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Rotwein-Extrakt

Aus den Weintrauben wird der Wein hergestellt.

Wein für das Herz-Kreislaufsystem?

Wein ist eines der ältesten Kulturgetränke der Welt. Bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer schätzten Wein als wichtiges Heilmittel. Auch heute werden dem Wein positive Wirkungen auf die Gesundheit zugesprochen.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Was ist Rotwein?

Rotwein zählt zu den ältesten Kulturgetränken der Menschheit. Ob das berühmte Gläschen Rotwein am Tag wirklich gesundheitsförderlich ist, ist bisher nicht sicher nachgewiesen worden.

Die Tatsache, dass in Frankreich trotz fettreicher Mahlzeiten bedeutend weniger Menschen durch Herzerkrankungen sterben als in anderen Industrieländern, wird als „Französisches Paradoxon" bezeichnet. Dieses wird durch den höheren Verbrauch an Rotwein erklärt und hauptsächlich auf die im Rotwein enthaltenen Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) zurückgeführt, welche Schäden am Erbgut verhindern und entzündungshemmend wirken können.

Der als Nahrungsergänzungsmittel verfügbare Rotwein-Extrakt wird aus Rotwein oder Traubenkernen hergestellt (enthält aber keinen Alkohol). Diese sind gut verträglich, dennoch können Nebenwirkungen auftreten.

Das war's in aller Kürze: Zu vertiefenden Informationen gelangen Sie über das Inhaltsverzeichnis.

Wobei und wie gut hilft Rotwein?

Inwieweit gesundheitsfördernde Wirkungen des Rotweins oder seines Extrakts (beispielsweise gegen Krebserkrankungen), die bisher nur im Reagenzglas nachgewiesen wurden, auf den Menschen übertragbar sind, ist noch ungewiss.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

  • bisher keine

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Wein gehört zu den ältesten Kulturgetränken der Menschheit. Bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer wussten Wein als bemerkenswertes Heilmittel zu schätzen. Auch heute werden dem Wein positive Wirkungen auf die Gesundheit zugesprochen: Seitdem bekannt ist, dass in Frankreich die Sterblichkeit durch Herzerkrankungen trotz fettreicher Mahlzeiten bedeutend geringer ist als in anderen Industrieländern, spricht man vom „Französischen Paradoxon“. Dies wird durch den höheren Verbrauch von Rotwein erklärt.

Im Rotwein sind etwa 15mal mehr Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) enthalten als im Weißwein. Den Polyphenolen werden positive Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben. Der Polyphenolgehalt des Rotweins hängt nicht allein von der Sorte ab, sondern auch von Boden- und Kulturbedingungen sowie Herstellungs- und Gärtechniken.

Die dunkle Farbe des Rotweins beruht auf im Wein enthaltenen Farbstoffen, den Anthocyanen (gehören ebenfalls zu den Polyphenolen). Diese natürlich vorkommenden Farbstoffe sind auch für die Färbung von Lebensmitteln zugelassen (E163). In den Traubenkernen befinden sich ebenfalls gesundheitlich wichtige Antioxidantien (Radikalfänger).

Gewinnung

Bei der Rotweinherstellung werden die Trauben einschließlich der Schalen und Kämme gekeltert und vergoren. Durch den Gäralkohol gelangen die Anthocyane, die sich in der Schale roter Trauben befinden, in den Wein und verleihen ihm seine dunkle Farbe. 

Eine Möglichkeit zur Herstellung des Rotwein-Extrakts: Von Rotwein wird der Alkohol abdestilliert und die verbleibenden Substanzen werden getrennt. Zucker und organischen Säuren werden mit Wasser entfernt. Der phenolische Anteil im Wein wird mit 90 % Ethanol in Wasser herausgespült, im Vakuum konzentriert und verdampft. Der Extrakt aus Traubenkernen wird auf ein Gehalt von 80 – 85 % Proanthocyanidinen eingestellt.

Heilwirkung von Rotwein-Extrakt

Das Prinzip "Schutz"

Die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Polyphenole (Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen) werden hauptsächlich ihren Eigenschaften als Radikalfänger zugeschrieben. Eine Gruppe der Polyphenole, die Anthocyane, fangen reaktiven Sauerstoff und Stickstoffmoleküle ab und verhindern so oxidative Schäden an der DNA (Gene im Zellkern), an Proteinen und Fetten. 

