Schlafstörungen ade: Heilpflanzen, Hausmittel & weitere Tipps
Schlaflosigkeit: Welcher ist Ihr Schlafstörer?
Der Maßnahmenkatalog gegen Schlafprobleme ist vielseitig und berücksichtigt Körper, Psyche, Schlafumgebung und Schlafgewohnheiten. Hochdosierte Pflanzenpräparate können schlafanstoßend wirken, Entspannungstechniken beim nächtlichen Loslassen helfen. Wir wünschen viel Erkenntnis und schnelle Besserung!
Von: PhytoDoc-Redaktion
Schlafstörungen kompakt: Die wichtigsten Fakten
Unsere moderne Lebensweise nimmt keine Rücksicht auf die natürliche Tag- und Nachtgrenze; nutzt künstliches Licht und Wachmacher. Das stört die innere Uhr, die normalerweise durch die Sonne gesteuert wird – Schlafprobleme sind vorprogrammiert.
Ab wann spricht man von einer Schlafstörung?
Wenn Sie mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat unter Einschlafstörungen oder Durchschlafstörungen leiden, sprechen Mediziner von einer Schlafstörung (Insomnie; nach ICD-10 oder ICSD-2, (International Classification of Sleep Disorders). Der Schlaf wird nicht als erholsam erlebt, tagsüber fühlt man sich müde und gereizt.
Ein typisches Leitsymptom der Schlafmediziner ist daher eine erhöhte Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie) durch fehlende Erholsamkeit des Schlafes.
Je länger die gestörte Nachtruhe anhält, desto mehr verschärfen sich die Beeinträchtigungen und können zu sinkender Arbeitsleistung und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck, Depressionen oder erhöhter Infektanfälligkeit führen.
Häufigkeit
Die Störung des Schlafes ist ein Problem, das alle Bevölkerungsschichten müde macht: Bei Stichproben geben etwa 30 % der Bevölkerung an, Schlafstörungen zu haben.
Aber nicht nur gestresste Arbeitnehmer (30 %) liegen wach, auch viele Rentner (45 %) und verwitwete Personen (65 %) leiden erheblich unter „schlechtem Schlaf". Der höchste Anteil an Schlaflosen wurde bei Arbeitslosen festgestellt.
Was sind die Ursachen?
Zu den Ursachen zählen äußere Störfaktoren (nächtlicher Lärm, unbequemes Bett), schlafbehindernde Gewohnheiten am Abend (Kaffee, Alkohol, langes Fernsehen, Rumdaddeln am Handy), nächtliches Grübeln durch Sorgen oder Stress auf der Arbeit, organische Erkrankungen oder Schichtarbeit.
Die häufigsten Gründe sind hausgemacht wie eine problematische Schlafhygiene oder das Nicht-Abschalten-Können in der Nacht mit sich drehendem Gedankenkarussell. Wenn diese Schlafkiller zum Dauergast werden, verselbstständigt sich die Schlafstörung und wird chronisch („erlernte“ Insomnie).
Weniger häufig sind Parasomnien (durch Schlafwandeln oder Albträume), schlafbezogene Atmungsstörungen durch Schlafapnoe oder schlafbezogene Bewegungsstörungen (durch das Restless-Legs-Syndrom oder Zähneknirschen).
Behandlung von Schlafstörungen
Die Behandlung der Schlafstörungen richtet sich nach der Ursache. Sind die Schlafstörer organischer oder psychiatrischer Natur, dann muss diese Grunderkrankung behandelt werden. Häufiger wird die fehlende Schlafmenge allerdings durch Verhaltensweisen verursacht, die man selbst steuern kann – und die in der Vergangenheit in die falsche Richtung liefen. Eines der wichtigsten Therapie-Bausteine ist daher die kritische Betrachtung der bisherigen Lebensgewohnheiten und ein Umschwenken in Richtung gesunde Schlafgewohnheiten.
Am besten, Sie kombinieren die Tipps zur Schlafhygiene mit Heilpflanzen, Entspannungsverfahren, Bewegung und Hausmitteln. Hier gehen wir ausführlich auf die verschiedenen Therapie-Bausteine ein.
