Anis
Anis: Ätherisches Öl mit unverwechselbarem Geruch
Beliebt ist Anis zur Linderung von Verdauungsbeschwerden und bei Atemwegsinfekten wie Husten.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Anis: Das Wichtigste im Überblick
Anis (Pimpinella anisum) ist seit Jahrtausenden bekannt, selbst bei Ausgrabungen im römischen Kolosseum wurden Anisfrüchte gefunden.
Was wird verwendet?
Für medizinische Zwecke werden die reifen, getrockneten Früchte und das ätherische Öl der reifen Früchte (Anisi aetholerum) verwendet.
Wirkung und Anwendung
Der Hauptinhaltsstoff der Anisfrüchte ist das wohlschmeckende ätherische Öl trans-Anethol. Besonders beliebt ist Anis zur Linderung von Verdauungsbeschwerden und bei Erkältungen, besonders Husten.
Gibt es Nebenwirkungen?
Anis kann allergische Reaktionen hervorrufen.
Produkte mit Anis
Neben vielen Arzneimittelpräparaten ist Anisöl oft Bestandteil medizinischer Bäder.
Das war's in aller Kürze: Zu vertiefenden Informationen gelangen Sie über das Inhaltsverzeichnis.
Inhaltsverzeichnis
Wobei hilft Anis?
Anis ist ein traditionelles Hustenmittel bei Atemwegskatarrh (Erkältungen und Grippe, Husten, Bronchitis) zur Linderung des Hustenreizes und Förderung des Auswurfs. Daneben sorgt es für eine Steigerung der Produktion der Verdauungssäfte und wird bei allgemeinen Verdauungsbeschwerden sowie Blähungen eingesetzt.
Anisöl entspannt die glatte Muskulatur und wirkt daher sehr wahrscheinlich auch gegen Magen-Darmkrämpfe.
Hinweis: Damit das ätherische Öl aus den Früchten austreten kann, sollten die Früchte unmittelbar vor der Verwendung gequetscht werden.
Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit
Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.
Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.
- Verdauungsbeschwerden (dyspeptische Beschwerden)
- Katarrhe der Luftwege, Schleimlösung im Bereich der Atemwege
- Erkältungen, Grippe, Husten, Bronchitis, Verschleimung
- Gallensteine
- Durchblutungsstörungen: Stimulierende Einreibung (Öl)
- Hautinfektionen (Bakterien und Pilze)
Botanik: Aussehen und Herkunft
Der Anis ist eine einjährige Pflanze, die bis zu 50 cm hoch wächst. Auf den zarten Stängeln wechseln rundliche, ungeteilte Grundblätter mit stark geschlitzten weiter oben stehenden Blättern ab. Aus den zahlreichen kleinen weißen Blüten entstehen graugrüne, etwa 2 mm große Früchte.
Für medizinische Zwecke werden die reifen getrockneten Früchte (Anisi fructus) und das ätherische Öl aus den reifen Früchten (Anisi aetholerum) verwendet. Neben vielen Arzneimittelpräparaten (s. Verabreichungsform und Dosierung) dient Anisöl auch als Bestandteil für medizinische Bäder (Öldispersionsbäder).
Anis ist auch ein beliebtes Gewürz und lässt sich in Nahrungsmitteln (z.B. in Brot, Backwaren oder in eingemachten Früchten) und Getränken durch sein typisches Aroma leicht erkennen. Viele Liköre (z.B. Mastika, Raki, Ouzo, Pernod, Pastis) enthalten Anis.
Anis wird zunehmend von dem aus China kommenden Sternanis (Illicium verum) abgelöst. Der Sternanis zeigt eine ähnliche Wirkungsweise wie Pimpinella anisum. Das Öl von Illicium verum ist billiger als das von Pimpinella anisum, hat aber eine geringere Geruchsqualität. Der Sternanis kann leicht mit den Japanischen Sternanisbaum (Illicium anisatum) verwechselt werden. Dessen Früchte enthalten gefährliche Mengen giftiger Inhaltsstoffe, deren Einnahme zu Todesfällen führte.
Gewinnung
Das Hauptanbaugebiet von Anis, der ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammt, ist Südrussland. Ein gleichmäßig feuchter Boden wirkt sich günstig auf die Wachstumsperiode aus, während wechselnde trockene und feuchte Perioden eine schlechte Erntequalität bewirken. Die Ernte erfolgt im August/September, wenn die Stängel gelb werden.
Das Anisöl wird aus den reifen, zerkleinerten Anisfrüchten mit Wasserdampf destilliert. Es lässt sich mit der gleichen Methode auch aus „Sternanis“ gewinnen. Daher sollten die Ölchargen nach ihrer botanischen Herkunft beschriftet werden.
