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Kürbis

Nicht nur zum Essen ist der große, orange Kürbis geeignet.
© C. Heyer/PhytoDoc

Kürbis hat mehr drauf als nur Halloween-Deko

Der Kürbis (Cucurbita pepo) - die größte Beere der Welt – wird vor allem bei Prostatabeschwerden und Reizblase eingesetzt. Was am Kürbis ist so heilsam, was sagen Studien?

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Kürbis: Das Wichtigste im Überblick

Als typisches Herbstgemüse erfreut uns der Kürbis (Cucurbita pepo) mit seinen meist strahlenden Orange-Tönen nicht nur als Dekorationselement (vor allem bei Halloween), sondern auch auf dem Teller. Was wäre ein goldener Herbst ohne eine leckere Kürbissuppe? Neben dem Fruchtfleisch sind auch die Kürbiskerne und das Kürbiskernöl in der Küche vielseitig einsetzbar. 

Als Arzneimittel verwendet man  besonders gezüchtete Kürbissamen. Die in den Kernen enthaltenen Phytosterine hemmen Anschwellen und Entzündung der Prostata, weshalb sie bei gutartiger Prostatavergrößerung empfohlen werden. Daneben haben sie eine Wirkung bei Blasenbeschwerden wie einer „Reizblase“. Zur Therapie sollte man auf standardisierte Kürbissamenextrakte zurückgreifen, aber auch naturbelassene Kürbiskerne finden Anwender. 

Das Öl hat wegen dem hohen Gehalt an mehrfachungesättigten Fettsäuren und Antioxidantien diätische Bedeutung. Kürbis ist gut verträglich und besitzt keine Nebenwirkungen.

Wobei hilft Kürbis?

Kürbiskerne sind ein klassisches Mittel bei Prostatabeschwerden (Prostataadenom Stadium I und II). Sie bessern die Beschwerden, die mit dem Wasserlassen verbunden sind (Geschwindigkeit, nächtliches Wasserlassen und Restharn). Die Prostatavergrößerung ist davon nicht beeinflusst, jedoch wird deren Schwellung/Entzündung reduziert. Produkte aus Kürbissamen sind auch für Langzeitanwendungen geeignet, sie verlangsamen vermutlich auch das Fortschreiten der Erkrankung. Eine ärztliche Überwachung ist bei Prostatahyperplasie dennoch erforderlich.

Kürbis ist vermutlich auch für die Indikation „Reizblase“ und „Stressinkontinenz“ bei Frauen und Männern geeignet.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Reizblase
  • Prostata (Prostataadenom) Stadium I bis II, Gutartige Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie), Blasenentleerungsstörungen
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • nächtliches Einnässen
  • Fettwerte, erhöhte (Phytosterole)
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Der Gemeine Kürbis stammt wahrscheinlich vom Texanischen Kürbis ab, den schon etwa vor 6000 bis 4000 v. Chr. die Indianer verzehrten. Der Kürbis wurde schließlich von Kolumbus nach Europa gebracht und dann innerhalb weniger Jahrzehnte über ganz Süd- und Mitteleuropa verbreitet.Früher fand der Kürbis als Viehfutter und Arme-Leute-Essen Anwendung. Inzwischen hat er in Form von Kürbiskernöl Einzug in Spezialitätenrestaurants und im privaten Haushalt gehalten. In der Volksmedizin finden Kürbiskerne vielseitige Verwendung. Dabei verwendet man die reifen, getrockneten und schalenlos gewachsenen Kerne von Cucurbita pepo. Aber auch die Samen von anderen Kürbisarten (wie C. maximaC. mixta und C. moschata) werden medizinisch genutzt.

Bereits die Griechen und Römer schätzten ihn

Der Kürbis (Cucurbita pepogilt als größte Beere der Welt. Die große Frucht enthält viele Samen und schwammiges Fruchtfleisch. Bereits die Griechen und Römer kannten und schätzten den Kürbis. Sie nutzten damals jedoch nicht den Gemeinen Kürbis (Cucurbita pepo L.), sondern Verwandte, wie zum Beispiel Melonen und Flaschenkürbisse. Auch in China wurde über verschiedene Kürbisarten berichtet.

