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Biofeedback

Schema eines menschlichen Kopfes und Gehirn
© iStock

Mit Biofeedback versucht man, allein mit der Kraft der Gedanken Heilung zu erlangen. So wird durch Anleitung erlernt unbewusste Körperfunktionen bewusst zu verändern und so krankmachende Prozesse zu stoppen. Biofeedback zählt zu den Methoden der psychosomatischen Selbststeuerung.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, medizinischen Fachliteratur erstellt und mit viel Leidenschaft und Expertise für die Naturheilkunde ergänzt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem ärztlichen Leiter Dr. med. Berthold Musselmann.

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Gedanken versetzen Berge

„Was das Gehirn unbewusst tut, kann es auch bewusst“ ist das Credo des Biofeedbacks.

Beim Biofeedback werden reale – aber normalerweise unbewusste  Körpervorgänge gemessen und auf einem Bildschirm wahrnehmbar dargestellt. Mit der Zeit kann man dann lernen, auf diese Vorgänge Einfluss zu nehmen.

Der Zugang zu der stummen Seite

In unserer Kultur hat der Zugang zum eigenen Vegetativum und Unbewussten wenig Tradition. Dieses Wissen wird aber von Schamanen aller Kulturen gepflegt. Es haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Strategien entwickelt, Körper und Geist in Einklang zu bringen: Yoga aus Indien ist ein Beispiel oder Qi Gong und Tai Chi aus China.

Auch Biofeedback beruht auf dem uralten Wissen der psychosomatischen Selbstkontrolle und wurde in den 60er Jahren entwickelt. Besonders hilfreich ist die Biofeedback - Methode bei der Rückmeldung von muskulärer Aktivität.

Ganz wissenschaftlich

Biofeedback mag auf den ersten Blick zwar esoterisch anmuten, die Grundlagen sind aber streng wissenschaftlich. Die Fähigkeit auf Signale zu reagieren haben alle Tiere. Trainer nutzen dies auch bei der Dressur: dabei wird ursprünglich erwünschtes Verhalten durch Futter belohnt. Mit der Zeit kann es dann auf Wunsch automatisch abgerufen werden.

Welche Krankheiten werden behandelt?

  • Angststörungen; Panikattacken; Phobien
  • Asthma
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Bluthochdruck
  • Chronischer Schmerz (Kopfschmerz, Rückenschmerz und andere)
  • Durchblutungsstörungen
  • Epilepsie
  • Fibromyalgie (als Krankheit umstritten)
  • Gesichtsschmerz
  • Harn- und Stuhlinkontinenz, Harnverhalt
  • Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörungen
  • Inkontinenz (Stressinkontinenz)
  • kardiovaskuläre Krankheiten
  • Morbus Raynaud
  • Neurodermitis
  • Neurologische Störungen (Epilepsie, Schlaganfall u. ä.)
  • Prämenstruelles Syndrom
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Reizdarm (unsicher)
  • Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen (unsicher)
  • Schlaganfall, Bewältigung der Folgen
  • Schreibkrampf
  • Sexualstörungen
  • Stottern
  • Stress, Stressfolgen, Stressbewältigung
  • Tinnitus (unsicher)
  • Verspannungsschmerzen und Fehlhaltungen
  • Verstopfung
  • Zähneknirschen (Bruxismus)

Ablauf einer Biofeedback-Therapie

Zunächst werden Messsonden am Patienten befestigt. Der Patient kann sitzen oder liegen.

Zur Messung geeignet sind zum Beispiel folgende Parameter:

  • Muskelaktiviät
  • Durchblutung
  • Hautwiderstand
  • Hauttemperatur
  • Gehirnströme
  • Blutdruck
  • Atemfrequenz

Wie wirds gemacht?

Natürlich reicht es nicht einfach, an das gesundheitliche Problem zu denken, um einen Effekt zu erzielen. Das Gehirn „spricht“ keine eigentliche Sprache. Das aktive Denken stört sogar. Vielmehr geht es darum, entspannt Bilder und Gedanken aufsteigen zu lassen und zu warten was passiert. Die Rückmeldung zeigt den Weg und die Richtung. Auf diesem Weg lernt man langsam den „passiven Willen“ kennen, das heißt welche Gefühle zu den Reaktionen gehören. Die Reaktionsweise des Gehirns ist individuell sehr verschieden. Manche Probanden stellen sich eine Farbe vor, andere lassen eine bestimmte Situation in ihrer Vorstellung erscheinen oder vertiefen sich in ein Gefühl wie Kälte oder Wärme.

Beispiele

  • beim Temperatur-Biofeedback lernt der Proband zum Beispiel die Temperatur in den Händen über die Durchblutung zu regulieren.
  • bei Kopfschmerzen versucht man die Gefäßweite der Schläfenarterie zu beeinflussen.
  • bei chronischem Tinnitus übt man eine gezielte Entspannung der Schulter-, Stirn- und Kiefermuskulatur zu erreichen.

