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Zistrose

Die Zistrose hat eine flache, lila Blüte, die nicht an eine Rose erinnert.
© C. Heyer/PhytoDoc

Zistrose: Endlich ein wirksames Grippemittel?

Ein Extrakt aus der Heilpflanze könnte gegen Grippe und andere Viren helfen.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Zistrose: Das Wichtigste im Überblick

Die Graubehaarte Zistrose (Cistus incanus) ist ein genügsamer Strauch, spezialisiert auf karge, sonnige Standorte im Mittelmeerraum. Sie hat in ihrer Heimat eine lange Anwendungstradition als Heilpflanze und wird vor allem für ihre Wirkung gegen Infektionen aller Art geschätzt. Der hohe Polyphenolgehalt legt nahe, dass die Pflanze auch für eine antioxidative Schutzwirkung in Frage kommt, so wird sie als Anti-Aging-Mittel gepriesen. In den letzten Jahren konzentriert sich das Interesse auf die antivirale Wirkung der Pflanze: So soll die Zistrose ein wirksames Grippemittel sein. Verkauft werden meist Tees oder Extrakte (Lutschtabletten), aber auch Hautcremes und Sprays zur äußeren Anwendung sind auf dem Markt erhältlich. Obwohl Zistrose gut verträglich ist, sollte man die Nebenwirkungen beachten.

Wie gut hilft Zistrose?

Die vorhandenen Studien lassen zwar ahnen, dass ein Extrakt aus der Graubehaarten Zistrose gegen die Grippe und andere Viren helfen könnte, zweifelsfrei jedoch sind die Daten nicht. Da sich der Extrakt bisher als verträglich erwiesen hat und da kein anderes gutes Mittel gegen Grippe verfügbar ist, wäre im Zweifelsfall ein Präparat mit Zistrose einen Versuch wert.

Lange Tradition hat der Sud der Zistrose außerdem als adstringierendes und antibiotisches Mittel gegen Haut- und Schleimhauterkrankungen. Laborversuche belegen die Wirkung. Ob jedoch der Sud und das Harz gegen die schwierig zu behandelnde Borreliose helfen, dafür gibt es nur lückenhafte Belege. Die Anwendung bei Darmerkrankungen dagegen scheint wegen des Gerbstoffgehalts plausibel zu sein.

Erste Versuche lassen darauf schließen, dass die Zistrose eine erhebliche antioxidative Wirkung hat. Der Tee kommt daher auch in Rahmen einer gesunden Ernährung in Frage und zur Prävention von Alterserkrankungen wie Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen. Dennoch: Entsprechende Studien fehlen noch.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

  • keine

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • bakterielle Infektion der Atemwege (innerlich, gurgeln)
  • Durchfall (innerlich)
  • Erkältungskrankheiten, saisonale (innerlich, gurgeln)
  • Grippe, Vogel-, Schweinegrippe: Vorbeugung
  • Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum, Halsschmerzen, Mandelentzündung, Heiserkeit (Spülung, Gurgeln)
  • Vergiftung: Schwermetallausleitung im Darm (innerlich)

Heilwirkung von Zistrose

Einer der Hauptwirkstoffgruppe der Zistrose sind die Polyphenole und daraus abgeleitete Verbindungen wie die Gerbstoffe. Nicht ohne Grund produziert die Pflanze diese rötlichen Schutzstoffe, denn das intensive Sonnenlicht führt zu einer hohe Radikalbelastung. Schon lange bekannt ist, dass Polyphenole antioxidativ wirken und Radikale abfangen, ähnlich wie antioxidativ wirksame Vitamine. Polyphenolreiche Lebensmittel wie Rotwein und Grüner Tee stehen daher seit langem auf der Liste „gesunder“ Lebensmittel. Dabei übertrifft der Polyphenolgehahlt der Zistrose die beiden Getränke bei weitem. Relevant wären diese Aktivitäten in der Vorbeugung von Arteriosklerose (Hypercholesterinämie) und degenerativen Alterserkrankungen. Erste Untersuchungen, die sich speziell auf Polyphenole aus verschiedenen Zistrosenarten konzentrieren, bestätigen den antioxidativen Effekt im Labor. Klinische Studien auf diesem Gebiet gibt es bisher nur zu Grünem Tee und Rotwein, nicht aber über die Zistrose.

