Botanik: Aussehen und Herkunft
Königskerze ist ein wirklich passender Name für diese Pflanze aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae): Im zweiten Jahr schießt aus der Rosette ein weithin sichtbarer Blütenstand. Er kann bis zu 2 Meter erreichen.
Je nach Art und Boden bilden sich neben der Hauptkerze mehr oder weniger viele Nebenkerzen. Daran sitzen zahlreiche gelbe Blüten eng gedrängt. Vom Typ her sind es Rachenblüten, die mit leuchtend gelber Farbe viele Insekten anziehen. Sie finden dort ein reiches Angebot an Pollen. Beim Nektar allerdings spart die Pflanze.
Da sich die Blüten nach und nach öffnen, ziert die Pflanze den Garten mehrere Wochen lang (Juli-September). Ein ganz typisches Merkmal sind die dicht wollig behaarten Blätter, auch die Blütenaußenseite und die Staubfäden sind behaart, das hat den Blüten wohl auch den Namen „Wollblumen“ eingebracht. Besonders reich fällt die Produktion von winzigen Samen aus. Pro Blütenstand erhält man mehrere Gramm davon.
Mitunter sind einige Formen der Königskerze auch nicht eindeutig zuzuordnen, denn die Arten kreuzen sich auch untereinander.
Die Königskerze als Gartenschmuck
Die Pflanze liebt trockene und sonnige Plätze und ist dafür bestens gewappnet, hat sie doch eine tiefe Pfahlwurzel. Auch die wolligen Haare dämpfen die Verdunstung. Hält man ihr die Konkurrenz fern, entwickelt sich aus der Pflanze ein imposanter Blickfang, aber auch an Wegrändern, Böschungen und Schuttplätzen stellt sie sich gerne ein. Ganz besonders freut den Gärtner, dass die Pflanze von den gefräßigen Schnecken vollständig verschont bleibt.
Die Königskerze brennt
Verschiedene alte Namen der Pflanze stehen mit Feuer in Verbindung, wie etwa Himmelsbrand, Fackelkraut oder Lampenkraut. So berichten alte Quellen von Fackeln aus in Pech getauchten Königskerzen. Auch die getrockneten haarigen Blätter brennen wie Zunder (Brennkraut). In früheren Zeiten schätzte man diese Eigenschaften sehr.
Tee aus goldgelben Blüten
Überwiegen nutzt man die getrockneten Blütenkronen mit Staubblättern. Man nennt sie Wollblumenblüten oder kurz Wollblumen oder Wollblüten (Verbasci flos). Sie riechen angenehm nach Honig und frische Blüten schmecken sogar süßlich. Wegen dieser geschmacklichen Eigenschaft sind die Wollblumen auch in der Kinderheilkunde beliebt. Selten genutzt werden die Blätter (Verbasci folium).
Klassiker der Pflanzenheilkunde
Der Verband der Heilkräuterfreunde Deutschlands e.V. hat die Königskerze 1999 zur Pflanze des Jahres ernannt. Sie ist heute aus der Mode gekommen, bei den berühmten Ärzten der Antike war die Pflanze aber wohlbekannt. Hippokrates behandelte Wunden damit. Bei Hildegard von Bingen diente sie als Heilmittel gegen ein „traurig Herz“ oder eine raue Stimme. Auch andere Länder verwendeten „ihre“ einheimischen Arten zu medizinischen Zwecken, wie Spanien, Türkei, Pakistan oder Iran. So sind weit mehr Königskerzenarten in medizinischer Nutzung, als die bei uns üblichen drei Arten:
- Filz-Königskerze, synonym Windblumen-Königskerze (V. phlomoides)
- Großblütige K. (V. densiflorum syn. V. thapsiforme)
- Kleinblütige K. (V. thapsus)
In Mitteleuropa ansässig sind nur 15 der über 400 Verbascum-Arten. Die Filz- und die Großblütige Königskerze sind in Mittel-, Ost- und Südeuropa heimisch, ferner in Kleinasien und Nordafrika. Die Kleinblütige K. (V. thapsus) wurde zusätzlich in Nord- und Südamerika eingebürgert. Kommerzieller Anbau erfolgt in Ägypten und Osteuropa.
Gewinnung
Die Königskerze wird direkt vor Ort gesät. Man vereinzelt nach und nach die anwachsenden Keimlinge auf die stärksten Pflanzen. Bis zur Ernte muss man sich aber bis zum zweiten Jahr gedulden, erst dann blüht die Pflanze. Die Blüten sammelt man an einem trockenen Tag und zwar erst dann, wenn der Tau abgetrocknet ist. Die fleischigen Blüten sollten zügig getrocknet werden, man hilft besser mit etwas Wärme nach (nicht höher als 50°C). Zum Schluss sortiert man die braunen Blüten aus. Nur die gelben sind schnell genug getrocknet und können verwendet werden.
Traditionelle Herstellung des Königsöls
Für das Öl nimmt man die frischen Blüten und bedeckt sie mit Olivenöl. Man lässt sie 3 - 4 Wochen an einen warmen, hellen Platz stehen und schüttelt die Mischung regelmäßig. Danach seiht man die Pflanzenteile ab.
Tinktur
Ausgangsmaterial sind die getrockneten Blüten. Sie werden mit einer alkoholischen Lösung (70 % Alkohol) für 10 Tage extrahiert und dann abgeseiht.
