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Wege der Heilung: Möglichkeiten der Naturheilverfahren

Fünf braune Glasflaschen mit einzelnen Heilpflanzen wie Salbei oder Pfefferminze.
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Die Meinung der Hausärzte über Naturheilverfahren

Viele erfahrene Hausärzte sehen in Naturheilverfahren Möglichkeiten, Patienten zu helfen.

Von: Berthold Musselmann

Ich hoffe, Sie haben nach Teil I (über Rituale) und II (über Demenz) der Reihe „Wege der Heilung“ noch Hoffnung behalten, dass wir Menschen gemeinsam Richtungen und Mittel finden, um zu überdauern.

Als Arzt wird einem immer wieder unmissverständlich klar gemacht, dass es Heilung auf Dauer für den Menschen nicht geben kann. Natur ist hinfällig.

Wenn wir aber wenigstens über längere Zeit stabil bleiben wollen, kommen wir um die Analyse der tiefer liegenden Ursachen für Gesundheitsstörungen nicht herum. Viele Hausärzte sind überzeugt davon, dass Naturheilverfahren zur Heilung und Gesunderhaltung einen wesentlichen Beitrag leisten können.

Was meinen nun erfahrene Hausärzte, wie Patienten wieder heil werden können?

Die Mehrheit der an unseren Gesprächsrunden in der Universität teilnehmenden Hausärzte meint, dass sich Naturheilverfahren und Komplementärmedizin für viele, oder ergänzend angewendet sogar für alle, Gesundheitsprobleme eignen. Einige Hausärzte sind der Ansicht, dass die Konstitution für den Heilungsprozess entscheidender sei als das jeweilige Gesundheitsproblem. Konstitution definieren sie als die individuellen Ressourcen und die innere Bereitschaft auf bio-psycho-sozialer Ebene zu reagieren:

„…aber wenn man den Begriff Konstitution so fasst, dass man eben nicht nur die letzten Momente vor den bestehenden akuten Symptomen verwendet für die Behandlung, sondern auch die Eigenheiten und Eigenschaften, die der Patient sonst hat, körperlich, ob jemand groß ist oder ob er normal ist, aber auch seelische Eigenheiten, ob jemand sehr empfindlich ist oder sehr robust ist, so was. Wenn man das verwenden kann, ist das sehr gut. weil man dann ein sehr spezifisches Konzept macht.“

Darüber hinaus beurteilt der Großteil der teilnehmenden Ärzte die Erwartungshaltung der Patienten als wichtig für den Therapieerfolg. Es sei im komplementärmedizinischen Bereich sehr bedeutsam, was im Laiensystem vor dem ersten Kontakt abliefe, insbesondere, was die Patienten über die Behandlung bei einem bestimmten Therapeuten vorab erfahren hätten. Erhoffte Ziele stünden dabei oft unausgesprochen im Raum und würden den Verlauf der Begegnung wesentlich mitbestimmen. Überhaupt sei Hoffnung etwas, das man den Patienten immer vermitteln müsse.

Als weiterer Punkt wurde von den Hausärzten die Übernahme von Eigenverantwortung als wichtige Quelle von Heilung und Gesunderhaltung diskutiert. Dies kann auch die Akzeptanz des Unabänderlichen bedeuten. In einem vertrauensvollen Setting sei es durchaus möglich, dass jahrelang im Medizinsystem auf der Suche nach Hilfe umherirrende Patienten die Unabänderlichkeit und Unerklärlichkeit ihrer Beschwerden annähmen und damit ins Leben zurückkehrten. Demut und Achtsamkeit - zwei Haltungen, um die wir als Menschen auf Dauer nicht herumkommen.

Aus Sicht der Hausärzte spielten außerdem eigene Werte der Patienten eine große Rolle. Komplementärmedizin-Patienten hätten einen ausgeprägten Wunsch nach Mitbestimmung. Das Individuum und die Anerkennung seiner speziellen Weltsicht stehen im Mittelpunkt einer erfolgreichen Therapie. Die Überzeugungen der Patienten zu kennen, sei essenziell.

Allerdings würden komplementärmedizinische Methoden auch häufig als Ablenkung von im Leben bzw. am Körper der Patienten notwendigen Maßnahmen zur Verdrängung benutzt, von den Patienten ungern Gehörtes würde oft überhört und Hinweise zur Psychogenese von Beschwerden häufig weggeschoben. Unter Patienten, die Komplementärmedizin nutzen, fänden sich sehr viele mit funktionellen, seltener mit somatoformen Störungen, die ja oft eine ernste Prognose im Hinblick auf eine Heilung haben.

Natürlich muss man sich auch vor dem Umgekehrten hüten, was mindestens so häufig ist:

Ärzte neigen dazu, Beschwerden als psychisch bedingt abzuqualifizieren, wenn sie keine rasche plausible Erklärung mit ihren Mitteln finden. Hinter solchen Beschwerden verbergen sich aber durchaus öfter nicht erkannte oder zum Teil noch unbekannte Erkrankungen. Die sogenannten „orphan diseases“, die Waisen-Erkrankungen, um die sich kaum ein Arzt kümmert, machen in den Sprechstunden der Ärzte 10-20 % der chronisch Erkrankten aus. Die Patienten, die erbliche oder andere seltene Krankheiten haben, kommen wegen anhaltender Symptome eben häufig wieder. Allerdings gibt es nicht für alles eine Therapie. Das Wissen um eine Krankheit kann auch Belastung sein, aber auch Entlastung, Warnung, Erklärung etc.

Es lohnt sich für Ärzte, sich gelegentlich über seltene Krankheitsbilder z. B. bei Orphanet zu informieren. Mancher Patient wird ihnen plötzlich einfallen, der mit seinen merkwürdigen Symptomen und Symptom-Kombinationen das Diagnostizieren so schwierig machte.

Denn dies können Vorteile der Komplementärmedizin mit ihrer zeitintensiven Auffassung von Medizin sein:

  • Identifizierung seltener Krankheiten durch mehr Zeit: gründliche Anamnese und Bündelung aller Vorbefunde
  • Bessere, nebenwirkungsärmere Versorgung chronisch Kranker mit Komplementärmedizin
  • manchmal: Heilung, wo die schulmedizinischen Therapien nicht helfen. Häufiger: wenigstens Hilfe, zumindest Hoffnung
  • Hinführen zum Kümmern um die Seele – ohne „Abschieben“, Einbeziehung des Körpers - EINE Medizin statt „Psychosomatik“
  • Stoppen von Überdiagnostik und Übertherapie in der Krankheitsindustrie

Weitere Erkenntnisse über das Heilwerden werden im nächsten Teil zu den Schlüsseleigenschaften der Ärzte.

Ihr

Berthold Musselmann

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