Gerbstoffe sind Abwehrstoffe

Ganz nebenbei hilft der adstringierende Geschmack der Gerbstoffe gegen Verbissschäden, denn Tiere wie Menschen empfinden sie als unangenehm: Konzentrierte Gerbstoffe entziehen der Schleimhaut Wasser, was ein pelziges Gefühl auf der Zunge hinterlässt. Aber auch Mikroorganismen und Viren sind den Polyphenolen ungeschützt ausgesetzt. Die entscheidenden Proteine für Anheftung und Eindringen werden dadurch inaktiviert. Damit können sich die Erreger auf menschlichem Gewebe nicht mehr halten: Sie werden mit Speichel, Schleim oder Wasser abgewaschen. Das erklärt die unspezifische antibiotische Wirkung der Zistrose auf Haut und Schleimhaut. Daraus ergeben sich interessante Anwendungsmöglichkeiten:

Achtung:

  • Bei Halsbonbons mit Zistrosenextrakt ist zu beachten, dass nach dem Essen und Trinken der Schutzfilm auf der Schleimhaut erneuert werden muss. Dieser Anwendungsweg erreicht außerdem nur Mund, Hals und Rachenraum.
  • Empfohlen werden bei Erkältungen einfache Inhalationen der Dämpfe von heißem Zistrosensud, ebenso eine Anwendung über Nasenduschen oder Ultraschall-Inhalatoren. Allerdings fehlen die Studien zu diesen Anwendungsformen noch.
  • Wichtig bei der Anwendung ist außerdem, dass das Präparat entweder vorbeugend oder sofort bei den ersten Anzeichen einer Grippe oder Erkältung eingenommen wird, dann besteht die Chance, dass die Erreger durch die Polyphenole gebunden und inaktiviert werden. Sind die Viren bereits in großer Zahl in die Zellen eingedrungen, fällt die Wirkung naturgemäß geringer aus, denn im Inneren der Zellen vermehren sich die Viren gänzlich geschützt.

Antibakteriell für Haut und Schleimhaut

Waschungen mit dem Zistrosentees stehen in dem Ruf, Hautentzündungen zu lindern und für einen schönen Teint zu sorgen. Sowohl in der Kosmetik als auch bei der Behandlung von Hautkrankheiten, Dermatitis oder Juckreiz findet die Zistrose Anwendung. Traditionell schätzten die kriegerischen Griechen in der Antike die Pflanze, vor allem das Harz, zur Wundbehandlung. Entsprechende Produkte sind unter dem Namen „Labdanum“ im Umlauf. Die Versuche damit aus dem Labor stimmen positiv. Die Diterpene im Harz wirken darüber hinaus gegen eine Reihe anderer Bakterien sowie den pathogenen Pilz Candida albicans.

Zistrose, der Infektkiller

Dass die Polyphenole in Wirklichkeit diesen Effekt entfalten, das zeigen Laborversuche. Ein Extrakt aus Zistrosenblättern (CYSTUS 052) wirkt gegen verschiedene Modellorganismen aus dem Reich der Bakterien, Pilze und Viren. Da im Augenblick kein effektives Mittel gegen Grippe oder Erkältungen verfügbar ist, kommt dem antiviralen Effekt erhebliche Bedeutung zu. Dabei haben Polyphenole gewisse Vorteile gegenüber handelsüblichen Wirkstoffen:

