Heilwirkung von Cayennepfeffer
Traditionellerweise verzehrt man Chili zur Behebung von Verdauungsstörungen, Koliken und Blähungen. Es gibt auch alte Rezepte für Gurgel-Mittel zur Behandlung von Halsschmerzen und chronischer Kehlkopfentzündung.
Chili erzeugt Hitzegefühl
Der Inhaltsstoff Capsaicin ist für die Schärfe verantwortlich. Er reizt im Gewebe einen Rezeptor, der eigentlich auf Hitze und Schmerz anspricht. Man empfindet das Essen daher als besonders heiß. Auch beim Auftragen auf die Haut kommt es zu einer Rötung begleitet von einem brennenden Schmerz. Danach folgt eine Unempfindlichkeit, die je nach Dauer und Häufigkeit der Anwendung einige Stunden bis mehrere Wochen andauern kann.
Schützende Schmerzen?
Es klingt schon sehr provokant, aber es gibt hierfür tatsächlich Belege. Der Körper aktiviert bei Traumen Alarmreaktionen, die dann aber dabei helfen, weitere Verletzungen zu bewältigen.
Bei einem Herzinfarkt verstopfen die Herzkranzgefäße. In Tierversuchen hat man festgestellt, dass die Schwere des Infarkts geringer ausfällt, wenn das Tier bereits einen Infarkt oder eine Verletzung vor dem Infarkt hatte. Bereits der brennende Schmerz durch eine Chili-Salbe ist ausreichend, um die molekularen Vorgänge auszulösen.
Vielleicht ist Chili also eine neue Therapieoption bei Herzkrankheiten. In Mäusen konnte die Größe des abgestorbenen Infarktgebietes immerhin um 80-85% reduziert werden.
Studien direkt zu dieser Frage am Menschen gibt es leider noch nicht. Bauchschnitte, also eine schmerzauslösende Prozedur, hatten aber beim Menschen ebenso eine eindrucksvolle Wirkung auf die Schwere des Infarkts.
Prinzip Schmerz gegen Schmerz
Es klingt zunächst paradox, jedoch gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass es tatsächlich funktioniert. Dabei gibt es vermutlich verschieden Prinzipien, die dabei wirksam sind.
- Ein schwaches Schmerzsignal (unterschwelliger Schmerz) kann über das Rückenmark vorübergehend die Schmerzwahrnehmung in den Bereichen des Körpers ausschalten, die von demselben Rückenmarksabschnitt versorgt werden. Klassische Therapien wie die Akupunktur basieren vermutlich auf diesem Prinzip. Diese Beobachtungen wurden unter der Bezeichnung Segmenttheorie oder „Gate control“-Theorie bekannt.
- Schmerzhafte Reize (welche über der Schmerzschwelle liegen) können in allen anderen Teilen des Körpers Schmerzen unterdrücken. Diesen betäubenden Effekt nennt man auch „Gegenirritation“ (oder Counterirritans-Effekt).
Capsaicin-haltige Hautcremes haben in verschieden Studien erfolgreich ganz verschiedene Schmerzen lindern können. Dazu zählen z. B. Arthritis, Hexenschuss, Juckreiz, Krämpfe (Arm, Schulter, Wirbelsäule) sowie Nervenschmerzen und Rheuma.
Schmerzen gegen Herzerkrankungen?
Bei Herzerkrankungen treten durch die verminderte Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff Schmerzen auf. Hier hat man versucht, die Schmerzen durch elektrische Reizung der Nerven in den Brustwirbeln zu lindern. Mehrere kleine Studien belegen eindeutige Effekte: Es verbesserte sich nicht nur die Lebensqualität der Probanden, sondern auch die Leistungsparameter.
Es wäre möglich, dass eine im Brust-Bauchbereich aufgetragene Chili-Salbe beim Menschen eine ähnliche Wirkung haben könnte.
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Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Erhältlich sind Hautcremes mit Chili-Extrakten und andere Zubereitungen. Halbflüssige Produkte sollten 0,02–0,05% und flüssige 0,005–0,01% Capsaicinoide enthalten. Bei Umschlägen verwendet man 10–40 mg Extrakt pro cm² Haut.
Dosierung
Capsaicin-haltige Produkte sollte man nicht länger als 2 Tage anwenden und bei Wiederanwendung eine Wartezeit von 14 Tagen einhalten. In klinischen Studien wurden die Präparate teilweise 4-9 Wochen eingesetzt. Dabei traten außer den Nebenwirkungen keine dauerhaften Schäden auf.
Wirkstoffe
- scharfe Capsaicinoide: 0,4–1% bei C. frutescens und 0,1–0,5% bei C. annuum. Capsaicin, Dihydrocapsaicin, Nordihydrocapsaicin und weitere Capsaicinoide
- fettes Öl
- Carotinoide (sind für die Färbung verantwortlich)
- Ascorbinsäure
- Saponine
- Pyrazine
- komplexes Gemisch leicht flüchtiger Verbindungen
Die schärfsten Teile sind vorwiegend die Samen und das Gewebe, das die Samen trägt.