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Die Erkrankung verstehen: Venenthrombose

Was sind Thromben?

Die Blutgerinnung hat eigentlich den Sinn, den Körper vor dem Verbluten zu schützen, einen Wundverschluss zu erzeugen oder Angreifer zu immobilisieren. Dann verklumpen die Blutkörperchen miteinander und bilden einen undurchlässigen Verschluss, den Thrombus (siehe Thrombose). Thromben entstehen immer dann, wenn die Blutzusammensetzung nicht stimmt oder der Blutfluss behindert ist.

Wie kommt es zu einer Venenthrombose?

Wann und wo staut sich das Blut?

Es gibt diverse Situationen, in denen Blut im Gefäßsystem „stehen bleibt“. Venen haben nur eine relativ schwache Wand und auch einen schwachen Druck. Dafür sind sie mit Venenklappen ausgestattet, die das Zurückfließen verhindern. So steigt das Blut von Venenklappe zu Venenklappe Richtung Herz wie auf einer Leiter. Sehr wichtig für die Blutbewegung sind die Muskeln der Beine. Sie quetschen die Adern praktisch aus und bringen Schwung in die Blutbewegung. Auch die großen Arterien fördern mit ihren Pulswellen die Massage der Venenwand.

Vene ausgeleiert

Wenn nun eine Gewebeschwäche vorliegt, geben die Venenwände nach und die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig. Das Blut bleibt darin wie in einem Sack liegen. Auch bei langem Sitzen wird das Blut schlechter bewegt, weil die Muskeln nicht mithelfen. Das bemerkt man oft bei langem Stehen. Das schlecht versorgte Gewebe meldet sich dann mit schweren oder brennenden Beinen.

Gefährlicher Alltag

Ein Faktor alleine löst noch keine Venenthrombose aus. Oft liegt eine genetische Neigung vor. Kommen weitere Risikofaktoren dazu – wie Krampfadern, veränderte Aderwände (Arteriosklerose) oder eine hohe Entzündungsneigung oder Infektion – ist die mangelnde Bewegung oft der letzte Auslöser, der den Prozess startet. Es muss aber nicht unbedingt Faulheit sein, auch Bettlägerigkeit nach Krankheit oder Unfall sind riskant. Daneben gibt es „gefährliche“ Berufe mit sitzenden oder stehenden Tätigkeiten. Im Urlaub wird man gelegentlich von einer „Reisethrombose“ nach langen Flugreisen überrascht. Sein persönliches Risiko sollte jeder kennen (Ursachen).

Thrombose und die Folgen

Venen- und Arteriothrombosen „heilen“ nicht mehr aus. Zwar kann der Körper reagieren und das Gefäßnetz umbauen, aber es bleiben oft Dauerschäden. Diese Symptomkombination bezeichnet man als chronisch venöse Insuffizienz.

Formen

Die Lage entscheidet über die Folgen

Eine Thrombose kann sich überall im Blutgefäßsystem ereignen (siehe auch akuter Arterienverschluss). Am häufigsten bilden sich Thrombosen in den Venen und hier bevorzugt in den tief gelegenen Bein- und Beckenvenen.

  • Bei einer kleinen oberflächlichen Vene spricht man von Thrombophlebitis.
  • Liegt der Verschluss in den tiefen Beinvenen spricht man von einer tiefen Venenthrombose.
  • Bildet sich ein Blutgerinnsel im Analbereich, nennt man die Erkrankung Analthrombose 

Die bleibenden Schäden mit der Störung des venösen Gefäßnetzes ist die chronische venöse Insuffizienz (CVI). Dabei treten recht unterschiedliche Gewebeschäden und -veränderungen auf (Komplikationen).

