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Sonnencremes: Welcher Sonnenschutz ist optimal – für Mensch und Umwelt?

Frau lächelt übber Schulter in kamera, eine Sonne aus Sonnencreme auf ihrer Schulter.
© M&M - Fotolia.com

Die Wahl der richtigen Sonnencreme ist nicht einfach

Bio oder nicht? Welcher LSF? Und was ist mit der Nano-Technologie in der Sonnenkosmetik? Gibt es wirksame Produkte auch ohne chemische Filter? PhytoDoc weiß Rat ...

Von: Eva Pantleon

Eine gesunde Bräune gibt es nicht

Mit bis zu 1000 Watt pro Quadratmeter strahlt unser Zentralgestirn an einem schönen Sommertag vom Himmel. Und bringt uns damit nicht nur kräftig ins Schwitzen, sondern kann auch unserer Haut massive Schäden zufügen – selbst bei maßvollem Sonnenbaden. Denn so gern die Kosmetik-Industrie auch damit wirbt: „Eine gesunde Bräune“ gibt es nicht. Die Färbung der Haut ist nämlich nichts weiter als eine massive Abwehrreaktion des Körpers - der Versuch, dadurch schädigende ultraviolette Strahlung abzuhalten.

Hilft also bei strahlend schönem Wetter im Grunde nur eines: Im Haus oder Schatten bleiben oder den Körper in einen blickdichten Ganzkörperpulli hüllen? Mag sein, aber wer will das schon? Und wer will nicht doch mal an einem Sonnentag ins Kanu oder aufs Fahrrad steigen und ein paar Stunden im Freien verbringen – ohne zwei Tage später wie eine rote Pellkartoffel auszusehen?

Und so bleibt am Ende doch nur der Weg in den nächsten Drogerie-Markt und dort - angesichts einer verwirrenden Vielfalt an Sonnencremes - die Frage zu beantworten:

Welcher Sonnenschutz ist optimal – für Mensch und Umwelt?

Leider gibt es hier keine einfachen Antworten. Zwar empfiehlt ÖKO-TEST schon seit Jahren, auf Bio-Sonnenschutzmittel zurückzugreifen. Diese lösen das Problem Sonnenschutz nämlich auf anderem Weg als herkömmliche Mittel – d.h. sie kommen ohne jene chemischen UV-Filter aus, welche im Verdacht stehen, Allergien auszulösen und hormonell oder krebserregend zu wirken. Das wurde bisher zwar nur im Laborversuch nachgewiesen. Doch warum ein Risiko eingehen, wenn eine Alternative zur Hand ist? Leider geht es aber auch bei dieser – also der Bio-Variante – nicht ganz ohne „wenn und aber“.

Wie kleine Spiegel auf der Haut

Statt mit chemischen Filtern wird in zertifizierter Natur-Sonnenschutz-Kosmetik nämlich ausschließlich mit mineralischem Lichtschutz gearbeitet. Dieser besteht meist aus Titan- und/oder Zinkoxid. Seine Pigmente legen sich als Film auf die Haut und reflektieren die Sonnenstrahlen wie kleine Spiegel. Daher wirkt Bio-Sonnencreme auch sofort nach dem Auftragen – im Gegensatz zu den chemischen Filtern, die eine Reaktion der Haut erfordern und daher 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden sollten.

Soweit so gut. Leider aber gibt es auch hier wie gesagt ein „Haar in der Suppe“. Und dieses Haar heißt Nano-Technologie. Wer schon lange Bio-Sonnencreme benutzt, wird sich erinnern: Anfangs hinterließen die Cremes aufgrund der mineralischen Pigmente einen dicken weißen Film auf der Haut. Das ist heute seltener der Fall. Der Grund: Die Titan- und Zink-Pigmente werden immer mehr verkleinert, damit die Creme besser in die Haut einziehen kann. Kritisch wird es allerdings, wenn diese Verkleinerung der Partikel Nano-Werte erreicht - wie bei manchen Bio-Sonnencremes der Fall. Doch was ist an den Mini-Teilchen (die übrigens auch in einigen herkömmlichen Sonnencremes enthalten sind) eigentlich so besorgniserregend?

Nanoteilchen - gefährliche Winzlinge?