Heilwirkung von Königskerze
Die ganze Symptompalette bei Erkältung
Hauptanwendungsgebiet der Wollblumen sind Katarrhe der oberen Luftwege, wie sie bei typischen Erkältungen auftreten: Husten, Bronchitis, Heiserkeit. Wegen der reizlindernden und sekretolytischen Eigenschaften kombiniert man Wollblumen in Kräuterteemischungen als Erkältungstee. Bekanntermaßen lösen Saponine indirekt die festsitzenden Sekrete und erleichtern das Abhusten von Schleim. Der heiße Tee heizt ein und treibt den Schweiß auf die Stirn. Diese Wirkung mag auch für ein Schwitzbad nützlich sein. Daneben legen sich die Schleimstoffe lindernd auf die entzündete Schleimhaut und dämpfen so den quälenden Halsschmerz oder Hustenreiz.
Wunden, Hautleiden und Entzündungen
Altbekannt ist die wundheilungsfördernde Wirkung der Königskerzenblüten. Äußerlich angewendet hat man Wunden und Hautleiden damit behandelt, wie zum Beispiel juckende Haut oder entzündete Insektenstiche, darüber hinaus Juckreiz im Genital- und Analbereich, nässende Ekzeme, Windeldermatitis. Auch das könnte Sinn machen, sagen die Forscher, enthält die Pflanze doch entzündungshemmende Iridoidglukoside sowie Verbascosid und Aucubin. Diese Wirkstoffe liegen in der Pflanze als Vorstufe vor, die im Körper erst aktiviert werden muss. Erste praktische Laborergebnisse belegen diese Eigenschaften. Getestet hat man die Extrakte verschiedener Verbascum-Arten.
Ob die Königskerze aber wie traditionell berichtet als Antirheumatikumwirkt, ist nicht untersucht. Die in der Rheumatherapie eingesetzte Teufelskralle enthält ebenfalls Iridoidglukoside als Hauptwirkstoff, so dürfte die Königskerze ganz ähnlich wirken. Der Effekt ist aber wahrscheinlich eher schwach. Auch bei Entzündungen der Darmschleimhaut, Durchfall, Bauchkrämpfen fehlen die entsprechenden neueren Untersuchungen.
Aber: Die Wollblumen haben diverse Zusatzeffekte, welche ihnen zu Gute kommen:
Antibakterielle Zusatzpunkte
Vor allem die wässrigen Extrakte aus der Pflanze zeigen antimikrobielle Reaktionen. Die Kleinblütige Königskerze hemmt erfolgreich den Lungenkeim Klebsiella pneumoniae, die Hautkeime Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis und den Darmkeim Escherichia coli. Das sind ideale Voraussetzungen für eine Heilpflanze. Wie gut sich allerdings diese Aktivitäten unter realen Bedingungen entfalten, ist nicht untersucht.
Die Königskerze, der Virenschreck?
Erstaunlich war der Befund, dass ein Blütenaufguss gegen verschiedene Viren wirkt. Gezeigt wurde das in Zellkultur mit Grippeviren (Influenza A H7N7, H1N1 und Influenza B Viren). Relevant dürfte auch die Tatsache sein, dass er die Wirkung von Mitteln aus der Klasse der Amantadine verstärkte. Amantadin ist eines der wenigen verfügbaren Grippemittel.
Auch für die Gruppe der Herpes simplex Viren (HSV I) liegen erste ermutigende Daten vor. Positiv getestet wurden der Extrakt der Kleinblütigen, sowie ein Aufguss der Großblütigen Königskerze. Klinische Studien dazu wären durchaus interessant, dann erst kann man die Wirkung am Menschen abschätzen.
Das Königsöl
Traditionell stellt man aus den Blüten neben den wässrigen Tees und Absuden ein öliges Mittel her. Die Zubereitungen kennt man unter dem Namen “Königsöl”. Es wird bei diversen Ohrerkrankungen verwendet, wie Ohrenschmerzen und chronischer Mittelohrvereiterung, Furunkeln im Ohr oder Ekzemen im Gehörgang. Daneben reibt man es bei Schmerzzuständen als Massageöl in die Haut. Wer auf Studien wert legt, muss noch warten. Es gibt noch keine zum Thema.
Entwässern mit Wollblumen
Die Blüten gelten als harntreibend, ein Umstand, der durchaus plausibel ist. Typisch ist diese Eigenschaft nämlich für die enthaltenen Flavonoide. In der Traditionsheilkunde gilt die Königskerze als Diuretikum und wird auch bei Blasen- und Nierenerkrankungen eingesetzt. Näher untersucht ist das jedoch nicht.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Königskerze gesichert helfen kann
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Königskerze
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Anwendungsbeschränkungen der Königskerze sind nicht bekannt.
Praktische Anwendung: Produkte und Hausmittel
Gegen Erkältungen nutzt man meist den Tee aus den Blüten der Königskerze. Genau wie Wilde Malve und Eibisch sind Wollblumen reich an Schleimstoffen. Wollblumenextrakte setzt man auch dem Hustensirup zu. So schmeckt es Kindern gleich viel besser. Außerdem verarbeitet man Extrakte in Salben und Ölen zur Behandlung von Ohrenschmerzen, Hämorrhoiden, wunden Stellen und Furunkeln. Vor allem früher beliebt waren Abkochungen der Blüten für Umschläge und Sitzbäder.
Tee: Empfohlene Tagesdosis: 3–4 g der Blüten, in Form von Tee: Dazu nimmt man 1 g Blüten auf 150 ml kochendes Wasser. Als Alternative kann man die Blüten mit kaltem Wasser zusetzen und dann kurz zum Sieden erhitzen, das soll die Freisetzung der Schleimstoffe optimieren.
Aufbewahrung
Trocken und lichtgeschützt in Glasgefäßen aufbewahren. Die Blüten ziehen Feuchtigkeit an. Wenn die getrockneten Königskerzenblüten zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt waren, werden sie braun und schimmlig, diese Ware darf nicht mehr verwendet werden.