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Die Erkrankung verstehen: Tinnitus

Fakten über Tinnitus

Berichte über Tinnitus häufen sich: Penetrante Ohrgeräusche wie etwa Brummen, Summen, Klingen, Pfeifen, Rauschen oder Zischen kennen etwa 19 Millionen Bundesbürger.

Definition

Das steckt dahinter

Tinnitus klingt nicht gut

Früher empfahl man den Betroffenen, damit zu leben, heute hat man deutlich mehr Optionen. Am meisten profitieren die Patienten durch eine vielgestaltige („multimodale“) Therapie, die über längere Zeit durchgehalten wird. Häufig verschwindet der Tinnitus auch von selbst innerhalb von drei Monaten.

Was ist Tinnitus?

Der Begriff Tinnitus bezeichnet ein anhaltendes Hören von Tönen, welche im Ohr selbst ohne akustischen Auslöser von außen entstehen. Aus medizinischer Sicht ist Tinnitus eigentlich nicht eine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom für Stress oder eine zugrundeliegende organische Krankheit.

Anspannung und Dauerstress sind die häufigsten Ursachen. Sie führen über eine Verengung der dünnen das Innenohr versorgenden Arterie zu einer Durchblutungsstörung im Ohr, die eine Minderversorgung der Sinneszellen im Innenohr auslöst. Stress schaltet das Ohr ab.

Ein wenig Tinnitus - normal?

Ein wenig Tinnitus ist sogar normal. Die meisten Menschen haben es schon einmal bemerkt. Setzt man eine Versuchsperson für längere Zeit in einen schalltoten Raum, beginnen fast alle Probanden nach einer Weile Geräusche „zu hören“. Der typische Tinnituspatient wird von den Geräuschen aber verfolgt und gepeinigt. Weghören und ignorieren ist für ihn nicht mehr möglich. Das schafft einen erheblichen Leidensdruck, der sich bis zu einer Depression steigern kann. Das macht den Tinnitus unangenehm, obwohl er an sich keine bedrohliche Krankheit ist.

Häufigkeit

Tinnitus in den Industrienationen ist eine häufige Erscheinung. Schätzungen besagen, dass bis zu 18 % der Bevölkerung schon einmal Tinnitus hatten. Schwere Beschwerden und Einschränkung erfahren 0,5 % dadurch. Etwa 5 % der Bevölkerung leidet unter einem dauerhaften Tinnitus, darunter zunehmend auch Jugendliche. Das Durchschnittalter der Patienten liegt bei etwa 40 Jahren.

Meist ist die nervliche Überreizung, ein erhöhter Sympathikustonus, die Ursache für Tinnitus. Nur in 3 % der Fälle liegen Erkrankungen im Bereich Hals/Nasen/Ohren zu Grunde.

Ursachen

Meist ist das Organ Ohr vollständig gesund, trotzdem „hören“ die Patienten dauerhaft Geräusche. Dass das nicht eingebildete Empfindungen sind, zeigt die Untersuchung des Gehirns: Seine Aktivität zeigt tatsächlich Nerventätigkeit. So klaffen also die Geräuschwahrnehmung und die tatsächliche Geräuschkulisse weit auseinander.

Stress – häufigste Tinnitus Ursache

Stress ist einer der Auslöser für einen akut auftretenden Tinnitus. Stimmen, Kinderweinen, Telefon – jeder will etwas von Ihnen, Zeitdruck, fehlende Ruheinseln, Daueronline-Status, … Geräusche und Konflikte können belastend sein und werden früher oder später als bedrohlich empfunden.

Durchblutungsstörungen:

Stress wirkt jedoch indirekt: Es löst eine Verengung von Blutgefäßen aus und damit eine Minderversorgung im Innenohr: Das Ohr verschafft sich durch den Dauerton „Gehör“.

Der Teufelskreis

Langsam setzen sich dann körperliche und psychische Folgen einen Teufelskreis in Gang: Geräuschen kann man nicht ausweichen, steigende Angst und Unmut, vermehrte Schlafstörungen und Dauerstress folgen. Wesentlich zum Beschwerdebild gehören das übersteigerte Achten auf das Geräusch oder auch ein „Kampf gegen das Geräusch“, woraus ein Krieg gegen den eigenen Körper wird. So beherrscht der Tinnitus schließlich den Alltag der Betroffenen.

Auch andere Auslöser

Nicht vergessen sollte man, dass auch körperliche Erkrankungen wie Arteriosklerose oder ein hoher/niedriger Blutdruck zu Tinnitus führen können. Dementsprechend sind die Risikofaktoren für Tinnitus ähnlich wie für alle anderen Gefäßkrankheiten:

Lärm-/Barotrauma:

Manchmal ist Tinnitus eine direkte Folge einer Schadwirkung. Man nimmt an, dass nach etwa 24 Stunden Dauerbeschallung das Hirn das Geräusch „lernt“. So könnte ein bleibender Sinneseindruck entstehen, auch wenn ein Sinnessignal nicht mehr vorhanden ist. Ob Musik, Sylvesterknaller, Baustellen und Maschinenlärm – laute Geräusche richten im Ohr Schaden an. Man nennt das "akutes Lärmtrauma". Auch große Druckschwankungen zum Beispiel bei Tauchern oder im Flugzeug hinterlassen oft Spuren („Barotrauma“).

