Heilpflanzen
Bei einer depressiven Verstimmung oder einer leichten Depressionen sind Heilpflanzen eine wirksame Option. Meist wirkt die Phytotherapie nicht sofort. Eine Wirkung stellt sich innerhalb von 3-5 Wochen ein.
Die Heilpflanze, deren Wirksamkeit durch Studien am besten belegt ist, ist der Trockenextrakt des Johanniskrauts, meist als Kapseln erhältlich (600-900 mg/Tag für 6 Monate; Nebenwirkungen des Johanniskrauts beachten!). Besonders effektiv ist ein Kombiprodukt mit Baldrian, das bereits nach 10 Tagen Wirkung zeigt.
Depressive Verstimmung mit Schlafstörung im Schlepptau
Kein Wunder, wer mit Problemen ins Bett geht, kann nicht schlafen. Sehr häufig ist bei depressiven und verstimmten Menschen der Schlaf gestört. Das Einschlafen kann durch eine ganze Reihe von Pflanzen gefördert werden, allen voran Baldrian und Hopfen. Besonders positiv: Die Wirkstoffe machen tagsüber nicht schläfrig. Was man sonst noch gegen Schlafstörungen tun kann, finden Sie hier.
Die Antidepressiva-Liste der Natur ist aber deutlich länger und das optimale Produkt richtet sich nach den Begleitbeschwerden.
Stimmungstief gefolgt von Angstzuständen
Eigentlich wäre hierfür der Kava-Kava-Wurzelstock bestens geeignet. Die vorhandenen Studien sprechen für die Anwendungsgebiete nervöse Angst-, Spannungs- und Unruhezustände. Er wurde jedoch wegen des Verdachts leberschädigend zu sein vom Markt genommen. Aber es gibt eine Reihe von Ersatzmöglichkeiten, Johanniskraut zum Beispiel.
Eine Reihe neuerer Studien bescheinigt auch dem Öl des Lavendels eine gute Wirksamkeit gegen depressive Verstimmung (80 mg Öl/Tag mindestens 6 Wochen) oder dem Extrakt der Passionsblume (1200 mg/Tag mindestens 4 Wochen), optimal auch die Kombination der beiden Wirkstoffe. Der Effekt ist bei Depressionen mit Angstzuständen durchaus mit synthetischen Medikamenten vergleichbar.
Empfehlenswert ist auch die Mischung von Hopfen-, Baldrian-, Passionsblumen- und Melissenextrakt. Immerhin schlug es bei 71% der Patienten die Angst und bei 55% die depressive Verstimmung in die Flucht. Die empfohlene Tagesdosis beträgt in den Mischpräparaten für Baldrianwurzel bis 1500 mg, für Hopfen bis 130 mg, für Passionsblume bis 1000 mg und für Melissenblätter bis 270 mg (bezogen auf Trockenextrakt).
Psychosomatische Beschwerden: wenn der Körper spricht
Bei einigen Menschen lässt sich die depressive Verstimmung nicht anhand ihrer Stimmung ablesen. Sie neigen eher zu körperlichen Symptomen, wie Herzklopfen, Schwächegefühl, Zittern, Schwindel, Atem- und Magen-Darmbeschwerden. Dafür ist ebenfalls Baldrian der Klassiker, gut auch in Kombination mit Johanniskraut.
Kalt erwischt: die Winterdepression
Depressive Verstimmung braucht nicht immer einen Grund. Schon der Lichtmangel im Winter schlägt bei vielen Menschen auf die Stimmung. Auch hier ist Johanniskraut ein Treffer: Eine Studie bestätigt, dass mit Johanniskraut die Beschwerden einer „saisonalen Depression“ gesenkt werden können.
Depressiv verstimmt in den Wechseljahren?
Bei Wechseljahrsbeschwerden war ein Johanniskrautpräparat einem synthetischen Beruhigungsmittel ebenfalls überlegen. Zweidrittel der Probandinnen sprachen nach Ärzte- und Patientinnenumfragen darauf an. Außerdem kann die Traubensilberkerze eingesetzt werden. Studien zur Folge hat auch der Rhapontikrhabarber, neben der Milderung klimakterisch bedingter Beschwerden, einen positiven Einfluss auf die depressive Neigung.
