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Moringa

Aus den Moringablättern wird eine Paste gemacht.
© Swapan - Fotolia.com

Moringa, Baum des Lebens

In Asien eine Allzweckwaffe, bei uns vor allem als Antioxidans und Vitalstoffwunder geschätzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Moringa: Das Wichtigste im Überblick

Moringa – auch bekannt unter den Namen Meerrettichbaum oder Drumstick Tree – ist ein tropisches Gewächs mit hohem Nutz- und Nährwert. In den traditionellen Heilsystemen von Südasien ist Moringa (Moringa oleifera) als Heilpflanze gegen Unterernährung und zahlreiche gesundheitliche Beschwerden bekannt. So soll er für 300 verschiedene Leiden brauchbar sein, die meist mit Stoffwechselkrankheiten, oxidativem Stress, Entzündungen, Wunden, Infektionen oder Schmerzen verbunden sind. Bei uns schätzt man die Pflanze wegen des hohen Antioxidantienanteils zur Entgiftung und als Anti-Aging-Mittel. Aber erst seit 2001 interessiert sich die Forschergemeinde aus Asien und Afrika für das Allround-Talent und es liegen erste Erkenntnisse zur Wirkung von Moringa vor. Vertrieben werden die Moringablätter als Tee oder auch das Blattpulver als Nahrungsergänzungsmittel. Moringa ist gut verträglich und hat kaum Nebenwirkungen.

Wie gut hilft Moringa?

Moringa gegen Diabetes und hohe Fettwerte

Moringa enthält einen ganzen Cocktail an Inhaltsstoffen, schon alleine das deutet auf interessante Eigenschaften hin. Einige der Inhaltsstoffe sind auf ihre Wirkungen bereits gut untersucht. So hat Moringa gute Chancen, in einigen vorhergesagten Anwendungsgebieten tatsächlich wirksam zu sein. Erste erfolgreiche Vorversuche am Menschen liegen mit dem Blattpulver bei Diabetes und Hypercholesterinämie vor. Bei den anderen Anwendungen fehlen aussagekräftige Studien am Menschen (Placebo-kontrollierte, verblindete Studien). So muss man auf die Labordaten zurückgreifen:

  • Unbestritten enthalten die Blätter zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe (wie Kalzium und Kalium), Spurenelemente (wie Eisen und Zink), Nährstoffe (wie Protein und Öl), was vor allem bei Unter- und Mangelernährung relevant ist.
  • Die afrikanische Tradition vertraut bei Bluthochdruck auf Moringa. Die Pflanze enthält durchaus herz- und kreislaufwirksame Inhaltsstoffe.
  • Auch antioxidative und antientzündliche Eigenschaften sind wegen der Inhaltsstoffe durchaus plausibel. Damit schützt Moringa auch Organe und Systeme wie Leber, Niere, Herz und Kreislauf, Gehirn und Nerven. Ein mögliches Anwendungsgebiet wäre hier auch die Arteriosklerosevorbeugung.
  • Daneben lindert Moringa Schmerzen. In Kombination mit der antientzündlichen Wirkung ist die Pflanze zur Behandlung von Rheuma durchaus interessant.
  • Sogar bei Allergien und Asthma zeigt der Tierversuch eine gewisse Wirkung.
  • Bei den antibiotischen und wundheilungsfördernden Effekten bleiben die Daten ebenfalls theoretisch, unter kontrollierten Praxisbedingungen fand bisher keine Anwendung statt.
  • Moringa könnte aber in ärmeren Ländern einen Beitrag zur Parasitenbehandlung liefern. Produkte und Extrakte lassen sich vor Ort ohne pharmazeutische Technik herstellen.

