fatale Eigenschaften mitbringen, wie z.B. der Riesen-Bärenklau oder die Ambrosia (Beifußblättriges Traubenkraut, botanisch Ambrosia artemisiifolia) mit ihren hoch allergenen Pollen. Ambrosia wurde vor etwa 150 Jahren aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt und ist an vielen Standorten heimisch geworden. Die stärkste Flugzeit der Pollen ist von Mitte August bis Anfang/Mitte September, was für den leidgeplagten Heuschnupfen-Allergiker bedeutet, dass die Pollenallergie-Saison länger andauert.

Warum ist der Ambrosia-Pollen so aggressiv?

Offensichtlich verursachen nicht die Proteine in Ambrosia-Pollen die heftige Reaktion − zu Problemen führt vielmehr die Kombination aus Ambrosia-Protein und Adenosin auf der Pollenoberfläche. Dieser Stoff wirkt im menschlichen Körper als Botenstoff und regelt zahlreiche Reaktionen. So wirkt er unter anderem auch als Allergieauslöser. Wenn man im Körper den Rezeptor für Adenosin experimentell blockiert, verlieren die Ambrosiaproteine ihre hyperallergene Wirkung.

Ambrosia-Allergie was nun?

Wer unter einer Ambrosia-Allergie leidet, dem hilft die übliche Heuschnupfentherapie mit Allergiemedikamenten, Nasensprays und Augentropfen. Auch eine Hyposensibilisierung ist eine Allergiemaßnahme, die auch bei Ambrosia greifen dürfte. Erste Allergenextrakte aus Ambrosia-Pollen sind auf dem Markt. Sie werden als „individuelle Rezepturen“ verkauft. An standardmäßig zugelassenen Rezepturen wird gearbeitet. Daneben dürfte sich auch das Wissen über den Adenosin-Effekt der Pollen auszahlen, denn gerade werden Adenosin-Rezeptor-Blocker getestet. Sie sollen zunächst als Asthmamittel auf den Markt kommen. Sie dürften aber bei einer schweren Ambrosia-Allergie helfen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Entsprechende Tests werden gerade erst am Helmholtz-Zentrum München geplant.

Das Kreuz mit der Kreuzreaktion

Oft bleibt es nicht bei der Ambrosia-Allergie. Die Ambrosia hat ganz spezifische Allergene, unter anderem solche mit Ähnlichkeiten zu anderen Pflanzenproteinen. Die Betroffenen (82 %) reagieren deshalb meist auch gegen Beifuß. Seltener wurden begleitend zur Ambrosia-Allergie Nahrungsmittelallergien gegen Gurkengewächse (Melone, Wassermelone, Gurke, Kürbis, Zucchini) und Bananen beschrieben. Daneben sind Medikamente mit Sonnenhut mögliche kreuzreagierende Quellen.

Asthma-Auslöser Ambrosia

Im Prinzip kann jede Allergie auf fliegende Allergene zu Asthma eskalieren. Auch hier ist das Risiko für Ambrosia-Allergiker deutlich höher. Besonders bei sommerlichem Gewitterregen werden aus den Pollen noch kleinere Teilchen freigesetzt, die bei entsprechender Neigung allergisches Asthma auslösen.

Wer ist gefährdet?

Gefährdet ist nicht automatisch jeder Mensch. Arbeiter, die beruflich mit der Pflanze Umgang haben, reagieren nach ersten Erhebungen nicht zwangsläufig allergisch. Betroffen sind meist Personen mit einer Pollenallergie (Heuschnupfen) oder einer allergischen Neigung. Dabei ist das allergische Potential von Ambrosia Pollen fünfmal höher als das von Gräserpollen.