Dauer des Trainings 

Wie schnell diese neuen Fähigkeiten erlernt werden können, hängt vom Problem, der Stärke der Störung und vom Alter des Patienten ab. Kinder können oft (nicht immer) erstaunlich schnell damit umgehen. Biofeedback-Therapien in Kombination mit Hausaufgaben zeigten nochmals höhere Therapieeffekte als rein ambulante Therapien.

Eine Sitzung dauert etwa 45-60 Minuten. Für die Therapie werden vier bis 20 Sitzungen veranschlagt, üblicherweise im Wochenabstand. Bei Zähneknirschen dauert die Therapie länger, etwa zwei Monate.

Ergänzende Maßnahmen

Biofeedback sollte in einer anderen Methode eingebettet sein, wie zum Beispiel einer Verhaltenstherapie.

Begleitend sind auch andere Entspannungsverfahren sinnvoll (Yoga, Tai Chi, Qui GongProgressive Muskelentspannung nach Jacobson).

Wie wirkt die Biofeedback-Therapie?

Das Ziel von Biofeedback ist es, vorhandene Reaktionen und Vorgänge wahrzunehmen und über die Rückmeldung das eigene Verhalten zu beeinflussen. Rein formal zählt man das Verfahren daher zur Verhaltenstherapie.

Vier Schritte

  1. Zunächst wird der Therapeut die Art der Störung genau untersuchen. Er entscheidet, welche Parameter am besten gemessen werden, um das Problem zu behandeln.
  2. Mit Messsonden werden dann bestimmte Körpervorgänge erfasst: Beispielsweise werden Muskeldruck oder Atemfrequenz auf einem Bildschirm optisch sichtbar gemacht oder auch über Töne kodiert. Auf diese Weise kann man deutlich sehen, was unbewusst auf körperlicher Ebene abläuft. Das ist der zweite Schritt.
  3. In einem dritten versucht man auf die fehlerhafte Reaktionen bewusst Einfluss zu nehmen. Nach einem entsprechenden Training gelingt dies dem überwiegenden Teil der Probanden.
  4. Der vierte Schritt ist der Weg zurück in das Unbewusste: Die gelernten Reaktionen sollen wieder automatisch ohne großes Überlegen stattfinden.

Neurofeedback 

Eine Variation des Biofeedbacks ist das Neurofeedback: hier wird das Signal nicht vom Körper, sondern direkt von Gehirn abgeleitet. Versuche mit Epileptikern haben gezeigt, dass einige Personen lernen können, die Erregung im Gehirn zu deutlich zu senken.

Kinderleicht?

Biofeedback eignet sich auch für Kinder. Sie sind oft unbefangener und phantasievoller bei der Umsetzung. Speziell für sie gibt es auch Programme, die den spielerischen Charakter betonen: Die Messergebnisse werden in Form von Computerspielen mit Bällen und Schmetterlingen dargestellt, die über die jeweiligen Körperfunktionen bewegt werden können.

Wie wirksam ist eine Biofeedback-Therapie?

Biofeedback wirkt nicht so sicher wie etwa Tabletten. Es spricht nicht jeder gleich gut darauf an und auch nicht jede Krankheit ist zur Behandlung geeignet. Anerkannte Anwendungen von Biofeedback sind:

  • Schmerztherapie
  • Psychotherapie
  • Psychosomatik
  • Verhaltensmedizin
  • Neurologie

Erste positive und ermutigende Studien über Biofeedback liegen vor. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass mit Methoden zur psychosomatischen Selbststeuerung nicht nur deutliche Wirkungen erzielt werden können, die Verfahren sind auch nebenwirkungsarm und vermutlich kostengünstig. Die Förderung der Selbstheilung ist ein Königsweg zu einer anhaltenden Besserung des Gesundheitszustandes. Fachleute betonen das Potential der Methode, fordern jedoch noch weitere objektive Bestätigungen für den Kosten/Nutzenaufwand.

Wichtig ist, dass ein Arzt vorher diagnostisch abgeklärt hat, welche Krankheit vorliegt und ob sie mit Biofeedback behandelt werden kann. Die Therapie wird die gängigen Verfahren oft nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Ist die Biofeedback-Therapie etwas für mich?

Für die meisten ist Biofeedback eine Reise in unbekanntes Terrain. Voraussetzung ist also, dass man unbefangen darauf zugeht und auch bereit ist, die „Hausaufgaben“ zu machen.

