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Isländisch Moos

Isländisch Moos ist eine Flechte, eine Symbiose aus Alge und Pilz.
© wikipedia

Hausmittel aus dem Norden: Isländisch Moos

In nordischen Ländern galt Isländisch Moos als Hausmittel gegen Lungenkrankheiten und Entkräftung. Heute wird es vor allem bei Hustenreiz, Heiserkeit und Schleimhauterkrankungen eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Isländisch Moos: Das Wichtigste im Überblick

Bei Isländisch Moos (Cetraria islandica) handelt es sich um eine Flechte, die am Erdboden oder an Felsen wächst. Die zu pharmakologischen Zwecken verarbeiteten Pflanzen stammen überwiegend aus osteuropäischen und skandinavischen Ländern. Isländisch Moos wird bei Schleimhauterkrankungen, Husten, Infekten im Hals-Rachenbereich, aber auch zur Appetitanregung empfohlen. Die Inhaltsstoffe des Isländisch Moos, darunter wasserlösliche Schleimstoffe und Flechtensäuren, wirken reizmildernd bei Husten und Reizhusten, immunstimulierend bei Infekten sowie schleimhauteinhüllend und adstringierend. Die traditionellen Anwendungsgebiete des Isländisch Moos sind neben den erwähnten Erkrankungen der oberen Atemwege auch Leiden im Bauchbereich. Zu letzteren zählen unter anderem DurchfallBlähungenMagenschleimhautentzündungen und Gallenblasenentzündungen. Häufig kommen Lutschpastillen zur Anwendung, zudem werden aber auch Tabletten oder Extrakte angeboten. Isländisch Moos ist sehr gut verträglich und besitzt keine Nebenwirkungen.

Wobei hilft Isländisch Moos?

Isländisch Moos hat eine lange Anwendungstradition und ist seit dem 17. Jahrhundert unter Namen wie Lungenmoos oder Fiebermoos bekannt. Die Kommission E erkennt die Anwendung bei Husten, Schleimhauterkrankungen und Appetitmangel an. Versuche deuten zudem auf eine immunmodulierende Wirkung hin (d. h. eine anregende sowie dämpfende Wirkung). Auch eine Anwendung bei Krebs wird geprüft.

Es werden vorwiegend Zubereitungen in Form von Lutschpastillen hergestellt, da sich Isländisch Moos aufgrund seines hohen Schleimstoffanteils sehr gut als Schleimhautschutz in Mund und Rachen eignet.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Appetitmangel: bitteres Tonikum
  • Reizhusten: hustenreizstillend, auswurffördernd (auch für Kinder geeignet)
  • Schleimhauterkrankungen von Mund- und Rachenraum
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Bronchitis, chronische, Keuchhusten
  • Erschöpfung, Tonikum
  • Gallenleiden
  • Infekte der oberen Atemwege, Katarrhe
  • Magendarmentzündung, Gastritis

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Isländisch Moos wächst auf dem Erdboden oder auf Felsen und wird bis zu 10 cm hoch. Es bildet feine, geweihförmig verzweigte Gewebslappen von olivbrauner Farbe. Unterseits sind sie grau gefärbt. In nordischen Ländern war Isländisch Moos ein Hausmittel gegen Lungenkrankheiten und Entkräftung. Aus dem Mehl der Flechte wurde früher eine Art Brot hergestellt.

Flechten sind über die ganze Welt verbreitet. Von der Gattung Cetraria werden zwei Arten pharmakologisch genutzt: C. islandica und C. ericetorum.Damit entfernt verwandt sind die Bartflechten (z. B. Usnea barbata), die ebenfalls Verwendung finden. Das Naturvolk der Khoisan in Südafrika sammelt die auf Felsen wachsenden Parmelia–Arten zu Heilzwecken.

Isländisch Moos kann nicht angebaut werden und wird daher am Wildstandort gesammelt. Verwendet wird der ganze Flechtenkörper (Lichen islandicus = Cetrariae lichen). Das Material stammt meist aus arktischen Regionen und kalten Gebieten der Nordhemisphäre; Hauptlieferländer sind die skandinavischen Länder, osteuropäische Länder, aber auch Kanada.

Eine symbiotische Lebensgemeinschaft

Isländisch Moos (Cetraria islandica) zählt weder zu den Blütenpflanzen noch – wie der Name vermuten lassen könnte – zu den Moosen. Es handelt sich um eine Flechte, eine symbiotische Lebensgemeinschaft aus Alge und Pilz. Das bedeutet, sowohl Alge als auch Pilz haben einen Nutzen von der Partnerschaft.

Gewinnung

Nach dem Sammeln werden die Flechten an der Luft getrocknet. Zur Aufbereitung des Materials für Tee werden die getrockneten Thallusstücke nochmals angefeuchtet, geschnitten und wieder getrocknet.

Artenschutz

Isländisch Moos ist in Deutschland sehr selten geworden und zählt nach der Bundesartenschutzverordnung und dem Washingtoner Artenschutzabkommen zu den gesetzlich geschützten Arten; es darf daher hier nicht gesammelt werden.