Häufigkeit

Frauen gefährdet

Schätzungen gehen von einer sehr hohen Erkrankungsrate aus. 0,5 bis 1 % der Gesamtbevölkerung über 60 Jahren erleidet pro Jahr eine tiefe Venenthrombose. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Gerade Hormone zur Empfängnisverhütung („Ovulationshemmer“) lassen das Risiko steigen. DieThrombosegefahr jüngerer Frauen ist daher vier Mal höher als das der Männer. Während der Schwangerschaft und nach dem Kaiserschnitt steigt das Risiko ebenfalls.

Auch mit dem Alter, nach operativen Eingriffen und Knochenbrüchen nimmt die Venenthrombosegefahr zu. Ab dem 70. Lebensjahr ist mit einem dreifach höheren Risiko zu rechnen.

Meist die Beine

In den meisten Fällen sitzt der Verschluss in den tiefen Bein- und Beckenvenen. In 10 % der Fälle sind beide Beine geschädigt.

Nur in 2 % liegt die Venenthrombose in den Armen. Auch Organthrombosen (in Niere, Leber und Eingeweiden, Netzhaut, Kopfvenen, sog. Sinusvenenthrombose u.a.) sind selten.

Schnell handeln

Bei einer rechtzeitigen Behandlung droht nur in 4 % der Fälle eine Komplikation etwa durch eine Lungenembolie. Unter einer konsequentenTherapie mit Blutgerinnungshemmern (gespritzte niedermolekulare Heparine, orale Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar) ist nur in 2-4 % der Fälle ein Rückfall zuerwarten. Bei nur 20 % der Patienten kann der Thrombus auch vollständig aufgelöst werden. So bleiben oft postthrombotische Schädigungen zurück. Eine unbehandelte Beinvenenthrombose endet nur in 10 % der Fälle tödlich.

Ursachen

Die Thrombose tritt bei etwa 30 % spontan, ohne Risikofaktoren auf, meist aber liegen gefährdende Faktoren vor:

Die gefährlichen drei Ursachen („Virchow’sche Trias“):

1. Störung der Blutströmung:

  • Das Blut in den Adern steht für längere Zeit still oder fließt zu langsam. Typische Situationen sind Bewegungsmangel, längere Reisen, Bettlägerigkeit, Knochenbrüche, Lähmungen, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Kreislaufschock, Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen.
  • Gefährlich auch, wenn sich das Blut in den Krampfadern bei langem Stehen oder Sitzen staut.

2. Schädigungender Gefäßwand durch:

  • Gefäßverletzungen (Kanüle, Operationen, Drogensucht)
  • Arterioskleroseschäden
  • Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen
  • angeborene Bindegewebsschwäche

3. Veränderte Blutzusammensetzung durch:

  • Fremdsubstanzen (Bakterien, Allergene, Kanülen in der Ader)
  • Volumenmangel (starke Blutung, Schock, Dehydrierung, zu wenig getrunken)
  • gestörte Blutgerinnung (Erbkrankheiten des Gerinnungssystems, Risikofaktoren)
  • Bluterkrankungen wie Leukämie
  • Tumorerkrankungen

Eine Venenthrombose kann durch unterschiedliche erworbene Risikofaktoren gefördert werden. Dazu gehören folgende Ursachen:

  • Alter über 70
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Infektionen (Sepsis)
  • Knochenbrüche – Gipsverband
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Pille)
  • Rauchen
  • Schwangerschaft: nach der Geburt oder nach einem Kaiserschnitt
  • Empfängnisverhütung („die Pille“) oder Hormonpräparate in den Wechseljahren
  • Übergewicht

Verlauf und Komplikationen

Verlauf und Spätschäden

Die Folgen der Venenthrombosen verlaufen über viele Jahre.
  • Der akute Krankheitszustand einer Venenthrombose dauert nur einige Wochen. Dann ist der instabile Krankheitsabschnitt vorbei. Unter günstigen Umständen lassen sich weitere Venenthrombosen vermeiden.
  • Die Schäden im ersten Jahr nach der Krankheit bezeichnet man als postthrombotisches Frühsyndrom. In dem Stadium ist noch Besserung zu erwarten.
  • Alle Beschwerden, die darüber hinaus andauern, fasst man mit dem Begriff „postthrombotisches Spätsyndrom“ zusammen. Es ist dann mit dauerhaften, lebenslangen Beeinträchtigungen zurechnen.

