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Die Erkrankung verstehen: Rückenschmerzen

Monotonie tut weh

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Man unterscheidet heute zwischen vielen verschiedenen Ursachen. Während früher der Rücken wegen einer schweren körperlichen Arbeit schmerzte, werden heute auch Beschwerden durch schwache Muskulatur, Monotonie und einseitige Beanspruchung immer häufiger.

Definition

Das steckt dahinter

Bei den meisten Rückenschmerzfällen kann keine krankhafte Veränderung der Wirbelsäule ausgemacht werden. Man spricht dann von unspezifischen Rückenschmerzen. Die Diagnose kann für den Patienten sehr unbefriedigend sein, weil er sich mit seinen Schmerzen nicht ernst genommen fühlt. Problematisch ist das insbesondere dann, wenn der Arzt den Patienten ohne Option abweist. Dabei wäre es eine gute Nachricht. Wenn keine Schädigungen sichtbar sind, gibt es nämlich viele aussichtsreiche alternativmedizinische Möglichkeiten zur Behandlung.

Teufelskreis Verspannung

Muskelverspannungen dürften die häufigste Ursache von Rückenschmerzen sein. Dann beginnt ein Teufelskreis: Wenn man Schmerzen wahrnimmt, versucht die Wirbelsäulenmuskulatur durch Anspannung eine Stabilisierung zu erreichen. Die Muskulatur verhärtet, das kann man nicht nur beim Abtasten wahrnehmen, der Muskelkrampf meldet sich mit Schmerzen. Der Fachmann spricht von Myogelosen oder Muskelhartspann. Das ist häufig die Ursache von chronischen Schmerzen.

Bei Schmerzen reagieren wir automatisch mit einer Schonhaltung, dabei verspannt sich häufig die Muskulatur noch mehr. Die Fehlhaltungen können sich verselbstständigen, bis man nicht mehr „fühlt“, wie man sich richtig halten müsste. Schließlich steht die Wirbelsäule "schief“ und wird auf unnatürliche Weise belastet. Dann drohen echte Schäden wie Abnutzung, Bandscheibenvorfälle und eingeklemmte Nerven.

Die Psyche regiert über den Rücken

Was viele nicht wissen: Rückenschmerzen haben oft eine beträchtliche psychische Komponente. Dann „zieht man den Kopf ein“ oder „es sitzt ein Termin im Nacken“. Und die Angst vor dem Schmerz ist der Einstieg in eine gefährliche Spirale. Damit sich etwas bessern kann, muss man aktiv etwas ändern, sonst bleibt man in den Mechanismen gefangen.

Chronifizierung vermeiden

Unbehandelter Schmerz kann chronisch werden. Dann hat er sich im „Schmerzgedächtnis“ dauerhaft verfestigt. Etwa 8 % der Patienten leiden unter chronischen Rückenschmerzen, die nur schwer behandelbar sind. Daher also bei Zeiten Maßnahmen ergreifen.

Formen

Man unterscheidet zwischen Beschwerden, die durch körperliche Belastungen ausgelöst werden und solchen, bei denen psychische Prozesse mitbeteiligt sind. Daneben gibt es Beschwerden, die durch die Verkrampfung der Muskeln entstehen, durch entzündliche Vorgänge oder durch Schädigung der Strukturen (Bandscheiben, Wirbelkörper, Bänder).

Je nachdem wo die Beschwerden auftreten, unterscheidet man zwischen Hals- (zervikal), Brust- (thorakal) und Lendenschmerzen (lumbal).

Häufigkeit

Teure Schmerzen

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Ursachen für eine Krankschreibung. Sie machen 20-25 % aller Krankschreibungen aus. Durch die langen Ausfallzeiten von etwa 20 Tagen pro Patient entstehen geschätzte jährliche volkswirtschaftliche Kosten zwischen 8 und 15 Milliarden Euro.

Jede Altersgruppe hat andere Ursachen

Bei Jugendlichen unter 18 Jahren sind sehr häufig Haltungsschäden die Ursache.

Die am häufigsten betroffene Altersgruppe sind die 30- bis 50-Jährigen. Sie sind meist durch Arbeit und Privatleben doppelt belastet und haben wenig Zeit für ausgleichende Tätigkeiten in der Freizeit. Die meisten Fälle lassen sich zumindest teilweise auf arbeitsbedingte Faktoren zurückführen. Dabei sind Überlastung, Verschleiß, Übergewicht sowie psychische Belastungen die Hauptursachen. Zwei Drittel dieser Arbeitnehmer klagen über Rückenbeschwerden.

Nach der Pensionierung (in der sechsten und siebten Dekade) nimmt die Häufigkeit wieder ab. Ein deutliches Zeichen dafür, dass oft keine „echten“ Schäden vorhanden sind.

Welcher Bereich ist am anfälligsten?

In den meisten Fällen liegen die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule (62 Prozent), seltener ist die Halswirbelsäule (36 Prozent) oder Brustwirbelsäule (zwei Prozent) betroffen.

Glück gehabt: keine Schäden sichtbar

Bei 50 % der Patienten sind keine organischen Veränderungen sichtbar. Selbst wenn man Veränderungen feststellt, sind diese nicht immer für die Schmerzen verantwortlich. Mitunter haben sogar Personen mit deutlichen Veränderungen keine Beschwerden.