Wie funktioniert eigentlich Schlaf?
Verschiedene Hirnregionen regulieren die einzelnen Schlafstadien und schütten dazu passende Botenstoffe aus. Zuerst lässt unsere Aufmerksamkeit nach, dann werden wir schläfrig und schließlich erschlafft die Muskulatur.
Unser Gehirn steuert den weiteren Verlauf unseres Schlafes. Phasen mit Tiefschlaf wechseln sich mehrfach mit Traumphasen ab, werden gegen Ende sogar häufiger – und wir werden nach durchschnittlich 6 Stunden 59 Minuten wieder wach.
Wie lange jeder von uns aber individuell schlafen muss, um ausgeruht zu sein, ist sehr verschieden. Ältere Menschen benötigen deutlich weniger Schlaf, Säuglinge hingegen schlafen in Extremfällen bis zu 17 Stunden.
Schlafstadien: Was passiert in welcher Schlafphase?
Im Schlaf durchlaufen wir 90-Minuten-Zyklen. Einer traumlosen Periode folgt jeweils eine REM-Phase mit schnellen Augenbewegungen (REM steht für rapid eye movement) unter geschlossenen Lidern und lebhaften Träumen. Die Ausschüttung vieler Hormone schwankt in einem Rhythmus von 2-4 Stunden. In der traumreichen REM-Phase werden Sinneseindrücke vom Tag verarbeitet, die Tiefschlafphasen sind für die körperliche und geistige Erholung besonders wichtig.
Schlafstörungen: Therapie-Bausteine im Überblick
Sind keine Grunderkrankungen ursächlich für die Schlafstörung, zeigt der fehlende Nachtschlaf, dass beim natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Der positive Teil der Botschaft: Sie haben es selbst in der Hand, das lästige Wachliegen zu stoppen. Nehmen Sie Ihre bisherigen Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen selbstkritisch unter die Lupe und werden Sie vom Opfer der Schlaflosigkeit wieder zum Gestalter Ihres Schlafes!
Wenn Sie durch folgende Maßnahmen nach ein paar Wochen keine Verbesserung verspüren, suchen Sie bitte Ihren Hausarzt auf, mit dem Sie auch Ihr Schlaftagebuch durchgehen können.
- Schaffen Sie sich eine schlaffördernde Schlafumgebung und beherzigen Sie unsere Tipps zur Schlafhygiene.
- Diese Heilpflanzen können schlafanstoßend wirken und machen nicht abhängig.
- Auch Bewegung draußen hilft.
- Bei Grübelei, Sorgen oder Stress helfen diverse Entspannungstechniken. Hier ist bestimmt etwas passendes für Sie dabei!
- Falls Sie Ihre persönlichen Schlafstörer nicht kennen, hilft ein Schlaftagebuch weiter. Hier werden auch der Kaffee- und Alkoholkonsum und Medikamente notiert. Bei unklarer Ursache kann eine Untersuchung im Schlaflabor erfolgen.
Tabletten der Schulmedizin sollten wegen der Nebenwirkungen sehr zurückhaltend eingenommen werden.
Die Verschreibung von synthetischen Schlafmitteln gehört häufig zum Standardverfahren, wird aber von Schlafmedizinern sehr kritisch gesehen. Diese fordern, den Fokus auf nichtmedikamentöse Therapieverfahren zu legen, wozu Schlafhygiene, Entspannungsverfahren und auch verhaltenstherapeutische Techniken wie die Schlafrestriktion zählen.
8 Tipps zur Schlafhygiene
Generell sollte man bei Störungen des Schlafes auf Folgendes im Schlafzimmer achten: Ruhe, Dunkelheit, Kühle, Bequemlichkeit, körpergerechtes Bett und Kissen, natürliches Bettzeug aus atmungsaktivem Material.
