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Spitzwegerich

Spitzwegerich säumt häufig den Wegesrand.
© Darlya - Fotolia.com

Spitzwegerich: Die Arzneipflanze des Jahres 2014

Zurecht wurde der Spitzwegerich 2014 zur Arzneimittelpflanze des Jahres gewählt. Er ist reizlindernd (z.B. nach Insektenstichen), Auswurf fördernd, anti-entzündlich, antibiotisch und stärkt das Immunsystem.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Spitzwegerich: Das Wichtigste im Überblick

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) hat den Titel „Arzneipflanze des Jahres 2014“ wirklich verdient. Obwohl er bereits seit Jahrtausenden in der Volksmedizin Anwendung findet, wurde ihm nie eine gebührende Aufmerksamkeit zuteil.

Es gibt leider nur wenige Studien zum Spitzwegerich, allerdings überzeugen diese wenigen Forschungsergebnisse und zeigen die heilende Wirkung der Pflanze. 

Die Schleimstoffe des Spitzwegerichs erleichtern den Abtransport von Sekret aus den Bronchien bei Infekten der oberen Atemwege und umhüllen die Oberfläche von Hals und Rachen bei Heiserkeit. 

Auch bei Ekzemen, Insektenstichen und Wunden wird er gerne eingesetzt, da der Inhaltsstoff Aucubin entzündungshemmend und im Laborversuch sogar antibiotisch wirkt. Das Aucubin ist allerdings nur im frischen Pflanzenpresssaft sowie in kalt zubereiteten wässrigen Auszügen vorhanden. 

Zur Behandlung von Ekzemen und Wunden stehen zudem Salben zur Verfügung. Bei HustenErkältung und Heiserkeit wirkt Spitzwegerich auch in Form von Tees. Häufig findet man den konzentrierten Extrakt in Kombinationspräparaten als Hustensaft. Spitzwegerich ist sehr verträglich und hat keine Nebenwirkungen.

Wobei hilft Spitzwegerich?

Der Spitzwegerich ist eine alte Heilpflanze. Er vereint eine Reihe wertvoller Eigenschaften: Er ist reizlindernd, auswurffördernd, antientzündlich, antibiotisch und immunstärkend. 

Pharmakologische Untersuchungen bestätigen eine Wirkung in den klassischen Anwendungsgebieten Katarrhe, Wunden sowie Entzündungen von Haut und Schleimhaut.

Soforthilfe bei Insektenstichen:

Vor allem im Sommer schwirren sie herum und stechen gelegentlich auch leider zu: Bienen, Wespen und andere Insekten. Wurde man von einem Insekt erwischt, ist der Spitzwegerich das erste Mittel der Wahl. 

Einfach mehrere lange Spitzwegerich-Blätter aufeinander legen und verknoten. Dann den Knoten so lange in den Handinnenflächen reiben, bis Pflanzensaft austritt, den man dann auf den Stich gibt. Der Schmerz lässt nach und der Stich schwillt langsam ab.

Hilft übrigens ebenso gut bei Brennen und Jucken nach einer Berührung mit Brennnesseln.

Neben dieser puren Outdoorvariante ist Spitzwegerich als Apotheken-Produkt in Form von Hustentee, Pastillen, Frischpflanzensaft oder Sirup erhältlich.

Achtung: Die antibiotische Eigenschaft ist von der Zubereitung abhängig.

Spitzwegerich muss trocken gelagert werden.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Katarrhe der Luftwege (innerlich), darunter fallen alle Erkältungssymptome
  • entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut (innerlich)
  • entzündliche Veränderungen der Haut (äußerlich)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist eine mehrjährige Rosettenpflanze mit lanzettlichen, parallelnervigen Blättern aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Alle Blätter stehen in einer grundständigen Rosette, die Blütenstängel sind unverzweigt und blattlos. Zahlreiche, unscheinbare Blüten bilden eine walzige Ähre. Zur Blütezeit entwickeln sich lang gestielte gelbliche Staubbeutel. Die Ähre ist zunächst grün und wird mit dem Abblühen braun.