Insgesamt sind die Hoffnungen sehr groß, da die Überlieferung sowie erste Experimente großen Nutzen versprechen. Wie effektiv Moringaprodukte in der Realität einsetzbar sind, muss sich erst zeigen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

  • bisher keine

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Diabetes Typ2, leichtes Stadium (traditionell Afrika, erste Studien)
  • Hypercholesterinämie (traditionell Indien, erste Studien)
  • Unterernährung, Nährstoffmangel (traditionell)
  • Skorbut (traditionell)
  • Blutarmut durch Eisenmangel (traditionell, Afrika)
  • Beri Beri Krankheit/ Vitamin B1-Mangel (traditionell, Indien)

Heilwirkung von Moringa

Diabetes

Moringa Blätter sind ein traditionelles Mittel gegen Diabetes (Typ2), was auch durch den Tierversuch belegt ist. Ebenso waren erste Vorversuche bei leichtem Diabetes mit menschlichen Probanden positiv (unter 100 Teilnehmer). Zum Einsatz kamen der Extrakt aus den Blättern, aber auch die Blätter direkt (50 g) oder Moringa-Blattpulver in Tablettenform (8 g Pulver in Tabletten).

  • Als Wirkstoff gilt unter anderem das Alkaloid Moringinin.
  • Dass Quercetin aus Moringablättern bei Diabetes positiv wirkt, ist bereits bekannt. Der Stoff schützt bei Diabetes die Pankreaszellen, die Augen (Linsen) und reduziert den oxidativen Stress.
  • Chlorogensäure – die übrigens auch in Kaffee vorkommt – erhöht die Insulinausschüttung, sowie die Sensibilität für Insulin und damit die Zuckeraufnahme aus dem Blut. Nebenbei reduziert sie die Zuckeraufnahme im Darm. Beides führt zu einem sinkenden Blutzuckerwert.

Anti-Aging: grünes Pulver für graue Panther

Zu viele Radikale und unkontrollierter oxidativer Stress durch ungesunde Lebensweise und Stoffwechselerkrankungen greifen nicht nur die Gewebe an, sie schädigen auch die Erbsubstanz. Zwangsläufig werden dabei Alterungsvorgänge und mitunter auch Krebs ausgelöst. Abpuffern kann man diesen fatalen Prozess mit Antioxidantien aus Pflanzen. Auch Moringablätter und Moringablüten enthalten reichlich Flavonoide und Polyphenole sowie antioxidative Vitamine (E und C).

So wird Moringa aufgrund der Inhaltsstoffe auch eine krebspräventive Eigenschaft nachgesagt, Studien fehlen aber. Bei Isothiocyanaten ist eine Antitumorwirkung gegen Zellen aus Lungen-, Brust-, Haut-, Speiseröhren-, Pankreas- und Eierstockkrebs bekannt. Für die folgenden Moringa-Inhaltsstoffe belegen Zellkulturexperimente bereits die krebshemmenden Eigenschaften: Glucosinolate, Isothiocyanate, Thiocarbamate wie Niazimicin.

Moringa, der Toxinfänger

Viele oxidativ wirksame Toxine greifen Protein, Fette und DNA an. Die Zellen sind im extremen Fall so sehr geschädigt, dass sie sterben. Der Inhalt läuft aus - was im Blut nachweisbar ist. Extrakte aus Moringablättern halten diesen Schaden vieler Gifte auf und schützen die Zellen. Daneben heilten Leberschäden durch Gifte im Tierversuch schneller wieder aus. Es hat also durchaus einen rationalen Hintergrund, wenn Moringa zur Unterstützung der Entgiftung traditionell empfohlen wird. Daneben testet man einen revitalisierenden Effekt des Moringaextrakts auf die Hautalterung, denn auch hier sind oxidative Vorgänge am Werk. Besonders interessant ist Moringa auch für die Nerven: Altersabhängige Schäden am Gehirn, die sich über viele Jahre zur Demenz steigern, verhindert Moringa bei Versuchstieren.

Blutfette sinken durch Moringablätter

Auch bei der Behandlung von entgleisten Fettwerten kann das Pulver aus Moringa-Blättern punkten. Der Tierversuch lässt vermuten, dass neben Cholesterinwerten auch die Neutralfette (Triglyceride) ansprechen dürften. Moringa wirkte dabei ebenso gut wie Statin- Medikamente, die üblichen pharmazeutischen Cholesterinsenker. Sogar arteriosklerotische Gefäßveränderungen ließen sich bei den Tieren rückgängig machen.

  • Als einer der Mechanismen wurde vorgeschlagen, dass der Inhaltsstoff β-Sitosterol sowie die Ballaststoffe die Cholesterinresorption im Darm unterdrücken könnten.
  • Auch die Chlorogensäure senkt Cholesterin und Neutralfette im Blut, was bereits in anderen Zusammenhängen untersucht wurde.

