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Pestwurz

Die Pestwurz hat kleine rosa Blüten und riesige Blätter, die erst nach der Blüte erscheinen.
© Sabine Schönfeld - Fotolia.com

Migräne vorbeugen mit Pestwurz

Im Mittelalter wurde die Pestwurz gegen die Pest verwendet, das hat ihr den Namen gegeben. Heute wird sie in der Naturheilkunde schwerpunktmäßig zur Migränevorbeugung und bei Heuschnupfen angewandt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Pestwurz: Das Wichtigste im Überblick

Wer die Gewöhnliche Pestwurz kennt, kann die beeindruckend großen Blätter an feuchten Standorten kaum übersehen. Schon unsere Vorfahren wussten die Heilpflanze nutzbringend einzusetzen. Von den traditionellen Anwendungen sind aber nur wenige untersucht.

Heute sieht die Situation folgendermaßen aus: Die Wirkung der Pestwurz gegen allergischen Heuschnupfen und Migräne lässt sich mit Studien belegen. Problematisch an der Heilpflanze sind die giftigen Pyrrolizidinalkaloide. Aber dieses Problem hat man heute im Griff: Für die praktische Anwendung der Pestwurz stehen giftfreie Präparate zur Verfügung. Man sollte daher Pestwurz niemals selbst zubereiten und bei Präparaten auf den Aufdruck „PA-frei“ achten. Außerdem sollte man sich vor der Anwendung über mögliche Nebenwirkungen der Pestwurz informieren.

Wie gut hilft Pestwurz?

Die Kommission E hat die Wirkungen der Pestwurz-Wurzel gegen Steinleiden und Krämpfe der ableitenden Harnwege anerkannt. Dazu liegen nur Beobachtungen vor, klinische Studien fehlen. Die Anwendung von Zubereitungen aus der ganzen Pflanze und der Blätter fanden keine Zustimmung. Den Ausschlag hatte wohl damals das kritische Nutzen-Risikoverhältnis gegeben. Das hat sich geändert:

Fortschritt: neue Zubereitungen mit Pestwurz

Heute sind neue Kultursorten der Gewöhnlichen Pestwurz verfügbar, die weniger Giftstoffe enthalten. Mit besonderen Reinigungs- und Extraktionsverfahren kann man außerdem den Gehalt an Giftstoffen unter die Nachweisgrenze drücken.

Belegte Wirkung: Migränevorbeugung, Asthma und Heuschnupfen

Für die Indikationen Migräne und Heuschnupfen durch die Gewöhnliche Pestwurz gibt es mehrere kleinere klinische Studien, welche die Wirksamkeit belegen. Ein Pestwurzpräparat wird als Migräneprophylaktikum in einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und in der Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) als alternatives Mittel erwähnt. Es wird aber darauf hingewiesen, dass die Bewertung der Gewöhnlichen Pestwurz von unabhängigen Gutachtern noch aussteht. Auch bei Asthma liegt nur ein erster – jedoch erfreulicher – Test vor.

Pestwurz ist mit ihren Inhaltsstoffen eine hochaktuelle Heilpflanze, denn viele Erkrankungen müssen zielgenau am Punkt der Entzündung behandelt werden. Darum darf man auch in Zukunft auf das Interesse der Forschung hoffen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

  • Asthma
  • Steinleiden und Krämpfe in den ableitenden Harnwegen

Heilwirkung von Pestwurz

Die Gewöhnliche Pestwurz ist Spezialist für Krämpfe und Entzündungen. Diese beiden Komponenten sind bei vielen Erkrankungen beteiligt, was die breite traditionelle Verwendung erklärt:

Krampfschmerzen

Pestwurz lindert Muskelkrämpfe an der „glatten“ Muskulatur. Glatte Muskeln arbeiten versteckt an vielen Punkten wie Gefäßen, Harnleiter, Gebärmutter, Gallengängen und Magendarmtrakt. Diese besondere Muskulatur ist dem Willen nicht zugänglich, darum kann man schmerzhafte Krämpfe nicht durch bewusste Entspannung angehen. Petasine aus der Pestwurz entkrampfen diese Muskeln indem sie elektrische Zellsignale beeinflussen.