Im Schlafzimmer hat nichts zu suchen, was irgendwie an unerledigte Arbeit erinnern kann, wie Bügelwäsche, Büronotizen etc. „Angesichts von Bügelbergen oder überbordenden Schreibtischen kann der Mensch nicht abschalten“, sagt Heilpraktikerin Martina Schneider, mit Praxis in Kreuzberg in der Eifel, „weil das Gehirn meldet, dass noch eine Menge Arbeit zu tun ist.“ Für die Heilpraktikerin hat das Schlafzimmer nur eine einzige Funktion: „Schlafzimmer und Bett nicht mit Arbeit in jedweder Form verknüpfen, sondern ausschließlich mit Schlafen, Erholen, Kuscheln und Sex.“
Fernsehgeräte, Smartphones oder Tablets haben ebenfalls nichts im Schlafzimmer verloren. Vor allem die Display-Beleuchtung ist ein Schlafkiller. Durch das eher kalte blaue Licht, das diese Geräte ausstrahlen, schlafen wir besonders schlecht.
Es empfiehlt sich, Schlafstörungen aktiv anzugehen, indem man auf vielen Ebenen eine Kleinigkeit ändert.
- Lassen Sie Reizstoffe weg: Kein Koffein, Nikotin oder Alkohol. Das kommt dem Durchschlafen zugute.
- Runterschalten: Bei Schlafstörungen sollte sich der Abend deutlich von der Hektik des Tages abheben. Lassen Sie alles in Ruhe ausklingen. Keine körperlichen Anstrengungen und kein seelischer Stress vor dem Schlafengehen.
- Rituale: Gehen Sie immer mit denselben Routinetätigkeiten zu Bett: Trinken Sie eine Tasse Tee, lesen Sie ein Buch, hören Sie eine CD. Das erleichtert dem Körper das Umschalten auf Schlaf.
- Das Abendessen sollte die kleinste Mahlzeit des Tages sein. Meiden Sie also schwere/fettreiche und üppige Mahlzeiten. Aber auch Hunger stört den gesunden Schlaf. Daher gilt bei Schlafstörungen: weder satt noch hungrig.
- Schalten Sie alles aus, was reizt: Störlicht, Lärmquellen und Elektrogeräte in Kopfnähe. Auch Wecker mit Lichtanzeige laufen unter Störlicht!
- Das Schlafzimmer sollte eher kühl gehalten werden. Lüften Sie vor dem Schlafengehen gut durch.
- Denken Sie daran: Schlaf kann nicht erzwungen, wohl aber gefördert werden. Bei Schlafstörungen dürfen Sie sich selbst nicht unter Druck setzen.
- Tagsüber nicht schlafen, da sollten Sie trotz Tagesmüdigkeit durchhalten!
Alkohol ist ein echter Schlafstörer
Was viele nicht ahnen: Alkohol ist ein ernsthafter Störenfried. Er ist eben kein Schlummertrunk. Zwar kann man damit relativ schnell einschlafen, der Schlaf ist allerdings nicht erholsam, sondern narkotisch. Ist der meiste Alkohol abgebaut, wacht man auf und kann nicht wieder einschlafen. Am nächsten Tag ist man wegen Schlafmangel wenig erholt. Alkohol ist eine häufige Ursache für Schlafstörungen.
Bewegung ist der natürliche Feind von Schlafstörungen
Die gesamte Natur lebt nach vorgegebenen Rhythmen, wer aus dem Takt gerät hat ein Problem. Nur wie kommt man zurück zum natürlichen Schwingen? Am einfachsten durch natürliche Reize aus der Naturheilkunde wie Bewegung und Licht.
Das sind die Fakten: Menschen mit bewegungsarmer Lebensweise schlafen schlechter. Bei sportlicher Anstrengung verbessert sich die Schlafdauer und -tiefe deutlich. Die natürlichste und dabei kostengünstigste Form die Müdigkeit zu fördern ist Sport, körperliche Arbeit und Bewegung, am besten im Freien bei Tageslicht. Dann schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: neben Bewegung ist Licht ein Faktor, auf den der Körper stark reagiert.
Was man an Sport betreibt, ist nicht entscheidend, man sollte nur darauf achten, diesem nicht zu spät zu frönen. Gegen Abend sollten nur noch leichte Aktivitäten erfolgen, wie zum Beispiel ein Spaziergang in der Natur.
Entspannungsverfahren und Psychotherapie
Den Stress, der tagsüber das Leben beherrscht, kann man nicht verhindern. Umso mehr sollte man darauf achten, dass man sich danach wieder entspannen kann, denn das wissen viele nicht: Entspannung kann man lernen.
