Ihr Portal für Gesundheit,
Naturheilkunde und Heilpflanzen

natürlich gesund

Die Erkrankung verstehen: Schwangerschaftsübelkeit

Getrübte Vorfreude

Da hat man sich die Schwangerschaft so sehr gewünscht, doch dann wird die Vorfreude durch Schwangerschaftsübelkeit getrübt. Besonders am Anfang kann sie schwer belasten. Dabei ist Schwangerschaftsübelkeit eigentlich ein gutes Zeichen, zeigt sie doch die erfolgreiche Umstellung der Hormone an. Aber dabei fragt frau sich unwillkürlich: Muss das wirklich sein? Warum hat sich diese Eigenschaft im Laufe der Entwicklung durchgesetzt? Müsste sich nicht der Appetit steigern?

Definition

Das steckt dahinter

Man kann nur Vermutungen darüber anstellen. Am bekanntesten ist die Theorie, dass die Übelkeit dabei hilft, den Embryo vor giftigen Nahrungsmitteln zu schützen. Viele Pflanzen produzieren stark schmeckende giftige Inhaltsstoffe und signalisieren damit jedem Fraßfeind unmissverständlich, dass sie ungenießbar sind. In der Tat sind manche Gewürze in hohen Mengen durchaus giftig (wie Zimt, Nelken, Muskatnuss). Daneben entstehen auch beim Verderben von Lebensmitteln durch Bakterien deutlich wahrnehmbare Produkte. Alkohol und Milchsäure sind die bekanntesten auf einer langen Liste. So sind Produkte mit geringem Eigengeschmack eher frisch und selten schädlich. Auch statistisch gesehen haben Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit in der Frühschwangerschaft einen Vorteil: Sie erleiden tatsächlich weniger Fehlgeburten. So dürfte das Kind von der Schwangerschaftsübelkeit profitieren.

Wie viele Frauen nutzen die Phytotherapie?

Je nach Land ist die Phytotherapie in der Schwangerschaft mehr oder weniger verbreitet. Eine amerikanische sowie eine kanadische Untersuchung beziffert die Rate der Heilpflanzen-Nutzerinnen auf ca. 10 %, eine englische auf etwa 27 %. Autoren aus den Vereinigten Arabischen Emirate haben die Situation im mittleren Osten ausgewertet und geben 22.3-82.3 % zu Protokoll. Auch die Zahlen aus Süditalien sind mit 81 % sehr hoch. In der Bevölkerung ist also das Wissen um die Nutzung teilweise noch weit verbreitet. Trotz dieser hohen Vertrauensrate liegen kaum Untersuchungen zur Sicherheit vor. Neuerdings wurden zahlreiche Frauen aus den Geburtsregistern zur Heilpflanzennutzung befragt. Schwere Folgen wurden bei den traditionellen Schwangerschafts-Heilpflanzen nicht berichtet, doch bei genauerem Hinsehen ergeben sich doch möglicherweise Zusammenhänge: Ein intensiver Einsatz könnte mit geringem Geburtsgewicht, Entwicklungsverzögerung und vorzeitige Geburt verbunden sein. Was noch genau abzuklären wäre, ist die Frage ob diese Veränderungen durch die Phytotherapie oder durch die Beschwerden (weswegen die Phytotherapie angewendet wurde) ausgelöst werden.

Das sind die häufigsten genutzten Heilpflanzen: Kamille, Ingwer, Grüner Tee, Pfefferminze, Fenchel.

Formen

Je nach der Schwere der Symptome unterscheidet man:

  • Würgen und Übelkeit ohne Erbrechen.
  • Leichte Schwangerschaftsübelkeit: morgendliche Übelkeit, gelegentliche Übelkeit und seltenes Erbrechen.
  • Emesis gravidarum: schwangerschaftsbedingtes Erbrechen, jedoch ohne Krankheitsgefühl und Beeinträchtigung des Wohlbefindens.
  • Hyperemesis gravidarum (Frühgestose) ist mit 1-2 % Häufigkeit zum Glück recht selten. Hier steigert sich das Erbrechen auf mehr als fünf Episoden am Tag, begleitend verlieren die Frauen an Gewicht (mehr als 5 %), da die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit erschwert ist.

Häufigkeit

Schwangerschaftsübelkeit ist eine recht häufige Erscheinung. Die meisten (50-90 %) aller Frauen sind mehr oder weniger schwer davon betroffen. Beim überwiegenden Teil (80 %) lindern sich die Beschwerden nach 3 bis 5 Monaten. Bei 20 % bestehen die Beschwerden in der gesamten Schwangerschaft.

Ursachen

Vermutlicher Auslöser der Übelkeit ist die Veränderung der Hormone. Man nimmt an, dass das Schwangerschaftshormon β-HCG (Humanes Choriongonadotropin) die Hauptursache ist, da es parallel zum Nachlassen der Übelkeit nach dem 3. Monat wieder abfällt. Im Gespräch sind außerdem Östrogen, Progesteron sowie andere Hormone. Ein weibliches Kind verursacht vermehrt Übelkeit, was für die Östrogenbeteiligung spricht. Progesteron stellt nicht nur die Gebärmutter ruhig, es verursacht auf der anderen Seite Störungen in der natürlichen Bewegung der Magen- und Darmmuskulatur sowie der Gallenblase, was sich als Übelkeit oder Völlegefühl äußern kann. Dabei kommt es zu einer Entspannung der glatten Muskulatur in den Verdauungsorganen und dadurch zu einem verzögerten Weitertransport der Nahrung. Auch Verstopfung ist eine häufige Folge davon.

Hormonelle Veränderungen führen zu einer Änderung des Geschmacks- und Geruchsempfindens. Daneben werden auch psychische Auslöser diskutiert.

