Wirkstoffe
Bei den Vergleichen der Wertstoffgehalte von Moringa zu anderen Lebensmitteln wird von Herstellern häufig das wasserfreie Pulver mit frischen Früchten oder Gemüsen verglichen. Dabei ergibt sich ein klarer Vorteil für Moringapulver. Wenn man aber das Pulver mit den getrockneten Lebensmitteln in Relation setzt, sind die Werte weniger herausragend.
Als zweite Einschränkung ist zu beachten, dass die empfohlen Mengen vieler Hersteller für Moringa-Pulver bei nur 3–5 Gramm pro Tag liegen. Die Vergleiche der Wertstoffe beziehen sich aber immer auf 100 Gramm Pulver. Damit ist Moringa so wertvoll wie andere hochwertige Nahrungsmittel auch, aber nicht wertvoller.
Hinweis: Die angegebenen Werte bei den Inhaltsstoffen schwanken erheblich. Es sind sehr unterschiedliche Qualitäten und Sorten am Markt. Auch die Aufbereitung dürfte schwanken.
Mineralien: Die Blätter von Moringa enthalten 6 von 7 Mineralien: Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Schwefel. Besonders hohe Werte weist Moringapulver bei Kalzium und Kalium auf. Die Kaliumwerte liegen zum Beispiel zwei Fach höher als in Banane und die Kalziumwerte sind 12 Mal höher als in Milch. So die Werbeaussagen.
Hinweis: Wenn der Vergleich mit getrockneten Bananen gezogen würde, schneidet Moringa freilich schlechter ab: ca. 850 mg Kalium liefert das Moringapulver (100 g) und 1500 mg Kalium die getrocknete Banane. Auch der Vorsprung von Kalzium schrumpft sehr schnell zusammen, so ist Moringa mit etwa 1,5 g pro 100 g Pulver angesetzt und Magermilchpulver mit 1,2 g. Moringapulver ist also mit anderen getrockneten Produkten vergleichbar.
Das zeigt sich nochmals ganz deutlich, wenn man die Verzehrsempfehlungen der Hersteller betrachtet. Die empfohlenen 3–5 g Moringapulver enthalten dann noch ca. 45 bis 75 mg Kalzium, mit einer Tasse Milch wären es 120 mg. Ganz nebenbei: Die Milch liefert pro Tasse auch noch 160 mg Kalium, Moringapulver 43 mg.
Spurenelemente: Die Blätter von Moringa enthalten diverse Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan, Selen, Silicium und Zink.
Hinweis: Zwar ist viel Eisen in Moringapulver enthalten (18 mg/100 g, 4,5 Mal mehr als Spinat), es jedoch noch nicht geklärt, ob es in einer bioverfügbaren Form vorliegt. Die nutzbare Menge dürfte darunter liegen. Der tägliche Bedarf von Eisen liegt bei 10-15 mg. Durch 5g Moringapulver ist davon 1/10tel gedeckt (1 mg). Etwa 100 g Fleisch enthalten etwa 1-3 mg Eisen, 100 g Spinat 4 mg. Moringa liefert einen Beitrag zur Ernährung, ersetzt aber nicht die gesunde Ernährung.
Vitamine und Carotinoide: Die Blätter von Moringa enthalten 11 von 13 lebenswichtige Vitamine und verschiedene Carotinoide: Vitamin A, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin B7, Vitamin B9, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K.
Hinweis: Vitamin B12 und Vitamin D fehlen.
Auch hier muss man die Relationen beachten. Eine Orange liefert pro Frucht (200g) 100 mg Vitamin C. Moringapulver erreicht Werte von 17 mg bis 700 mg pro 100g. Die Standardportion von 5 g würde unter 1 mg bis besten Falls 35 mg Vitamin C enthalten.
Proteine: Sowohl Samen als auch Blätter enthalten hochwertiges Protein:
- Samen: 40% Protein, darunter Proteine mit besonderen Funktionen wie Lectine und kationische Peptide, die bei der Wasserreinigung genutzt werden können.
- Blätter 5,7% Protein. Blattpulver: 27% Protein. Das Pulver der Blätter enthält etwa so viel Protein wie Soja, Bohnenmehl oder Erdnüsse. Frische Blätter enthalten vergleichbare Mengen Protein (ca. 6 %) wie Alfa-Alfa- (ca. 4 %) oder Bohnensprosse (ca. 3 %). Vorhanden sind 18 von 20 Aminosäuren, dabei sind alle lebenswichtigen („essentiellen“) Aminosäuren vertreten, während vielen anderen pflanzlichen Proteinquellen einzelne lebenswichtige Aminosäuren fehlen. Das Protein ist damit sehr hochwertig, vergleichbar mit Fleisch.
Hinweis: Täglich braucht ein Erwachsener 50–70 Gramm Protein. Mit 5 g Moringapulver hat man etwas mehr als 1 Gramm Protein aufgenommen. In Ländern mit einer reichhaltigen Proteinversorgung ist Moringa als Proteinquelle nicht notwendig.
Öl (Samen): Triglyceride, überwiegend mit den Fettsäuren Ölsäure (Omega-9-Fettsäure 63 bis 73 %), und die gesättigten Fettsäuren Palmitinsäure (3 bis 12 %) und der Stearinsäure (3 bis 12 %).
Hinweis: Aus ernährungstechnischer Sicht fehlen damit die lebenswichtigen, ungesättigten Fettsäuren aus der Omega-3 und Omega-6-Reihe. Das Öl liefert zwar Kalorien, ist aber – bei westlicher Ernährung – wenig wertvoll.
Weitere Wirkstoffe sind im Text unter Wirkungsweise genauer charakterisiert:
Alkaloide: Moringinin (Benzylamin) und Moringinin (Rinde), Aurantiamid-acetat (Dipeptid-Alkaloid)
Flavonoide (Blätter): Vicenin-2, verschiedene Quercetine und Kämpferole, Rutin
Phenolsäuren (Blätter): Syringasäure, Gallussäure, Chlorogensäure, Neochlorogensäure (3-caffeoylchinische Säure und 5-caffeoylchinische Säure)
Polyphenole: Tannine (mit Catechol oder Gallussäure)
Anthrachinone (Blätter)
Steroide (Öl): Campesterol, Stigmasterol, β-Sitosterol, D5-Avenasterol, Clerasterol; Saponine (Blätter)
Purin: Zeatin
Alkane (Blätter): Hexacosan, Pentacosan, Heptacosan
Ätherische Öle (Blätter): wenig Terpene wie Phytol, Thymol
Glycoside
- Nitrilglycoside: Niazirin, Niazirinin
- Thiocarbamate: unter anderem Niaziminin A und B (Blätter), Niazinin (Blätter), Pterygospermin (Samen)
Glucosinolate und Isothiocyanate (Blätter/Samen/Wurzel/Früchte): z.B. Benzylglucosinolat (Samen); Glucotropaeolin, Benzylisothiocyanate, Benzylglucosinolate (Wurzel); Isothiocyanate (Früchte)
Oxalate (Wurzel)