Entzündung

Die Extrakte der Pestwurz greifen in den entzündlichen Stoffwechsel ein und bremsen die Produktion spezieller entzündlicher Botenstoffe, wie Leukotriene und Prostaglandin E2. Einer der Mechanismen ist mit dem von Aspirin vergleichbar (Cox2-Hemmung). Damit wird dem Entzündungsbeginn ein Riegel vorgeschoben. Bei sehr vielen Erkrankungen spielt die Entzündung eine Schlüsselrolle. Speziell sind Leukotriene bei Asthma und Allergien aber auch Rheuma und Neurodermitis involviert.

Pestwurzel kämpft gegen die Entzündung

Pestwurzel antiallergisch, oder noch mehr?

Laufende Nase, brennende Augen, rote Augen, Juckreiz und Halskratzen: von diesen allergischen Symptomen kann jeder Allergiker klagen. Schuld sind Immunzellen, die auf das Allergiesignal hin große Mengen Botenstoffe ausschütten. Die Petasine der Gewöhnlichen Pestwurz hemmen die Aktivität verschiedener Immunzellen und reduzieren die Entzündungsbereitschaft.

In Studien stellte sich bei den typischen Allergiebeschwerden schnell eine Besserung ein. Bei allergischem Schnupfen war das Pestwurz-Präparat ähnlich wirksam wie synthetische H1-Antihistaminika (Cetirizin).

Pestwurz gegen Schnupfen?

Was für die Allergiker-Nase funktioniert, könnte auch bei Schnupfen helfen, dachten die Forscher und haben Verschiedenes ausprobiert. Im Labor schwillt die Nasenschleimhaut bei der Reizung durch Viren weniger schlimm an. Leider hat das Projekt den Schritt in die Klinik nicht geschafft. Es bleibt bei einem Anfangsverdacht.

Pestwurzelextrakte lindern Schmerzen

Verkrampfung und Entzündung sind im Körper an einigen schwer behandelbaren Schmerzerkrankungen beteiligt. In der Kombination unterhalten die beiden Erscheinungen dauerhaft das Schmerzgeschehen.

Den Kopfschmerz an der Wurzel packen

Die Entstehung eines Migräne-Anfalls dürfte durch verschiedene Prozesse im Gehirn ausgelöst werden. Für die Anti-Migräne-Wirkung der Pestwurz werden 3 Angriffspunkte diskutiert:

Entzündung und Schwellung

Bei Migräne diskutiert man eine Art Entzündung des Hirngewebes und der Hirnhäute als Auslöser. Wassereinlagerungen und Quellungsvorgänge folgen der Entzündung. Pestwurz dürfte die Bildung entzündlicher Substanzen bremsen, so dass keine Immunzellen aktiviert oder angezogen werden und kein Überdruck entsteht.

Minderdurchblutung im Gehirn

Sollte eine Gefäßverengung eine Minderversorgung in bestimmten Gehirnregionen verursachen, dürfte der Pestwurzextrakt auch hier normalisierend eingreifen. Er könnte auch eine Verkrampfung der Muskulatur direkt am Kopf lindern.

Schmerzblockade

Als Auslöser gelten überaktive Nerven im Hirnstamm. Petasine wirken auf Calcium-Ionen-Kanäle, die an den Kontaktstellen der Nervenzellen elektrische Signale übermitteln. Sie halten dabei vermutlich gewisse Schmerzsignale auf sowie die nervlich gesteuerte Kontraktion der Gefäße.

In kontrollierten klinischen Studien bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen und Migräne konnte die Anfallshäufigkeit um 40-60 % gesenkt werden. Die Dauer der Attacken war allerdings davon nicht beeinflusst. Interessant ist auch: Es liegen erste erfolgreiche Tests an kindlichen Migränepatienten vor. Vermutlich wird nicht jeder Patient profitieren, dennoch ist Pestwurz eine Möglichkeit bei Migräne.

Kampf dem Asthma-Krampf

Nachdem auch bei Asthma entzündliche Reaktionen im Spiel sind, lag eine Prüfung der Petasites-Extrakte bei dieser Erkrankung nahe. Immunzellen (Mastzellen) schütten dabei Botenstoffe aus (unter anderem Leukotriene), die eine krampfartige Verengung der Atemwege auslösen.