Auch andere Vertreter der Gattung Plantago werden als Heilpflanzen genutzt: Breit-Wegerich (P. major, weniger Wirkstoff!) und Mittlerer Wegerich (P. media) oder das Sand-Flohkraut (P. indica) aus der Mittelmeerregion.

Der Spitzwegerich war ursprünglich in Europa, Zentral- und Nordasien heimisch, ist aber jetzt in vielen Teilen der Erde eingebürgert (Amerika, Brasilien, Chile, Feuerland, Neuseeland, Australien, Ceylon, Nordafrika).

Verwendet werden Blätter (Plantaginis lanceolatae folium) oder alle oberirdischen Teile (Plantaginis lanceolatae herba), beim Flohkraut die Samen („Flohsamen“). Spitzwegerich wird in Holland und Osteuropa gewerbsmäßig angebaut.

Geselle der Wanderer

Spitzwegerich wächst häufig auf Wiesen und Wegrändern und war eine Medizin für Wanderer und Leute, die unterwegs sind. Die Blätter wurden zerkaut und direkt auf die Wunde gelegt. Man nutzte ihn auch als Nahrungs- und Stärkungsmittel.

Gewinnung

Von Sommer bis Herbst werden die oberirdischen Pflanzenteile gesammelt und getrocknet.

Die enthaltenen Wirkstoffe variieren stark, je nach Alter der Pflanze. Am besten ist es, die frischen Blätter kurz vor der Blütezeit zu ernten.

Es ist von Vorteil, die Pflanzen schnell, aber nicht bei erhöhter Temperatur zu trocknen.

Die getrockneten Pflanzenteile sollten nicht feucht gelagert werden. Das Material verdirbt leicht und die Wirkstoffe werden unwirksam. Erkennbar ist dies an einer dunkelbraunen Verfärbung.

Heilwirkung von Spitzwegerich

Expektorierend

Im Tierversuch fördert Spitzwegerich den Abtransport von Schleim aus den Atmungsorganen und erweitert die Bronchien.

Infekte der oberen Atemwege, insbesondere Atemwegskatarrhe sind die klassischen Anwendungsgebiete des Spitzwegerichs. Auch in der chinesischen Phytotherapie wird der Spitzwegerich bei Erkältung und Grippe genutzt.

Einhüllend

Die Schleimstoffe sorgen bei einer Entzündung von Hals und Rachen für eine Reizlinderung: Sie umhüllen die Oberflächen und reduzieren das kratzende oder brennende Gefühl. 

Auch die Gerbstoffe wirken in dieser Hinsicht positiv.

Immunstimulierend

Die komplexen Zucker und Iridoidglykoside aus dem Spitzwegerich fördern im Reagenzglas die Fressaktivität von weißen Blutzellen. Dies könnte die natürliche Infektbekämpfung unterstützen.

Antibiotisch

Äußerlich ist Spitzwegerich ein traditionelles Mittel zur Wundbehandlung und bei Hautentzündungen. Er fördert die Blutgerinnung und ist blutstillend sowie adstringierend.

Die antibiotischen Eigenschaften des Spitzwegerichs sind von der Herstellung abhängig. Nur wenn der Inhaltsstoff Aucubin über Aucubigenin zu einem reaktiven Aldehyd umgewandelt wird, ist eine antibiotische Wirkung im Laborversuch festzustellen. Dies ist nur im frischen Pflanzenpresssaft und kalt zubereiteten wässrigen Auszügen nachgewiesen. Eine Braunfärbung der Blätter zeigt an, dass der antibiotische Stoff inaktiv geworden ist.

Abkochungen und Tees haben keine direkte antibiotische Wirkung. Eventuell kann Aucubin auch später durch die Enzyme im Darm umgesetzt werden und dann systemisch Wirkungen entfalten.

Entzündungshemmend

Daneben soll Spitzwegerich äußerlich angewendet die Wundheilung fördern und Entzündungen lindern. Das Aucubin bzw. die daraus entstehenden aktiven Verbindungen vermindern die Bildung von Entzündungsbotenstoffen (Prostaglandine). Spitzwegerich kommt besonders bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum zum Einsatz.

