Gelenkschmerzen
Wenn Bewegungen zur Qual werden
Osteoarthrose, Pseudogicht, Rheuma oder Morbus Crohn? Es lohnt sich, die Ursachen für Gelenkschmerzen zu ergründen, um ihnen mit der richtigen Therapie entgegen zu wirken. Und auch die Ernährung spielt durchaus eine Rolle!
Von: PhytoDoc-Redaktion
Gelenkschmerzen kompakt: Die wichtigsten Fakten
Leben heißt Bewegung ...
... das wird einem erst dann schmerzlich bewusst, wenn sich die Gelenke melden. Ob man nun sportlich lebt, körperlich arbeitet oder lieber am Schreibtisch und auf dem Sofa sitzt: Gelenkschmerzen kann jeder bekommen. Die Ursachen von Gelenkschmerzen sind so verschieden wie die Lebensläufe. In jungen Jahren sind Übergewicht und Sportverletzungen Spitzenreiter, ältere Menschen leiden häufiger unter Gelenkabnutzung (Arthrose).
Auch wird folgendes Naturgesetz leider viel zu häufig ignoriert: Unsere Muskeln und Gelenke brauchen genug Bewegung, ungenutzte Muskeln ignoriert der Körper und lässt sie verkümmern, so dass der gesamte Halteapparat leidet und es zu Fehlhaltungen oder Verspannungen kommt. Gelenkschmerzen zusammen mit Rücken- und Nackenschmerzen kennen daher viele Büroarbeiter. Und zu viel des Guten, wovon zum Beispiel Arbeiter mit schwerer körperlicher oder monotoner Arbeit ein Lied singen können, ist ebenfalls ungesund.
Um zur richtigen Diagnose zu gelangen, zählen daher alle aktuellen Symptome, auch solche, die man vielleicht nicht sofort mit der Gelenkerkrankung (Fachbegriff Arthropathie, von griechisch arthron: Gelenk und pathos: Leid) in Verbindung bringt.
Was sind Gelenkschmerzen?
Unter Gelenkbeschwerden versteht man Symptome, die in einem Gelenk oder im Bereich seiner umgebenden Bänder, Sehnen und Schleimbeutel auftreten. Gelenkschmerz an den Gelenken und am Bewegungsapparat allgemein ist die häufigste Ursache für Frühberentung in Europa. Besonders häufig sind Knieschmerzen, Hüftschmerzen, Rückenschmerzen und Entzündungen an den Fingergelenken.
Die Schmerzen können von Erwärmung, Gelenkschwellung und Gelenksteife begleitet sein und nur zu bestimmten Zeiten (Nacht- und Ruheschmerz) oder auch dauerhaft auftreten. Wie sich die Schmerzsymptomatik genau äußert, also wo der Schmerz lokalisiert ist und wie das Gelenkspiel aussieht, lässt wichtige Rückschlüsse auf die Ursache zu.
Zu den häufigsten Ursachen gehört der Gelenkverschleiß (Arthrose), der sich durch Belastungsschmerzen bemerkbar macht. Der schützende Gelenkknorpel ist durch Fehl- und Überbelastung beschädigt und die Knochen reiben im Extremfall aneinander.
Zwei Prozent der Bevölkerung plagt eine Gelenkentzündung (Arthritis). Die häufigste Form ist Rheuma (rheumatoide Arthritis) – eine Autoimmunkrankheit, bei der das eigene Immunsystem Gelenke angreift und zerstört. Besonders betroffen ist die Gelenkinnenhaut der Fingergelenke, Hand- und Fußgelenke. Klassische Entzündungszeichen sind gerötete, geschwollene und überwärmte Gelenke.
Daneben haben Gelenkbeschwerden oft ganz überraschende Auslöser. Jede Entzündung kann auf die Gelenke schlagen. Da sind auch Erkrankungen von Haut, Darm, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit einbegriffen.