Nach statistischen Erhebungen besteht bei folgenden Parametern ein erhöhtes Risiko für das Auftreten der schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum):

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Junges Alter (< 20)
  • abnormale Entwicklung der Plazenta (Trophoblastenerkrankung)
  • erste Schwangerschaft
  • Stoffwechselstörungen (wie zum Beispiel Schilddrüsenüberfunktion, Störungen des Fettstoffwechsels, Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus), Leberdysfunktion)
  • Asthma
  • Essstörungen wie Bulimie und Anorexie
  • psychosomatische Ursachen, Stress, Depressionen
  • Infektion mit Helicobacter pylori, ein Keim, der den Magen und Zwölffingerdarm (Duodenum) angreift

Prävention

Schwangerschaftsübelkeit betrifft die meisten Frauen. Dabei weiß man nicht, woran es liegt, dass einige wenige ganz verschont bleiben. Daher kann man auch nicht wirksam vorbeugen. Bekannt ist, dass Frauen mit Übergewicht und Essstörungen ein höheres Risiko haben. Bei Kinderwunsch sollte man im Vorfeld auch diese Probleme angehen.

Verlauf und Komplikationen

Verlauf

Die Schwangerschaftsübelkeit beginnt etwa bei der 6. Woche, in Ausnahmefällen auch schon ab der 2. Woche. Die Beschwerden bestehen in der Regel bis zur 12. Woche. Im Zeitraum von der 13. bis zur 20. Woche klingen die Symptome ab. Nur wenige Frauen leiden die ganze Schwangerschaft an der Übelkeit, bei 20 % tritt sie aber immer wieder in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit während der gesamten Schwangerschaftszeit auf.

Komplikationen

Schwierig wird es, wenn es durch das Erbrechen zu einer Mangelernährung von Mutter und Kind kommt (Hyperemesis gravidarum). Außerdem resultiert aus dem ständigen Erbrechen ein erheblicher Flüssigkeits- und Salzverlust. Es folgen Gewichtsabnahme, Kreislaufprobleme und eine Verschlechterung des Allgemeinzustands. Die Übelkeit belastet gerade auch den Alltag, sodass die Leistung im Job sowie die Betreuung eventuell vorhandener Geschwisterkinder beeinträchtigt sind. In schweren Fällen ist eine ärztliche Beobachtung und eventuell ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.

Schweres Erbrechen während der Schwangerschaft ist eventuell auch mit einem erniedrigten Geburtsgewicht des Kindes verbunden.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Baumann, P., Homöopathie-homoeopathisch.de, Stand November 2015
  2. Bishop JL et al: The use of Complementary and Alternative Medicine in pregnancy: data from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC). Complement Ther Med. 2011 Dec;19(6):303-10. doi: 10.1016/j.ctim.2011.08.005
  3. Ebrahimi, N. et al.: Optimal management of nausea and vomiting of pregnancy. Int J Womens Health. Aug 4; 2: 241-8, 2010
  4. Edzard, E. et al. (Hrsg.), P.: Praxis Naturheilverfahren, 1. Auflage, in der Übersetzung von Falkenburg, Springer Verlag, Heidelberg, 2001
  5. Engelsing, A.-M.: Übelkeit, Sodbrennen, Schlafstörungen: Mit Naturheilkunde an schwangerschaftsassoziierte Beschwerden. Gynäkologie Geburtshilfe. 16 (4): 24-27, 2011
  6. Facchinetti F et al: Herbal supplements in pregnancy: unexpected results from a multicentre study. Hum Reprod. 2012 Nov; 27(11):3161-7. doi: 10.1093/humrep/des303
  7. Kasper, H.: Ernährungsmedizin und Diätik, 11. Auflage, Urban und Fischer Verlag, München, 2009
  8. Matthews A et al: Interventions for nausea and vomiting in early pregnancy. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Sep 8;9: CD007575 and Cochrane Database Syst Rev. 2014 Mar 21;3:CD007575. doi: 10.1002/14651858.CD007575.pub3
  9. Maul H: Komplementäre und alternative Medizin bei (Hyper-)Emesis gravidarum. Der Gynäkologe 2015/1 28-35, DOI: 10.1007/s00129-014-3428-7
  10. Moussally K et al: Herbal products use during pregnancy: prevalence and predictors. Pharmacoepidemiol Drug Saf. 2009 Jun;18(6):454-61. doi: 10.1002/pds.1731.
  11. Mylonas, I. et al.: Erbrechen in der Schwangerschaft. Dtsch Arztebl. 104(25), 2007
  12. Nordeng Hand Havnen GC: Use of herbal drugs in pregnancy: a survey among 400 Norwegian women. Pharmacoepidemiol Drug Saf. 2004 Jun;13(6):371-80
  13. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Nachdruck, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010
  14. Schmiedel, V., Augustin, M.: Das große Praxisbuch der Naturheilkunde, Gondrom Verlag, Bindlach, 2004
  15. Schmiedel, V., Augustin, M.: Leitfaden Naturheilkunde, 5. Auflage, Elsevier Verlag, München, 2008
  16. Trabace L et al: "Natural" relief of pregnancy-related symptoms and neonatal outcomes: above all do no harm. J Ethnopharmacol. 2015 Nov 4;174:396-402. doi: 10.1016/j.jep.2015.08.046
x
Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker!
Um unsere hochwertigen Artikel schreiben und bezahlen zu können, sind wir auf Werbeeinnahmen angewiesen.
Wir zeigen aber keine nervige Werbung und legen Wert auf eine Ausgewogenheit zwischen informativem Text und Werbebannern.
Probieren Sie es aus. Danke und weiterhin viel Erkenntnis beim Surfen auf PhytoDoc!
x