Aussehen und Verbreitung
Ingwer ist eine alte Kulturpflanze. Er wird in den Tropen und Subtropen als Gewürzpflanze angebaut. Die mehrjährige Pflanze entwickelt sich aus einem verzweigten Wurzelstock (Rhizom) und erreicht eine Höhe von etwa 1 m. Die recht unscheinbaren Blüten stehen in einem dichten Ährenblütenstand, der mit scheidigen Blättern besetzt ist. Für gesundheitliche Zwecke wird der Wurzelstock (Rhizom) verwendet, dessen Aussehen an ein Geweih erinnert. Früher wurde der zu Heilzwecken verwendete Ingwer aus Jamaika bezogen; heute wird die Ware aus China importiert.
Neben seiner medizinischen Anwendung wird Ingwer als Gewürz für Lebkuchen, Printen, Biskuits, Suppen und Fleischgerichte verwendet und ist auch Bestandteil von Gewürzmischungen (z.B. Currypulver). Aus Ingwerextrakt werden bestimmte Getränke (Ingwer-Likör, Ingwer-Bier) hergestellt. Ein beliebtes alkoholfreies Getränk in den angelsächsischen Ländern ist der Gingerale, das ebenfalls aus Ingwerextrakt hergestellt wird. Das ätherische Öl des Ingwers wird orientalischen Parfüms und Badeölen zugesetzt.
Die Heilpflanze der chinesischen Kaiser
Ingwer (Zingiber officinale) ist in China bereits seit 2800 v. Chr. bekannt. Schon der damalige chinesische Kaiser und Gelehrte Shennong nutzte die heilende Wirkung des Ingwers. Im Laufe der Jahrhunderte verbreitete sich die Pflanze über Griechenland und Rom weiter nach Nordeuropa. Auch Hildegard von Bingen beschrieb im Mittelalter den Ingwer in ihrem Kräuterbuch.
Gewinnung
Die Rhizome werden neun bis zehn Monate nach dem Einpflanzen geerntet. Nach dem Waschen wird die äußere Korkschicht vorsichtig abgeschält. Dadurch bleiben die aromastoffreichen Gewebe erhalten, die unter der äußeren Korkschicht liegen. Anschließend wird der Ingwer für einige Tage in der Sonne getrocknet
Heilwirkung von Ingwer
Die deutsche Expertengruppe zur Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneipflanzen (Kommission E) bewertete Ingwer positiv auf Grund seiner Wirkungen gegen Magen-Darm-Beschwerden und der Verhinderung von Reisekrankheiten.
Ingwer hat diverse Heilwirkungen auf die Gesundheit
- Ingwer verhindert Übelkeit und Erbrechen
- Ingwer steigert die Kontraktionskraft des Herzmuskels
- Ingwer fördert die Speichel- und Magensaftsekretion
- Ingwer treibt die Galle an
- Ingwer steigert die Darmbewegung und -anspannung
- Ingwer beugt Erkältungen vor, indem es die körpereigene Immunabwehr anregt.
Im Folgenden werden einige wissenschaftliche Studien mit Ingwer vorgestellt.
Magenschmerzen und Übelkeit
Magenschmerzen
Die Magenschleimhaut vieler Menschen ist mit dem Bakterium Helicobacter pylori besiedelt. Es kann Magenkrebs, Verdauungsbeschwerden und Magengeschwüre auslösen. Eine amerikanische Forschergruppe testete im Reagenzglas die Wirkung eines Ingwerextrakts gegen dieses Bakterium. Dabei stellten die Forscher fest, dass der Extrakt aus dem Ingwer-Wurzelstock das Wachstum dieses Bakteriums hemmt.
Übelkeit und Erbrechen
Seit Jahrhunderten schätzen die Fischer in der Karibik die vorbeugende Wirkung des Ingwers gegen Seekrankheit. Inzwischen wurde die Wirkung gegen Brechreiz in Tierversuchen und vielen klinischen Studien wissenschaftlich bestätigt.
Ingwer hilft gegen Erkältung
Die Ingwerwurzel wird in der TCM als Allroundtalent angesehen. Durch die Einnahme von Ingwer wird die körpereigene Immunabwehr angeregt, so dass Viren und Bakterien besser bekämpft werden können. Ingwer fördert auch die Durchblutung und damit den Blutfluss zur Hautoberfläche, das wärmt und hilft gegen kalte Hände und Füße. Bei Erkältung und allgemein Infektanfälligkeit, bei Fieber mit Schüttelfrost und Wärmebedürfnis ist daher Ingwer das Mittel der Wahl. Bei hohem Fieber bitte nicht verwenden, da der Kreislauf zu sehr belastet werden könnte.
Antioxidative Wirkung (Schutz der Körperzellen vor der Oxidation mit freien Radikalen)
Bei Ratten verhinderte die Fütterung von Ingwerextrakt die Fettoxidation (Lipidperoxidation, eine Reaktion, bei der gewebeschädigende Substanzen und Radikale entstehen). Weiterhin erhöhte sich der Glutathion-Gehalt. Diese Substanz schützt Enzyme und andere Substanzen vor Oxidation und ist an Entgiftungsprozessen beteiligt. Bei Ratten, die mit chemischen Substanzen (Pestiziden) gefüttert wurden, verringerte sich der oxidative Stress stark, wenn sie zusätzlich Ingwer erhielten.
