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Gesundheitstee: Individueller geht’s nicht

Eine Tasse und eine Kanne Tee stehen vor einem Körbchen mit Holunderblüten.
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Können Teemischungen bei Krankheiten helfen?

Gesundheitstees helfen unterstützend bei vielen Erkrankungen. Voraussetzung: eine professionelle Therapie, die Grenzen berücksichtigt.

Von: Johannes W. Steinbach

Schädliche Stoffe in Teemischungen

Teemischungen aus Einzelhandelsgeschäften lassen aus gesundheitlicher Sicht oftmals zu wünschen übrig. So ungefähr könnte das Fazit einer Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) lauten. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Bestimmung von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln“ wurden dazu jüngst 221 verschiedene Kräutertee- und Teeproben sowie Teedrogen auf ihren Gehalt an gesundheitsschädigenden 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden untersucht. Das Ergebnis: Die Werte liegen häufig zu hoch.

„Wir haben in einigen Proben unerwartet hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden in den Kräutertee- und Teeproben gemessen“, konstatiert BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Falls sich diese ersten Daten bestätigen, könnte das zu einer gesundheitlichen Gefährdung insbesondere von Kindern, Schwangeren und Stillenden führen. Vorausgesetzt, entsprechende Teeprodukte werden längerfristig in überdurchschnittlich hohen Mengen verzehrt, wie das BfR anmerkt. Eltern sei deshalb vorerst zu empfehlen, ihren Kindern nicht ausschließlich Kräutertees und Tee anzubieten. Auch Schwangere und Stillende sollten diese abwechselnd mit anderen Getränken konsumieren.

Mögliche Wechselwirkungen beachten

Dennoch könnten Teeliebhaber ihrem Lieblingsgetränk auch weiterhin treu bleiben, wie Dr. Michael Bur erklärt. „Insbesondere Gesundheitstees machen weiterhin Sinn, wenn einige Punkte beachtet werden“, erläutert der Apotheker, der zum einen die Hirsch-Apotheke in Hermeskeil und zum anderen die virtuelle Teekammer www.teemixer.de betreibt. Schließlich seien ohnehin nur wenige gesundheitsrelevante Tees frei verkäuflich (Fachjargon: OTC-Produkte). Und individuelle Mischungen für bestimmte Leiden sollten ohnehin mit dem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker bzw. dem Apotheker abgesprochen werden. „Denn auch wenn Tees im Allgemeinen als nebenwirkungsarm gelten, sollte man über die wenigen möglichen Wechselwirkungen Bescheid wissen“, stellt Bur fest.

Dazu gehört nicht zuletzt der wirkungsdämpfende Einfluss auf homöopathische Arzneimittel. So raten viele erfahrene Heilpraktiker und Ärzte ihren Patienten, von ihnen verschriebene Homöopathika nicht zusammen mit koffeinhaltigem Tee, Menthol (Pfefferminze, Zahnpasta), Kaffee oder Nikotin einzunehmen. Ein Rat, der noch auf den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, zurückgeht (vgl. Organon der Heilkunst, § 260), für den es jedoch keine wissenschaftlich anerkannte Erklärung gibt.

Ein Tee für mehrere Krankheiten

Besonders reizvoll an einer Teetherapie sei die unendliche Zahl der Wirkstoff-Kombinationen, sagt Bur. So ließen sich Teekräuter nahezu beliebig mischen, wodurch zum Teil gleich mehrere Erkrankungen begleitend mit nur einem Tee behandelt werden können. „Zum Beispiel ein Verdauungstee, dem noch Zutaten gegen Blähungen, Magenschleimhautentzündungen und Verstopfungen beigemischt wird“, erläutert Bur. Außerdem müsse der Patient sein Medikament quasi selber zubereiten, was zu einer erhöhten Therapie-Akzeptanz führe.

So komme es durchaus häufig vor, dass Patienten mit nicht alltäglichen Teerezepturen in die Apotheke kommen. „Da manche Apotheken jedoch gar keinen losen Tee mehr führen, haben wir teemixer.de ins Leben gerufen, wo man jede Teemischung grammgenau zusammenstellen lassen und sich umfassend zum Thema informieren kann.“

Patienten, die ihre Zutaten dagegen lieber selbst sammeln möchten, sollten das nur für Tees mit einer sehr großen therapeutischen Breite tun, rät Bur. Denn je nach Wetter, Standort oder Jahreszeit bilden die Pflanzen unterschiedliche Mengen von Wirk- bzw. Gift(!)-Stoffen. Selbst sammeln sollte man deshalb ausschließlich solche Pflanzen, die man zu 100 Prozent sicher erkennt.