Wobei man sich entspannt, ist individuell sehr verschieden. Offiziell anerkannt sind entspannende Verfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Autogenes Training, andere schwören auf Atemtherapie, Meditation oder Biofeedback.
Psychotherapie
Wenn man ständig angespannt ist und nicht schlafen kann, muss man vielleicht etwas an seinem Selbstverständnis ändern oder Probleme aufarbeiten. Bei der Psychotherapie oder Verhaltenstherapie geht man diesen Weg: Oftmals kennt man den persönlichen Auslöser nicht. Achtsamkeit ist ein wesentlicher Begriff bei Schlaflosigkeit. Kennen Sie Ihre Bedürfnisse und vor allem: können Sie sich leisten ihnen nachzugehen? Die Psychotherapie kann helfen, um individuelle Hilfsmöglichkeiten aufzubauen. Es ist nicht immer einfach, Probleme am Arbeitsplatz anzusprechen oder familiäre Konflikte zu beheben. Eine Person von außen sieht die Dinge anders und kann auch manchen Stein ins Rollen bringen.
Oftmals verbaut man sich selbst die Lösung. Hypnose wird dazu genutzt, um dies zu unterbrechen. Mit einer neuen Einstellung sieht der Alltag oft ganz neu aus. Manchmal muss man dazu aber auch etwas loslassen.
Albträume (Parasomnie) sind seelische Mechanismen, um mit negativen Ereignissen umzugehen. Wenn immer wieder dieselben quälenden Träume auftreten, braucht die Psyche Unterstützung. Die Traumatherapie ist ein Gebiet der Psychologie, das sich mit schwersten Stress-Erlebnissen auseinandersetzt, zum Beispiel mit der so genannten EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).
Schlafstörung: Hausmittel
- Ein kurzes, warmes (nicht zu heißes) Bad mit Baldrianwurzel, Hopfenextrakt, Lavendelblüten/öl oder Melissenblättern kann die Schlafbereitschaft fördern.
- Schlaflose Grübler: Sie werden von der Naturheilkunde kurzerhand kalt abgeschreckt und nass ins Bett gesteckt. Wenn sich die wohlige Wärme einstellt, steigt auch oft die Schlafbereitschaft.
- Warme Milch mit Honig
- Ein Duftkissen mit Zirbenholz
Problem kalte Füße
Rezept für einen Schlaftee
Besonders sanft wirken Schlaftees mit Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Melissenblätter, Pfefferminze, Pomeranzenschalen, Passionsblumenkraut, Lavendelblüten. Mischen Sie je nach Gusto, aber Baldrian und Hopfen sollte immer enthalten sein.
Zubereitung
Ein gehäufter Teelöffel wird mit 150 ml (einer Tasse) heißem Wasser übergossen und 10 Minuten ziehen gelassen, dann Abseihen. Man kann bis zu 5 Tassen des frisch zubereiteten Tees trinken. Etwa 1,5 Stunden vor dem Schlafengehen trinkt man 2 Tassen davon. Achten Sie auf ein ruhiges Ambiente, gedämpftes Licht und leise Geräusche, eben alles, was auf den Schlaf einstimmt.
Infografik: 8 Tipps, um wieder besser zu schlafen
Heilpflanzen gegen Schlafstörungen
Heilpflanzen besser als chemische Schlaftabletten
Auch pflanzliche Arzneimittel sind ein wichtiger Baustein bei der Behandlung. Dr. med. Berthold Musselmann aus Wiesloch rät zu pflanzlichen Tabletten mit hoher Konzentration aus der Apotheke – „vor allem, wenn die Störungen des Schlafes länger als zwei Tage andauern und wenn alle sonstigen Schlafhygiene-Maßnahmen nicht helfen, dann holen Sie sich gute Phytopharmaka aus der Apotheke.“ Tee hat eine zu schwache Wirkung, wenn er noch schmecken soll, ist aber begleitend sinnvoll.