Naturheilkundliche Behandlung bei Gelenkschmerzen: Heilpflanzen, Hausmittel und Ernährung
Schmerzzustände bei Gelenkbeschwerden mit Schmerzmitteln zu behandeln, wie es schulmedizinisch üblich ist, ist auf Dauer kritisch zu sehen. Auf lange Sicht sind die naturheilkundlichen Verfahren wie Heilpflanzen, Hausmittel und Physiotherapie die nebenwirkungsärmsten Behandlungsmethoden und sollten den Vorzug erhalten. Wichtige Heilpflanzen sind Teufelskralle, Weihrauch und Weidenrinde, die Homöopathie schwört auf Rhus toxicodendron.
Ursache behandeln, nicht das Symptom
Eine nachhaltige Therapie behandelt die Ursachen der Gelenkbeschwerden und nicht das Symptom „Schmerz“. Daher hat die Diagnose eine entscheidende Bedeutung. Ausheilung der Gelenkbeschwerden ist nicht immer möglich, wohl aber eine Besserung der Lebensqualität.
Ursachen: Was führt zu Gelenkschmerzen?
Gelenkbeschwerden haben viele und oft auch ganz „versteckte“ Ursachen. Ein Blick auf die Übersicht lohnt sich in Hinsicht auf Vorbeugung und Therapie. Grundsätzlich kann das Schmerzgeschehen unterteilt werden in
- Schmerzen durch Gelenkverschleiß (Osteoarthrose) und
- Schmerzen durch Gelenkentzündungen (Arthritis).
In der Liste finden Sie die häufigsten zugrunde liegenden Krankheiten hinter Gelenkschmerzen. Weiterführende Informationen finden Sie jeweils im verlinkten Hauptartikel zu dieser Erkrankung:
1. Häufigstes Gelenkleiden: Schmerzen durch Gelenkverschleiß (Osteoarthrose)
Gelenkabnutzung (synonym Arthrose, Osteoarthrose, Arthrosis deformans) durch einseitige Bewegungsmuster über Jahrzehnte, Übergewicht oder Überbelastung führt zum Verschleiß der Gelenke. Es ist aber vor allem eine typische Alterserkrankung, denn Verschleiß der Knorpel allein durch das Lebensalter ist einer der Hauptfeinde der Gelenke. Knieschmerzen sind mit rund 60 Prozent am häufigsten.
Riskante Berufe: Wer schwer heben muss (Bauarbeiter, Umzugsunternehmen), Stößen ausgesetzt ist (Presslufthammer, Fußballer), knien muss (Fliesenleger) oder monotone Bewegungen ausführt (Fließband, Kassiererin), hat ein hohes Arthrose-Risiko. Achtung bei angeborenen Fehlstellungen: Auf X- oder O-Beine, Hüftdysplasien und andere Besonderheiten sollte man bei der Berufswahl Rücksicht nehmen.
Weitere Ursachen von Osteorthrose und Gelenkschmerzen
- Sportverletzungen und Unfälle: Wenn ein Bruch schlecht verheilt ist oder zu instabilen Gelenken oder Fehlhaltungen führt, kann auch das vorzeitige Arthrose bedeuten.
- Auch Schäden an den Gelenkstrukturen wie Sehnen, Bändern, Muskeln oder Schleimbeuteln äußern sich mit Gelenkbeschwerden. Durch eine Überlastung beim Sport oder ungewohnten Überkopfarbeiten im Haushalt kann es zum Beispiel zu einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) im Schultergelenk kommen. Schleimbeutel haben eine Pufferfunktion und reduzieren so die Reibung und den Druck, der zwischen Muskeln, Sehnen und Knochen entsteht. Insofern kann es auch zu Schleimbeutelentzündungen an Knie, Ellenbogen oder Hüfte kommen.
Die Arthrose kann in eine entzündliche Form übergehen. Man spricht dann von „aktivierter Arthrose“.