In einem anderen Tierexperiment wurden Mäuse einer Strahlenbelastung ausgesetzt. Bei den Mäusen, die vor der Bestrahlung Ingwerextrakt erhielten, waren die Folgen der Bestrahlung geringer als bei den Mäusen, die keinen Ingwer erhalten hatten. Strahlenkrankheiten und Sterblichkeit waren deutlich geringer. Auch hier verringerte sich die Lipidperoxidation und der Gehalt von Glutathion in der Leber stieg nach der Strahlenbelastung wieder an. Erklärung: Ingwer enthält bestimmte Inhaltsstoffe, die freie Radikale abfangen können.
Arteriosklerose
Bei genetisch veränderten Labormäusen konnte durch die orale Einnahme von Ingwer-Extrakt die Entwicklung von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verzögert werden. Die Konzentrationen von Plasma- und LDL-Cholesterin wurden gesenkt und die Empfindlichkeit von LDL gegenüber Oxidation (ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung der Arteriosklerose) nahm ab.
Um in einem Tierexperiment eine Arteriosklerose auszulösen, wurden Kaninchen 75 Tage mit Cholesterin gefüttert. Eine anschließende Fütterung mit Ingwer konnte Gefäßveränderungen teilweise verhindern.
Krebs
Bei Ratten, die mit einem Krebs auslösenden Stoff (einem Karzinogen) behandelt wurden, unterdrückte die Gabe von Ingwer die Entstehung von Dickdarmkrebs.
Schwangerschaft
Bezüglich der Anwendung von Ingwer gibt es widersprüchliche Angaben in der Literatur: Die Kommission E rät davon ab, Ingwer gegen Schwangerschaftserbrechen anzuwenden. Dennoch gibt es klinische Studien, in denen Ingwer erfolgreich gegen Übelkeit während der Schwangerschaft eingesetzt wurde.
Da der Wirkmechanismus noch nicht erforscht ist, sollte man Ingwer während der Schwangerschaft nur mit Vorsicht genießen. Gelegentlich wird sogar gewarnt, dass Ingwer Wehen auslösen könne. Mehr dazu können Sie hier lesen.
Übergewicht
Neuerdings wird Ingwer als Schlankheitsmittel angepriesen, da er angeblich die Blutgefäße erweitern, die Körpertemperatur erhöhen und den Stoffwechsel steigern soll. Japanische Forscher fütterten Mäuse über 8 Wochen mit einer fettreichen Diät. Eine Gruppe der Mäuse erhielt zusätzlich wässrigen Ingwerextrakt. Diese Gruppe nahm weniger zu als die „Kontrollmäuse“. Die Wissenschaftler vermuten, dass Inhaltsstoffe von Ingwer die Fettaufnahme durch den Darm hemmen.
Schmerz und Entzündung
Im Reagenzglas wurde gezeigt: Inhaltsstoffe des Ingwers hemmen Reaktionen, die Entzündungen auslösen können.
Leber
Im Reagenzglas konnten Inhaltsstoffe des Ingwers Leberzellen schützen, die durch Chemikalien geschädigt waren.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Ingwer gesichert helfen kann
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Ingwer aus Erfahrung helfen kann
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Nach Angaben der Kommission E* sind über den Ingwerwurzelstock keine Nebenwirkungen bekannt.
Bei Gallensteinleiden darf Ingwer nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden.
Kinder unter 6 Jahren sollten keinen Ingwer verzehren. Auch bei Schwangerschaftserbrechen soll Ingwer nicht angewendet werden.
Neuere klinische Studien weisen auch daraufhin, dass Ingwer nur nach Rücksprache mit dem Arzt verzehrt werden soll.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Als Tagesdosis werden 2 – 4 g getrocknetes Rhizom (Wurzelstock) empfohlen. Ingwer ist in Form von Kapseln und Tinkturen erhältlich.
Ingwer-Tee in der kalten Jahreszeit
Ein Rezept mit Ingwertee schlägt die Hamburger Heilpraktikerin Vivian A. Ansuhenne vor:
Zutaten:
- Ingwerwurzel
- Honig bzw. brauner Zucker
Zubereitung:
- Ca. 5 dünne Scheiben (2-5 mm) der Ingwerwurzel schneiden und in einem Topf mit 2 Bechern Leitungswasser ca. 15-20 Minuten bei geringer Hitze köcheln.
- Das Ganze abseihen und mit 1 Löffel Honig/braunem Zucker süßen und schluckweise trinken.
- Das Süßen des Tees ist sehr wichtig, da das Ingwerwasser sonst viel zu scharf für die Magenschleimhaut wäre und dieser schaden könnte!
- Der süß-scharfe Geschmack stärkt die Mitte, indem er eine aufbauende und anregende Wirkung aufweist.
Wirkstoffe
Hauptbestandteile: a-Zingiberen, b-Bisabolen, Sesquiphellandren, ar-Curcumen und weitere Sesquiterpenkohlenwasserstoffe und Zingiberol (was vermutlich für den Geruch des ätherischen Öls verantwortlich ist)
Nebenbestandteile: Monoterpene (Camphen, Cineol, Limonen, Myrcen, Phellandren, a-Pinen, b-Pinen, Citral, a-Terpineol (Die beiden letzten Substanzen sind ebenfalls charakteristisch für den Geruch).
- Nicht-flüchtige Scharfstoffe (Gingerole)
Hauptkomponente: [6]-Gingerol
Bei Lagerung gehen die Gingerole in Shoagole über. [6]-Shoagol hat einen schärferen Geschmack als [6]-Gingerol. Mit der Lagerungszeit nimmt der scharfe Geschmack von Ingwer zu. Bei ungünstigen Lagerbedingungen entstehen Zingeron und Aldehyde, welche die Geruchsqualität beeinträchtigen. Ein hoher Gehalt an Zingeron weist auf minderwertige Ware hin.