Phytopharmaka stören die natürliche Schlafarchitektur nicht, in dieser Hinsicht helfen sie besser als Schlaftabletten gegen Schlafstörungen. Sie machen außerdem nicht süchtig und haben tagsüber keine narkotischen Effekte (und morgens keinen Hangover-Effekt).
Dran bleiben: länger anwenden
Bei der Einnahme pflanzlicher Medikamente ist zu beachten, dass sich die volle Wirkung meist nicht sofort entfaltet. Die Präparate müssen mindestens für zwei Wochen eingenommen werden, am besten auch tagsüber.
Die passende Heilpflanze wählt man, je nachdem welcher Aspekt des Schlafes verbessert werden soll.
Heilpflanzen gegen Einschlafstörungen
Bei leichteren Einschlafstörungen ist die Behandlung mit pflanzlichen Präparaten geeignet. Durchschlafstörungen sprechen geringer darauf an.
Am stärksten bei Einschlafstörungen wirken Präparate mit Baldrian und Hopfen. Lavendel und Melisse sind dagegen schwächer wirksam. Oft werden verschiedene Extrakte in den Präparaten gegen Schlafstörungen gemischt, Passionsblume eignet sich besonders gut als Kombinationspartner. Allerdings hat sich gezeigt, dass empfindliche Menschen Präparate mit nur einem Pflanzenextrakt besser vertragen.
Achten Sie auf eine längere Anwendung: Man sollte die Mittel in ausreichender Dosierung regelmäßig einnehmen. Bei Baldrian ist zum Beispiel mindestens 400-600 mg Trockenextrakt notwendig. In klinischen Studien gegen Schlafstörungen wurden oft Tagesdosen von 600 bis 1000 mg Baldrian-Trockenextrakt eingesetzt. Die Menge wird über den Tag verteilt, die Hälfte der Dosis sollte aber etwa 30 Minuten vor der Nachtruhe eingenommen werden.
Heilpflanzen bei Durchschlafproblemen
Bei Schlafstörungen dieser Art wirkt Baldrian in hohen Dosen noch am besten, andere pflanzliche Präparate sind hier oft nicht optimal. Die Unterstützung mit anderen Maßnahmen ist hier besonders wichtig.
Cannabidiol bei Schlafstörungen
Cannabidiol ist ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff der Hanfpflanze, der immer häufiger gegen Angst und Schlafstörungen eingesetzt wird. Aufgrund der guten Verträglichkeit hat Cannabidiol in der Selbstmedikation mittlerweile einen hohen Stellenwert. Es gibt keine dämpfenden Nebenwirkungen wie bei THC, mögliche Wechselwirkungen sollten allerdings beachtet werden.
Neuesten Studien zufolge ist sowohl das Endocannabinoidsystem als auch die körpereigenen Cannabinoide an der Wachheit und dem Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. In der Nacht kann eine erhöhte Anandamid-Konzentration mit weiteren Botenstoffen schlaffördernd wirken. Hingegen hat sich gezeigt, dass tagsüber die 2-AG-Konzentration erhöht ist, sodass dieses körpereigene Cannabinoid vermutlich beim Wachbleiben von Bedeutung ist. Wie genau diese Mechanismen funktionieren, ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Es wird aber davon ausgegangen, dass Cannabidiol zum Schlafen bzw. Ein- und Durchschlafen wirkungsvoll sein kann.
Schlaflosigkeit wegen Angst?
Bei Angststörungen hat man in der Vergangenheit Kava-Kava empfohlen. Allerdings wurde die Zulassung vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) widerrufen, dabei wirkte es sehr gut bei Schlaflosigkeit. Es gibt gute Gründe, warum die Entscheidung revidiert werden sollte. Ersatzweise kann man auch hier auf Johanniskraut zurückgreifen.
Neues Präparat bei ängstlicher Unruhe
Als neue Hoffnung bei ängstlicher, innerer Unruhe gibt es ein pflanzliches Arzneimittel mit patentiertem Lavendelöl. Es macht tagsüber nicht müde und hat keinen Gewöhnungseffekt. Die Alltagsängste nehmen ab, Entspannung ist wieder möglich. Das vertreibt auch Schlaflosigkeit.