2. Schmerzen durch Gelenkentzündungen (Arthritis)
Arthritis ist der Oberbegriff für alle entzündlichen Gelenkerkrankungen, die sehr viel mit dem Stoffwechsel, Infektionen und Entzündungsneigung zu tun haben. Ursachen der Gelenkschmerzen sind:
Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung ...
... und wird umgangssprachlich meist nur als „Rheuma“ bezeichnet. Die Körperabwehr greift bei Rheuma eigene Strukturen an und zerstört durch die Entzündung und weitere fehlgeleitete Abwehrprozesse die eigenen Gelenke. Der Mediziner unterscheidet bis zu 100 rheumatische Krankheitsbilder. Typisch für rheumatoide Arthritis ist, dass sich mehrere Gelenke entzünden (Polyarthritis) und die Gelenkschmerzen seitengleich zunächst in den kleinen Zehen- und Fingergelenken auftreten (siehe Abbildung). Ein frühes Symptom ist die Morgensteifigkeit einzelner Gelenke mit Anlaufschmerz, später auch Rheumaknoten vorzugsweise im Ellenbogenbereich.
Weitere Ursachen für Gelenkschmerzen durch Arthritis
- infektbedingte Arthritis: Bakterielle Infektionen wie Streptokokken oder Borrelien (übertragen Lyme-Borreliose) und virale Infektionen (wie bei Masern, Windpocken, Hepatitis C) können zu Gelenkschmerzen führen.
- Morbus Bechterew: eine entzündlich-rheumatische Erkrankung vor allem der Wirbelsäule und des Kreuzbeins
- Hauterkrankungen wie Schuppenflechte erhöhen die Entzündungsbereitschaft und können zur Psoriasis-Arthritis führen.
- Das Sjögren-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine entzündliche Zerstörung der Speichel- und Tränendrüsen. Durch die fehlende Flüssigkeit kommt es zu trockenen Augen und einem trockenem Mundgefühl. Begleitend treten Gliederschmerzen, Raynoud-Syndrom (Durchblutungsstörungen der Finger) und Lymphknotenschwellungen auf. Häufig entwickeln Sjögren-Patienten im späteren Leben Lymphome.
Gelenkschmerzen durch Erkrankungen des gesamten Körpers (Systemerkrankung)
Entzündliche Gelenkbeschwerden folgen oft auf andere entzündliche Krankheiten, bei denen Organe wie Haut und Darm erkrankt sind oder die Erkrankung ist systemisch und betrifft den ganzen Körper.
- Entzündliche Darmerkrankungen greifen oft auf die Gelenke über (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Laktoseintoleranz und Nahrungsmittelunverträglichkeiten).
- Systemischer Lupus erythematodes: seltene Autoimmunerkrankung mit Entzündung vorwiegend des Bindegewebes und der Blutgefäße (Vaskulitis). Da der gesamte Körper von Bindegewebe und Blutgefäßen durchzogen ist, finden sich entsprechende entzündliche Veränderungen an Muskeln/Gelenken, Haut, Lunge, Niere (Lupusnephritis), Herz oder Gehirn und es kommt auch zu Lymphknotenschwellungen. Die Diagnostik ist schwierig, ein Parameter bei den Blutwerten sind antinukleäre Antikörper (abgekürzt ANA).
- Progressive systemische Sklerose/Sklerodermie: Auch bei dieser seltenen Erkrankung ist das Bindegewebe betroffen (Kollagenose). Es beginnt zu verhärten (Sklerose), so dass sich auch Sehnen und Muskulatur entsprechend verändern. Die Folge sind Einschränkungen der Gelenkfunktion: etwa die Hälfte der Patienten klagt über Gelenk- und Muskelschmerzen. Die Sklerodermie verursacht zahlreiche Hautveränderungen: Hände und Finger wirken aufgedunsen und gespannt ("Wurstfinger").