Erste Studienergebnisse lassen vermuten, dass mit Pestwurzextrakten sowohl die Anzahl als auch die Schwere der Asthma-Anfälle vermindert werden kann. Offensichtlich sprechen aber Patienten mit leichten Formen besser an. Erfolge sah man jedoch auch bei den schwereren Fällen, die Standardmedikamente erforderten. Man hat die Medikamente im Versuch beibehalten, doch konnte man sie oft reduzieren. Insgesamt ist diese erste Prüfung von Pestwurz erfreulich ausgefallen, dennoch hat man auf diesem Gebiet erst wenig Erfahrung gesammelt.

Pestwurz auch bei Krampfhusten?

Übrigens wussten auch schon unsere Vorfahren von dieser Eigenschaft, selbst in China und Japan. Bereits damals setzte man die Gewöhnliche Pestwurz bei diversen Lungenerkrankungen von Asthma, Keuchhusten bis Bronchitis ein. Ob die Pestwurz tatsächlich schleimlösend wirkt, müsste man noch prüfen. Jedenfalls berichten alte Quellen davon. Abgesehen davon nutzt die Homöopathie „Petastites“ als Mittel gegen Husten, ganz ohne wissenschaftliche Beweise.

Entzündliche Darmerkrankungen

Die Verwendung der Gewöhnlichen Pestwurz bei Magen-Darm-Krämpfen geht bis ins Mittelalter zurück. Tierversuche konnten eine schützende Wirkung gegen Magen-Darmgeschwüre belegen. In diesem Ansatz funktioniert der Pestwurzextrakt daneben bei Bauchfellentzündung.

Medizin gegen Darmentzündung?

Von den Vorversuchen wird auch eine Wirksamkeit gegen Magen-Darmerkrankungen wie Gastritis, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn abgeleitet. Klinische Beweise oder Tests am Menschen fehlen. Offensichtlich verspricht man sich aber Erfolge auf diesem Gebiet, denn es liegen mehrere Patentanmeldungen vor. Verwendet werden sollen dazu nur bestimmte Inhaltsstoffe. Speziell dafür zugelassene Präparate (mit Spezialextrakten) sind aber noch nicht auf dem Markt.

Entzündungen der Haut: Pestwurz als Wundauflage

Im Altertum wurden aus den Blättern der Gewöhnlichen Pestwurz Wundauflagen bei Entzündungen und Geschwüren hergestellt. So legte man auch die Blätter auf Pestgeschwüre auf. Moderne Überprüfungen zu dieser Anwendung gibt es leider nicht. Da jedoch ein entzündungslindernder Effekt belegbar ist, könnte Pestwurz hierbei durchaus wirksam gewesen sein. Ausprobieren sollte man es - wegen der Giftstoffe und infektiöser Bedenken - nicht. Dennoch vervollständigt dieser Punkt unser heutiges Gesamtbild über die Gewöhnliche Pestwurz.

Aspekt Entkrampfung beleuchtet

In der Traditionsheilkunde ist Entkrampfung ein wesentlicher Aspekt der Heilpflanze. Der entspannende Effekt der Gewöhnlichen Pestwurzel dürfte natürlich in alle Anwendungsgebiete hinein reichen, ob nun die Rede von Darmentzündung mit Bauchschmerzen, Asthma oder Kopfschmerzen ist.

Die krampflösende Wirkung wurde nur durch Laborversuche belegt, leider hat sich die Klinik bisher nicht um die verschiedenen traditionellen Anwendungsgebiete gekümmert. Daher muss man die folgenden Anwendungen mit dem Prädikat „vielleicht wirksam“ versehen.

Pestwurz: Facharbeiter für spezielle Entspannung?

Die Kommission E folgte der Erfahrungsheilkunde und befürwortet die Anwendung von Pestwurz bei Steinleiden und Krämpfe in den ableitenden Harnwege. Wohl hat sich die Heilpflanze bei dieser Indikation in der Praxis bewährt. Pestwurz-Präparate könnten helfen, wenn eingeklemmte Steine krampfartige Abwehrbewegungen auslösen wie bei Gallenkoliken und Harnsteinen.

