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Eisenhut

Seinen Namen verdankt der Blaue Eisenhut seinen kelchartigen Blüten.
© C. Heyer/PhytoDoc

Blauer Eisenhut - Achtung giftig!

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) wird bei Schmerzen, Fieber, Neuralgien und Entzündungen eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Eisenhut: Das Wichtigste im Überblick

Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) ist in Bergregionen Mittel- und Westeuropas beheimatet. Stark verankert ist er darüber hinaus in der indischen und chinesischen Kulturmedizin. Laut dieser wird der Blaue Eisenhut zur äußerlichen Anwendungen bei Schmerzen, insbesondere Rückenschmerzen, Fieber, Neuralgien und Entzündungen eingesetzt. 

Nur die Wirksamkeit im Behandlungsbereich der neuralgischen Beschwerden ist durch die Kommission E bestätigt. Bei Nervenschmerzen im Gesicht sowie fieberhaften und entzündlichen Erkrankungen, akuten Herzproblemen und Angstzuständen kommt eine sehr geringe Dosis des Inhaltsstoffes Aconitin zum Einsatz. 

Doch Vorsicht: der Blaue Eisenhut gehört zu den giftigsten einheimischen Blütenpflanzen; eine Überdosierung ist zu vermeiden, weshalb die Kommission E eine Anwendung des Blauen Eisenhuts auch nicht mehr empfiehlt. Konzentrierte Präparate sind verschreibungspflichtig, homöopatische Präparate (Tropfen, Globuli, Schmerzöl) sind weiterhin frei verkäuflich. Eisenhut wird heute überwiegend in der Homöopathie eingesetzt.

Wobei hilft Eisenhut?

Die Wirksamkeit bei den meisten Anwendungsgebieten ist wissenschaftlich nicht belegt, ausgenommen bei neuralgischen Beschwerden. Nach Angaben der Kommission E gelten Präparate mit Eisenhut als schwer dosierbar. Wegen der geringen therapeutischen Breite können Vergiftungserscheinungen bereits im therapeutischen Dosisbereich auftreten. Dazu zählen: Parästhesie, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, langsamer Herzschlag, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung. Die Anwendung ist laut Kommission E daher nicht mehr zu vertreten.

Das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) hat kürzlich die Verschreibungspflicht ausgeweitet. Nunmehr werden ausdrücklich alle Aconitum-Arten sowie alle Pflanzenteile einschließlich Aconitum-Alkaloiden sowie deren Derivate verschreibungspflichtig. Die Ausnahmen bleiben Salben und stark verdünnte homöopathische Zubereitungen.

In der Homöopathie wird der Eisenhut zunehmend angewendet

Die Kommission D (ein Expertengremium für die homöopathische Therapie am BfArM) berichtet für den Eisenhut folgende Hauptanwendungsgebiete: fieberhafte Entzündungen, entzündliche Verletzungen, Atemwegsinfekte und Grippeerkrankungen, Herzschwäche mit plötzlich einsetzenden, oft heftigen Schmerzen und Angstzuständen, schmerzhafte Krampfzustände (Koliken) sowie plötzlich auftretende Nervenschmerzen wie Migräne.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Neuralgien (Nervenschmerzen)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • hoch entzündliche Zustände, Rheuma
  • schmerzhafte Nervenkrankheiten
  • Erkältung, Grippe, Förderung des Schwitzens (Homöopathie)
  • Fieber, senkend (Homöopathie)
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial
  • Husten, lindernd
  • Schmerzen und Schmerzzustände

höhere Mengen

  • Krebstherapie, Immunstimulierend

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus L.) ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Er wird 0,5 bis 1,5 Meter hoch, hat eine verdickte, rübenförmige Wurzelknolle und tief eingeschnittene, gezähnte Blätter. Der traubige Blütenstand trägt auffällige, meist dunkelblaue bis violette Blüten, die in ihrer Form an einen Helm erinnern – so kam der Eisenhut zu seinem Namen. Zu Beginn der Blütezeit werden die frischen oberirdischen Teile und die Wurzelknollen gesammelt.

Verbreitung

Eisenhut ist in den Bergregionen von West- und Mitteleuropa heimisch und wird häufig als Zierpflanze kultiviert.

Neben dem Eisenhut (Aconitum napellus) sind in der Volksmedizin und der Homöopathie auch andere Arten bekannt (A. anthora, A. ferox, A. vulpariaund A. lycoctonum). Die chinesische Medizin verwendet A. carmichaelii(Debx.) und A. kusnezoffii (Rchb.).

Starkes Pflanzengift

Botanische Illustration des Blauen Eisenhuts
© wikimedia - F. E. Köhler

Das Alkaloid Aconitin aus dem Eisenhut ist eines der am stärksten wirksamen Pflanzengifte. Es wird über Schleimhäute und auch sehr schnell durch die unverletzte Haut aufgenommen, überwindet die Blut-Hirnschranke und schädigt die Nerven.

Früher verwendete man den Eisenhut als Pfeilgift. Heute ist der Eisenhut sehr selten geworden und steht unter Artenschutz.

Achtung: Kinder sollten nicht mit Eisenhut spielen!

Die Pflanze der Giftmischer

Der Eisenhut gilt als die giftigste Pflanze Mitteleuropas. Bestimmte, weniger giftige, Arten werden auch heute noch in Indien als Aphrodisiaka gegessen. Früher wurde der Eisenhut von Hexen für Liebestränke verwendet. Er spielte außerdem eine große Rolle bei Giftmischereien, Mord und Hinrichtungen.

Gewinnung

Die gesammelten Wurzeln werden bei etwa 40 °C schnell getrocknet. Zur Herstellung der Urtinktur werden fein gepulverte oder frische Wurzeln mit Alkohol extrahiert. Für die homöopathische Anwendung wird der Extrakt stark verdünnt.