Leberschutz

Der Inhaltsstoff Aucubin schützt im Tierversuch die Leber vor verschiedenen Giften. Spitzwegerich gilt auch als „blutreinigend“.

Magen-Darm

Die frischen Blätter oder den Presssaft setzte man früher bei Darmentzündungen und Magenschmerzen ein. Dafür sprechen auch die antibiotischen, schleimhautschützenden und entzündungslindernden Eigenschaften des Spitzwegerichs.

Bei Entzündungen entsteht "oxidativer Stress". Aus dem Spitzwegerich wurde eine antioxidativ wirkende Substanz isoliert, die bei entzündlichen Darmerkrankungen im Tierversuch die Symptome lindert (Acteosid).

Früher verwendete man ihn auch zur Blutstillung bei gereizten und blutenden Hämorrhoiden. Desweiteren soll Spitzwegerich regulierend auf die Verdauung wirken.

Harnwege

Spitzwegerich gilt traditionell als harntreibend und wird zur Durchspültherapie bei Blasenentzündung verwendet. Ebenso nutzt man den nahe verwandten Breitwegerich.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Spitzwegerich

Konzentriertes Aucubin kann zu Magen-Darmreizungen führen, dazu sind aber die Konzentrationen in den Präparaten meist zu gering.

Etwa ein Drittel aller Pollenallergiker reagiert auf Spitzwegerich-Pollen. Davon finden sich in den Präparaten und Teezubereitungen meist keine relevanten Mengen.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

In der Regel wird das Kraut als Tee zubereitet. Der Pflanzensaft oder das Pulver der Pflanze wird auch als Salbe angeboten. Konzentrierte Extrakte als Fertigarzneimittel sind in Hustenmitteln enthalten (Mono- und Kombinationspräparate).

Dosierung

durchschnittliche Tagesdosis 3-6 g

innerliche Anwendung:

Katarrhe der Luftwege: 3 bis 4-mal täglich eine Tasse Tee

  • Pro Tasse 2 Teelöffel getrocknetes Spitzwegerichkraut mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen
  • 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen
  • Süßen mit Honig ist zu empfehlen

Husten und Fieber: Spitzwegerich-Saft, jede Stunde 1 Teelöffel bei akuten Symptomen

  • Frische Spitzwegerichblätter (im Winter getrockneten Tee verwenden) im Mörser zerreiben
  • Etwas Wasser hinzufügen und Ansatz zum Sieden bringen
  • Nicht abseihen, dafür reichlich Honig hinzugeben

äußerliche Anwendung:

Spülen und Gurgeln: Kaltauszüge herstellen

  • Pro Tasse 2 Teelöffel getrocknetes Spitzwegerichkraut in kaltem Wasser ansetzen
  • 1 bis 2 Stunden stehen lassen, gelegentlich umrühren, dann abseihen

Wirkstoffe des Spitzwegerichs

  • Iridoidglykoside (bis zu 2,5% TG), Hauptwirkstoff ist Aucubin (bis 2,3%), Catalpol, Asperulosid
  • Schleimstoffe: (2%) Polysaccharide
  • Gerbstoffe (6,5%),
  • Phenolcarbonsäuren (Chlorogen- und Kaffeesäure; Acteosid)
  • Saponine
  • Flavonoide
  • Kieselsäure (1,35%)

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
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  2. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
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  4. Hausmann M. et al.: In vivo treatment with the herbal phenylethanoid acteoside ameliorates intestinal inflammation in dextran sulphate sodium-induced colitis. Clin Exp Immunol. 148 (2): 373-81, 2007
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  6. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2007
  7. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  8. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  9. Wegener, T. and Kraft, K.: Plantain (Plantago lanceolata L.): anti-inflammatory action in upper respiratory tract infections; Wien Med Wochenschr. Abstract, 149(8-10): 211-6, 1999
  10. Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2002
  11. Pahlow, Mannfried: Das große Buch der Heilpflanzen, 7. Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, 2018
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