Da die Tierversuche vielversprechend abschlossen, ist Moringa-Pulver jetzt auch am Menschen getestet worden. Es ergaben sich insgesamt mehrere positive Entwicklungen, auch bei Diabetikern. So fielen die Cholesterinwerte (Gesamtcholesterin, LDL, VLDL), während beim „guten“ Cholesterin eine steigende Tendenz verbucht wurde. Dieser ermutigende Befund muss noch umfassender untersucht werden.

Bluthochdruck

Extrahiert man die Früchte, Rinde oder Blätter des Moringabaums mit einer alkoholischen Lösung, erhält man ein im Tierversuch blutdrucksenkendes Medikament.

Aktiv sind Komponenten wie Isothiocyanate, Thiocarbamate, Niazinin A, Niazimicin und Niaziminin A B, sowie Quercetin. Zwar ist dieser Effekt von Moringa traditionellen Heilern bekannt, klinische Studien dazu liegen nicht vor.

Hinweis: Die genannten Isothiocyanate in höherer Dosierung schwächen die Kontraktionskraft des Herzens und reduzieren die Schlagfrequenz. Sie müssen daher exakt dosiert werden, eine Überdosierung ist bei Versuchstieren lebensgefährlich.

Moringa besänftigt Entzündungsvorgänge

Wenn der Körper entzündliche Prozesse unterhält, geht er oftmals ziemlich radikal vor: Die Zellen des Immunsystems erzeugen auch oxidative Prozesse um einen echten oder vermeintlichen Angreifer zu schädigen. Bei Arteriosklerose, Allergien, Rheuma oder Autoimmunerkrankungen überwiegt auf die Dauer die selbstschädigende Komponente. Insbesondere bei entzündlichen Gelenkerkrankungen belastet neben dem Entzündungsschmerz die Gewebezerstörung die Funktionalität. Darum ist es wichtig, chronische Entzündungen in den Griff zu bekommen.

Moringa enthält entzündungshemmende Komponenten, die sich im Tierversuche als dämpfend für die Immunantwort erwiesen haben. Neben den Samen hat man auch antientzündliche und schmerzlindernde Extrakte (mit Methanol, Ethanol) aus den Früchten, Wurzeln und Blättern isoliert, die noch genauer zu definieren sind. Die Liste der einzelnen Effekte wird zunehmend länger:

  • Künstlich ausgelöste Entzündungen mit Rötung und Schwellung fielen mit einem alkoholischen Extrakt aus den Samen von Moringa geringer aus.
  • Auch eine experimentelle Reizung der Immunantwort bremste der Moringaextrakt, so dass weniger Antikörper produziert wurden und die Fresszellen weniger aktiv wurden.
  • Besonders detailliert untersucht ist das Aurantiamidacetat, das die Ausschüttung bestimmter pro-inflammatorischer Botenstoffe hemmt und die Entzündung praktisch an der Wurzel packt.
  • Außerdem blockierte Aurantiamidacetat gewebeabbauende Enzyme (Proteasen aus der Klasse Cathepsine), die unter anderem bei Arthritis den Gelenkknorpel oder Knochen schädigen, wodurch erst die dauerhaften Schäden entstehen. Nebenbei reduzierten sich die Rheumafaktoren im Blut. Insgesamt wurden die Tierversuche mit Moringa zu Rheuma mit ermutigendem Ergebnis abgeschlossen.
  • Das Dipeptid-Alkaloid Aurantiamidacetat lindert daneben auch die Schmerzen. Man hat bereits mit dem vielversprechenden Naturstoff experimentiert, um daraus weitere analgetische Wirkstoffvarianten zu entwickeln.
  • Reizende Glucosinolate aus der Moringawurzel kommen als Counterirritans-Therapie bei rheumatischen Schmerzzuständen zum Einsatz (Einreibung oder Badezusatz).

Da im Tierversuch stets Spezialextrakte (mit Alkohol oder Butanol) und hohe Dosierungen (teils oral, teils gespritzt) verwendet wurden, ist unsicher, ob die Effekte auch mit dem Blattpulver in vollem Umfang eintreten.