Heilwirkung von Eisenhut

Traditionelle Anwendung

Die traditionelle indische und chinesische Medizin kennt den Eisenhut als Heilpflanze und setzt ihn äußerlich zur Behandlung von Schmerzen, Neuralgien, Entzündungen sowie bei Fieber ein. In der westlichen Medizin wird das Hauptalkaloid Aconitin in reiner Form (Menge 0,1 mg) bei Nervenschmerzen im Gesicht (Gesichtsneuralgien) verwendet. Da der Blaue Eisenhut sehr giftig ist, sollte er nur mit großer Vorsicht unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.

Gegen Schmerzen und Infekte

Stark verdünnte Tinkturen werden häufig in Fertigarzneimitteln und in der Homöopathie verwendet. Zu den Indikationen gehören hochakute entzündliche Erkrankungen, schmerzhafte Nervenerkrankungen sowie hochakute Herzprobleme mit Angstzuständen. Häufig findet man Eisenhut auch in Mitteln gegen grippale Infekte - vor allem für die erste fieberhafte Phase bei akuten Erkältungszuständen zur Fiebersenkung und zur Förderung des Schwitzens. Daneben verwendet man ihn mit anderen Pflanzen in Hustensirup.

Rheuma und Neuralgien

Zur äußerlichen Behandlung von Rheuma und Neuralgien können auch höhere Konzentrationen eingesetzt werden. Bei lokaler Anwendung auf der Haut lösen die Alkaloide zunächst ein Kribbeln und Brennen aus, danach entsteht ein Taubheitsgefühl mit anschließender Schmerzlinderung.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Blauem Eisenhut

In größeren Mengen ist der Blaue Eisenhut tödlich (giftig ab 0,2 g, geschätzte tödliche Dosis 1 bis 2 g). Er aktiviert zunächst die Nerven, indem Natriumkanäle geöffnet werden und lähmt sie dann, da sich die Kanäle nicht wieder schließen können. Neben Taubheitsgefühlen führt die Vergiftung zu Herzrhythmusstörungen, Sensibilitätsstörungen der Nerven, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfen, Unterkühlung, langsamem Herzschlag und Tod durch Atem- und Herzstillstand. Da die therapeutische Breite niedrig ist, werden keine konzentrierten Präparate mehr angewendet.

Das Mittel darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Eisenhut nicht eingesetzt werden.

In sehr seltenen Fällen (< 0,01 %) kann es bei äußerlicher Anwendung dieses Arzneimittels zu Hautrötungen und -ausschlägen kommen.

Anzeichen und Hilfe bei einer Vergiftung

Bei einer Vergiftung mit Eisenhut erscheinen die ersten Symptome schon wenige Minuten nach der Einnahme. Ein Brennen im Mund und ein Kribbeln im ganzen Körper sind die ersten Anzeichen dafür. Zudem kommt es zu Schweißausbrüchen, die durch ein starkes Frösteln und Kältegefühl abgelöst werden. Weitere Vergiftungssymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und starker Speichelfluss. 

Die Vergiftung hat fatale Auswirkungen auf den Körper, in ihren letzten Zügen sterben die Gliedmaßen ab und die Atmung wird flacher. Schon nach 20 Minuten kann die Vergiftung durch einen Kollaps tödlich enden. Bei Verdacht auf eine Vergiftung mit Eisenhut sollte daher sofort der Notarzt benachrichtigt werden!

Zudem sollte versucht werden, die betroffene Person zum Erbrechen zu bringen, vorausgesetzt sie ist noch bei Bewusstsein. Eine Möglichkeit hierzu ist Salzwasser (1-2 Esslöffel Kochsalz pro Glas) zu geben. Auch direktes Reizen des Rachens mit einem Finger, Löffelstiel oder Ähnlichem kann den erwünschten Würgereiz erzeugen. [5]


Praktische Anwendung: Produkte & Dosierung

Die Tinktur aus Eisenhut ist verschreibungspflichtig bis zu einer Verdünnung von D 3.

Die Einzelhöchstdosis von Aconitin beträgt 0,0002 g, Tageshöchstdosis von Aconitin ist 0,0005 g.

Dosierung

Bei akuten Zuständen wird folgende Dosierung empfohlen:

  • innerlich: häufige Anwendung von homöopathischen Zubereitungen (HAB1) alle halbe bis ganze Stunde je 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Streukügelchen
  • äußerlich: 1 Messerspitze auf der Haut 1 bis 2 mal täglich verreiben.

Bei chronischen Verlaufsformen:

  • innerlich: 3 mal täglich 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Streukügelchen einnehmen
  • äußerlich: 1 Messerspitze zur Verreibung verwenden; Salben 1 bis 2 mal täglich auftragen.

Bitte beachten Sie die Angaben der Hersteller.

Wegen der bereits bei niedriger Dosierung vorhandenen Risiken ist die Anwendung - ausgenommen sind stark verdünnte homöopathische Zubereitungen - nach den Empfehlungen der Kommission E nicht mehr vertretbar.

Wirkstoffe des Blauen Eisenhuts

Alkaloide

Diterpenalkaloide in Konzentrationen von 0,5 bis 1,5 % des Trockengewichts. Das Hauptalkaloid ist Aconitin.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen:
  1. Blaschek W. et al, (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Heilpflanzen-Welt: Blauer Eisenhut
  3. Natur Lexikon: Blauer Eisenhut
  4. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
  5. Pahlow, Michael: Das große Buch der Heilpflanzen, 7. Auflage, Gräfe und Unzer Verlag, München 2018
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