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Gesundheit 2.0 – Teil IIb: Ist E-Health die Lösung?

Frau mit Brille und zwei Handys an den Ohren
© stock.xchng

Gesundheitskontrolle – Zukunft oder schon Realität?

Nach Nennung der Beispiele zur Überwachung einzelner Gesundheitsparameter, nun die Fortsetzung von Gesundheit 2.0 Teil II.

Von: Berthold Musselmann

Verteidigung von Werten

Es gilt, Freiheitsrechte, Selbstbestimmung, Menschenrechte und alle anderen Werte des Grundgesetzes, alle mühsamen Errungenschaften vergangener Jahrhunderte immer aufs Neue zu verteidigen – angepasst an neue Bedingungen, aber ohne die Grundideen zum Schutz des Wertes jedes Einzelnen aufzugeben. Natürlich sieht die Wahrheit des modernen Erwerbslebens schon längst anders aus: wir haben moderne Sklaven, sind es z. T. selbst, ohne es oft klar zu realisieren. Aber es heißt ja auch: „immer aufs Neue verteidigen.“

Es gilt, die Chancen und Gefahren moderner Gesundheitsdiagnostik und -vorsorge zu erkennen, Patienten ihr E-Health nach eigenen Werten gestalten zu lassen, auch die neue „Gesundheitskarte“ sollte zum Erhalt der Persönlichkeitsrechte nur preisgeben, was die TrägerIn derselben preisgeben will.

Persönliches wird öffentlich

Viele veröffentlichen heute leichtfertig bei Facebook und anderswo sehr Persönliches. Sie fördern damit Kontakte, sicher, geben aber um den Preis des Komforts schleichend unter Umständen Stückchen ihrer Freiheit her, die schwierig zurückzubekommen sein werden. Freiheit, das Leben nur mit Menschen zu teilen, die es einem wert sind, Freiheit, seine Tage ohne elektronische Dauerflutung zu verbringen. Facebook lässt ein Gefühl von Bindung entstehen, das bei Aufgabe des eigenen Accounts in Gefühle der Leere umschlagen kann. Apple hat viele Jahre das Lebensideal ganzer Schichten mitgestaltet und deutlich geändert, nicht immer im Sinne von mehr wirklicher Gemeinsamkeit. Google hat den Wert geistiger Arbeit massiv reduziert, aber auch wissenschaftliches Arbeiten und Suche überhaupt deutlich erleichtert, Amazon hat viele kleine und große Hersteller und Läden erledigt, geschickt auf unsere Jagd nach immer Billigerem und nach der Soforterfüllung aller möglicher Wünsche reagiert, sie mit angeheizt.

Sicher, es lässt sich Positives sagen. Das Netz kann Öffentlichkeit schaffen, Demokratie und Meinungsfreiheit fördern etc. Doch werden wir die Zauber auch wieder los, wenn wir wollen? Was ist in den letzten Jahren aus „Shoppen“ geworden?

Was ist nun mit Gesundheits-Apps?

Schon ohne Apps kämpfen die wenigen Mediziner, die versuchen, neben einem wuchernden Wald der Körperteilmedizin einen Blick über das Ganze zu bewahren, mit dem Problem der Über-, Unter- und Fehlversorgung in der modernen Medizin und mit gutgemeinten, aber medizinisch teilweise schädlichen „Präventionsprogrammen“. Zu leicht lässt sich aus gewonnenen Daten eine „Krankheit“ mit „Behandlungsbedürftigkeit“ inkl. passendem Markt stricken, zu leicht schürt das Gewinnen von zu vielen Gesundheitsdaten Angst, kostet gerade die Gesundheit, die gewonnen werden soll. Häufig erzeugen breite Vorsorge-Programme ohne Vorauswahl zu viele eigentlich gesunde „Kranke“, die dann zu Medizinkunden werden (Bsp. Mammografie-, Glaukom-Screening u.a., dagegen positives Beispiel mit Nutzen: Vorsorge-Koloskopie ab 55 Jahren). Ärmere bekommen oft nicht einmal das Nötigste, kaum, weil das Gesundheitssystem es ihnen nicht gibt, sondern aus mangelndem Wissen über Zusammenhänge. Ältere bekommen viel zu viel Medikamente. Bei über 70-Jährigen können 50 % der verabreichten Medikamente abgesetzt werden, ohne den Gesundheitszustand zu verschlechtern. Dabei werden eine Menge Nebenwirkungen vermieden. Natürlich müssen es die richtigen 50 % sein (Kongress der DEGAM im September in Salzburg 2011: Thema Polypharmazie).Gezielt angewendet und von gut informierten Ärzten ausgewählt können Gesundheits-Apps eine Hilfe sein, Arztbesuche einsparen, die Freiheit fördern etc. Es bedarf aber eines erheblichen Wissens über Zusammenhänge im Bereich Heilung und Gesundheit, um für den einzelnen Menschen das Richtige auszusuchen.

Gesundheit ist kein beliebig herstellbares Gut, wir können höchstens Lebensbedingungen schaffen, die Gesundheit möglicherweise eher erhalten als andere. Diese Bedingungen sind, aus genetischen und vielen anderen Gründen, jedoch höchstindividuell und für jeden Menschen unterschiedlich. Ein behutsamer und verantwortlicher Umgang mit Umwelt und Natur kann vielen Erkrankungen vorbeugen, dazu zählen auch artgerechte Tierhaltung, Erzeugung von Obst und Gemüse nach ökologischen Kriterien und eine insgesamt ökologische, menschen-, tier- und pflanzenverträgliche nachhaltige Wirtschaftsweise in sozialer Gerechtigkeit.

Es wird uns wenig voranbringen, wenn wir unser aus vielen Gründen zu Recht bestehendes schlechtes Gewissen auf Schreckgespenster projizieren oder, statt einer grundsätzlichen Überprüfung und Änderung unserer Lebensweise in vielen Körper- und Lebensbereichen, „Gesundheitsvorsorge“ betreiben. Ein die Lebensqualität fördernder Effekt ist für die meisten Präventionsprogramme nicht bewiesen. Da und dort gewonnene Lebenszeit heißt noch lange nicht Gewinn an Lebendigkeit, Sinn und Freude für alle Menschen. Und: Gleich verteilt werden diese „Gewinne“ nicht sein:

Lebenserwartung von Geringverdienern sinkt

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,803085,00.html

Schon heute zeigt sich, wo die Reise hingehen könnte, wenn sich gesellschaftlich nichts grundlegend ändert oder wenn wir weiter nach transatlantischen Vorbildern schielen:

„Die 99 %“ der Betrogenen, das sind dann „wir“.

Aber: „Wir“ haben kräftig mitgeholfen mit unserer Gier und Passivität, dass solche Verhältnisse entstehen können. Dies gilt es als erstes bei uns, in unseren Köpfen, dann, so möglich, gemeinsam friedlich und demokratisch zu ändern.

Ihr

Berthold Musselmann

Gesundheit 2.0 Teil II A

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