Fundstück bei Ausgrabungen im Kolosseum
Die Heilpflanze Anis (Pimpinella anisum) ist ein Vertreter der Doldenblütler (Apiaceae). Er stammt aus dem östlichen Mittelmeergebiet und Westasien und wird weltweit angebaut. Dass Anis seit Jahrtausenden bekannt ist, weiß man, da selbst bei Ausgrabungen im römischen Kolosseum Anisfrüchte gefunden wurden. Offenbar hatten die Zuschauer der Gladiatorenkämpfe diese zwischen den Sitzreihen verloren.
Heilwirkung von Anis
Nach der Monographie der Kommission E hat Anis folgende Wirkungen:
- expektorierend („Auswurf fördernd“, dadurch wird der Schleim vermehrt abtransportiert)
- schwach krampflösend (spasmolytisch)
- antibakteriell
Anis wirkt außerdem blähungslindernd (karminativ), was auf der krampflösenden Wirkung beruht. Allerdings ist diese Wirkung nicht so stark wie z. B. bei Kümmel- oder Fenchelöl.
Zu weiteren Wirkungen von Anis gibt es folgende Erkenntnisse:
Östrogene Wirkung von Anis
Pimpinella anisum ist seit Jahrtausenden auch wegen seiner östrogenen (Östrogen = weibliches Geschlechtshormon) Wirkung bekannt. Die östrogene Eigenschaft des Anisöls kommt vermutlich durch nicht sachgerechte Lagerung zustande, denn unter Einwirkung von Licht entsteht aus trans-Anethol das hormonell aktive 4,4’-Dimethoxy-stilben.
Anis zur Anwendung gegen Hautpilze
Laboruntersuchungen konnten eine antimykotische und eine schwache antibakterielle Aktivität nachweisen. Das ätherische Öl von Anis wirkte im Labor gegen Hefe- und Hautpilze.
Anis zur Symptomlinderung von Verschleimungen
Im Tierversuch zeigte das etherische Öl aus Pimpinella anisum eine krampflösende sowie eine Bronchien-weitende Eigenschaft. Daneben wurde auch die Sekretabgabe in den Atemwegen angeregt. Das dürfte bei Verschleimungen symptomlindernd wirken.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Anis gesichert helfen kann
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Anis aus Erfahrung helfen kann
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Anis
Anis kann in seltenen Fällen allergische Reaktionen der Haut, der Atemwege und des Verdauungstraktes auslösen.
Bei einer Allergie gegen Anis oder Anethol dürfen Anispräparate nicht eingenommen werden. (Weihnachts-)Gebäck, das Anis enthält, sollte von Pollenallergikern gemieden werden. Anisplätzchen können Eiweiße enthalten, die bestimmten Pollenallergenen ähneln. Beifuß-Allergiker können auf Anis mit Atemnot reagieren.
Wegen der östrogenen Wirkung von Anis (und Sternanis) sollten die Pflanzen bei Brustkrebs und Mastopathien (Brustspannungen und/oder Brustschmerzen) nicht angewendet werden.
Das ätherische Öl – wie alle ätherischen Öle von Heilpflanzen – sollte nicht während der Schwangerschaft in größeren Mengen eingenommen werden, da es abortiv wirken kann.
Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin riet 2002 zur Minimierung von Estragol- und Methyleugenol-Gehalten in Lebensmitteln. Der Pflanzeninhaltsstoff Estragol kommt in zahlreichen Gewürzen, darunter in Anis und Sternanis vor. Im Tierversuch zeigt Estragol krebserregende (kanzerogene) und Erbgutverändernde (genotoxische) Wirkung.
Epidemiologische Untersuchungen am Menschen liegen zurzeit noch nicht vor. Bisher ist ein Verbot anishaltiger Lebensmittel nicht gerechtfertigt. Dem Verbraucher wird geraten, Anis und Sternanis nur in geringen Mengen zu verzehren.
Wechselwirkungen
Nach der Monographie der Kommission E sind keine Wechselwirkungen bekannt.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Anisextrakt oder -öl ist in vielen Hustenmitteln und anderen Arzneizubereitungen enthalten. Bekannt ist die Anisöl-Ammoniak-Weingeistmischung, die Bestandteil von Hustensäften oder Hustentropfen ist. Brusttees, Hustentees, Abführtees und blähungslindernde Tees enthalten ebenfalls Anis. Zur Geruchs- und Geschmacksverbesserung wird Anis auch anderen Teemischungen zugesetzt. In Kombinationspräparaten von Fertigarzneimitteln ist Anis ebenfalls enthalten.
Hausmittel: Richtige Zubereitung
Tee: Tagesdosis 3 g reife Früchte, maximale Tagesdosis 5 g Früchte oder 0,3 g Öl.
Zur äußeren Anwendung (für Inhalation) können Zubereitungen mit 5–10 % ätherischem Öl angewendet werden.