Insgesamt dürften 15 % der Bevölkerung „sensibilisiert“ sein. Das heißt, das Immunsystem hat Bekanntschaft mit den Pollen gemacht, ohne dass zwangsläufig eine allergische Reaktion abläuft. In vielen Fällen greifen die natürlichen Kontrollmechanismen des Immunsystems. Je nach Gegend entwickeln 2 bis 12 % der Bevölkerung allergische Symptome gegen die Pollen, meist in Verbindung mit weiteren Allergien. In Nordamerika, dem Ursprungsland der Ambrosia, reagieren 50–75 % der Pollenallergiker auch auf Ambrosiapollen, in Deutschland sind die Werte noch deutlich geringer (ca. 25–40 %, Zahlen 2013).

Wie schlimm ist das Problem?

Zwar trifft es viele Menschen hart, doch ist die Tendenz gleichbleibend. In der Schweiz sind die Ambrosia-Allergiefälle zwischen 1991 und 2002 nicht signifikant angestiegen. Auch bei Kindern in Deutschland bleibt die Sensibilisierungsrate über mehrere Jahre stabil. Dennoch wäre eine Senkung der Pollenbelastung wünschenswert. Nur, wo kommen die Pollen her?

Flächendeckende Pollenbelastung

Als Windblütler produziert die Ambrosia reichlich Pollen. Je nach Standort schätzt man mehr als 45 g Pollen pro Pflanze mit 100 Millionen bis 3 Milliarden Pollenkörnern. Diese wandern mit dem Wind übers Land. Wer allergisch gegen Ambrosia-Pollen ist, reagiert bereits auf 5 bis 10 Pollenteilchen pro Kubikmeter Luft. Das wäre um den Faktor 4 bis 10 weniger als bei anderen Pflanzenpollen. Da heißt es, das Übel an der Wurzel packen. Wie kann man Ambrosia kontrollieren?

Ambrosia verbreitet sich nicht invasisv

Pro Pflanze fallen je nach Standort durchschnittlich 3.000 Samen an, die jedoch relativ schwer sind und nur kurze Strecken fliegen. So breitet sich ein Standort nur langsam aus, sofern nicht Erdreich, Pflanzenschnitt oder verunreinigtes Saatgut über längere Strecken transportiert werden. Das berücksichtigt man bei den Bekämpfungsstrategien. Ein weiterer Schritt ist die Erfassung. In der Schweiz wurde schon die Meldepflicht eingeführt. Auch in Deutschland hat man reagiert. In Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg sind Ambrosiavorkommen meldepflichtig.

Die Kontrolle greift

In Bayern hat sich die Größe der befallenen Flächen von 2006 bis 2014 verdreifacht. In der Niederlausitz wurde 2006-2008 zwar eine ausdehnende Tendenz festgestellt, die aber 2010-2012 stagnierte. Auch aus der Schweiz werden stagnierende Bestände gemeldet. Die bekämpften Bestände schrumpfen außerdem. Die Pflanze reagiert zum Glück empfindlich auf konkurrierende Pflanzen. Dichter Pflanzenwuchs einheimischer Pflanzen verdrängt die Ambrosia. Experten sehen die Gefahr durchaus als kontrollierbar an, jedoch nicht mit der aktuellen Bekämpfungsintensität. So hat das Umweltbundesamt bereits 2015 mit einem Aktionstag auf das Problem aufmerksam gemacht - jeder kann mithelfen.

Wie sieht Ambrosia aus?

Ambrosia sieht wie der Gewöhnliche Beifuß unscheinbar aus (Aussehen von Ambrosia). Man kann sie bei einem flüchtigen Blick mit anderen Pflanzen verwechseln. Bevorzugt wächst sie auf vernachlässigten Flächen wie Straßenrändern oder auf Schutthalden. Mögliche Samenquellen sind auch Vogelfutterstellen sowie Sonnenblumen- und Lupinenfelder. 

Wer Ambrosia in seinem Garten vorfindet, sollte sie mit Handschuhen ausreißen und verbrennen oder im Müll entsorgen (am sinnvollsten vor der Blüte mit Pollenbildung). Bei der Bekämpfung ist einiges zu beachten. Hier kann auch der Fachmann helfen. So sollten größere Ambrosia-Populationen gemeldet werden. Im Sinne der betroffenen Allergiker sollte jedermann aktiv werden, auch wenn er nicht unter den Pollen leidet.

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