Biofeedback braucht neben Training auch die entsprechende Motivation. Nach kurzem Üben stellen sich jedoch bei zwei Dritteln der Personen erste Erfolge ein und mit den Erfolgen wächst auch der Durchhaltewille. Besonders geeignet sind Patienten, die nicht medikamentös behandelt werden können oder wollen.

Aus der Sicht der Therapierenden

Die Effekte mit Biofeedback sind offensichtlich stärker als die anderer „allgemein“ entspannender Verfahren. Auch bei chronischen Beschwerden können dauerhafte Erfolge verzeichnet werden. Wichtig ist ein „guter Draht“ zum Klienten.

Wechselwirkung

Wenn sich die Beschwerden mit der Behandlung bessern, sollten die Medikamente angepasst werden (Schmerzmittel, Blutdruckmittel ect.).

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Die Risiken der professionellen Behandlung sind gering.

Nebenwirkungen

In seltenen Fällen kann Biofeedback veränderte Zustände auslösen wie: Benommenheit, Desorientierung, Schwindel und ein Gefühl des Schwebens. Es kann zu akuten Angstzuständen kommen.

Gegenanzeigen

Bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen wie Psychosen und schweren Persönlichkeitsstörungen ist von der Behandlung abzuraten.

Qualitätsmerkmale & Qualifikationen

Die Ausbildung in Biofeedback ist nicht einheitlich geregelt und der Titel nicht geschützt. Es gibt verschiedene Schulen, die eine Ausbildung in wenigen Wochenendseminaren anbieten.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist ein gut ausgebildeter Therapeut, denn es sollen die richtigen Reaktionen verstärkt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Biofeedback e.V. sieht eine umfangreiche Ausbildung in Ergänzung zu einer Fachausbildung vor:

Voraussetzungen: Die Ausbildung zum Biofeedback-Therapeuten erfordert eine abgeschlossene Ausbildung als Arzt oder Psychologe.

Für eine Weiterbildung zum Biofeedback-Trainer reicht es, wenn ein Abschluss aus dem Bereich des Gesundheitswesens vorliegt (z. B. Ergotherapie, Heilpraktiker, Krankengymnastik, Physiotherapie, Krankenpfleger/Krankenschwestern, Logopädie).

Inhalt der Weiterbildung

  • 80 Stunden Ausbildung in der Theorie des Biofeedback
  • 10 Stunden Betreutes üben (Supervision)
  • 60 Stunden praktisch durchgeführte Biofeedback-Behandlungen
  • 10 Stunden Selbsterfahrung
  • Abschlussprüfung in Form eines Kolloquiums

Im Laufe der Ausbildung wird vertieft auf Themen wie chronische Schmerzstörungen, Verspannungsbeschwerden, Angstkrankheiten, kardiovaskuläre Krankheiten, Neurofeedback etc. eingegangen.

Kosten und Erstattung

Die Biofeedback Methode ist noch sehr neu und die Krankenkassen verhalten sich abwartend. In Einzelfällen haben sie aber bereits die Behandlung im Rahmen einer Verhaltenstherapie bezahlt. Biofeedback als Einzelverfahren wird jedoch nicht erstattet.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Akademie für Neurofeedback, Homepage, Kapitel Fortbildung und Kapitel Studien/Forschung, Stand Oktober 2009
  2. Arbeitsgruppe Biofeedback ÖAP, Homepage: Publikationen, Stand Oktober 2009
  3. Arns, M. et al: Efficacy of neurofeedback treatment in ADHD: the effects on inattention, impulsivity and hyperactivity: a meta-analysis. EEG Neurosci., Abstract, 40(3):180-9, 2009
  4. Arns, M. et al: Efficacy of Neurofeedback Treatment in ADHD: The effects on Inattention, Impulsivity and Hyperactivity: a Meta-Analysis. EEG and Clinical Neuroscience; 40(3), 180-189, 2009
  5. Biofeedback: Was man alles kontrollieren kann, MMA, Medical Tribune, 38/2006
  6. Deutsche Gesellschaft für Biofeedback e.V.: Metaanalyse zur Wirksamkeit von EMG-Feedback bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp, Marburger Tinnitus-Studie, Pressekonferenz 9. Februar 2007
  7. Edzard, E. et al. (Hrsg.), in der Übersetzung von Falkenburg, P.: Praxis Naturheilverfahren, 1. Auflage, Springer Verlag, 2001
  8. European Biofeedback School (EBS), Ausbildungsdetails, Stand Oktober 2009
  9. Langhorne P. et al.: Motor recovery after stroke: a systematic review; Lancet Neurol., Abstract, 8(8):741-54, 2009
  10. Lechner, C.: Biofeedback: Signale aus dem Inneren, MMA, CliniCum neuropsy 3/2007
  11. Nestoriuc Y. and Martin A.: Efficacy of biofeedback for migraine: A meta-analysis. Pain; 128:111-127, 2007

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