Spekuliert wird auch ein Nutzen bei krampfartigen Magen-Darmbeschwerden, Reizblase oder Reizmagen. Die Volksheilkunde empfiehlt die Pestwurz außerdem bei Gebärmutterkrämpfen mit schmerzhaften Menstruationsbeschwerden. Mit Erweiterung und Entspannung der Gefäße ist eine Blutdrucksenkung verbunden. Erste Experimente mit Tieren würden Versuche am Menschen rechtfertigen. Bisher kann man nicht beziffern ob und wie gut Bluthochdruck auf Pestwurz anspricht.

Von der Muskelentspannung zur seelischen Entspannung…

… ist es nur ein kleiner Schritt. Bereits die krampflösende, gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Wirkung der Gewöhnlichen Pestwurz begünstigt eine psychosomatische Entspannung. Sie gilt als wirksam bei psychosomatischen Beschwerden, neuro-vegetativem Ungleichgewicht mit Unruhe, Schlafstörungen und Verspannungen.

Eine erste Prüfung liegt mit einem Kombinationsprodukt vor, das Extrakte mehrerer entspannender Heilpflanzen enthielt (Baldrian, Passionsblume und Melisse). Die Kombination mit Petasites hatte dabei besser abgeschnitten als ohne diesen Bestandteil. Auch für diese Anwendungsbeobachtungen kann das Etikett „bewiesen“ noch nicht vergeben werden, wenn auch erste erfreuliche Hinweise vorliegen.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Pestwurztee: Bitte nicht verwenden

Pestwurztee sollte man wegen der giftigen Inhaltsstoffe nicht selbst herstellen. Dazu kommt noch, dass es verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen gibt (Petasin- und Furanopetasin-Chemotypen). Aber nur die Petasin-Variante wird pharmakologisch genutzt. Von außen kann man nicht erkennen, welchem Chemotyp die Pflanze angehört.

Heute sind für die pharmakologische Anwendung neue Kultursorten der Gewöhnlichen Pestwurz verfügbar, die weniger Giftstoffe enthalten. Als Tee sind sie dennoch nicht geeignet. Nur mit besonderen Reinigungs- und Extraktionsverfahren kann außerdem der Gehalt an Giftstoffen minimiert werden.

Pestwurzpräparat kaufen

Die Gewöhnliche Pestwurz sollte nur in Form von standardisierten toxinfreien Fertigarzneimitteln verwendet werden. Achten Sie auf das Label „PA-frei“. Die Tagesdosis darf nicht mehr als 1 µg Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Die Anwendungsdauer von Pestwurzpräparaten sollte auf 4 bis 6 Wochen pro Jahr beschränkt werden. Man geht davon aus, dass PA-freie Mittel deutlich länger einsetzbar sind. In klinischen Studien über Migräne wurden die Patienten damit 3-4 Monate behandelt.

Informieren Sie sich hier über die Nebenwirkungen und Gegenanzeigen der Pestwurz.

Allergie (Heuschnupfen):

Fertigprodukt Tesalin® N Filmtabletten: 2-mal täglich eine Tablette. Bei schweren Symptomen bis zu 3-mal täglich.

Die Filmtablette sollte mit etwas Wasser unzerkaut geschluckt werden. Die Tabletteneinnahme kann unabhängig von Tageszeit oder Mahlzeiten erfolgen.

Migränevorbeugung:

Fertigprodukt Petadolex® bis zu 3 x täglich 1-2 Kapseln.

Es ist eine längere Einnahme über 2 Monate empfehlenswert. Dabei nimmt man im ersten Monat 3 x 1 Kapsel pro Tag und reduziert dann im zweiten Monat auf 2 x 1 Kapsel pro Tag.

Erste Erfolge sind nach 4 Wochen zu erwarten.

Wirkstoffe

  • Sesquiterpene: Petasin und Isopetasin (0,36% Trockengewichtes des Blatts) sowie mehrere ähnliche Sesquiterpene (Ester von Sesquiterpenalkoholen des Eremophilantyps
  • Pyrrolizidinalkaloide: makrocyclische Pyrrolizidinalkaloide (bis zu 0,05%), 1,2-ungesättigte Necinverbindungen (Senecionin, Senkirkin und Integerrimin)
  • etherische Öle
  • Schleimstoffe
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