Ihr Portal für Gesundheit,
Naturheilkunde und Heilpflanzen

natürlich gesund

Säure-Basen-Regulation

Eine Frau isst einen grünen Blattsalat mit kleinen Tomaten.
© Minerva Studio - Fotolia.com

Säuren und Basen im Gleichgewicht

Die Säure-Basen-Theorie besagt, dass viele Krankheiten durch eine Übersäuerung des Bindegewebes entstehen. Welche Studien gibt es?

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, medizinischen Fachliteratur erstellt und mit viel Leidenschaft und Expertise für die Naturheilkunde ergänzt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem ärztlichen Leiter Dr. med. Berthold Musselmann.

Quellen ansehen >

Säure-Basen-Regulation im Lehrbuchwissen

Der Körper ist bemüht, alle Parameter immer gleich zu halten, so auch die Menge der Säuren und Basen. Im Laufe einer langen Evolution hat der Körperstoffwechsel gelernt, plötzliche Belastungen durch Säuren und Stoffwechselprodukte, die durch Hunger, Krankheit, Flucht entstehen, abzufedern.

Für die Säure-Basen-Regulation besitzt der Körper „Puffersysteme“, welche überschüssige Säuren und Basen abfangen können. Für die Ausscheidung von Säuren sind hauptsächlich Niere und Lunge zuständig, auch die Leber und andere Organe sind beteiligt. Die Aktivitäten dieser Organe können sich an den Bedarf anpassen.

Andere Sichtweise

Während die Schulmedizin auf die ausreichenden Puffersysteme des Körpers verweist, sieht die Komplementärmedizin auch in einer Säurebelastung ohne akutes Überschreiten der Puffermöglichkeiten im Blut eine ernste Gefahr. Nach ihrem Verständnis der Säure-Basen-Regulation plündert der Körper zur Neutralisierung Basendepots, insbesondere basische Mineralien aus den Knochen. Selbst wenn der Körper in der Lage sei, dramatische Folgen aufzufangen, sei auf die Dauer ein Basenverlust die Folge.

Nach der Theorie der Säure-Basen-Regulation werden im Endzustand saure Verbindungen im Bindegewebe zwischengelagert, was Krämpfe, Schmerzen und Entzündungen zur Folge habe.

Welche Krankheiten werden mit Säure-Basen-Regulation behandelt?

Säure-Basen-Regulation gegen Schmerzen, Entzündungen und degenerative Alterserkrankungen

  • chronische Schmerzen, Kopfschmerzen, chronischer Spannungskopfschmerz und Migräne, Myogelosen oder Muskelverhärtungen
  • Diabetes
  • Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheiten
  • Energielosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme
  • Fibromyalgie, Neuralgie, Trigeminus (Gesichtsnervenentzündung)
  • Gelenkentzündung, Rheuma, Gicht
  • Haut- und Schleimhautentzündung, Allergien, Neurodermitis, Entzündungen, chronische, Geschwüre
  • Krämpfe, Krampfschmerzen
  • Osteoporose, Verschleißerscheinungen der Gelenke
  • Unruhe, Nervosität, Aggressivität

Behandlungsprinzip

Was sind die Maßnahmen zur Säure-Basen-Regulation?

In der Regel stellt die Säure-Basen-Regulation zunächst die Ernährung um. Sie sollte aus 80 Prozent Basenbildnern und 20 Prozent Säurebildnern bestehen. Das Körpergewicht muss sehr langsam (und damit schonend und nachhaltig) auf mäßige Höhe gesenkt werden. Begleitend sollte man ausreichend trinken.

Darüber hinaus werden von der Säure-Basen-Regulation gezielt basische Substanzen zugeführt, die zu einer Neutralisation von Säuren führen (Beispiele: Natrium-, Kaliumbicarbonat, Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat oder verschiedene Citratsalze).