Heilwirkung von Isländisch Moos

Reizmildernde Wirkung

Die wichtigsten Inhaltsstoffe von Isländisch Moos sind die Schleimstoffe, welche eine reizmildernde, schleimhauteinhüllende und abdichtende (adstringierende) Eigenschaft haben. Sie kommen bei Reizhusten zur Linderung des Hustenreizes zum Einsatz. Die Inhaltsstoffe von Isländisch Moos können zudem zur Verflüssigung von zähem Bronchialschleim beitragen und so den Auswurf fördern. Isländisch Moos wirkt sehr sanft und ist daher auch für Kinder, Sänger, alte und geschwächte Menschen geeignet.

Bei Verdauungsbeschwerden

Im Magen können die Schleime die Säure binden und so die Magenschleimhaut schützen.

Die bitteren Flechtensäuren fördern die Produktion der Verdaungssäfte und regen Appetit und Darmbewegung an. So kann Isländisch Moos auch bei Verdauungsbeschwerden und Appetitmangel eingesetzt werden.

Tuberkulose

Laborversuche zeigen außerdem eine schwache antibakterielle Wirkung der Flechtensäuren. Besonders wirksam ist ein Extrakt gegen den Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis. Zusammen mit der immunstimulierenden Eigenschaft der Zuckerverbindung ist Isländisch Moos ein sinnvolles Mittel bei Infekten der oberen Atemwege und Erkrankungen des Mund- und Rachenraums.

Krebs

Neuere Laborversuche mit den Zuckerverbindungen aus Isländisch Moos zeigen, dass Inhaltsstoffe der Flechte eventuell auch bei der Bekämpfung von Krebs eingesetzt werden könnten. Bisher liegen aber nur wenige Daten vor.

Nebenwirkungen von Isländisch Moos

Bisher sind keine Nebenwirkungen von Schleimstoffen bekannt. Sie könnten die Aufnahme von Medikamenten im Darm vermindern. Die Einnahme von Arzneimitteln sollte daher in großem zeitlichem Abstand zu Isländisch Moos-Präparaten erfolgen.

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Flechtensäuren soll Isländisch Moos nicht angewendet werden.

Praktische Anwendung: Produkte & Dosierung

Isländisch Moos wird meist in Form von Lutschpastillen und Tee angeboten.

Wichtig für die immunstimulierende und reizmildernde Wirkung ist, dass der Auszug durch Lutschen oder Spülen mit Rachenraum und Mandeln in Verbindung treten kann. Isländisch Moos wird häufig in Kombination mit anderen Heilpflanzen (z. B. Lindenblüten, Primelblüten, Thymian) in Hustenmitteln angeboten (vorwiegend Tabletten und Lutschpastillen).

Dosierung

Dosierung bei Husten und Magendarmkatarrh

Ein Aufguss aus 4–6 g Isländisch Moos (pro Tag) wird empfohlen: 1 Teelöffel pro Tasse, 10-30 min. ziehen lassen und eventuell mit Honig süßen.

Zur Reizlinderung warmes Wasser, zur Förderung des Auswurfs heißes Wasser zum Aufbrühen verwenden.

Dosierung bei Appetitmangel

Um die bitter schmeckenden Verbindungen aus den Flechten zu lösen, werden am Besten Kaltwasserauszüge mit 1-2 g Isländisch Moos eingesetzt. 3-5 h ziehen lassen. Den Auszug vor dem Trinken gegebenenfalls leicht erwärmen. Etwa eine halbe Stunde vor dem Essen langsam trinken.

Wirkstoffe des Isländisch Moos

  • Polymere Zucker: etwa 50 % wasserlösliche Schleimstoffe (Lichenin, Isolichenin)

Flechtensäuren:

  • bittere Flechtensäuren (so genannte Depsidone) mit Fumaroprotocetrarsäure und Cetrarsäure
  • aliphatische Flechtensäuren, wie Protolichesterinsäure
  • Lichensäure und Usninsäure (Usnea-Arten)

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Sonntag Verlag Stuttgart, 2005
  3. Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz e.V., Bundesartenschutzverordnung Anlage 1 – 6 Aktuellste Fassung, Stand 24.02.2005
  4. Hauck, M.: Susceptibility to acidic precipitation contributes to the decline of the terricolous lichens Cetraria aculeata and Cetraria islandica in central Europe; Environ Pollut.; 152 (3), 731-5, 2008
  5. Kaufhold, P.: PhytoMagister, Moderne und traditionelles Wissen der Pflanzenheilkunde, 1. Auflage Richard Pflaum Verlag, München, Bad Kissingen, Berlin, Düsseldorf, Heidelberg, 2002
  6. Machart, P., et al.: Ecological half-life of 137Cs in lichens in an alpine region; J Environ Radioact., 97 (1), 70-5, 2007
  7. Olafsdottir, E., S., Ingólfsdottir, K.:Polysaccharides from lichens: structural characteristics and biological activity; Planta Med.; 67 (3), 199-208, 2001
  8. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag München-Jena, 2007
  9. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  10. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
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