Botanik: Aussehen und Verbreitung
Wilder Gartengast
Die Wilde Malve (Malva sylvestris) aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae) ist zwar eine Wildpflanze, dennoch taugt sie mit ihren hübschen rosa Blüten auch zur Zierpflanze. Im ersten Jahr sammelt die Pflanze nur Kraft, im zweiten bildet sie bis zu 1 Meter hohe Blütenstiele. Dabei liebt die Malve warme Orte und einen gut gedüngten Boden.
Zarte Seidenblüten
Die Blüten sind typische Malvenblüten mit ihrem zentralen Stamm aus verwachsenen Staubblättern. Sie duftet nicht, die Insekten decken sich dort aber mit reichlich Pollen und Nektar ein. Die Blüten zählen zu den essbaren Blüten, beim Zerkauen ergeben sie einen schleimigen Brei auf der Zunge. Der alternative Name „Große Käsepappel“ erinnert daran: „Pappe“ bedeutet so viel wie Mehlbrei. Und "Käse" bezieht sich auf die käselaibförmigen Früchte. Kinder essen gerne diese kleinen Malvenfrüchte, die im Volksmund auch "Käschen" genannt werden. In der Schweiz ist auch der Volksname "Käslikraut" verbreitet.
Sehr dekorativ wirken die dunkelvioletten Streifen auf den Malvenblüten, welche die gesamte Basis in ein dunkles Saftmal färben. Wer eine Lupe zur Hand nimmt, kann sich auf die Suche nach den Sternhaaren auf dem Blütenkelch machen. Er trägt wie die Blätter ein samtiges Haarkleid. Die Malvenblätter, im Umriss rund oder nierenförmig, ähneln mit ihren 3 bis 7 Lappen einer Hand.
Malven sind beliebte Teepflanzen und sogar Nahrungsmittel
Sowohl die getrockneten Blätter (Malvae folium) als auch die Blüten (Malvenblüten – Malvae flos) enthalten die Schleimstoffe. Sie werden meist zu Tee verarbeitet. Verwendet werden die Blüten verschiedener Unterarten von M. sylvestris:
- ssp. sylvestris, die eigentliche Wild-Malve mit rosa Blüten und die
- ssp. mauritiana oder Mauretanische Malve. Ihre Blätter tragen vergleichsweise wenige Haare und die Blüten sind intensiv rotviolett gefärbt.
Verwandte Arten
Davon zu unterscheiden ist die Weg-Malve oder Kleine Käsepappel (Malva neglecta), aber auch ihre Blätter werden gelegentlich verwendet. Bei ihr sind die Blüten sehr hell, fast weiß und die dunklen purpurfarbenen Streifen dunkler. Insgesamt sind die Blüten kleiner und die Pflanze wächst niederliegend.
Die Wilde Malve kann leicht mit dem Eibisch (Althaea officinalis) verwechselt werden, die Verwendung der Pflanze ist jedoch identisch. Bei der Stockrose (Alcea rosea) werden nur die Blüten der dunkelroten Exemplare verwendet, die ebenfalls schleimhaltig sind. Besonders gut schmeckt der Tee aus der Afrikanischen Malve (Roselle, Hibiskus, Hibiscus sabdariffa): fein säuerlich und doch aromatisch ergänzt sie Früchteteemischungen. Auch die tief rubinrote Farbe kann sich sehen lassen. In arabischen, indischen und afrikanischen Ländern ist ein Gemüse aus den schotenförmigen Samenständen einer weiteren Malvenart beliebt: Man nennt sie Okra oder Gemüse-Eibisch (Abelmoschus esculentus). Und auch dieses Gemüse ist sehr schleimhaltig, was in Europa nicht jedermanns Geschmack entspricht.
Ursprünglich heimisch ist die Heilpflanze in Europa und Asien bis Nordafrika, doch hat sie sich auch in anderen Teilen der Welt ausgebreitet. In vielen Länder wie im Libanon und der Türkei sind Blüten, unreife Samen und Blätter Bestandteil der Küche. Die jungen Malvenblätter lassen sich als Salat, die Sprossen in Suppen oder als grünes Gemüse zubereiten.
Gewinnung
Die Malvenblüten werden kurz vor dem Erblühen gesammelt und zügig getrocknet. Auch die Blätter werden bevorzugt vor der Blüte geerntet. Die Malvenwurzel hingegen gräbt man im Herbst aus. Sie wird nach dem Säubern im Stück getrocknet und erst vor Gebrauch zerkleinert.