Allergie

Typisch für Allergien ist eine überschießende Immunantwort, die sich so weit aufschaukelt, dass es mitunter zu lebensbedrohlichen Zuständen kommt (anaphylaktischer Schock). Extrakte aus Moringasamen können auch hier gegensteuern:

  • Die Extrakte verhindern den Start der allergischen Reaktion gemessen an der Ausschüttung von Histamin. So ließ sich die allergische Hautreaktion mit größeren Extraktmengen unterdrücken.
  • Bei diesem Profil liegt nahe, eine Wirkung gegen Heuschnupfen und allergisches Asthma zu testen. Der Tierversuch hat die Erwartung bestätigt, allerdings wurden hier sehr hohe Konzentrationen und Spezialextrakte des Moringa-Samenextrakts verwendet.

Immunstärkung

Nicht nur bei überaktivem Immunsystem, auch bei Abwehrschwäche soll Moringa helfen. Die Untersuchungen hierzu sind aber wenig aussagekräftig. Sicherlich ist eine gute Nährstoffversorgung durch Moringa-Blätter bei Unterernährung ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung der Abwehr.

Ist Moringa antiviral? Möglich aber unsicher

Erste Laborversuche lassen annehmen, dass Moringaextrakt die Vermehrung viraler DNA von Hepatitis B-Viren hemmt. Doch die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen, da die künstlichen Bedingungen im Labor nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar sind. Die Effekte auf den Herpes simplex Virus (HSV-1) sind immerhin im Tierversuch belegt, allerdings kamen auch hier erhebliche Moringaextrakt zum Einsatz.

Auch bei HIV gibt es größere Vorbehalte:

AIDS und Moringa

In Afrika sind pflanzliche Mittel bei AIDS weit verbreitet, um die Haupterkrankung zu behandeln, Infektionen zu bekämpfen, um die Nebenwirkungen der Therapie abzumildern oder um ausreichend mit Nährstoffen versorgt zu sein. Moringa ist auch bei diesen Indikationen eine weit verbreitete Alternative. Problematisch wird dies allerdings, weil nicht untersucht ist, ob Moringa die Wirkung der Medikamente verändert (und eventuell den Abbau beeinflusst). Erste Versuche im Labor lassen annehmen, dass es hier eine ernstzunehmende Wechselwirkung geben könnte. Die afrikanischen klinischen Studien dazu sind noch nicht abgeschlossen. Große Sorgen bestehen auch darüber, dass die Betroffenen die pharmakologische Haupttherapie auf Grund der Einnahme vernachlässigen, wodurch das Anschlagen der Therapie gefährdet ist.

Wunden und Infektionen

Wunden sind in den Tropen eine kritische Angelegenheit, denn Infektionen können schnell kritische Zustände auslösen. Heilpflanzen haben hier lebenserhaltende Bedeutung. Eine Anzahl an Laborversuchen belegt die antibiotischen Eigenschaften von Moringaextrakten, daneben weisen Experimente auf eine bessere Wundheilung hin.

Bei der Wundheilung kristallisierten sich die Inhaltsstoffe Kämpferol und Quercetin und das Flavone Vicenin-2 als aktive Komponenten heraus.

Wie der Laborversuch zeigt, stoppt Samenmehl von Moringa Blutungen und beschleunigt die Blutgerinnung bei antibiotischer Nebenwirkung. Das Mehl nimmt die 400–900-fache Menge Flüssigkeit auf und dürfte sich auch für nässende Wunden eignen.

Aus der Pflanze können verschiedene Extrakte mit antibiotischer Wirkung gewonnen werd

  • Ein Extrakt der Blätter – hergestellt mit Methanol, Alkohol oder Wasser –
    hat antibiotische Eigenschaften gegen einige Darm- und Durchfallkeime sowie Bakterien, die Wunden kolonisieren.
  • Die Rinde von Moringa ist gegen Pilze und Mycobakterien (Tuberkulose) aktiv, der Blattextrakt zeigt hier nur einen schwachen Effekt.
  • Antibiotische Effekte zeigt auch das Öl von Moringa oleifera und M. peregrina (n-Hexan-Extrakt) der Samen: Alle Testbakterien ließen sich hemmen und auch die humanpathogene Hefe Candida.
  • Daneben waren die Tiere vor den toxischen Nebenwirkungen der Antibiotika besser geschützt. Gerade bei dem Tuberkulose-Wirkstoff Rifampicin eine relevante Beobachtung.