- Gelenkschmerzen durch Sarkoidose (Morbus Besnier-Boeck-Schaumann): Bei Sarkoidose kann sich der ganze Körper entzünden. Eine typische Reaktion darauf sind knötchenförmige Gewebeneubildungen (Granulome), von denen fast jedes Organ betroffen sein kann. Klinisch am häufigsten sind dies: Lymphknoten, Lunge, Haut und Augen. Das Skelettsystem ist zu 10 bis 15 % befallen, hier manifestieren sich die Gelenkschmerzen am Sprunggelenk.
Gelenkschmerzen durch Stoffwechselstörungen mit Kristallablagerungen in den Gelenken
- Gicht: Bei Gicht ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Diese Harnsäuresalze (Urate) lagern sich vor allem im Großzehengrundgelenk ab. Bei einem akuten Gichtanfall kommt es zu heftigen Gelenkschmerzen mit Rötung und Schwellung.
- Pseudogicht: Bei Pseudogicht (Chondrokalzinose) lagert sich Kalziumpyrophosphat im Gelenkknorpel ab und führt zu Gelenkentzündungen. Betroffen sein können Bandscheiben, Schultergelenk und Sprung- oder Ellbogengelenk.
- Auch andere Stoffwechselerkrankungen wie hohe Fettwerte oder Diabetes äußern sich mit Gelenkschmerzen.
Ursachen: Welche Gründe sonst noch zu Gelenkschmerzen führen können
- Chronische Müdigkeit: Ungeklärt ist bisher, warum dieses Syndrom zu Gelenkschmerzen führt.
- Psychosomatische Mitursachen wie chronischer Stress sind für diverse Schmerzzustände und Funktionsstörungen durch Verspannungen bekannt (Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Fibromyalgie)
- Osteoporose: Knochenentkalkung nach den Wechseljahren führt nicht nur zu Knochenschmerzen, sondern auch Gelenkbeschwerden.
- Medikamente: Gerade wenn viele verschiedene Medikamente eingenommen werden, entgleist die Darmflora, was wiederum Gelenkbeschwerden verursachen kann.
- Grippe: ein typisches Symptom sind Gliederschmerzen, die auch als Gelenkschmerzen wahrgenommen werden.
Wann sind Gelenkschmerzen gefährlich?
Notfälle: Immer wenn Gelenkschmerzen nicht alleine auftreten, besteht erhöhte Aufmerksamkeit.
Etwa wenn bei starker Gelenkschwellung auch noch Fieber oder Schüttelfrost bestehen, könnte es sich um eine lebensbedrohliche Infektion handeln. Auch ein Zusammenhang mit Nacken- und Kopfschmerzen, Lichtscheu ist problematisch (Hirnhautentzündung). Schulterschmerzen mit Luftnot, Schwäche und Schweiß (auch Nackenschmerzen) zeigen mitunter einen Herzinfarkt an. Dann ist der Notarzt zu rufen.
- Sehr selten sind Erbkrankheiten wie Hämochromatose und Bluterkrankheit (Hämophilie) Ursache der Gelenkbeschwerden. Dies ist der Fall wenn es bei der Hämophilie durch eine Verletzung zu Blutungen in Muskeln und Gewebe kommt, die durch einen Gendefekt nicht mehr aufhören zu bluten, da der Gerinnungsfaktor fehlt. Die Gelenkblutung führt zu akuten Schmerzen und ist ein medizinischer Notfall. Der Patient muss sofort ins nächste Hämophiliezentrum gebracht werden.
Behandlung: Was hilft bei Gelenkschmerzen?
Naturheilkundliche Behandlung bei Gelenkschmerzen: Heilpflanzen, Hausmittel und Ernährung
Bei akuten Gelenkschmerzen ist Schonung angesagt, denn wenn das Gelenk hochrot entzündet, heiß und geschwollen ist, will man sich auch nicht bewegen. Schmerzzustände bei Gelenkbeschwerden mit Schmerzmitteln zu behandeln, wie es schulmedizinisch üblich ist, ist auf Dauer kritisch zu sehen. Auf lange Sicht sind die naturheilkundlichen Verfahren wie Heilpflanzen, Hausmittel und Physiotherapie die nebenwirkungsärmsten Behandlungsmethoden und sollten den Vorzug erhalten. Auch leichte Bewegung ist ein „Muss“ und zwar bei jeder Therapiekombination. In vielen Fällen kann eine Ernährungstherapie oder Abnehmen die Lösung sein.