Außerdem verlangsamen sie die Blutgerinnung, verringern die Verklumpung der Blutplättchen und zeigen gefäßschützende und entzündungshemmende Wirkung. Eine auf den ganzen Körper bezogene antioxidative Wirkung ist wegen der geringen Bioverfügbarkeit fraglich. Möglicherweise sind noch andere - bisher noch nicht identifizierte - Inhaltsstoffe für die von mehreren Autoren berichtete antioxidative Wirkung von Rotwein verantwortlich.

Koronare Herzerkrankungen

Dass Rotwein die Herzkreislauffunktion schützt, dafür gibt es zahlreiche ganz unterschiedliche Hinweise:

Gefäßerweiterung:

  • Im Laborexperiment mit menschlichen Zellen konnte festgestellt werden, dass Rotwein-Extrakt die Produktion eines Stickstoffmonoxid (NO) produzierenden Enzyms (eNOS) fördert. Stickstoffmonoxid erweitert die Gefäße und beugt der Arteriosklerose vor. Wie im Tierexperiment nachgewiesen wurde, wird die Arteriosklerose durch Hemmung des Enzyms eNOS verursacht.
  • An Zellkulturen aus Rinderzellen wurde gezeigt, dass Polyphenole aus Rotwein die Synthese von Endothelin-1 hemmen. Endothelin-1 ist ein gefäßverengendes Eiweiß, das bei der Entwicklung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eine wichtige Rolle spielt.
  • Eine mögliche entspannende Wirkung auf die Blutgefäße wurde bei Testpersonen untersucht, die an unterschiedlichen Tagen jeweils Rotwein, Weißwein und Wodka tranken. Die koronare Blutfließgeschwindigkeit wurde nur bei der Einnahme von Rotwein erhöht, nicht bei den anderen alkoholischen Getränken.

Gesunde Gefäßwände:

  • Auch im Tierexperiment mit Hamstern wurde festgestellt, dass Rotwein-Extrakt die Entwicklung von Arteriosklerose hemmt. In einer 2004 veröffentlichten Studie konnte auch die Wirksamkeit von Traubenkernextrakten und einem Extrakt aus festen Pressrückständen gegen die Entwicklung der Arteriosklerose bei Hamstern festgestellt werden: Hierbei waren Procyanidine und Anthocyanidine wirksam.

 Oxidativer Schaden: Der nach dem Essen auftretende Anstieg der Blutfette stellt einen Risikofaktor für Arteriosklerose dar: Der Gehalt an bestimmten Fettsubstanzen (Lipidhydroperoxiden) im Plasma steigt, LDL wird leichter oxidiert. Wein kann diese Reaktionen hemmen.

  • In einer Studie verzehrten 8 Testpersonen eine fettreiche Mahlzeit mit oder ohne 300 mg eines Traubenkernextrakts, der reich an Proanthocyanidin war. Der Traubenkernextrakt minimierte den oxidativen Stress nach dem Essen: er verringerte den Gehalt an oxidierenden Substanzen und steigerte den der Antioxidantien im Plasma. Dadurch wurde die LDL-Oxidation erschwert.
  • In einer weiteren klinischen Studie erhielten 15 Patienten mit koronarer Arterienerkrankung täglich roten Traubensaft (8 ml/kg Körpergewicht). Daraufhin verbesserte sich die Funktion der inneren Gefäßauskleidung und die LDL-Oxidation wurde reduziert. Für diese positiven Wirkungen werden die Polyphenole verantwortlich gemacht.
  • Eine andere Studie bestätigt dies. Hier erhielten männliche Probanden für 2 Wochen täglich eine Kapsel mit 1 g Rotwein-Extrakt. Diese Menge entspricht 0,375 l Rotwein. Als Folge wurde die LDL-Oxidation gehemmt.

