Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH)
Prostatahyperplasie: Nächtlicher Harndrang ade
Pflanzliche Medikamente haben kaum Nebenwirkungen und können vor allem anfangs bei Prostataproblemen eingesetzt werden.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Prostatahyperplasie kompakt: Die wichtigsten Fakten
Mit dem Alter kommen die Beschwerden
Da hat all die Jahre die Entleerung der Harnblase reibungslos funktioniert, und dann, auf einmal, läuft es nicht mehr so richtig. Nachts wird man häufiger zur Toilette gerufen, der Harnstrahl ist abgeschwächt und es kommt zum Nachträufeln. Mit zunehmendem Alter wird das immer wahrscheinlicher. Meist steckt eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter, die medizinisch benigne (gutartige) Prostatahyperplasie (BPH) genannt wird. Seltener stehen hinter den Beschwerden schwerwiegende Erkrankungen wie Prostatakrebs, Harnstau bzw. Nierenstau, ein Harnsteinleiden oder andere Prostatabeschwerden.
Die Prostata (Vorsteherdrüse), die als normalerweise kastaniengroßes Organ am Ausgang der Harnblase die Harnröhre umschließt, kann bei Vergrößerung pfirsichgroß werden und dann die Harnröhre verengen, wie die Abbildung anschaulich zeigt. Es werden drei Stadien der Prostatavergrößerung unterschieden.
Was bedeuten BPS und LUTS?
Solange es keine Beschwerden bei der Blasenentleerung gibt, ist die Prostatavergrößerung nicht behandlungsbedürftig. Treten aber die genannten Probleme auf, so spricht der Mediziner von einem benignen Prostatasyndrom (BPS), falls die vergrößerte Vorsteherdrüse der Übeltäter ist.
Probleme beim Wasserlassen (Miktion) sind im Alter leider ein häufiger Begleiter und können auch andere Ursachen haben. Als Oberbegriff fällt beim Arzt auch manchmal die englische Abkürzung LUTS (für Lower Urinary Tract Symptoms), übersetzt sinngemäß Symptome des unteren Harntraktes.
Bei den über 60-Jährigen haben etwa 70 % Beschwerden wegen ihrer größer werdenden Vorsteherdrüse. Da sich im Alter auch der Hormonhaushalt ändert, wird das Sexualhormon Testosteron durch das Enzym 5-alpha-Reduktase vermehrt in das besonders wirksame Dihydrotestosteron umgewandelt. Es löst eine Wucherung des Drüsengewebes aus.
Die BPH kann für viele Männer extrem unangenehm sein, trifft es die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl doch empfindlich. Wer es schafft, unbefangen damit umzugehen und den Gang zum Arzt nicht hinauszuzögern, gewinnt durch eine deutliche Symptomlinderung die Lebensfreude wieder zurück.
Prostatauntersuchung
Die Prostata wird über den Enddarm ertastet. Liegen eine sehr große Prostata (über 40 Milliliter Volumen), Herde, die tastbar sein können, stärkere Beschwerden, ein erhöhter PSA-Wert oder Komplikationen vor, wird häufiger kontrolliert und der Hausarzt wird zum Urologen überweisen, auch, um Prostatakrebs auszuschließen. Da dieser Krebs ähnliche Symptome aufweist, ist die Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen und eine entsprechende Diagnose so wichtig.
Behandlung bei Prostatavergrößerung: Pflanzliche Medikamente und Schulmedizin
Durch eine konsequente naturheilkundliche Therapie kann das Fortschreiten der Prostatahyperplasie verlangsamt oder sogar gestoppt werden. Teilweise kann eine gutartige Vergrößerung sogar in gewissem Ausmaß zurückgebildet werden.
Welche Heilpflanzen helfen?
Pflanzliche Medikamente haben kaum Nebenwirkungen und können vor allem anfangs eingesetzt werden. Bestbelegtes und wirksames Pflanzenheilmittel ist ein Kombinationspräparat aus Sägepalme und Brennnessel. > Mehr zu Heilpflanzen
Welche Globuli helfen bei Prostatavergrößerung?