Folgende Behandlungsbausteine gibt es
Seele im Blickfeld
Bei verschiedenen Gelenkbeschwerden, sowie Rücken- und Nackenschmerzen, spielt auch die Psyche als Auslöser eine nicht zu unterschätzende Rolle. Jede Form von chronischem Stress fördert Schmerzen am Bewegungsapparat. Aber auch Schmerzen und Einschränkungen schlagen sekundär auf die Stimmung. Ein Grund mehr auf die Seele zu hören.
Zu welchem Arzt bei Gelenkschmerzen?
Erste Anlaufstelle sollte Ihr Hausarzt sein, denn er kennt Sie schon länger und kann am besten beurteilen, welche Ursache hinter Ihrem Gelenkschmerz stecken kann. Eine Blutuntersuchung kann klären, ob die Gelenkbeschwerden durch eine Stoffwechselerkrankung, Infektion oder wegen rheumatoider Arthritis ausgelöst werden. Mögliche Fachärzte, an die dann überwiesen wird, sind Orthopäden oder Rheumatologen.
Heilpflanzen zur Linderung bei Gelenkschmerzen
Die vornehmlich symptomatische Heilwirkung der Heilpflanzen wird erreicht durch folgende Eigenschaften:
- Entzündungshemmend: Arnika, Beinwell, Teufelskralle, Weidenrinde, Weihrauch
- Schmerzlindernd: Arnika, Pappel, Teufelskralle, Weidenrinde
- Durchblutungsfördernd: Campher, Cayennepfefferextrakt, Heublumen, Kiefernnadelöl
Wann tritt die Wirkung ein?
Bei oral einzunehmenden pflanzlichen Produkten ist erst nach circa dreiwöchiger Anwendung mit einer befriedigenden Wirksamkeit zu rechnen. Bei Cremes und Salben, die auf die Haut aufgetragen werden, werden die Schmerzen dagegen rasch gelindert.
Heilpflanzen bei Osteoarthrose
Tabletten aus der Afrikanischen Teufelskralle verhindern den Abbau von Knorpelgewebe bei entzündlichen Vorgängen. Dabei sprechen chronische Gelenkentzündungen besser auf eine Therapie mit Teufelskrallenwurzel an als akut entzündliche Beschwerden.
Arthrose begegnet die Phytotherapie außerdem mit Brennnesselprodukten (wie Frischpflanzenpresssaft, Tabletten mit Extrakt) oder Weidenrindenextrakt.
Heilpflanzen gegen Entzündungen/Rheuma
Umschläge mit Extrakten aus Arnikablüten und Beinwellwurzel lindern die Beschwerden. Innerlich anzuwenden sind die antientzündlichen Extrakte von Pappel-/Weidenrinde, Weihrauch und Teufelskrallenwurzel.
An Weihrauch wird derzeit intensiv geforscht, viele kleinere Studien vor allem aus Indien zeigten bei den behandelten Patienten eine Reduktion der Gelenksteifigkeit und Gelenkschmerzen von bis zu 60 %.
Weitere Heilpflanzen je nach Problemzone
- Verkrampfungen lösen durch durchblutungsfördernde Effekte: Sehr häufig kommt der Schmerz nicht direkt aus dem Gelenk, sondern den Muskeln. Sehr wohltuend wirken sich dann Wärmesalben aus. Sie enthalten Wirkstoffe aus Eukalyptus (Cineol), Fichten/Kiefernnadelöl, Rosmarinöl, Campher oder Lärchenterpentin. Die schmerzhafte Hautreizung ist ein durchaus erwünschter Nebeneffekt. Bei Chilisalben oder Senfmehlauflagen ist dies das Hauptprinzip: Schmerz hilft tatsächlich gegen Schmerz, Studien belegen diesen Sachverhalt.