Heilwirkung von Wilde Malve
Malvenschleime: Der perfekte reizlindernde Überzug
Die mediterrane und die europäische Erfahrungsheilkunde nutzt die Malve seit langer Zeit bei diversen innerlichen Entzündungen. Dabei ist vor allem der reiche Gehalt an Schleimstoffen verantwortlich. Sie hüllen kurzer Hand die gereizte Schleimhaut ein und lindern so Hustenreiz, Brennen im Rachen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Sodbrennen und Gastritis. Auch andere diverse Reize wie Geschmack, Temperatur, Alkohol oder sogar das Brennen der Chili-Frucht wird mit Malvenschleim gedämpft. Faustregel: Die Malve wirkt dort am besten, wo der Schleim hinreicht.
Aber nicht nur innerlich, auch bei äußerlichen Hautreizungen wie Ekzemen oder Wunden setzt man die Wilde Malve ein. Verstärkt wird die abschließende Wirkung durch die leicht adstringierenden Gerbstoffe, die in geringer Konzentration vorliegen.
Neben diesen rein physikalisch abschließenden Eigenschaften, entfaltet die Malve aber auch echte pharmakologische Wirkungen:
Malve bekämpft ganz konkret Entzündungsvorgänge
Ein Grund für die starken Schmerzen bei Infektionen im Rachen und Hals sind die entzündlichen Reaktionen, die in der Schleimhaut ablaufen. Bestandteile aus dem wässrigen Extrakt der Malve wirken direkt auf diese Vorgänge und zwar bei Einnahme und lokalem Auftrag: Im Tierversuch lindert die Malve die Schwellung, den Schmerz und die Ansammlung von Immunzellen (Leukozyten) am Ort, sowie die Ausschüttung entzündlicher Botenstoffe (IL-1β, Prostaglandine). Daneben dämpft sie die entzündlichen Radikal-Reaktionen beim Wundgeschehen: Die antioxidativen Bestandteile der Malve fangen oxidativen Schaden durch die Immunantwort ab. Nach allem was man weiß, bestätigt dies voll und ganz die traditionellen Vermutungen. Malve ist eine typische Heilpflanze gegen Entzündungen.
Malve ist ein patentiertes Schönheitsmittel
Die antioxidativen Inhaltsstoffe und die Schleime schützen nicht nur die Schleimhaut, auch die Haut und andere Gewebe. So sollen Malvenextrakte schädigende Einflüsse abwehren und auch von innen die Festigungselemente der Haut schützen (Elastin). Davon profitieren verschiedene Gewebe des Körpers wie die Blase, vaginale Schleimhaut oder Blutgefäße, so die Patentschrift. Der Malvenextrakt ist patentrechtlich geschützt als Mittel gegen Falten, Akne und Gesichtsrötungen sowie trockene Haut. In Kombination mit anderen Heilpflanzen (Pfefferminze) soll der Malvenextrakt außerdem die Haut aufhellen sowie störende Hautverfärbungen ausgleichen. Bis auf die Hinweise aus Laborversuchen fehlen aber klinische Studien.
Malvenschleim gegen Bakterienschleim
Die antibiotische Wirkung der Malve ist eher gering, dennoch dürfte ein konzentrierter Malvenextrakt das mikrobielle Wachstum hemmen. Zumindest gewisse Bakterien reagieren empfindlich auf Malve, darauf verweisen Laborversuche. Möglicherweise ist aber nicht der antibiotische Effekt entscheidend, sondern der Effekt auf die „Klebrigkeit“ der Bakterien. Die Bakterien selbst bilden nämlich „klebrige“ Schleime, die Bakterienklumpen mit der Unterlage verbinden und selbst die Zugänglichkeit für Antibiotika behindern. Viele bakterielle Angreifer (wie das Methicillin-resistente Eiterbakterium Staphylococcus aureus) entkommen der Immunantwort, einer Antibiotikabehandlung oder mechanischem Ausspülen, indem sie schleimige Biofilme bilden. Sie überziehen hartnäckig jede Oberfläche wie Zähne, Haut und Implantate und überleben dort völlig unbehelligt. Damit lösen sie langwierige Infektionen aus.