Bei Schmerzen und entzündetem Gewebe werden gelegentlich auch Basen intravenös verabreicht (Natriumhydrogencarbonat-Infusion). Häufig setzt man auch das betäubende und gefäßerweiternde Mittel Procain hinzu (Procain-Basen-Infusion).

Bewegung ist ebenfalls ein Aspekt der Säure-Basen-Regulation: Durch die verstärkte Atmung wird Kohlensäure vermehrt an die Luft abgegeben. Dabei sollte man Überbelastungen und Höchstleistungen vermeiden, da hier zeitweise der saure Stoffwechsel überwiegt.

Säurequellen in der Ernährung

Hauptquelle von Säuren sind nach der Säure-Basen-Regulation insbesondere die industriell veränderten Lebensmittel weißes Mehl, Zucker sowie zu viel Eiweiß in der Ernährung. Dabei zählt nicht der saure Geschmack, sondern, ob das Nahrungsmittel im Körper zu Säuren abgebaut wird, die nicht durch begleitende Mineralien und Basen neutralisiert werden.

Wie wirksam ist die Methode?

Säure-Basen-Regulation – biochemisch richtig?

Verglichen mit den extremen Bedingungen der Urzeit leben wir heute unter ausgeglichenen Umständen. Eine Übersäuerung käme heute nicht mehr durch Hunger, sondern wenn überhaupt, dann durch Schwachstellen in der modernen Ernährung wie chronische Über- und Fehlernährung zustande. Es ist biochemisch richtig, dass beim Abbau von Kohlenhydraten und Zuckern sauer reagierendes Kohlendioxid und beim Proteinabbau zusätzlich Säuren anfallen.

Im Urin kann man die ausgeschiedenen Säuren in Folge von proteinreicher Ernährung tatsächlich nachweisen. Das belegt aber die Fähigkeit des Körpers, Säuren auszuscheiden. Für eine Überforderung des Körpers durch den Anfall von Säuren im Organismus gibt es keine Beweise, nur mögliche Hinweise.

Anhänger der Säure-Basen-Regulation bemängeln, dass die Medizin nur die Säuren in Blut und Urin bestimmt, aber die Werte im Bindegewebe und die in den Zellen gespeicherten Säuren unberücksichtigt lässt.

Säure-Basen-Regulation: einseitige Ansichten?

Aber abgesehen davon muss es nicht immer Übersäuerung sein, die zu Mineralienverlust führt. In der Medizin werden weit mehr Mechanismen diskutiert, die zu einer unausgeglichenen Mineralienbilanz führen könnten:

  • Zu viel Phosphat in der Nahrung löst über hormonelle Mechanismen den Abbau von Kalzium aus den Knochen aus.
  • Zucker in der Nahrung hemmt eventuell die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm.
  • Koffein steigert möglicherweise die Ausscheidung von Kalzium über die Niere.
  • Insbesondere bei älteren Personen lässt die Fähigkeit der Niere zur Säure-Ausscheidung deutlich nach.

In der Tat nimmt das Risiko z.B. für Gicht in bestimmten Situationen zu (Alter, Fettsucht, hoher Fleisch- und Alkoholkonsum). Mangel an Bewegung und Wasserzufuhr verstärken die Problematik.

Das Thema Säure-Basen-Regulation, insbesondere in Hinsicht auf den Mineralienhaushalt, ist komplex. Bisher gibt es viele Untersuchungen auf diesem Gebiet und es herrscht kein Konsens über Auswirkungen und Mechanismen.

Theoretische Unterschiede, praktische Einigkeit

Die Säure-Basen-Theorie – Krankheiten durch eine Übersäuerung des Bindegewebes – ist von der Schulmedizin nicht anerkannt.

Unabhängig von den theoretischen Unstimmigkeiten bewertet die Schulmedizin aber die diätetischen Empfehlungen der Säure-Basen-Regulation als positiv. Ein hoher pflanzlicher Teil in der Nahrung sowie ein reduzierter Fett- und Eiweißanteil ist präventiv gegen zahlreiche Zivilisationserkrankungen sinnvoll. Ebenso wird eine Reduktion von Alkohol und Zucker begrüßt.