Eingesetzt werden auch Homöopathika wie Clematis recta, Populus tremulus, Sabal, Urtica und andere. > Mehr zur Homöopathie
Medikamente aus der Schulmedizin
Bei etwa einem Drittel der Männer sind letztlich chemische Präparate wie 5-α-Reduktase-Hemmer (Finasterid) oder Alpha-Blocker wie Tamsulosin nötig, manchmal sogar beide Präparate zusammen. Finasterid kann eine Reihe von Nebenwirkungen haben, darunter eine verminderte Libido und Potenzstörungen. > Mehr zur Schulmedizin
Welche Operationen gibt es?
In schwereren Fällen müssen Operationen (durch die Harnröhre mit Laser oder als komplette Prostata-Entfernung mit Bauchschnitt) durchgeführt werden. > Mehr zu Operationen
Hausmittel, Ernährung und Tipps für den Alltag: Das können Sie selbst tun
Neben Medikamenten, die Ihnen der Arzt verschreibt, können Sie eine Menge selbst tun, um den stetigen Harndrang loszuwerden. Der Knackpunkt: Sie müssen selbst aktiv werden bzw. folgende Dinge unterlassen.
- Alkohol und koffeinhaltige Getränke am Abend sind ungünstig, da die Urinproduktion angeregt wird
- Vermeiden Sie scharfe Gewürze und kohlensäurehaltige Drinks, denn sie sind symptomverstärkend
Ihr Einsatz lohnt sich aber und die Lebensfreude kehrt zurück!
> Hier finden Sie alle Tipps kurz und bündig zusammengefasst
Wie gut helfen Heilpflanzen?
Im Gegensatz zur FDA (Food and Drug Administration in den USA) hält man in Europa eine Behandlung der Prostatavergrößerung mit pflanzlichen Arzneimitteln (Phytotherapeutika) für sinnvoll, obwohl der Nutzen noch nicht eindeutig wissenschaftlich festgeschrieben werden kann. In den offiziellen deutschen Leitlinien wird die Phytotherapie als „verfolgenswerter Ansatz“ geführt, vor allem am Anfang, wenn der Leidensdruck noch gering ist.
Welche Heilkräuter helfen?
Anwendung finden beispielsweise Kürbissamen-, Brennnesselwurzel- und Sägepalmextrakte. Diese verkleinern zwar meist nicht die Prostata, können aber das Wachstum stoppen oder wenigstens verlangsamen und die Beschwerden, wie häufigen Harndrang, einen abgeschwächten Harnstrahl und das Nachträufeln lindern.
Die Wirksamkeit von Kombinationspräparaten aus Brennnessel und Sägepalme wurde in Studien nachgewiesen und war dort mit synthetischen Medikamenten (Finasterid) vergleichbar: dabei ging die Prostatahyperplasie unter Sägepalmen-Extrakt um 37 %, unter Finasterid um 39 % zurück.
Gegen die Prostatavergrößerung werden daneben Roggenpollen und die Afrikanische Pflaume (Pygeum africanum) eingesetzt. Dabei schätzt man die entzündungshemmende Wirkung, sowie eine Reduktion der Blutfülle in der Drüse. Roggenpollen wurden in einer Studie von 69 % der Probanden positiv bewertet (Placebo 29 %).
Wirksam sind die Phytoöstrogene in den Pflanzen
Verschiedene Hormone sind an der Vergrößerung der Prostata beteiligt. Phytoöstrogene (besonders β-Sitosterole) aus Pflanzen blockieren teilweise deren Wirkung. Eine Übersichtsarbeit aller verfügbaren Studien bewertete diese β-Sitosterole sehr positiv. Eine Studie beziffert sogar die Symptomverbesserung gegenüber dem Placebo auf 35 %. Sitosterole werden beispielsweise aus Sojabohnenextrakt, Sägepalmenextrakt oder der Afrikanischen Knolle (Hypoxis rooperi) isoliert und erfolgreich eingesetzt.