  • Resistenzbildung durch die Viren wurde im Laborversuch bisher nicht beobachtet. Bei den käuflichen pharmakologischen Grippemitteln (wie Tamiflu, Amantadin, auch Oseltamivir) sind bereits so viele Resistenzen im Umlauf, dass die Wirkung äußerst unsicher ist. Diese Mittel zielen ganz spezifisch auf eine Stelle an (der Neuraminidase). Für die Viren ist es einfach, schnell über wenige Veränderungen diese eine Stelle zu ändern und resistent zu werden. Die Polyphenole dagegen greifen unspezifisch die ganze Oberfläche an – das macht eine Anpassung unmöglich.
  • Außerdem haben Medikamente viele Nebenwirkungen, die Polyphenole dagegen sind sehr verträglich.
  • Die Vorversuche haben noch einen weiteren Vorteil der Zistrose identifiziert: Zumindest im Reagenzglas mit dem Grippevirus H5N1 übertraf der Zistrosenextrakt die Wirkung des Grippemittels Oseltamivir. Daneben soll die Pflanze auch bei Erkältung und Infektionen der oberen Atemwege effektiv wirken.

Applikation von Zistrosenextrakt

Die erfolgreichen Vorversuche sind schon mal eine gute Voraussetzung für eine Wirkung in der Realität. Probleme macht aber noch die Anwendung: Im Labor-Versuch kann man hohe Mengen an Wirkstoff direkt an den Wirkort bringen. In der Realität müssen die geschluckten Wirkstoffe auch entsprechende Konzentrationen in den Geweben erreichen, was nicht immer möglich ist, da der Körper die Polyphenole schlecht aufnimmt und schnell wieder abbaut. Doch wie kommen sie in die Nase? Im Tierversuch mit Mäusen wurde dieses Problem mit Aerosolen gelöst. Diese winzigen in der Luft zerstäubten Flüssigkeitstropfen bringen den Cistrosenextrakt mit der Atemluft in Nase, Mund und Lunge. Das versperrt den Grippeviren die typischen Eintrittswege.

Zistrose im Praxistest

Eine Fülle von Präparaten mit Zistrose ist bereits am Markt - vom einfachen Tee über Halspastillen, Kapseln, Gurgellösung und Rachensprays. Erste Studien bei Erkältungen und Infektionen der oberen Atemwege gibt es vorerst nur mit Lutschtabletten. Sie lassen eine Wirkung annehmen, da sich Krankheitsdauer, wie auch Beschwerden reduzierten. Auch bei einer Teezubereitung von Zistrose war ein Vorteil gegenüber Grünem Tee zu belegen. Zweifelsfrei überzeugt haben die Studien jedoch nicht. Dazu muss man größere Auswertungen durchführen. Dem Zistrosenextrakt bleibt bisher eine Zulassung als Arzneimittel versagt.

Zistrosenharz gegen Borreliose?

Aus einem weiteren Grund ist Zistrose sehr aktuell: In Selbsthilfegruppen gegen Borreliose gilt das Harz oder der Tee der Zistrose (neben der Karde) als Geheimtipp. Die Borreliose-Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten reagieren nach Laborversuchen empfindlich auf die Manoyloxide im Harz. Die relevanten Wirkstoffe dürften den Darm erreichen, ob sie darüber hinaus auch ins Blut und die Gelenke gelangen, ist unsicher. Es fehlt also noch der Praxistest für die Wirkung gegen Borreliose.

Achtung:

  • Es wurden Extrakte mit verschiedenen Lösungsmitteln getestet. Dabei zeigte sich, dass nur die fettlösenden Extraktionsmittel die anti-Borreliose-Bestandteile aus der Pflanze lösen. Extrakte mit Wasser enthalten kaum Harz und dürften unwirksam sein.
  • Keineswegs jedes Pflanzenmaterial war wirksam: So war der Gehalt des Wirkstoffes im „Labdanum“ der Pflanzen aus Kreta, Sardinien und Korsika wesentlich höher, als der aus den westlichen mediterranen Ländern (wie Spanien). Bei der Herkunft Kreta dürfte es sich um die Stammpflanze Cistus creticus handeln, während in Spanien vermutlich von der Art Cistus ladanifer und anderen gesammelt wird.

Schwermetalle fangen und ausleiten

Schwermetalle (wie Kadmium) werden an Polyphenole gut gebunden. Mit diesem Prinzip sollte es möglich sein, Schwermetalle, die über den Magen in den Verdauungstrakt geraten sind, zu binden und auszuleiten. Sie werden so nicht mehr in den Organismus aufgenommen und im Stuhl ausgeschieden.