„Nanos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zwerg. Dementsprechend bezeichnet „Nano-Technologie“ eine Technik, mittels derer sich winzige Teile noch um ein vielfaches verkleinern lassen – auf eine Größe von einem Milliardstel Meter. Das entspricht etwa dem Umfang eines Fußballes im Verhältnis zur Erde. Die Teilchen sind dann so klein, dass sie überall eindringen können. Das macht sie gerade für den Kosmetikbereich sehr attraktiv. Die Wirkstoffe von Cremes bleiben dann nämlich nicht auf der Haut liegen, sondern werden in tiefere Hautschichten transportiert.

Leider aber sind noch viele Fragen ungeklärt hinsichtlich dieser neuen Wunderwaffe der Wissenschaft – und ihrer Wirkung auf den Organismus. Viele verlässliche Studien dazu existieren derzeit nämlich noch nicht. Und die, die es gibt, sind nicht gerade Anlass zur Beruhigung: So beobachteten Wissenschaftler der Universität Konstanz bei Wasserflöhen eine Beeinträchtigung der Schwimmfähigkeit - allerdings nicht bei den Tieren, die den Nanopartikeln ausgesetzt waren, sondern erst bei deren Nachkommen. Andere Tierversuche wiesen auf ein erhöhtes Lungenkrebs-Risiko hin, wenn hohe Dosen des in vielen Sonnencremes enthaltenen Nano-Titandioxids eingeatmet wurden.

Entwarnung gibt es aber zumindest bei einer Sache, die lange Zeit als kritischer Punkt galt: Nach heutigem Stand der Wissenschaft ist (laut Bundesamt für Risikobewertung) die menschliche Haut eine sichere Barriere – d.h. die Nanopartikel können NICHT in die Blutbahnen vordringen. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Produkte mit Nanopartikeln sollten niemals auf offenen Hautstellen verwendet werden, da dies den Zugang zum Blut erleichtern würde – also entsprechende Cremes besser nicht in Kontakt mit Wunden bringen. Und auch die gereizte Haut nach dem Rasieren sollte tabu sein. Wer lieber keine Risiken eingehen möchte, dem hilft seit 2013 ein genauer Blick auf die Verpackung. Denn seitdem müssen Hersteller von Kosmetika, die ein Produkt mit Nanomaterialien auf den Markt bringen wollen, diese in der Liste der Inhaltsstoffe mit dem Wort „Nano“ kennzeichnen.

Folglich müsste sich die Sache mit dem „gesünder sonnen“ doch nun eigentlich so zusammenfassen lassen: Man nehme eine Bio-Sonnencreme, d.h. eine mit mineralischen Filtern, und achte darauf, dass keine Nano-Teilchen enthalten sind (wie z.B. in Produkten von Lavera, Eco Cosmetic oder Eubonia)? Im Prinzip richtig, wenn die Sache mit dem Lichtschutzfaktor nicht wäre.

Der Lichtschutzfaktor: hoch - höher - am besten?

Aufgrund des Verzichts auf chemische Filter, ist es nämlich sehr schwer in Bio-Sonnencremes einen höheren Lichtschutzfaktor als 20 oder 25 zu erreichen. Ein Grund, also doch zur Chemie zu greifen? Gewiss nicht. Denn Dermatologen beobachten seit Jahren steigende Zahlen von Hautkrebs. Und das, obwohl der Lichtschutzfaktor (LSF) in den Sonnenschutzmitteln sich kontinuierlich erhöht hat. Ein Paradoxon? Mitnichten. Denn leider wiegen sich Menschen, die sich mit LSF 50 eingecremt haben, oft in falscher Sicherheit – und setzen sich daher stundenlang der aggressiven Mittagssonne aus, immer in dem Gefühl „Ich bin geschützt“.

Doch leider ist auch die beste Sonnencreme kein echtes „Strahlenschutzschild“. Zwar wird der LSF im Labor getestet. Doch handelt es sich hierbei um einen theoretisch errechneten Wert, der sich auf dem Papier zunächst ganz schön anhört, aber verschiedene Störanfälligkeiten in sich birgt. So werden z.B. bei den Testungen mit Mengen von bis zu 50 g Creme für einmal Eincremen gerechnet - was bedeutet, man müsste jedes Mal ca. ein Fünftel der Tube auf dem Körper verschmieren. Ein eher unrealistisches Szenario. Dazu kommt, dass niemand sich wirklich gleichmäßig eincremt – es wird also immer Stellen am Körper geben, die ungeschützt bleiben.