Vor Bildung dieser Biofilme schützt offensichtlich der wässrige Extrakt der Malvenblätter bei erstaunlich geringen Werten. Damit werden die Eindringlinge wieder angreifbar. In Zeiten von zunehmenden Antibiotikaresistenzen dürfte diese Beobachtung wichtig werden. Gerade bei der Mundhygiene spielen Biofilme eine große Rolle. Mundspülungen mit Cetylpyridinium-Chlorid haben nur eine beschränkte Wirkung. Auch hier verstärkt der Malvenextrakt offensichtlich den Effekt des Desinfektionsmittels. Ein Praxistest wäre auch hier wünschenswert.
Feuer im Magen: die Malve hilft
Der wässrige Auszug schützt den Magen im Tierversuch vor Geschwüren. Auch bei dem Gastritis-Erreger Helicobacter pylori, der aus Patienten mit Magenschleimhautentzündung oder Gastritis isoliert worden war, ließ ein Effekt zeigen: Konzentrierte Malvenextrakte hemmen ihr Wachstum. Dabei waren aber nicht alle Isolate gleichermaßen empfindlich, weshalb andere Heilpflanzen eine sinnvolle Ergänzung sind (wie Kamille oder Preiselbeere). Auch hier kann die Malve eine Antibiotikabehandlung bestens unterstützen.
Malvenkraft gegen Pilze
Gerade in warmen Ländern verderben Nahrungsmittel schnell durch Pilzwachstum. Deshalb kommen dort gerne präservierende Gewürze zum Einsatz. Konzentrierter Malvenextrakt unterdrückte das Pilzwachstum der Testkeime vollständig. Damit war die Malve in der Wirkung vergleichbar mit Lavendel oder Zimt. Übrigens hatten Pfefferminze und Knoblauch im Vergleich schwächer abgeschnitten. Auch als Fungizid gegen gewisse Schadpilze könnte sich die Wilde Malve eignen, das zeigen Versuche. Bei einem human pathogenen Pilz (Candida albicans) aber versagte der wässrige Extrakt. Die Malve ist natürlich kein Allheilmittel…
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Wilde Malve gesichert helfen kann
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Wilde Malve aus Erfahrung helfen kann
Nebenwirkungen & Gegenanzeigen von Wilder Malve
Es sind keine Nebenwirkungen zur Malve bekannt. Es liegen keinerlei toxikologische Studien zur Pflanze vor.
Keine Gegenanzeigen bekannt.
Wechselwirkungen:
Wenn man Medikamente einnimmt, können Schleime die Aufnahme des Wirkstoffes verzögern. Daher Medikamente nur mit zeitlichem Abstand mit Malvenschleim einnehmen.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Fertigarzneimittel mit Malvenblüten werden bisher nicht angeboten. In der Apotheke erhalten Sie allerdings lose, getrocknete Malvenblüten oder -blätter für Tees oder Abkochungen. Alternativ gibt es auch fertige Arzneitees aus Malve zu kaufen (z. B. von Bombastus oder Alexander Weltecke).
Hausmittel: Malventee als Getränk oder Gurgelwasser
Tee aus den Blüten:- Pro Tasse 1–2 g Malvenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.
- Gerade bei schleimigen Bestandteilen macht man häufig einen Kaltwasserauszug, um den Schleimgehalt zu erhöhen. Dazu gießt man eine Tasse kaltes oder lauwarmes Wasser auf die getrockneten Malvenblüten und kocht sie dann kurz auf
Gurgelwasser:
- Zum Gurgeln setzt man den Tee etwas konzentrierter an: Man nimmt 5 g Blüten auf 0,1 L kaltes Wasser und kocht kurz auf.
Malvenbrei gegen Hautreizungen:
- Die Blüten in wenig heißem Wasser eingeweicht ergeben einen schleimigen Brei, der traditionell auf Hautreizungen aufgelegt wird.
Tee aus den Blättern:
- Etwa 2 Teelöffel (3–5 g entsprechen einer Tagesdosis) getrocknete Malvenblätter mit einer Teetasse kochendem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten abseihen.
- Blätter in kaltem Wasser zwei- bis drei Stunden stehen lassen und gelegentlich umrühren.
- Getrocknete Malvenblätter mit kaltem Wasser ansetzen und kurz aufkochen.
Aufbewahrung
Malvenblüten und Blätter trocken und lichtgeschützt aufbewahren.