Gewinnung

Für die Herstellung von Arzneimitteln werden ausschließlich Samen von besonders gezüchteten Kürbissen verwendet: Die schalenlosen Kürbiskerne des Steirischen Ölkürbisses. Biologisch gesehen gibt es keinen Unterschied zu den Kürbissamen für die Kürbiskernölproduktion. Die Kürbissamen für Arzneimittel werden jedoch gründlicher auf Schadstoffe untersucht und biologisch bedingte Schwankungen der Inhaltsstoffe werden ausgeglichen.

Die Kürbissamen werden Anfang Mai gesteckt und ab Mitte Oktober geerntet. Eine Frucht enthält durchschnittlich 150 g Kerne. Nach der Ernte werden die Kerne sofort gewaschen und von anhaftendem Fruchtfleisch befreit. Die von Hand geernteten Kerne werden meist auf Rosten in der Sonne 1-2 Wochen lang getrocknet. Maschinell geerntete Kerne werden in Flachrostanlagen bei 50 bis 60°C ca. 12 – 15 Stunden getrocknet. Bei der Pressung des Öls werden pro Liter 2,2 bis 2,4 kg Kerne vermahlen und mit Wasser und Salz zu einem Brei geknetet (Salz fördert die Trennung von Fett und Eiweiß). Die Masse wird bei 60°C etwa 30 Minuten geröstet, bis das Wasser verdampft ist. Dadurch wird das in den Kernen enthaltene Öl aufgeschlossen. In einer Presse wird anschließend das Kürbiskernöl bei einem Druck von 300 bis 350 bar gewonnen. Die Schwebeteile setzen sich nach einer Woche ab oder werden durch Filtration entfernt.

Heilwirkung von Kürbis

Kürbiskerne zählen zu den ältesten Mitteln bei Prostatabeschwerden. Sie werden bei Funktionsstörungen der Blase und bei Beschwerden beim Wasserlassen (benigne Prostatahypertrophie) eingesetzt. 

Inhaltsstoffe der Kürbiskerne

Viele Inhaltsstoffe der Kürbiskerne besitzen positive Eigenschaften:

  • Die in den Kürbiskernen enthaltenen Phytosterine vor allem die β-Sterole, verhindern, dass das männliche Sexualhormons Testosteron zu seinem wirksamen Stoffwechselprodukt (α-Dihydrotestosteron) umgewandelt wird. Da eine Vergrößerung der Prostata mit einer erhöhten Konzentration an α-Dihydrotestosteron verbunden ist, hat die Hemmung dieser Hormonanreicherung große Bedeutung.
  • Die Phytosterine senken auch den Cholesterinspiegel.
  • Weitere Inhaltsstoffe (die Tocopherole und Carotinoide) wirken evtl. entzündungshemmend.
  • Das Spurenelement Selen wirkt positiv auf Erkrankungen der Harnwege: Selen ist Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase. Dieses Enzym schützt u.a. die roten Blutkörperchen (Erythrocyten) gegen die Wirkung von reaktiven Sauerstoffverbindungen (Peroxiden).
  • Kalium wirkt entwässernd.
  • Aminosäuren: Die Aminosäure Cucurbitin wirkt gegen Bandwürmer. Die Aminosäure Citrullin ist bei der Harnstoffbildung beteiligt. Dadurch wird Ammoniak schneller abgebaut und das Gewebe schneller entwässert. Schwellungen heilen leichter ab.
  • Vitamin E wirkt gegen Herz-Kreislauferkankungen, Sterilität, Neigung zu Frühgeburten, Muskelschwund, Beschwerden durch die Wechseljahre und Bindegewebsveränderungen, wie z.B. Prostatavergrößerung.

Studien

Wie in einer multizentrischen klinischen Studie festgestellt wurde, helfen Kürbissamen-Extrakt-Kapseln gegen gutartige Vergrößerungen der Prostata (Prostatahyperplasie).

In einem Experiment an Ratten mit erhöhtem Blutdruck wurde festgestellt, dass die zusätzliche Gabe von Kürbiskernöl eine Therapie mit blutdrucksenkenden Mitteln sehr gut ergänzt. Die Ergebnisse wurden mit den antioxidativen Eigenschaften des Kürbiskernöls begründet.Wie in einer Thailändischen Studie festgestellt wurde, reduzieren Kürbiskerne das Risiko von Blasensteinen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Kürbis

Kürbissamenzubereitungen gelten in der Regel als sehr verträglich. Die Auswertung von mehreren Studien ergab lediglich 66 Fälle (0,5%) mit Magen-Darmstörungen, wie z.B. Sodbrennen, Magenbeschwerden oder Übelkeit. Die Beschwerden klangen bei längerer Einnahme meist von selbst wieder ab.