Schon länger bewährt ist die Passionsblume bei nervöser Unruhe. Hier gibt es verschiedene Hersteller; achten Sie auf hochkonzentrierte Produkte.
Depressive Verstimmungen?
Kommt zu den Schlafstörungen eine depressive Komponente hinzu, ist Johanniskraut oder ein Kombinationsprodukt damit besser geeignet.
Depressive Personen leiden häufig an Störungen des Schlafes. Sie haben nicht nur einen Mangel am Glückshormon Serotonin, sondern auch zu wenig von dem verwandten Schlafhormon Melatonin. Die Afrikanische Schwarzbohne (Griffonia) soll dieses Problem beheben.
Informieren Sie sich hier, wie die Naturheilkunde bei depressiver Verstimmung helfen kann.
Schlafstörung durch Erkältung?
Bei fieberhaften Erkrankungen, Schmerzen und Entzündungen wirken Präparate mit Weidenrinde (Salicis cortex) und Mädesüß ähnlich wie Aspirin und fördern auch den Schlaf. Alternativ nimmt man Lindenblüten oder Fieberklee. Wer der Homöopathie vertraut, greift zu einem Präparat mit Eisenhut.
Schwanger und schlaflos
Schwangere können es mit zehn Tropfen Lavendelöl in einem fetthaltigen Nahrungsmittel wie Sahne gegen ihre Schlafstörungen versuchen.
Durchschlafen trotz Baby
Bei kleineren Kindern ist ein sanftes Schlafritual besonders wichtig. Außerdem sind schwache Mittel wie Melissen- und Kamillentee geeignet. Sie wirken gleichzeitig krampflösend auf die Verdauung. Früher hat man Säuglinge oft auch auf „Hopfen- oder Lavendelkissen“ gebettet. Nach heutigem Wissen war und ist dies bei Schlaflosigkeit durchaus sinnvoll.
Heilpflanzen und Vitalstoffe, die bei Schlafstörungen helfen können
Homöopathische Mittel bei Schlafstörungen
Ambra (Ambra): Schlafstörungen wegen Nervosität, Sorgen und Angstzuständen, Empfindlichkeit oder Schüchternheit, Erröten, Hysterie, Überarbeitung, schwache Nerven und Vergesslichkeit im Alter: Stabilisierung des seelischen Gleichgewichts.
Blauer Eisenhut (Aconitum napellus): Schlafstörungen durch Herz- und Kreislaufstörungen, dem peripheren Nervensystem, lebhafte und robuste Menschen. Schlafstörungen nach Schreck, auch Unruhe und Angst, bei Herzklopfen oder fiebrigem Infekt.
Brechnuss (Nux vomica): Schlafstörungen, Reizbarkeit, bei Alkohol-Kater, exzessives Leben. Morgens unausgeschlafen, unlustig, verkatert, sehr reizbar. Schlaflos von 02-05 Uhr.
Damiana (Turnera diffusa): Neurasthenie, Schlaflosigkeit wegen Nervosität, Niedergeschlagenheit, Verkrampfung und Verspannung, Spannungskopfschmerzen.
Hafer (Avena sativa): Rekonvaleszenz, bei Schwäche, bei Schlaflosigkeit und Erschöpfungszustände, Folgen von Stress, Sorgen, Drogen.
Kaffee (Coffea): Einschlafstörungen bei Ideenfülle, geistiger Anstrengung, nach großer Erregung, nervöser Reizbarkeit oder Kaffeegenuss.
Kockelskörner (Anamirta cocculus): Erschöpfung nach gestörter Nachtruhe, Schlafmangel, für erschöpfte, sehr empfindliche, reizbare, depressive, Menschen.
Pikrinsäure (Acidum picrinicum): Bei Depressionen, Migräne und bei Schlafstörungen, überarbeitete Menschen mit Schlafmangel, Ermüdung bei geistiger Arbeit.
Tollkirsche (Bella Donna): Fieber und Fieberphantasien, starke Unruhe, Aggressivität. Man stöhnt oder schreit im Schlaf, Schlafstörungen in der Schwangerschaft.
Weißdorn (Crataegus): Schlafstörungen durch Herz- und Kreislaufstörungen, Herzklopfen, Schlaflosigkeit (besonders bei alten Leuten).
