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Hexenschuss: Das Übel an der Wurzel packen

Rückenansicht eines Mannes
© Fotowerk - Fotolia.com

Wenn ein heftiger Schmerz durch den Rücken schießt

Aus Sicht der Naturheilkunde bieten sich gleich mehrere Therapieverfahren an.

Von: Johannes W. Steinbach

Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss?

Viele Menschen kennen das: Eine falsche Bewegung, ein zu schweres Heben, und schon ist es passiert: Ein heftiger Schmerz schießt in den Rücken, das Kreuz wird blockiert. Die Betroffenen können sich von einer Sekunde zur anderen kaum noch bewegen und leiden unter extremen Schmerzen. Zudem befürchten sie häufig, von einem Bandscheibenvorfall oder noch Schlimmerem betroffen zu sein. Kleiner Trost: Zumindest das ist meistens nicht der Fall.

Ursachen sind verhärtete oder gezerrte Rückenmuskeln

Die häufigsten Ursachen eines Hexenschusses, der in der Fachsprache als Lumbago oder akute Lumbalgie bezeichnet wird, sind viel mehr blockierte Wirbel bzw. verhärtete oder gezerrte Rückenmuskeln im Bereich der Lendenwirbelsäule. Um einen Bandscheibenvorfall auszuschließen, prüft der Arzt zunächst die Reflexe und greift anschließend gegebenenfalls auf bildgebende Verfahren wie Röntgen oder sogar Computertomographie zurück.

Besonders häufig vom Lumbago betroffen sind Patient(inn)en zwischen 25 und 30 Jahren. In diesem Alter erwischt die „Hexe“ fast jeden einmal, zum Beispiel beim Sport. Und meistens gerade dann, wenn es am wenigsten passt. Hilft aber nichts: Mehr als alles andere braucht ein Hexenschuss Zeit zum Auskurieren.

Daran ändern auch die härtesten entzündungshemmenden, schmerzlindernden und muskelentspannenden Medikamente wenig. Wer sich nicht schont, bekommt sogar häufig weitere Rückenbeschwerden an zusätzlichen Stellen, die aus der Schmerzvermeidungshaltung resultieren. Der Schmerzkreislauf nimmt seinen Lauf. Vor allem jetzt, zu Beginn der nassen und kalten Jahreszeit, sollten „Hexenschuss-Kandidaten“ deshalb stets darauf achten, ihren (unteren) Rücken warm zu halten, damit es erst gar nicht so weit kommt. Passiert es trotzdem, kann der Patient im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst zu seiner Heilung beitragen: Zum Beispiel, indem er sich ausreichend Ruhe gönnt, am besten liegend mit hochgelagerten Beinen (90°-Lage, entspannt den Ischiasnerv) und einem heißen Körnerkissen auf der schmerzenden Partie.

Breites Spektrum naturheilkundlicher Therapien

Liegt die Lumbago-Ursache darin begründet, dass sich tatsächlich ein Wirbel verschoben hat, bieten sich aus Sicht der Naturheilkunde gleich mehrere Therapieverfahren an:

  • Chiropraktik: Der blockierte Wirbel wird mit einem Ruck eingerenkt, was man auf Grund der vergleichsweise hohen Risiken unbedingt einem erfahrenen Therapeuten überlassen sollte.
  • Osteopathie: Bewegungs-Blockaden werden mit bloßen Händen lokalisiert und behoben. Darüber hinaus sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt werden.
  • Dorn-Therapie: Wie Chiropraktik und Osteopathie ein manuelles Therapieverfahren zum schmerzarmen Einrichten der gesamten Wirbelsäule bzw. einzelner Wirbel, wobei sich der Patient allerdings bewegt und aktiv mitwirkt.
  • Breuß-Massage: Ergänzung bzw. Alternative zur Dorn-Therapie, bei der sich der Patient jedoch nicht bewegen muss; sinnvoll zum Beispiel bei auf Grund Bettlägerigkeit immobilen Patienten.

Daneben gibt es weitere naturheilkundliche Therapieverfahren, die ergänzend sinnvoll sind bzw. schon separat helfen können, wenn der reine Schmerz auf Grund Muskelverspannung oder -zerrung im Vordergrund steht:

  • Neuraltherapie: Der Schmerz wird durch Einspritzen verschreibungsfreier Lokalanästhetika/Neuraltherapeutika in die Haut („intracutan“) gelindert, die über ihre schmerzstillende Wirkung hinaus entzündungshemmend wirken sollen.
  • Akupunktur: Immer mehr Studien belegen, dass das Einstechen von Akupunkturnadeln in den behandelten Körperregionen zu schmerzstillenden und entzündungshemmenden Reaktionen führt. Strittig ist jedoch nach wie vor, ob es um den rein mechanischen Reiz des Nadelstichs als solchen geht, oder ob dabei auch bestimmte traditionelle Akupunkturpunkte „getroffen“ werden müssen.

Prophylaxe statt Therapie

Besser als jede akute Therapie ist jedoch generell, dem Hexenschuss und anderen Rückenleiden vorzubeugen. Dabei gilt mit Einschränkungen: Jede Sportart ist grundsätzlich besser als gar kein Sport. „Mit Einschränkungen“ heißt beispielsweise, dass selbst Golf mit seinen extremen Drehbewegungen grundsätzlich besser ist als nichts – vorausgesetzt, man beherrscht diesen Sport. Damit zu beginnen wäre dagegen vielfach fatal, da Anfänger oft Schwung nehmen und anschließend den Schläger ungebremst im Rasen versenken.

Generell empfehlenswert sind dagegen die Teilnahme an einer Rückenschule mit wertvollen Tipps für den Alltag sowie ein maßvolles Krafttraining der Rückenmuskulatur im Studio und bzw. oder auf einer Vibrationsplatte (auch Power Plate oder einfach nur Rüttelplatte genannt). Ziel: Die von Hexenschüssen am häufigsten betroffenen Muskeln sowie den gesamten Stützapparat des Rückens samt tiefliegender Muskulatur zu stärken, die heute bei vielen Menschen unserer Zivilisationsgesellschaft untrainiert sind. Schwimmen wäre ebenfalls sehr gut, vor allem Rückenschwimmen, da man dabei nicht ins Hohlkreuz verfallen kann.

Des Weiteren kann es sinnvoll sein, ein Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Tai Chi oder Yoga zu erlernen. Zumindest dann, wenn ein verspannter Rücken auf psychische Belastungen und Verkrampfungen zurückzuführen ist – was nicht zuletzt auf Grund einer rauer gewordenen Arbeitswelt mit zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen usw. immer öfter der Fall sein dürfte.

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