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Die Erkrankung verstehen: Vegetative Dystonie

Vegetative Dystonie: Wissenswertes

Vegetative Dystonie wird auch als neurovegetative Dystonie, psychogene Störung, funktionelle Störung, allgemeines psychosomatisches Syndrom, Nervenschwäche, Neurasthenie oder Nervosität bezeichnet.

Definition

Das steckt dahinter

Die vegetative Dystonie (dys = fehlreguliert; tonus = Spannung) bezeichnet ein sehr veränderliches Krankheitsbild, dessen Ursachen in einer gesteigerten Erregbarkeit des vegetativen Nervensystems und einer erhöhten körperlichen sowie seelischen Empfindlichkeit vermutet werden. Die Betroffenen neigen, verglichen mit anderen Menschen, häufiger dazu, sich „krank“ zu fühlen. Oft liegen geistige oder körperliche Überforderung und Schicksalsschläge vor, manche Menschen reagieren auch ohne auffälligen Stress sensibel, als ob gerade eine massive Belastung stattfindet.

Wenn ähnliche Symptome durch Krankheiten wie schwere Entzündungen, Infektionen oder eine Überfunktion der Schilddrüse tatsächlich ausgelöst werden, sind sie für den erfahrenen Arzt normalerweise zu diagnostizieren, sofern er alle notwendigen Untersuchung veranlasst hat und kein Ergebnis übersieht.

Diese Erscheinung wurde lange nicht besonders beachtet oder die Beschwerden als „eingebildet“ abgetan. Erst heute wird nach den Ursachen geforscht. Funktionelle Störungen werden unter dem Gesichtspunkt einer gestörten Regulations-Informationsverarbeitung mit der Folge von Störungen in den natürlichen Rhythmen, wie dem Herzschlag oder der Verdauung, gesehen. Es hat sehr lange gedauert, bis sich dieses neue Gebiet der Medizin – die „Psychosomatik“ – etabliert hat. Man hat erkannt, dass Erkrankungen sich häufig in einem Organ niederschlagen, das schon einmal erkrankt war und dadurch die Aufmerksamkeit des Patienten auf sich gelenkt hat. Doch leider können die Beschwerden oft nicht wirksam behandelt werden.

So sind „Vegetative Dystonie“ oder Beschwerden wie „funktionell“, „somatoform“ immer noch eine medizinische Verlegenheitsdiagnose. Auch für den Patienten ist diese Diagnose unbefriedigend, da er sich subjektiv sehr unwohl fühlt. Es fällt ihm schwer, zu glauben, dass kein Befund vorliegt, nicht, weil er sich ausschließlich auf die Beschwerden fixiert, wie oft unterstellt wird, sondern, weil die Körpersymptome für ihn genauso real sind, als hätte er „wirklich“ eine Krankheit. Wegen der signifikanten Kosten ist der Arzt häufig nicht gewillt neue Untersuchungen anzuordnen und der Patient unzufrieden. Von einer Überweisung zu einem psychotherapeutischen Experten wird oft zu wenig Gebrauch gemacht oder sie scheitert an dem Widerstand der Patienten.

In der Naturheilkunde werden Ansätze verfolgt, die solche Patienten häufig ihre Gesundheit wiedergewinnen lassen. Sie berücksichtigen die Gesamtheit von Körper, Psyche und Intellekt, die klassische Medizin dagegen leider nur einzelne Organe, Systeme und Subsysteme. Heilerfolge sind meist punktuell und eine Gesundung des ganzen Menschen bleibt oft aus. Als Folge können Patienten zu „chronisch Kranken“ werden.

Häufigkeit

Grobe Schätzungen geben an, dass etwa 25 % der Patienten, die sich in medizinische Einrichtungen begeben, darunter leiden. Meist ist das Leiden chronisch. Damit stellen funktionelle Störungen eine signifikante Belastung des Gesundheitssystems dar. Die Folgekosten, dieser international verbreiteten Dauerschädigungen, sind fast nicht zu berechnen.

Das Syndrom kann sich spontan zurückbilden, mit 10 % ist dies aber sehr selten der Fall.

Ursachen

Die Suche nach einer eindeutigen Ursache war nicht erfolgreich, vielmehr handelt es sich um einen Ursachenkomplex („multifaktorielle Entstehung“):

  • Schwächung durch Infekte und Krankheiten
  • genetische Veranlagung (Konstitution und Disposition,)
  • Persönlichkeitsstruktur
  • äußere Lebensereignisse, Schicksalsschläge
  • anhaltender Stress, Überbelastung, Überforderung

Insgesamt also anhaltende Störungen der körpereigenen Regulation der Gesundheit, die uns unser Körper normalerweise nur dann aktiv spüren lässt, wenn „er“ etwas braucht.

Dabei wird die unbewusst ablaufende Regulation der Körperfunktionen gestört. Die beiden Gegenspieler im vegetativen Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) und ihre Steuerungszentren im Zwischenhirn (Dienzephalon = Teil des Hirnstamms) arbeiten nicht mehr harmonisch zusammen. Einmal überwiegt der eine zu stark, einmal der andere. Es entsteht ein rascher, nicht situationsgemäßer Wechsel zwischen „Sympathikotonie“ und „Vagotonie“. Dabei treten Vorgänge in den Vordergrund, die normalerweise im unbewussten Untergrund ablaufen. Die gelegentlichen Spitzen dieser Rhythmen spürt der "Gesunde" durchaus ab und zu, sie stören ihn jedoch nur wenig.

Das Auftreten der vegetativen Dystonie wird begünstigt durch die „moderne“ Verwischung der strukturgebenden Rhythmen in der Industriegesellschaft, wie der Tag-Nachtzeiten, der Jahreszeiten sowie der Arbeits- und Ruhezeiten.

Verlauf und Komplikationen

Je nach Art der Störung der allgemeinen Regulation und deren Rhythmik ist die Ausprägung sehr verschiedenartig. Die Symptome finden sich oft am „Ort des geringsten Widerstands“ – also an den am empfindlichsten reagierenden Organen. Die Symptome können sich aber auch auf die Organe mit der größten äußeren Irritation konzentrieren.

Theoretisch unterscheidet man folgende Verlaufsstadien:

  • Vegetatives Stadium: Übererregbarkeit des Systems ohne Organstörung
  • Organotrop-funktionelles Stadium mit Organfunktionsstörung, z. B. Magenneurose, Gastritis
  • Stadium der Organkrankheit: z.B. Magengeschwür
  • Latenzstadium: z. B. in den Erholungsphasen bei Magengeschwür mit Rückfällen
  • Stadium der fixierten Gewebsveränderung: z. B. als Verengung des Magenpförtners (Pylorusstenose).

Der Übergang einer subjektiv empfundenen Störung zu einer nachweisbaren Organkrankheit ist bis heute umstritten, wenig belegt und wenig erforscht. Die Ursachen liegen in der Komplexität des Vorgangs und es bestehen außerdem große individuelle Unterschiede.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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