Komplikationen

Eine gefürchtete Komplikation bei einer Thrombose tritt ein, wenn sich Teile des Pfropfens ablösen und eine Verstopfung von Lungengefäßen (Lungenembolie) auslösen. Dieses Risiko besteht vor allem bei Becken- und Oberschenkelthrombosen. Dann droht auch ein Rechtsherzversagen. Bei Löchern in der Herzscheidewand können durch Übertritt von Thromben in das Stromgebiet des linken Herzens auch Störungen der Durchblutung der Augen, des Gehirns (Schlaganfall) und des Herzens (Infarkt, Herzinsuffizienz) oder anderer Organeauftreten. Diese Fehlbildung ist häufiger, als man meint. Etwa 20 % der Menschen haben diese sogenannte PFO (= Persistierendes Foramen Ovale apertum). Diese Komplikationen enden mitunter tödlich. Gelangt im Falle einer Schwangerschaft ein Thrombus in die Plazenta, droht eine Fehlgeburt.

Nach Thrombosen bleiben häufig Dauerschäden zurück:

Gefäßveränderungen:
  • Krampfadern, Varikosis: blau hervortretende Adern, meist an den Beinen.
  • Corona phlebectatica paraplantaris: Besenreiserartige Gefäßzeichnungen am Knöchel oder Fußrand. Die kleinen Netzvenen treten hervor. In heftigen Fällen ist der Bereich durch den Sauerstoffmangel bläulich verfärbt.
Hautverfärbungen:
  • Hyperpigmentierungen: Abgestorbene rote Blutzellen enthalten viel Eisen. Wenn die Bruchstücke nicht regulär entsorgt werden, färbt das Eisen als Proteinkomplex die Haut bräunlich.
  • Atrophie blanche: Verstopfen/entzünden die feinen Gefäße der Haut, erscheint der nicht versorgte Narbenbereich eingesunken und weiß. Der Ort ist schmerzhaft und leicht verletzlich. Die Folge sind schwer heilende Geschwüre.
Haut und Gewebeveränderungen:
  • Stauungsekzem: Es beginnt mit rötlich entzündlichen Flecken auf der Haut. Sie haben dieTendenz sich auszubreiten. Das Hautbild ist deutlich gestört und es bilden sich Schuppen, Bläschen und Hautverfärbungen
  • Offenes Bein, Ulcus cruris: Offene Geschwüre entstehen meist am Unterschenkel. Ausgangspunkt ist meist eine kleine Verletzung der Haut, die schlecht heilt und sich infiziert.
  • Dermatoliposklerose: Chronische Entzündungsprozesse führen zu Gewebevernarbungen. Es verhärtet die Haut, entsprechende Partien sind braun-rot verfärbt und schmerzhaft. Der Prozess kann sich auch auf das Unterhaut-Fettgewebe, Muskeln und Gelenk ausdehnen.
  • Arthrogenes Stauungssyndrom: Die schlechte Gewebeversorgung betrifft auch das Fußgelenk. Es wird zunehmend weniger beweglich.
  • Osteopathia phlebopathica: Auch zunehmende Verkalkungen des Gewebes sind eine mögliche Folge von Venenthrombosen.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Empfehlung:

Deutsche Gesellschaft für Phlebologie:

Wie kann man Venenkrankheiten erkennen?

Ihre Beine - und was Sie tun können, wenn Sie auf Reisen gehen.

Deutsche Herzstiftung:

Muss ich als Marcumar-Patient auf Lebensmittel mit Vitamin K verzichten?

Literatur

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