Eine Reihe antibiotischer Wirkstoffe aus Moringa wurden in den letzten Jahren identifiziert, zum Beispiel Glucosinolate, Benzylisothiocyanate, N-Benzylamin oder Pterygospermin. Die instabilen Glucosinolate sind zunächst sicher verpackt, werden aber bei Verletzung der Pflanze von einem Enzym (Myrosinase) „scharf gemacht“: Es entsteht ein antibiotisches Isothiocyanat, das beispielsweise das Wachstum des gefürchteten Eiterkeim Staphylococcus aureus hemmt. Allerdings dürften die Verbindungen brennende Schmerzen auslösen, dennoch ist das Wurzelpulver von Moringa bei schwer heilenden Wunden und Abszessen in Gebrauch. In Indien bevorzugt man eine Paste aus den Blättern. Wegen der fehlenden klinischen Studien und besserer Alternativen ist jedoch bei uns eine praktische Anwendung unsicher.

Wasseraufbereitung mit Moringasamen

Traditionell werden die Moringasamen zur Wasserklärung verwendet: dabei setzen sich Schmutzpartikel, Schwebstoffe, Wurmeier und Bakterien schnell ab, so dass das Wasser klar und keimarm ist. Auch die meisten Wurmeier werden mit den Schwebstoffen ausgefällt. Neuere Untersuchungen zeigen, dass daneben chemische Verunreinigungen wie Schwermetalle wie Arsen (III und V), Cadmium (II), Chrom (III) und Nickel (II) gebunden werden.

Für die Entfernung der Bakterien kommen auch die Lektine und antibakteriellen Peptide (kationische Flo-Polypeptide) in den Samen in Frage: diese zuckerbindenden oder geladenen Proteine verklumpen die Bakterien, so dass sie im Bodensatz landen. Damit lassen sich 90% der bakteriellen Last abtrennen. Viele dieser Peptide aus Moringa sind außerdem zusätzlich antibiotisch aktiv, was die reinigende Wirkung zusätzlich unterstützt.

Feldversuch problematisch

Im Gegensatz zu Chlor wurde bei Feldversuchen die Neuerung mit Moringasamen von der Bevölkerung gut aufgenommen, in der Praxis hat sich aber der Effekt als zu wenig verlässlich erwiesen. Offensichtlich funktioniert das Prinzip nur, wenn ausreichend unlösliche Schwebstoffe im Wasser sind, mit denen die Bakterien effektiv ausgefällt werden können. Bei klarem Wasser mit vielen gelösten ionischen Stoffen sind die Effekte zu gering, um Krankheiten durch coliforme Bakterien zu verhindern, dennoch ist die Variante mit Moringa besser als gar keine Reinigung.

Parasitenbekämpfung ohne Chemie

Je wärmer und feuchter ein Land ist, umso stärker auch die gesundheitliche Bedrohung durch Parasiten. Auch auf diesem Feld kann Moringa punkten: Die Samenextrakte wirken gegen parasitische Würmer, wie erste Untersuchungen zeigen. Das ist nicht zuletzt für die Landwirtschaft bei Ziegen und anderen Nutztieren interessant. Auch andere Parasiten wie die einzelligen geißeltragenden Trypanosomen (wie Trypanosoma brucei, Erreger der Schlafkrankheit) ließen sich im Tierversuch durch gespritzte Isothiocyanate und Carbamate kontrollieren. Man denkt außerdem über eine Bekämpfung der Moskitolarven mit Moringaextrakten nach, in Laborversuchen reagierten sie zumindest recht empfindlich auf einen methanolischen Pflanzenextrakt. Damit wäre an eine Eindämmung der Malaria zu denken - mit einfachen und schon vorhandenen Mitteln.

Praktische Anwendung: Produkte und Hausmittel

Zubereitung und Dosierung

Verkauft wird Moringa meist als grünes Blattpulver oder in Kapseln.