Schleimhaut abdichten

Nicht ohne Grund werden im mediterranen Raum verschiedene Zistrosenarten gegen Verdauungsprobleme und Durchfall verwendet. Viele Pflanzen mit Gerbstoffen sind traditionelle Durchfallmittel, da sie die Darmoberfläche nach außen abschließen und schützen. Dazu kommt die antibiotische Nebenwirkung. Die Zistrose dürfte hier keine Ausnahme sein.

Der Tierversuch mit einem flavonoid-haltigen Trockenextrakt der Zistrose jedenfalls hat einen Schutz vor Darmgeschwüren durch schädigende Stoffe gezeigt, sowie ein Abschluss von blutenden Geschwüren. Allerdings waren hier größere Mengen an Extrakt notwendig (0,25 bis 0,50 g pro kg Körpergewicht).

Krampflösende Zistrose

Bestimmte Muskeln reagieren auf Zistrosenextrakt mit Entspannung, das ließ sich in einem Laborversuch zeigen: Gemeint ist die so genannte „glatte Muskulatur“. Sie kleidet den Darm aus und man findet sie außerdem in den Wänden der Gefäße. So vermutet man eine entkrampfende Wirkung bei Bauchschmerzen und Darmkrämpfen. Daneben sorgen die Flavonoide für eine gedämpfte Darmmotorik. Es sprechen also mehrere Gründe dafür, dass die Zistrose gegen Darmbeschwerden sinnvoll eingesetzt werden kann. Ob Zistrose bei innerlicher Einnahme auch die Blutgefäße erweitert und so Bluthochdruck lindert, dafür fehlen aussagekräftige Daten.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Entweder nimmt man die getrocknete Pflanze als Tee, verfügbar sind auch Extrakte in Tabletten- oder Flüssigform (Fluidextrakt), Salben und Lutschtabletten. Speziell für die Anwendung im Rachenraum bietet man Sprays an.

Präparate mit Zistrosenextrakt sind derzeit als Nahrungsergänzungsmittel deklariert am Markt und es darf nur ohne Heilaussagen vertrieben werden.

Tee als Getränk

3-6 g der getrockneten Pflanze, je nach Belieben 2-10 Minuten in heißem Wasser ziehen lassen. Wer den Geschmack intensiver liebt, setzt die Blätter in kaltem Wasser an und köchelt die Mischung fünf Minuten.

Schwermetallausleitung im Darm, Verdauungsprobleme:

Sud aus der getrockneten Pflanze, Einnahmeempfehlung des Herstellers beachten.

Kapsel: 100 mg Polyphenole pro Kapsel, Einnahmeempfehlung: zwei Cistus Kapseln pro Tag.

Infekte oder oberen Atemwege, Mund- und Rachenerkrankungen

Lutschtablette (mit dem Extrakt Cystus 052®): 1-2 Tabletten (mit Extrakt aus 3-6 g Blättern) langsam im Mund zergehen lassen. In klinischen Studien nahmen die Probanden 6 Mal am Tag 2 Halstabletten (= 12 pro Tag).

Gurgellösung: auf dem deutschen Markt derzeit nicht verfügbar.

Rachenspray: Angaben des Herstellers beachten.

Haut

Teekonzentrat: etwa 10 g Zistrosenblätter in 200 ml Wasser etwa 5 Minuten köcheln lassen, dann abseihen und abkühlen lassen, Haut damit waschen oder betupfen.

Hautcreme: mehrmals täglich auftragen.

Aufbewahrung

Trocken und lichtgeschützt aufbewahren.

Wirkstoffe

  • Phenole: Protocatechusäure, hochpolymere Polyphenole wie Ellagitannine und andere Gerbstoffe
  • Flavonoide: Flavanole, Proanthocyanidine, Catechin, Gallocatechin
  • Ätherische Öle: Terpene, Monoterpen Karvacrol, Diterpene, Labdane-Type Diterpene, Manoyloxid, 13-epi-Manoyloxid, 3-acetoxy-Manoyloxid, Sesquiterpene
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