„Man muss sich schon sehr genau auskennen, um Kräuter selbst zu sammeln“, warnt auch Dr. Berthold Musselmann. Der Arzt für Allgemeinmedizin-Umweltmedizin-Naturheilverfahren-Chirotherapie und Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg rät deshalb im Zweifelsfall zu standardisierten Phytotherapeutika, die zudem rückstandskontrolliert (Pestizide, Schwermetalle etc.) seien.

Eigenanbau vor Selber sammeln

Als weitere Alternative zum Selbst sammeln sieht Bur außerdem den Eigenanbau im Garten oder auf dem Balkon. Zudem können viele Kräuter wie Salbei, Rosmarin, Minze oder Lavendel nicht nur gesundheitlichen Zwecken dienen, sondern auch zum abwechslungsreichen Kochen verwendet werden. Ideal sei eine separate Anbaufläche – fernab von schadstoffbelasteten landwirtschaftlichen Flächen. Bei streng geschützten Pflanzen wie Arnika und Enzian spreche zudem der Naturschutz gegen das Selber sammeln.

Als Domänen der Darreichungsform Tee sieht Bur nach wie vor Erkältungskrankheiten sowie Magen-Darmerkrankungen. Unterstützend könnten entsprechende Tees darüber hinaus bei vielen anderen Leiden eingesetzt werden, vor allem chronischen. „So kann man zum Beispiel die Kortisonmenge bei entzündlichen Darmerkrankungen in einigen Fällen mittels Tees aus Pappelknospen, Schafgarbe, Mädesüß und weiteren antientzündlichen Zutaten reduzieren“, konstatiert Bur.

Tee versus Phytopharmaka

Für Musselmann sind allerdings Fertigprodukte und Heilmittel wie Mutaflor, Iberogast, Gastritol, Carminativum Hetterich, Hepar loges SL, Myrrhinil Intest, Symbioflor, Lein-, Flohsamen, indische Flohsamen, Yomogi und andere wirksamer als Tees. Um bei Heilpflanzen in den sicher wirksamen Bereich zu kommen, seien häufig deutlich höhere Mengen Heilkräuter notwendig, als durch Trinken von Tees zugeführt werden können. Zudem ist die Resorption bei optimaler galenischer Zubereitung (alles, was einer Kapsel, Tablette etc. beigemischt ist) besser als im aufgekochten Kraut. Durch Erhitzen im Wasser sind außerdem viele Inhaltsstoffe nicht ausreichend bioverfügbar (also im Darm resorbierbar). Viele werden nur durch Alkohol, Aceton oder andere Lösungsmittel, die bei der Zubereitung von Heilpflanzenpräparaten eingesetzt (und vollständig wieder aus dem Konzentrat entfernt) werden, vom Organismus ausreichend nutzbar. Und: Störende Substanzen wie z. B. Ginkgolsäure in Ginkgo und viele andere können bei der professionellen Medikamentenherstellung entfernt werden. Getrocknete Heidelbeerfrüchte (bei Durchfallerkrankungen und entzündlichen Darmerkrankungen) seien hingegen ein gutes Beispiel dafür, dass auch Rohdrogen einen Stellenwert haben.

Laut Bur können auch Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 (im Volksmund „Altersdiabetes“) und Bluthochdruck zwar phytotherapeutisch unterstützend mit Tee therapiert werden, jedoch sollte in erster Linie schulmedizinisch behandelt werden. Auch akute schwere Erkrankungen seien grundsätzlich immer erst schulmedizinisch zu behandeln. „Trotzdem hört man leider immer wieder mal von angeblichen Wundermischungen gegen Krebs, HIV etc.“, stellt Bur fest. Bei näherer Betrachtung seien solche Therapieversprechen jedoch nicht haltbar.

Im Vergleich zu anderen Darreichungsformen wie Dragees, Pillen usw. liege die Besonderheit vieler Tees des Weiteren darin, dass sie nicht nur den gewünschten gesundheitlich relevanten Wirkstoff enthielten, sondern weitere unterstützende pflanzliche Inhaltsstoffe. „Im Falle salicylsäurehaltiger Mischungen mit Zutaten wie Weidenrinde, Mädesüß oder Eschenrinde etwa Schleime, Wachse und fette Öle, die die magenreizende Wirkung des Tees mildern“, erläutert Bur.

Die Nachteile und Grenzen von Tees sollten dabei aber nicht vergessen werden, so Musselmann abschließend.

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