Beliebt beim Patienten
Bei den Patienten mit Prostatavergrößerung sind pflanzliche Präparate außerordentlich beliebt, sie zählen zu den am häufigsten verkauften Präparaten. Oft deutet gerade die Therapietreue der Anwender auf wirksame und akzeptable Lösungen hin.
Bei schweren Symptomen (akuter Harnverhalt/Harnstau mit hoher Restharnbildung) und schnellem Wachstum des Prostatagewebes kommt die Phytotherapie nur begleitend zur schulmedizinischen Behandlung in Frage. Diese kann aber mit Naturmedizin unterstützt werden.
Hier besteht noch Forschungsbedarf!
Die langfristige Wirksamkeit der Phytotherapie auf die Entwicklung der Prostata ist nicht geklärt, weswegen auch während des Einnahmezeitraums eine ärztliche Kontrolle notwendig ist. Ebenfalls untersuchenswert wäre die Frage, ob die Phytotherapie die gefürchteten Komplikationen verhindern kann.
Welche pflanzlichen Medikamente sind empfehlenswert?
Die Herstellungsverfahren variieren sehr stark, so dass Daten bereits durchgeführter Studien und der Grundlagenforschung nicht für alle Präparate zutreffen. Bei Phytopharmaka sollte man auf standardisierte Präparate und die Dosierung achten. Billigpräparate sind häufig unterdosiert. Eventuell testet man auch verschiedene Präparate bevor man sich festlegt.
Was zahlen die Krankenkassen?
Phytopharmaka werden bei Prostatavergrößerung seit dem 1.1.2004 nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, so dass einige Patienten zur Anwendung von synthetischen Arzneimitteln gedrängt werden und auf die nebenwirkungsarmen und wirksamen Phytopharmaka verzichten. Allerdings: Seit 2013 sind einige Kassen kulant und erstatten oder bieten Zusatzverträge für Phytopharmaka an. Fragen Sie daher bei Ihrer Krankenkasse nach.
Komplikationen durch unbehandelte Prostatahyperplasie
Es treten (ab dem Stadium II) vermehrt Harnwegsentzündungen durch Restharn auf, der durch Bakterien besiedelt wird. Dies kann dann auch zu einer Prostatitis führen. Sinnvoll ist bei wiederholten Infekten/Entzündungen der Blase oder Prostata auch eine Stärkung der Abwehr (Abwehrschwäche), allerdings beseitigt das nicht die Ursache der Prostatahyperplasie. Bei Prostataentzündung und Blasenschwäche kann Sonnenhut mit Sägepalme kombiniert werden. Weitere Mittel finden Sie unter Blasenentzündung.
Heilpflanzen und Vitalstoffe, die bei Prostatavergrößerung helfen können
Homöopathische Mittel
Die Homöopathie setzt Verdünnungen folgender Pflanzenextrakte ein:
Tollkirsche (Belladonna): plötzliche Schmerzen, sie kommen und gehen.
Pappel (Populus tremuloides): Prostataentzündung mit Schmerzen und Brennen beim Urinieren.
Küchenschelle (Pulsatilla): Prostatabeschwerden, häufiges Wasserlassen, Inkontinenz nachts, beim Gehen, beim Husten.
Sägepalme (Sabal serrulata): Gefühl die Blase ist zu voll, Entleerungsschmerz.
Selen (Selenium): unwillkürlicher Abgang von Prostatasekret oder Harnabgang; Nachtröpfeln.
Nahrungsergänzung
Bisher gibt es keine Studien, die bestätigen, dass bestimmte Nahrungsergänzungsstoffe gegen Prostatavergrößerung wirken.
Hausmittel und Tipps für den Alltag
Was Sie selbst tun können
Neben den genannten Medikamenten können Sie eine Menge selbst tun, damit es Ihrer Prostata gut geht. Es sind klassische Maßnahmen aus dem Füllhorn der Naturheilkunde, die vor allem anfangs noch viel bringen. Das Motto der Naturheilkunde lautet: "Man muss etwas ändern, damit sich nichts ändert."