Zubereitung des Tees
Ein gehäufter Teelöffel zerstoßener Anisfrüche wird mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen und sollte 10 min. lang ziehen. Davon sollte morgens und/oder abends eine Tasse getrunken werden. Dieser Tee fördert die Schleimlösung. Gegen Magen- und Darmbeschwerden kann man mehrmals täglich 1 Esslöffel Teeaufguss einnehmen. Auch Säuglinge und Kleinkinder können (evtl. in der Flasche) 1 Teelöffel Teeaufguss zu sich nehmen.
Da lose oder in Teebeuteln erhältliche Kräutertees (darunter auch der des Anis) mit krankheitserregenden Mikroorganismen belastet sein können, ist es unbedingt notwendig, diese mit sprudelnden, kochendem Wasser zu übergießen und die angegebene Ziehdauer einzuhalten.
Ätherisches Öl
Die Tagesdosis beträgt 0,3 g. Zur inneren Anwendung kann man 3 Tropfen auf einem Stück Zucker einnehmen. Zur äußerlichen Anwendung kann man 3 bis 5 Tropfen Anisöl in heißem Wasser 10 bis 15 min. lang einatmen.
Aufbewahrung
Wegen der hohen Schmelztemperatur von Anethol ( 21°C) kristallisiert Anisöl leicht beim Abkühlen. Anisöl muss vor Licht geschützt und in verschlossenen Behältern aufbewahrt werden, da trans-Anethol bei Raumtemperatur unter Lichteinfluss zu Dianethol (4,4’-Dimethoxystilben, einem Östrogen) und teilweise zu cis-Anethol reagiert. Dieses ist 10- bis 20mal giftiger als das trans-Anethol. Der Höchstgehalt an cis-Anethol darf daher nur 0,5 % betragen.
Bei gleichzeitigem Zutritt von Luftsauerstoff findet eine Oxidation zu Anisaldehyd statt. Bei altem Öl sinkt die Erstarrungstemperatur. Daher ist diese ein gut geeignetes Qualitätsmerkmal des Anisöls.
Wirkstoffe
Früchte: Bis zu 5 % ätherisches Öl mit trans-Anethol als Hauptwirkstoff (bis zu 90 %), der für Geschmack und Geruch verantwortlich ist.
Weitere Bestandteile:
- Bis zu 4 % Estragol (Methylchavicol)
- Anisketon
- Anisaldehyd
- Anissäure
Quellen/Weitere Informationen
- Albert-Puelo, M., Fennel and anise as estrogenic agents. J. Ethnopharmacol. 1980, 2 (4), 337 – 344 (Medline-abstract)
- Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
- Keine Zimtsterne für Allergiker! Ärzte-Zeitung, 23.11.2004
- Boskabady, M.H., Ramazani-Assari, M., Relaxant effect of Pimpinella anisum on isolated guinea pig tracheal chains and its possible mechanism, J. Ethnopharmacol. 2001, 74 (1), 83 – 88 (Medline-abstract)
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 53175 Bonn (2023)
- Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Minimierung von Estragol und Methyleugenol gehalten in Lebensmitteln Hintergrundpapier vom 15.1.2002 (Mai 2006)
- Bundesinstitut für Risikobewertung, temperierte Heisswasserspender für Kraeuterteeaufguesse nicht geeignet, Stellungsnahme vom 13.09.2005 (Stand 2023)
- Dingermann, T., Hiller, K., Schneider, G., Zündorf, I.: Schneider Arzneidrogen, 5. Auflage, Elsevier GmbH, München 2004
- Frohne, D.:Heilpflanzenlexikon, 7. Auflage, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002
- Hänsel R., Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 7. Auflage, Springer-Verlag, Heidelberg 2004
- Ishikawa, T., Fujimatu, E., Kitajima, PIMPINELLA ANISUM L., fructus and aetheroleum (aniseed and anise oil) J., Chem. Pharm. Bull. 2002, 50 (11), 1460 - 1466
- Koch, J. et al., Salmonella Agona Outbreak from Contaminated Aniseed, Germany,Emerging Infectious Diseases 11 (7), 1124 – 1127 2005,
- Monographie Anisi fructus (Anis). Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 06.07.1988, zitiert in multi MED vision GbR, Hamburg <www.heilpflanzen-welt.de> (Stand Mai 2006)
- Pourgholami, M.H. et al., The fruit essential oil of Pimpinella anisum exerts anticonvulsant effects in mice., J. Ethnopharmacol. 1999, 66 (2), 211 – 215 (Medline-abstract)
- v. Rottenburg, T., Öldispersionsbäder, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart (2005)
- Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2007
- Teuscher, E., Melzig, M. F., Lindequist, U.: Biogene Arzneimittel, 6. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2004
- Wagner, H.: Pharmazeutische Biologie, WVG
- Anis, aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie (Stand 2023)
- van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2004