Nervenvergiftung

Bestimmte Medikamente sind giftig für die feinen Nerven des Gehörs (zum Beispiel Aspirin (ASS), Chinin, Diuretika, bestimmte Antibiotika oder Aminoglykoside).

Erkrankungen des Innenohrs

Tinnitus kann auch andere Ursachen haben und begleitend zu anderen Ohrerkrankungen wie Morbus Ménière auftreten. Als Symptome hinzutreten können unter Umständen Hörverlust, Schwindel und Erbrechen.

Auch der schleichende Hörverlust im Alternsprozess wird als ein wesentlicher Tinnitus-Auslöser diskutiert: Bei einem zunehmenden Hörverlust in einem bestimmten Frequenzbereich versucht das Gehirn vermutlich einen Ausgleich für die schwächer werdenden Eindrücke dadurch, dass es die Empfindlichkeit für Klangreize stark erhöht. Die Folge ist eine „überaktive“ Reaktion mit entsprechender Geräuschbelästigung. Dies erklärt teilweise auch die bei Älteren oft zu beobachtende paradoxe Kombination von Geräuschempfindlichkeit und Hörschwäche.

Hypothesen über Hypothese und kein Ende in Sicht

Tinnitus steht sehr wahrscheinlich auch in Zusammenhang mit einer ganzen Vielzahl von Auslösern wie:

  • Autoimmunerkrankungen und Allergien (Tubenbelüftungsstörung)
  • rheumatische Erkrankungen
  • Virusinfektionen (Borreliose, Herpesviren (HSV), Windpockenviren (VZV), Bakterien wie bei Syphilis (Treponema pallidum), Immunschwächeviren - AIDS)
  • Entzündung des Ohrs, der Gehör- und Gleichgewichtsnerven oder des Gehirns
  • Krankheitsherde (z. B. Zähne),
  • Erkrankungen der Wirbelsäule (z. B. Reiz durch Halswirbelsäulensyndrom), Schleudertrauma
  • Kiefergelenksstörung sowie überhöhte Anspannungsgrad der Kaumuskulatur, nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus)
  • Mangel an dem Transmitter GABA (γ-Amino-Buttersäure), z. B. bei Angststörungen

Tinnitus ist also nicht gleich Tinnitus. Das macht die Behandlung schwierig.

Verlauf und Komplikationen

Verlauf

Eine spontane Heilung von Tinnitus ist bei jüngeren Menschen bis zum Alter von etwa 50 sehr häufig. Je länger der Tinnitus besteht, umso höher ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass der Tinnitus dauerhaft bestehen bleibt. Wenn es gelingt, wieder Zutrauen und Vergnügen zu empfinden, tritt das Geräusch in den Hintergrund. Oft gelingt es, trotz Tinnitus eine akzeptable Lebensqualität zur erreichen. Man spricht dann von „kompensiertem“ Tinnitus.

Prognose gut bis nicht so gut

In bis zu 90 % heilt der Hörsturz bei Patient/Innen unter 50 durch Selbstheilung folgenlos aus, bei 50-70 % verschwindet akuter Tinnitus, jedoch kann es in einigen Fällen zu einer dauerhaften Belästigung, Hörminderung bis hin zur Taubheit kommen.

Die Prognose des Hörsturzes und Tinnitus ist im Alter jenseits von 50 deutlich schlechter. Bei über 50 % der Patienten bleiben verschieden stark ausgeprägte Dauerfolgen, die Selbstheilungstendenz ist also deutlich geringer.

Komplikationen

Eine chronisch verminderte Versorgung im Ohr wie durch einen Hörsturz, Arteriosklerose oder Verstopfung eines Gefäßes mit einem Blutgerinnsel, führt zu einer Hörminderung oder Taubheit. Aber auch der Tinnitus selbst kann das Hören beeinträchtigen.

Spätfolgen sind neben einem Hörschaden auch ein dauerhafter Tinnitus, der eventuell zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Schlafes, der Psyche und der Lebensqualität führt. Besonders heftiger Tinnitus ist häufig von psychischen Erkrankungen oder Depression begleitet. Im Extremfall denken manche Patienten an Selbstmord. Soweit muss es aber bei adäquater Therapie nicht kommen.

Formen

Man unterscheidet ja nach Dauer der Symptome zwischen

  • akutem (bis 3 Monate) und
  • subakutem Tinnitus (bis 6 Monate) und
  • chronischem Tinnitus (länger als 6 Monate)

Der Schweregrad wird nach dem Leidensdruck eingeteilt in:

  • Grad 1: Das Ohrgeräusch nur bei sehr stiller Umgebung wahrnehmbar.
  • Grad 2: Das Ohrgeräusch stört in Ruhe (z. B. vor dem Einschlafen). Es verstärkt sich bei Stress und Problemen, ist aber zu handhaben, wenn sich der Betroffene auch eine Besserung wünschen würde.
  • Grad 3: Das Ohrgeräusch stört ständig und beeinträchtigt die Lebensqualität.
  • Grad 4: Der Patient fühlt sich dem Ohrgeräusch völlig ausgeliefert. Es treibt den Betroffenen in Panikattacken und massive Depressionen. Die bisherige Lebensführung beizubehalten ist unmöglich.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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