Krebserkrankungen (Darm- und Brustkrebs)

Rotwein-Extrakt hemmt die Entstehung von Darmkrebs an Ratten, wenn diese mit einer krebserregenden Substanz behandelt wurden. Es wird angenommen, dass niedermolekulare Polyphenole (wie Resveratrol) im Rotwein-Extrakt schützend wirken. Rotwein vermindert möglicherweise auch die Gefahr von Brustkrebs: Wie im Reagenzglas und an Labormäusen nachgewiesen wurde, hemmt ein Procyanidin von Rotwein das Enzym Aromatase. Dies Enzym ist bei der Biosynthese des weiblichen Hormons Östrogen beteiligt, das wiederum eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs spielt.

Kritische Meinung

Eine kritische Meinung über Rotweinextrakt sei hier angemerkt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) befasst sich mit allen Fragestellungen bezüglich Ernährung und hat sich zum Ziel gesetzt, ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse der Bevölkerung zu vermitteln.

 Wie die DGE schreibt, können im Reagenzglas nachgewiesene Wirkungen nicht auf den Menschen übertragen werden. Die antioxidative Wirkung vieler Anthocyane wurde im Reagenzglas nachgewiesen. Dabei wurden weitaus höhere Konzentrationen verwendet, als beim Menschen nach der Aufnahme von Anthocyanen gemessen wurden. 

Für die inzwischen häufig angebotenen Rotweinkapseln gibt es keine Studien zur biologischen Wirksamkeit der in ihnen enthaltenen Anthocyane. Zudem enthalten Rotweinkapseln teilweise Vitamin- und Mineralstoffzusätze. Welche Wirkungen direkt auf den Rotwein-Extrakt zurückzuführen sind, wäre nur durch gezielte Studien am Menschen festzustellen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Rotwein

Rotweine enthalten 60 – 3800 µg/l Histamine. Bei Personen, die an einer Wein-Unverträglichkeit leiden, können dadurch Symptome wie Niesen, Hitzeanfälle, Kopfschmerzen, Durchfall, Hautjucken und kurzer Atem auftreten. Inwieweit diese Histamine im Rotwein-Extrakt noch vorhanden sind, ist unseres Wissens nicht bekannt.

Praktische Anwendung: Produkte und Dosierung

  • Rotwein-Extrakt wird in Kapsel- oder Tablettenform angeboten, die 200 bis 957 mg Rotwein-Extraktpulver enthalten und ist alkoholfrei.
  • In einer Studie mit Testpersonen (s.o.) wurde täglich 1 g Rotwein-Extrakt verabreicht. Dies entspricht einer Menge von 375 ml Rotwein.Vom Extrakt aus Traubenkernen werden 50 – 100 mg als Tagesdosis empfohlen.

Wirkstoffe des Rotweins

  • Rotwein-Extrakt enthält wirksame Polyphenole und ist alkoholfrei.
  • Polyphenole: Anthocyanine, Flavonole, Catechin, Epicatechin sowie Proantho-cyanidin-Einheiten, bestehend aus Epigallocatechin, Catechin, Epicatechin und Epicatechingallat, Resveratrol (Stilbenderivat)
  • Weinextrakt enthält auch etwa 5,0 % Polysaccharide (Kohlenhydrate) und 2,8 % Proteine.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Auger, C. et al., J. Agric. Food Chem. 2004, 52, 5297 - 5302
  2. Auger, C. et al., J. Nutr. 2002, 132, 1207 – 1213
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  5. Chopra, M. et al., Clinical Chemistry 2000, 46 (8), 1162 - 1170
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  7. DGE, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., 53175 Bonn 
  8. Eng, E.T. et al., Cancer Research 2003, 63, 8516 - 8522
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  10. Metz, G., Pharmazeutische Zeitung, 2000-34, GOVI-Verlag
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  12. Schmidt, G., ALEX – Das Alkohollexikon www.alkohol-lexikon.de/rotwein.shtml
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  14. Stein, J.H. et al., Circulation 1999, 100, 1050 – 105517.) Wantke, F., Gotz, M., Jarisch, R., Allergy Proc. 1994, 15, 27 – 32 (Medline-abstract)
  15. Watzl, B., Briviba, K., Rechkemmer, G., Ernährungs-Umschau 2002, 49 (4), 148 – 150
  16. van Wyk B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015

Für die Literatursuche der Journals wurde hauptsächlich die Datenbank MEDLINE verwendet.

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