Das mag die Prostata
- Eine pflanzenbetonte, ballaststoffreiche, omega-3-fettsäurenreiche Ernährung,
- richtiges Trinkverhalten,
- Beckenbodentraining,
- Bewegung,
- Normalgewicht anstreben, da Übergewicht auf die Prostata drückt
- Wärme
1. pflanzenbetonte, ballaststoffreiche Ernährung
Mehrere Studien zeigen, dass Adipositas, Diabetes und Hypercholesterinämie besonders anfällig für die Erkrankung machen. Die logische Folgerung ist eine angepasste Ernährung bei Prostatavergrößerung, die auf frisches Obst, Gemüse, Trockenobst und ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren) setzt.
2. richtiges Trinkverhalten
Nächtliche „Ausflüge“ kann man bei Prostatavergrößerung steuern, indem man sein Trinkverhalten optimiert. Die Trinkmenge des Tages sollte möglichst bis zum frühen Abend im Wesentlichen zugeführt werden, spätabends nur noch wenig trinken.
3. Beckenbodentraining
Wenn die Kontrolle über die Harnblase verloren geht, hilft ein spezielles Training von Beckenboden und Blasenmuskulatur. Da aber gerade das Wahrnehmen der entsprechenden Muskeln Übung braucht, ist ein Therapeut die richtige Adresse. > mehr: Beckenbodentraining und Blasentraining
4. Bewegung: Wichtiger als Kraftsport ist eine leichte Dauerbelastung
Wer die Beine bewegt, trainiert und stärkt auch den Beckenboden. Nach langem Sitzen sollte man Schwung in die Knochen bringen. Gehen oder Wandern wirkt sich positiv aus. > mehr: Prostata & Sport
5. Normalgewicht anstreben
Vermieden werden sollte alles, was Druck auf die Prostata auslöst: Übergewicht erzeugt zum Teil extremen Druck im Bauchraum und verstärkt die Symptome der Prostatavergrößerung. Vielleicht erzeugt das den Leidensdruck, der zu einer Gewichtsabnahme führt? Wenn Inkontinenz bereits besteht, macht selbst (Raucher-)Husten Probleme.
Achten Sie außerdem auf regelmäßigen, nicht zu harten Stuhlgang. > mehr: Ernährungstherapie
6. Auf den Wärmehaushalt achten
Auch Kälte mag die empfindliche Prostata nicht. Für alle Outdoor-Freunde von Fußballfans bis Förster gibt es zum Beispiel kleine Isomatten für die Sitze. Auch kalte Füße vermeiden, dann ist Bewegung angesagt.
Und was hilft sonst noch?
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten
Mit Ihrem Arzt zusammen sollten Sie außerdem überprüfen, ob alle Medikamente, die eingenommen werden, geeignet sind oder ob man besser etwas austauscht/absetzt. Antidepressiva oder Diuretika verschlimmern manche Probleme bei Prostatavergrößerung.
Planung ist das halbe Leben…
… man sollte bei Prostatavergrößerung daher den Gang zur – und die Zeit in der Toilette – einplanen. Beim Autofahren, Fernsehen oder während Sitzungen, was auch immer Sie tun, machen Sie regelmäßige Pausen. Die Blasenwand soll nicht überdehnt werden. Wenn die Blase zu voll ist, kann sich der Urin bis in die Niere zurück stauen und Inkontinenz entstehen („Überlaufblase“).
Risikoerhöhende Begleiterkrankungen mitbehandeln
Ebenfalls sollte eine Behandlung von risikoerhöhenden Begleiterkrankungen erfolgen wie Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Zuckerkrankheit. Auch an psychische Faktoren denken, besonders bei Symptomen einer Reizblase.
Weitere Therapien
Auf der nachfolgenden Seite gibt es ausführliche Hinweise zur Behandlung bei Prostatahyperplasie in Form von bewährten Naturheilverfahren, Ernährung und Schulmedizin.