Experten raten daher dazu, die Mittagssonne zwischen 11 und 16 Uhr strikt zu meiden und ansonsten eine Creme mit LSF 20 oder 25 aufzutragen – was vollkommen genügt. Denn bei Faktor 20 werden bereits rund 95 Prozent der UV-B-Strahlen absorbiert, bei LSF 50 sind es gerade mal drei Prozent mehr. Unsinnig sind (mit wenigen Ausnahmen) sehr hohe Lichtschutzfaktoren auch, weil die Haut dann wegen des Blockeffekts zu wenig Vitamin D bildet – was einer der wenigen, aber nicht unwichtigen Vorteile des Sonnenbadens ist.

UV-Schutz: Wer B sagt, sollte auch A sagen

Lange Zeit hat man sich beim Thema Sonnenschutz vor allem um die UV-B-Strahlung gekümmert (die ist es auch, worauf sich der auf der Packung angegebene LSF bezieht), da sie als mitverantwortlich für die Entstehung von Hautkrebs gilt. UV-A-Strahlen gelten als unschädlich, sind aber noch nicht wirklich ausreichend erforscht. Bekannt aber ist, dass diese langwelligeren Strahlen tief in die Unterhaut eindringen und so zu vorzeitiger Hautalterung führen. Daher rät eine EU-Empfehlung bei Sonnenschutzmitteln dazu, dass sie in einem Verhältnis von 1:3 vor UV-A- und UV-B-Strahlen schützen sollen. Mittel, die dem entsprechen, tragen auf der Verpackung das Logo "UVA im Kreis".

Anfangs sorgte diese Empfehlung für einigen Unmut unter den Bio-Sonnenkosmetik-Firmen. Denn für einen so hohen UVA-Schutz sind entweder chemische Filter oder mehr mineralische Pigmente nötig. Chemische Filter scheiden bei Bio-Kosmetik natürlich aus. Doch auch die Sache mit den vermehrten Pigmenten hat ihre Tücken. Denn die Folge ist, dass aus der Tube statt einer Creme eine dicke weiße Paste kommt – die niemand gern auf der Haut haben möchte. Weleda und Dr. Hauschka haben daher vorerst die Produktion von Sonnenkosmetik eingestellt. Andere Firmen setzen weiter auf mineralische Filter, haben aber neue Herstellungstechniken entwickelt – und damit zumindest eine deutliche Verbesserung der Konsistenz erreicht.

Sonnenschutz für Fische?

Und so bleibt zu hoffen, dass sich Bio-Kosmetik und damit mineralische Filter weiter durchsetzen – nicht zuletzt der Umwelt zuliebe. Die leidet nämlich erheblich unter den Massen von chemischen UV-Filtern, die über das Wasser in den Boden und damit auch wieder zurück in die Nahrungskette gelangen. So hat zum Beispiel der Schweizer Umweltwissenschaftler Dr. Karl Fent nachgewiesen, dass Fische und Krebse in Schweizer Gewässern chemische Filtersubstanzen aus Sonnenkosmetik aufnehmen und davon hormonell beeinflusst werden. Weitere Studien zeigen, dass Sonnencremes mit synthetischen Lichtschutzfiltern weltweit die Korallenriffe gefährden. Den Anstoß zu den Untersuchungen hatten Beobachtungen in Mexiko gegeben. In den abgeschlossenen Meerespools vor der Halbinsel Yucatan, die stark von Urlaubern frequentiert sind, war es zu einer hohen Sterblichkeit aller Lebewesen gekommen.

Der Kompromiss: Kein Bio – aber doch ganz OK?

Und so lässt sich zum Thema Sonnenschutz am Ende ein recht schlichtes Fazit ziehen: statt in LSF 50 hülle man sich lieber in ein langärmliges T-Shirt, meide die Mittagssonne zwischen 11 und 16 Uhr und greife im Supermarkt zur nanofreien Bio-Sonnenmilch mit LSF 20. Ist zwar teurer, hält dafür aber länger. Denn im Gegensatz zu den Mitteln mit chemischen Filtern muss man hier nicht dauernd nachcremen – und die Korallenriffe freuen sich auch.

Wer sich aber partout nicht mit der etwas festeren Konsistenz der Bio-Sonnencreme anfreunden kann, der sollte zumindest zum Kompromiss greifen: eine herkömmliche Sonnencreme, die verträglicher ist als andere – d.h. weniger Paraffine oder Silikone enthält. So verzichten laut Ökotest z.B. die Produkte von Ladival, Elkos Sun oder die Sundance Sonnenmilch (dm) auf eine Vielzahl bedenklicher Stoffe.

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