Als Pulver kann es einfach in Smoothies, Joghurt, Fruchtsaft oder einfach in Suppen und Kräuterquark eingerührt werden. Die Dosierungsangaben der Hersteller bewegen sich zwischen 3 und 5 Gramm, in klinischen Studien wurden bis zu 8 g Pulver eingesetzt. Moringapulver enthält bittere und scharfe Stoffe (Senfölglykoside), die nicht immer verträglich sind. Es wird daher von Herstellern empfohlen, mit der Dosierung langsam zu beginnen. Auch bei einer Hitzebehandlung ist das Pulver verträglicher.

Moringa-Blätter oder getrocknete Blüten lassen sich auch als Tee zubereiten. Das Öl wird wie Olivenöl verwendet oder auf die Haut eingerieben.

Man sollte darauf achten, dass das Material aus einer seriösen Quelle stammt, die Qualität (Düngung, Pestizideinsatz, Schwermetalle, Schimmel, Unkraut-Verunreinigung) garantiert. Der Gehalt an Inhaltstoffen variiert in verschiedenen Kulturformen, Jahreszeiten und Herkunftsländern erheblich, so dass allgemeine Angaben schwierig sind. Man achtet daher auf einen individuellen Beipackzettel.

Aufbewahrung

Trocken und lichtgeschützt aufbewahren.

Wirkstoffe

Bei den Vergleichen der Wertstoffgehalte von Moringa zu anderen Lebensmitteln wird von Herstellern häufig das wasserfreie Pulver mit frischen Früchten oder Gemüsen verglichen. Dabei ergibt sich ein klarer Vorteil für Moringapulver. Wenn man aber das Pulver mit den getrockneten Lebensmitteln in Relation setzt, sind die Werte weniger herausragend.

Als zweite Einschränkung ist zu beachten, dass die empfohlen Mengen vieler Hersteller für Moringa-Pulver bei nur 3–5 Gramm pro Tag liegen. Die Vergleiche der Wertstoffe beziehen sich aber immer auf 100 Gramm Pulver. Damit ist Moringa so wertvoll wie andere hochwertige Nahrungsmittel auch, aber nicht wertvoller.

Hinweis: Die angegebenen Werte bei den Inhaltsstoffen schwanken erheblich. Es sind sehr unterschiedliche Qualitäten und Sorten am Markt. Auch die Aufbereitung dürfte schwanken.

Mineralien: Die Blätter von Moringa enthalten 6 von 7 Mineralien: Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Schwefel. Besonders hohe Werte weist Moringapulver bei Kalzium und Kalium auf. Die Kaliumwerte liegen zum Beispiel zwei Fach höher als in Banane und die Kalziumwerte sind 12 Mal höher als in Milch. So die Werbeaussagen.

Hinweis: Wenn der Vergleich mit getrockneten Bananen gezogen würde, schneidet Moringa freilich schlechter ab: ca. 850 mg Kalium liefert das Moringapulver (100 g) und 1500 mg Kalium die getrocknete Banane. Auch der Vorsprung von Kalzium schrumpft sehr schnell zusammen, so ist Moringa mit etwa 1,5 g pro 100 g Pulver angesetzt und Magermilchpulver mit 1,2 g. Moringapulver ist also mit anderen getrockneten Produkten vergleichbar.

Das zeigt sich nochmals ganz deutlich, wenn man die Verzehrsempfehlungen der Hersteller betrachtet. Die empfohlenen 3–5 g Moringapulver enthalten dann noch ca. 45 bis 75 mg Kalzium, mit einer Tasse Milch wären es 120 mg. Ganz nebenbei: Die Milch liefert pro Tasse auch noch 160 mg Kalium, Moringapulver 43 mg.

Spurenelemente: Die Blätter von Moringa enthalten diverse Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan, Selen, Silicium und Zink.

Hinweis: Zwar ist viel Eisen in Moringapulver enthalten (18 mg/100 g, 4,5 Mal mehr als Spinat), es jedoch noch nicht geklärt, ob es in einer bioverfügbaren Form vorliegt. Die nutzbare Menge dürfte darunter liegen. Der tägliche Bedarf von Eisen liegt bei 10-15 mg. Durch 5g Moringapulver ist davon 1/10tel gedeckt (1 mg). Etwa 100 g Fleisch enthalten etwa 1-3 mg Eisen, 100 g Spinat 4 mg. Moringa liefert einen Beitrag zur Ernährung, ersetzt aber nicht die gesunde Ernährung.