Niedergeschlagen wegen Erschöpfung
Stress, Alter und Krankheit hinterlassen ihre Spuren. Müdigkeit und Erschöpfung führen dann häufig zu Niedergeschlagenheit. Dann fehlen einfach die Kräfte, dringende Probleme anzupacken. Hier kann eine Stärkung des Körpers die entscheidende Wende einleiten. Ein bekanntes Stärkungsmittel ist zum Beispiel der Ginseng. Auch Rosenwurz ist eine Option. Damiana zählt zu den traditionellen, mexikanischen Heilpflanzen. Ihr Schwerpunkt sind "sexuelle Störungen", welche der depressiven Verstimmung schon mal folgen. Das afrikanische Pendant dazu ist die antidepressiv wirkende Schwarzbohne Griffonia mit ebenfalls überwiegend traditionellen Empfehlungen.
Heilpflanzen und Vitalstoffe, die bei depressiver Verstimmung helfen können
Homöopathische Mittel bei depressiver Verstimmung
Die klassische Homöopathie hält für die individuellen Beschwerden einer Depression zahlreiche Konstitutionsmittel bereit. Welche Mittel für den einzelnen Patienten geeignet sind, sollte ein erfahrener Homöopath festlegen.
Komplexmittel gegen depressive Verstimmung enthalten folgende Komponenten:
- Aurum metallicum gegen Schwermut, Angst, Selbstmordgedanken bei vollblütigen Patienten
- Acidum phosphoricum gegen Erschöpfung mit Schlaflosigkeit, Gedächtnisschwäche und Teilnahmslosigkeit
- Hypericum bei Verletzungen/ Operationen mit Depression
Die Wirkung der Homöopathie bei depressiver Verstimmung ist nicht nach konventionellen Maßstäben überprüft. Für die Auswahl der Mittel ist der Homöopath der beste Ansprechpartner.
Schüßler Salze
Nach Schüssler sollen folgende Salze bei längerfristiger Einnahme die depressive Verstimmung lindern:
- als Tonikum: Kalium phosphoricum, Ferrum phosphoricum
- bei Mattigkeit und Antriebslosigkeit: Natrium chloratum
- bei Blutfülle und Überfülle: Natrium sulfuricum
Die Wirkung von Schüssler-Salzen ist wissenschaftliche nicht belegt.
Nahrungsergänzung
Wenn der Stoffwechsel entgleist, kann es auch zu psychischen Symptomen kommen. Besonders bei therapieresistenten Zuständen sollte man auf eine ausreichende Versorgung an Vitaminen und Mineralien sorgen.
Vitamin B-Komplex: die Nervennahrung
Depressive Verstimmungen werden unter Umständen auch durch Mangel an Vitaminen ausgelöst: Für einen Mangel an Vitamin B12 sind psychische Erscheinungen wie depressive Verstimmungen, Altersdemenz und Psychosen beschrieben worden. Ein niedriger Folsäure- und Vitamin-B12-Spiegel vermindert außerdem das Ansprechen auf Antidepressiva. Darüber hinaus könnte auch ein Mangel an Vitamin B6 möglicher Risikofaktor für Depressionserkrankungen angesehen werden.
Achtung: Vitamin B12 Mangel droht vor allem Veganern, da es überwiegend in tierischen Produkten, Milch und Ei vorkommt.
Tabletten statt Licht?
Eine schwedische Studie überprüfte den Vitamin D Spiegel von depressiven Jugendlichen und stellte sehr niedrige Werte fest, ein Ausgleich wiederum besserte den Zustand. Da dieses Vitamin in der Haut durch Licht gebildet wird, geht das Defizit vermutlich auf das Konto der dunklen Jahreszeit. Noch aber ist der Zusammenhang Depression und Vitamin D-Mangel nicht ausreichend abgesichert.