Ursachen

In Industrienationen entstehen Rückenschmerzen durch monotone Arbeitsprozesse im Wesentlichen durch folgende Aspekte:

  • einseitige Körperhaltung, erzwungene Arbeitshaltungen
  • immer wiederkehrendes Heben und Bewegen von Lasten, körperliche Schwerarbeit
  • Vibrationsexposition
  • Unfall (Trauma)
  • Haltungsschäden
  • Übergewicht
  • körperliche Inaktivität
  • entzündliche Ursachen (Morbus Bechterew)

Selbst auf den ersten Blick harmlose Belastungen können über die Jahre bei einigen dafür anfälligen Arbeitnehmern zu Beschwerden führen.

Schmerz als Antwort der Seele

Psychische Effekte führen oft zu Rückenschmerzen. Sie beginnen mit Anspannung, fehlender Entspannung und Überlastung der Muskeln, Sehnen, Bänder und schließlich zu einer Entzündung durch die Überlastung. Hauptursache des psychischen Stresses sind dauernde Unter-, Überforderung oder für die Ausbildung nicht adäquate Anforderung am Arbeitsplatz, fehlende Mitbestimmung und Anerkennung, Mobbing, insgesamt anhaltende Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation. Auch familiäre Probleme und Depressionen können Auslöser sein und zum Stress beitragen.

Alternative Medizin – alternative Ursachen

In der naturheilkundlichen Medizin werden für Rückenschmerzen noch viele andere Ursachen verantwortlich gemacht, wie Beckenfehlstand, Beinlängen-Differenz, Hüftprobleme, schiefe Atlas-Axis-Position, Wirbelblockaden, zu flaches Fußgewölbe bis hin zu Oberkiefer-, Unterkiefer- und Zahnfehlstellungen, störende Füllungen und viele andere Probleme mehr. Die Schulmedizin steht diesen Theorien (noch) skeptisch gegenüber. Aber hier gilt das Prinzip: wer heilt, hat recht.

Prävention

Die beste Vorbeugung gegen Rückenschmerzen wäre eine starke Muskulatur und natürliche Bewegungen in ihrer ganzen Vielfalt. Wenn der Alltag diese Reize nicht bietet, muss man aktiv und regelmäßig dafür sorgen.

  • Suchen Sie sich eine Sportart oder ein bewegtes Hobby (Gärtnern).
  • In einer Rückenschule lernen Sie körpergerechte Bewegungen. Sprechen Sie mit einem Fachmann über vorbeugende, individuell angepasste Gymnastik.
  • Sorgen Sie für Ausgleichsgymnastik in den Arbeitspausen.
  • Im Sitzen/beim Autofahren: Richten Sie die Wirbelsäule auf und nehmen das Kinn zur Brust. Dann drücken Sie sich mit gestreckten Armen am Lenkrad/Schreibtisch gegen den Sitz. Spannung eine halbe Minute halten und entspannen. Anschließend abwechselnd linke und rechte Schulter nach oben ziehen.
  • Haben Sie eine Armlehne zur Verfügung? Dann fassen Sie beide Lehnen fest mit der Hand und heben Sie sich aus dem Sitz indem Sie die Arme strecken. Dann schwebt die Wirbelsäule vom Schultergürtel an in der Luft. Dadurch streckt sich die Wirbelsäule und entlastet die Bandscheiben. Durch sanfte Beckenbewegungen lösen sie leichte Wirbelverkantungen.
  • Beim Stehen: Balancieren Sie ab und zu auf einem Bein. Danach gehen Sie im Stand indem sie abwechselnd die Fersen heben. Dabei intensive Bewegungen in Becken und Schultergürtel durchführen.
  • Stichwort für den Arbeitgeber ist der „ergonomische Arbeitsplatz“. Auch Sie können Anregungen einreichen. Viele Arbeitgeber haben heute verstanden, wie wichtig für Sie ein gesunder Arbeitnehmer ist. Für eine Durchsetzung macht sich oft der Betriebsrat stark.
  • Achten Sie auf Mineralien, Vitamine, Antioxidantien und Ballaststoffe in der Ernährung. Pflanzenkost beugt Entzündungen, Krämpfen und Gewebeschwäche durch Mangelzustände vor.
  • Denken Sie auch an Entspannung und psychische Stabilität. Damit beugt man nicht nur Stress sondern auch Rückenschmerzen vor.

Verlauf und Komplikationen

Akute Rückenschmerzen bestehen für nicht länger als sechs Wochen. Sie sollten mit den therapeutischen Standardverfahren innerhalb weniger Wochen verschwinden. Wenn aber die Fehlbelastungen im Alltag oder die Muskelschwäche weiter bestehen, kann sich auch an den Schmerzen nichts ändern. Ab einer Dauer von sechs Wochen spricht man daher von chronischen Beschwerden.

Komplikationen

Ist der Rückenschmerz chronisch geworden, ist das Schmerzmanagement sehr schwierig. Heute weiß man, dass sich dauerhafte Änderungen in den Nerven und im Nervenstoffwechsel entwickeln können. Dann kann der Schmerz auch ohne Ursache weiter bestehen. Rechtzeitiges Eingreifen verbessert das Befinden, verhindert die Chronifizierung und Rückfälle.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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