Überempfindlichkeitsreaktionen sind zwar bekannt aber sehr selten (Hautausschlag, Gesichtsödem, Atemnot). Setzen Sie dann das Präparat ab und suchen einen Arzt auf.

Praktische Anwendung: Produkte & Dosierung

Kürbissamen sind als natürlich belassene Kürbiskerne, als Granulat (geschrotete Kürbiskerne) und in Form von Kapseln (mit Kürbiskernpulver, Dickextrakt, Kürbiskernextrakt und Kürbiskernöl) erhältlich.

Dosierung

Gegen gutartige Prostatavergrößerung gilt folgende Empfehlung:

  • Morgens und abends werden 10 bis 30 g Kürbiskerne gemahlen oder zerkaut mit Flüssigkeit eingenommen.
  • 15g Granulat pro Tag
  • Präparate mit einem entsprechend dosierten Trockenextrakt (25:1)

Die Wirkung setzt meist erst nach Wochen oder Monaten ein. Die Verwendung eines auf den Wirkstoffgehalt eingestellten Präparates wäre empfehlenswert, vorallem vom Medizinalkürbis Cucurbita pepo L. convar. citrullinina GREB. var. styriaca GREB.

Mit dem steirischen Bauernkernöl waren bislang die Effekte bei der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie BPH) oder Reizblase zu gering.

Kürbiskernöl ist bei kühler (unter 20°C) und dunkler Lagerung gut 12 Monate haltbar. Älteres Öl verliert vor allem Aroma und Vitamine.

Wirkstoffe des Kürbis

Art und Menge der Inhaltsstoffe hängen vom Anbaujahr, von der Sorte und dem Standort ab.

  • 1% Phytosterine, darunter Δ5-Sterole, Δ7-Sterole und Δ8-Sterole
  • 30 – 50 % fettes Öl (bestehend aus Glycerin, das zu 70 – 80 % mit Öl- oder Linolsäure, zu 10 – 25 % mit Palmitinsäure, zu 3 – 6% mit Stearinsäure verestert ist)
  • 0,04 % β- und g-Tocopherol
  • 30 – 50 % Proteine
  • 6 – 10 % Kohlenhydrate
  • < 5 % Mineralstoffe, besonders Kalium und Selen
  • Squalen
  • Lanosterin
  • Carotinoide
  • Seltene Aminosäuren wie 0,2 – 0,7 % Cucurbitin (3-Amino-3-carboxypyrrolidin)
  • Vitamine: Vitamin E, Vitamin B1, B2, B6, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
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  2. Friederich, M., Theurer, C., Schiebel-Schlosser, G., Forsch. Komplementarmed. Klass. Naturheilkd. 2000, 7(4), 200 – 204 (Medline-abstract)
  3. Kürbishof Deimel, D-69231 Rauenberg und A-8312 Ottendorf www.kernoelman.de/infos.htm (Oktober 2004)
  4. Monographie Cucurbitae peponis semen (Kürbissamen) Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 30.11.1985, berichtigt 17.1.1991, zitiert in multi MED vision GbR, Hamburg www.heilpflanzen-welt.de (Oktober 2004)
  5. Reiterer, E., Reiterer, R.: Von den Früchten, den Kernen und ihrem Öl, zitiert in http://www.feinspitz.net/ezine/reportagen/kuerbiskern.html (Oktober 2004)
  6. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010
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  8. Suphiphat, V. et al., J. Med. Assoc. Thai. 1993, 76(9), 487 – 493 (Medline-abstract)
  9. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  10. van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
  11. Zuhair, H.A., Abd El-Fattah A. A., El-Sayed, M. I., Pharmacol. Res. 2000, 41(5), 555 – 563 (Medline-abstract)
  12. Zweites Deutsches Fernsehen, 55127 Mainz, Sendung vom 2.10.2003

Für die Literatursuche der Journals wurde die Datenbank PubMed verwendet. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/

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