Mehr Botenstoffe produzieren
Das körpereigene „Glücks- und Beruhigungshormon“ Serotonin wird im Stoffwechsel aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt. Man setzt Tryptophan oder 5-Hydroxytryptophan (beispielsweise aus der Schwarzbohne Griffonia) daher versuchsweise in der Therapie gegen depressive Verstimmungen ein. Der Ansatz ist nicht unumstritten und nur unzureichend durch Studien gedeckt. In der Praxis zeigt sich in bestimmten Einzelfällen aber eine ausgezeichnete Wirkung. Besonders gut sprechen Patienten mit einer gestörten Schlafarchitektur an. Sie sind typischer Weise morgens müde und schlecht gelaunt, abends wach und aufgedreht. Der Grund dafür ist ganz einfach: Ist mehr Serotonin verfügbar, kann auch mehr "Wachhormon" Melatonin produziert werden. Damit normalisiert sich oft der Tag/Nacht-Rhythmus.
Mehr Energie für die Nerven
Kreatin ist eine wichtige Verbindung im Energiestoffwechsel des Körpers, vor allem Sportler nehmen sie zur Förderung der Muskelkraft. Da sich Depressive oft müde und kraftlos fühlen liegt eine Zufuhr nahe. Eine koreanische Studie hat übrigens Kreatin in Kombination mit einem Antidepressivum getestet und festgestellt, dass die Probanden damit schneller auf den Wirkstoff ansprachen.
Eine mögliche Wirkung von Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen durch Stabilisierung der Nervenzellmembranen, durch eine antioxidative Wirkung wird diskutiert, ist aber bisher nicht bewiesen.
Entkrampfen
Magnesium wirkt allgemein entkrampfend und wird von der orthomolekularen Medizin auch zur Aufhellung der Stimmung eingesetzt.
Lebensführung und Tipps für den Alltag
Was Sie selbst tun können
Das Leben ordnen: Zeit für Entspannung
Eine feste Ordnung im Tagesrhythmus mit konstanten Ruhe-, Ess- und Aktivitätszeiten schafft oft den äußeren Rahmen für eine Besserung der Depression, frei nach dem Motto: "Ordnung verleiht Stabilität". Patienten mit depressiven Verstimmungen sollten ihren Lebensstil darauf einstellen und beispielsweise Stressbewältigungsmaßnahmen in den Alltag einbauen. Und: Grübeln sollte man vermeiden, das ist der Einstieg in die Depressions-Falle. Wichtig ist auch die Abwechslung. Ein bisschen Nervenkitzel und ein wenig Stress sind durchaus gut, wenn man davon zu wenig hat. Andere müssen sich bei Depressionen aktiv Stressentlastung organisieren.
Schluss mit dem grauen Alltag
Oft sehnt man sich nach einem Ausstieg aus der bisherigen Lebenssituation. Selbst bei einer depressiven Verstimmung hat man vieles davon selbst in der Hand. Eine interessante Studie zum Thema wurde an der Universität Zürich durchgeführt: Hier lies man die Probanden täglich bestimmte Gefühle trainieren: Neugier, Dankbarkeit, Optimismus, Humor und Enthusiasmus. Nach der Studie waren die Probanden mit ihrem Leben zufriedener und optimistischer gestimmt, als die inaktive Kontrollgruppe. Ist dieses Ergebnis wirklich erstaunlich? Glück passiert nicht nur, man kann es herbeiführen, wenn man regelmäßig etwas Zeit investiert.
Was löst bei Ihnen Glücksgefühle aus?
Harte Maßnahmen: Schlafentzug
Bei einer Depression oder depressiven Verstimmung ist man häufig antriebslos und müde. Schlafen aber sollte man nicht: Gerade für den Schlafentzug ist ein stimmungshebender Effekt beschrieben. Nach einer durchwachten Nacht sieht die Welt ganz anders aus. Mindestens die zweite Hälfte der Nacht sollte man aufbleiben und dann allmählich zum normalen Schlafmaß zurückkehren. Vor allem Patienten mit Morgentief können rasch davon profitieren. Einziger Nachteil: Effekt vergeht nach eine Weile.
Auch bei einer Winterdepression ist die Therapie vergleichsweise einfach: warm anziehen und sich an der frischen Luft bewegen; optimalerweise die Sonne genießen.
Leichte Depressionen sind durch Phytotherapie und Naturheilkunde zugänglich. Bei schweren endogenen Depressionen sollte mit Psychopharmaka behandelt werden. Die Therapie wird in diesem Fall von einem Psychiater begleitet (siehe Schulmedizin). Lesen Sie auf der folgenden Seite weitere Therapiemaßnahmen bei depressiver Verstimmung: Ernährung und Naturheilverfahren.