Studien

Es gibt zwar Studien, die negative Effekte einer protein- oder zuckerreichen Diät auf die Knochen nachweisen, jedoch herrscht diesbezüglich kein allgemeiner Konsens. Die neuesten Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine proteinlastige Kost erst dann zu Kalziumverlusten führt, wenn sie nicht ausreichend mit Obst und Gemüse ergänzt wird. Auch über eine positive Wirkung durch Gaben von Kaluimbicarbonat (KHCO3) auf die Knochendichte wird spekuliert.

Kosten/Erstattung

Da die Säure-Basen-Regulation nicht anerkannt ist, zahlen auch die Kassen nicht. Ernährungsberatung wird nur bei bestimmten Krankheiten (Diabetes, Adipositas, Stoffwechselstörungen, Osteoporose, Allergien) bezuschusst. Sie muss allerdings vom Arzt verordnet werden.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Ärzteblatt: Bikarbonat beugt Osteoporose vor, 15. Dezember 2008
  2. Ärzte Zeitung: Mit Hartkäse gegen Osteoporose, Zucker und Phosphat belasten Knochen, 26.07.2007
  3. Baenkler, H.-W., et al.: Innere Medizin, Duale Reihe, Sonderausgabe, Thieme-Verlag, Stuttgart, 2001
  4. Beasley, J.M. et al.: Is protein intake associated with bone mineral density in young women? Abstract, Am J Clin Nutr 91: 1311-1316, 2010
  5. Bierbach, E. (Hrg.): Naturheilpraxis Heute, 3. Auflage, Urban - Fischer Verlag, München-Jena, Abstract, 2006
  6. Ceglia, L. et al.: Potassium bicarbonate attenuates the urinary nitrogen excretion that accompanies an increase in dietary protein and may promote calcium absorption; Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Vol. 94, No. 2 645-653 2008
  7. Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H., (Hrsg.): Die innere Medizin, 11. Auflage, Schattauer, Stuttgart, New York, 2007
  8. Heaney, R.P. and Layman, D.K.: Protein Summit 2007: Exploring the Impact of High-Quality Protein on Optimal Health, Amount and type of protein influences bone health, American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 87, No. 5, 1567S-1570, 2008
  9. Heaney RP.: Effects of caffeine on bone and the calcium economy. Abstract, Food Chem. Toxicol. 40(9):1263-70, 2002 Darling, A.L. et al.: Dietary protein and bone health: a systematic review and meta-analysis, Abstract, Am J Clin Nutr 90: 1674-1692, 2009
  10. Hunt, J.R. et al: Dietary protein and calcium interact to influence calcium retention: a controlled feeding study, Am. J. Clinical Nutrition, Abstract, 89(5): 1357 – 1365, 2009
  11. Lars Libuda et al.: Association between long-term consumption of soft drinks and variables of bone modelling and remodelling in a sample of healthy German children and adolescents; American Journal of Clinical Nutrition, Abstract, Vol. 88, 6, 1670-1677, 2008
  12. Lemann, J. Jr. et al.: Potassium bicarbonate, but not sodium bicarbonate, reduces urinary calcium excretion and improves calcium balance in healthy men. Abstract, Kidney Int. 35(2):688-95, 1989
  13. Löffler, G. und Petrides P.E.: Biochemie und Pathobiochemie, 6. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg, 1997
  14. Schaefer, R., M., Kosch, M.: Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie, Dtsch Arztebl, 102(26): 2005
Fragen Sie den PhytoBot!
x
Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker!
Um unsere hochwertigen Artikel schreiben und bezahlen zu können, sind wir auf Werbeeinnahmen angewiesen.
Wir zeigen aber keine nervige Werbung und legen Wert auf eine Ausgewogenheit zwischen informativem Text und Werbebannern.
Probieren Sie es aus. Danke und weiterhin viel Erkenntnis beim Surfen auf PhytoDoc!
x