Schüßler-Salze
(Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt)
Nr. 14. Kalium bromatum D6 Bei nervösen Beschwerden (z.B. Schlafstörung und Kopfschmerzen) oder Beschwerden der Schilddrüse (Überfunktion, Unruhe, Bluthochdruck, Abmagerung).
Nr. 7. Magnesium phosphoricum D6 Probleme beim Einschlafen wegen Gedankenflut, Gedanken drehen sich im Kreis.
Nr. 5. Kalium phosphoricum D6 Bei Problemen der Nerven und der Muskeln: Nervosität, Melancholie bis zu Schlafbeschwerden, Gedankenflut.
Nr. 22. Calcium carbonicum D6 Bei unruhigem Schlaf mit heftigen Träumen.
Nr. 21. Zincum chloratum D6 Unruhe, Hyperaktivität und Depressionen zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung.
Nahrungsergänzung
Wer nachts unter Beinkrämpfen oder Muskelverspannungen leidet hat unter Umständen Magnesiummangel. Abhilfe schafft 300 mg Magnesium: es entspannt die Muskeln.
Sind Alpträume oder depressive Verstimmungen das vorherrschende Problem, kann man einige Wochen versuchsweise Vitamin B6 (50-100 mg) einnehmen. Vitamine aus der B-Gruppe versorgen die Nerven.
Die Aminosäure Tryptophan hellt die Stimmung auf und fördert den Schlaf. Es ist die Vorstufe des Hormons Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Als mildes Schlafmittel ist es ohne Rezept erhältlich. In der Regel nimmt man davon 0,5-1 g, in schweren Fällen bis zu 2 g.
Schulmedizin: Tabletten sind nicht die beste Wahl
Grundsätzlich sollte die Pharmakotherapie von Schlaflosigkeit zeitlich begrenzt werden. Die Patienten müssen außerdem darauf hingewiesen werden, dass sie auch tagsüber durch die Medikamente benommen sein können und daher ihre Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Das betrifft die Fahrtauglichkeit und auch die Bedienung gefährlicher Maschinen oder die Ausführung komplexer Aufgaben. Durch Schlaftabletten werden die wirklichen Ursachen auch nur verdrängt, aber nicht behoben. Daher müssen die Vor- und Nachteile der Medikamente genau abgewogen werden.
Leider wird die für eine gründliche Schlafanamnese notwendige Zeit von den meisten Ärzten nicht aufgebracht, da sie nicht wirtschaftlich zu erbringen ist.
Von Benzodiazepinen (Diazepam) und manchen anderen Psychopharmaka ist, außer für kurze Zeiträume (ein bis maximal zwei Wochen) abzuraten: Viele Stoffe machen süchtig und erhöhen bei alten Menschen die Sturzgefahr. Zu beachten gilt außerdem, dass einige Medikamente bei Älteren häufig auch eine unerwartete Wirkung zeigen („paradoxe Wirkung“) und die Gefahr von Unfällen, Herzrhythmusstörungen u.a. stark erhöhen. Generell sollte man sie bei Schlafstörungen höchstens eine Woche und nur im Notfall einsetzen.
Die Pharmaindustrie hat auch neuere „Nicht-Benzodiazepin-Hypnotika“ im Angebot (Zaleplon, Zolpidem oder Zopiclon). Bezüglich der Nebenwirkungen sind sie günstiger, können aber ihrerseits auch schwerste Abhängigkeitssyndrome verursachen.
Bei Niedergeschlagenheit helfen mitunter verschreibungspflichtige Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Citalopram) oder tricylische Antidepressiva (Doxepin, Amitriptylin, Trimipramin) bzw. tetracylische Antidepressiva (Mirtazapin, Mianserin, Maprotilin). Gleichzeitig muss hier auch eine psychologische Intervention folgen.
Lesen Sie weiter: Ursachen und Symptome
Quellen/Weitere Informationen
Literatur
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- Schmiedel, V., Augustin, M.: Das große Praxisbuch der Naturheilkunde, Gondrom Verlag, Bindlach, 2004
- Similasan AG, Homöopathie Lexikon, Stand August 2009
- Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2003
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