Vitamine und Carotinoide: Die Blätter von Moringa enthalten 11 von 13 lebenswichtige Vitamine und verschiedene Carotinoide: Vitamin A, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin B7, Vitamin B9, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K.

Hinweis: Vitamin B12 und Vitamin D fehlen.

Auch hier muss man die Relationen beachten. Eine Orange liefert pro Frucht (200g) 100 mg Vitamin C. Moringapulver erreicht Werte von 17 mg bis 700 mg pro 100g. Die Standardportion von 5 g würde unter 1 mg bis besten Falls 35 mg Vitamin C enthalten.

Proteine: Sowohl Samen als auch Blätter enthalten hochwertiges Protein:

  • Samen: 40% Protein, darunter Proteine mit besonderen Funktionen wie Lectine und kationische Peptide, die bei der Wasserreinigung genutzt werden können.
  • Blätter 5,7% Protein. Blattpulver: 27% Protein. Das Pulver der Blätter enthält etwa so viel Protein wie Soja, Bohnenmehl oder Erdnüsse. Frische Blätter enthalten vergleichbare Mengen Protein (ca. 6 %) wie Alfa-Alfa- (ca. 4 %) oder Bohnensprosse (ca. 3 %). Vorhanden sind 18 von 20 Aminosäuren, dabei sind alle lebenswichtigen („essentiellen“) Aminosäuren vertreten, während vielen anderen pflanzlichen Proteinquellen einzelne lebenswichtige Aminosäuren fehlen. Das Protein ist damit sehr hochwertig, vergleichbar mit Fleisch.

Hinweis: Täglich braucht ein Erwachsener 50–70 Gramm Protein. Mit 5 g Moringapulver hat man etwas mehr als 1 Gramm Protein aufgenommen. In Ländern mit einer reichhaltigen Proteinversorgung ist Moringa als Proteinquelle nicht notwendig.

Öl (Samen): Triglyceride, überwiegend mit den Fettsäuren Ölsäure (Omega-9-Fettsäure 63 bis 73 %), und die gesättigten Fettsäuren Palmitinsäure (3 bis 12 %) und der Stearinsäure (3 bis 12 %).

Hinweis: Aus ernährungstechnischer Sicht fehlen damit die lebenswichtigen, ungesättigten Fettsäuren aus der Omega-3 und Omega-6-Reihe. Das Öl liefert zwar Kalorien, ist aber – bei westlicher Ernährung – wenig wertvoll.

Weitere Wirkstoffe sind im Text unter Wirkungsweise genauer charakterisiert:

Alkaloide: Moringinin (Benzylamin) und Moringinin (Rinde), Aurantiamid-acetat (Dipeptid-Alkaloid)

Flavonoide (Blätter): Vicenin-2, verschiedene Quercetine und Kämpferole, Rutin

Phenolsäuren (Blätter): Syringasäure, Gallussäure, Chlorogensäure, Neochlorogensäure (3-caffeoylchinische Säure und 5-caffeoylchinische Säure)

Polyphenole: Tannine (mit Catechol oder Gallussäure)

Anthrachinone (Blätter)

Steroide (Öl): Campesterol, Stigmasterol, β-Sitosterol, D5-Avenasterol, Clerasterol; Saponine (Blätter)

Purin: Zeatin

Alkane (Blätter): Hexacosan, Pentacosan, Heptacosan

Ätherische Öle (Blätter): wenig Terpene wie Phytol, Thymol

Glycoside

  • Nitrilglycoside: Niazirin, Niazirinin
  • Thiocarbamate: unter anderem Niaziminin A und B (Blätter), Niazinin (Blätter), Pterygospermin (Samen)

Glucosinolate und Isothiocyanate (Blätter/Samen/Wurzel/Früchte): z.B. Benzylglucosinolat (Samen); Glucotropaeolin, Benzylisothiocyanate, Benzylglucosinolate (Wurzel); Isothiocyanate (Früchte)

Oxalate (Wurzel)

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