- Stress und Psyche besänftigen: Johanniskraut wirkt gut gegen ein Stimmungstief und hat daneben auch eine antientzündliche Wirkung (mehr unter Stress). Als Öl („Rotöl“) in die Haut gerieben entspannt es auch die Muskeln. Bei Schlafstörungen und Unruhezuständen punkten andere Heilpflanzen wie der Baldrian (Extrakt).
- Stoffwechsel entgiften: Eine Durchspültherapie mit Tees aus entzündungslinderen Heilpflanzen wie Goldrutenkraut, Birkenblättern, Spargelwurzelstock und Brennnesselwurzel entsorgen die Gifte, die den Stoffwechsel belasten. Bei Gicht fördert man die Entwässerung zusätzlich mit Kürbiskernen oder Grünem Tee.
- Sportverletzungen lindern: Bei Verstauchungen, Blutergüssen und Prellungen kühlen Inhaltsstoffe aus Campher und Pefferminzöl die Gelenkentzündung. Bewährt haben sich weiter Arnika- oder Beinwellauflagen (mehr unter Sportverletzungen).
- Schwellungen: Die Enzymtherapie mit zum Beispiel Bromelain aus der Ananas erwies sich in Studien tatsächlich als abschwellend. Sie baut entzündliche Komplexe ab und erleichtert die Umstimmung des Stoffwechsels.
Mit der Kraft der Mistel
Die Mistel kennen die meisten Menschen durch die Comicserie „Asterix und Obelix“. In der Tat handelt es sich um eine alte Heilpflanze mit überzeugender Wirkung bei Gelenkschmerzen, das hat auch die Kommission E anerkannt: Die Misteltherapie gilt als so genannte Segmenttherapie als hilfreich bei degenerativ-entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie Osteoarthrose und Arthritis. Dabei werden Mistelextrakte an verschiedenen Reizpunkten unter die Haut gespritzt.
Hilfreiche Öle aus Nachtkerze oder Schwarzkümmel
Diverse Öle dämpfen den entzündlichen Stoffwechsel. Nachtkerzensamenöl erwies sich in etlichen Studien hilfreich bei Rheuma. Wenn Allergien, Entzündungen und Magen-Darmbeschwerden den Stoffwechsel auf die entzündliche Seite kippen lassen, kann das Schwarzkümmelöl lindernd eingreifen.
Homöopathische Mittel
Welche homöopathischen Mittel geeignet sind, häng sehr von der individuellen Krankengeschichte ab. Dies kann nur ein ausführliches Gespräch mit einem erfahrenen Homöopathen klären.
In homöopathischen Dosen ist der Eisenhut schmerzlindernd. Zusammen mit Campher und Lavendelöl sorgt er nach der Massage für nachlassende Schmerzen.
Häufig bei Gelenkbeschwerden werden eingesetzt:
Siambenzoesäure (Acidum benzoicum): Spezialmittel bei rheumatischen Gelenkbeschwerden mit springendem Charakter und Gicht. Konzentriert (Verdünnung D1) kommt das Mittel zum Einreiben in Frage.
Marmorkalk (Causticum): Gegen chronische Gelenkschmerzen verbunden mit großer Schwäche, chronische Arthrose mit Gelenkverformungen, Bedürfnis nach Bewegung.
Bittersüßer Nachtschatten (Dulcamara): Akute Entzündung mit Steifheit in Lenden und Nacken. Beschwerden ausgelöst durch Kälte und Nässe.
Giftsumach (Rhus toxicodendron): Bei verschiedenen Beschwerden des Bewegungsapparates und Schmerzzuständen; während Nässe und Kälte schlimmer, besser bei Bewegung; Patient unruhig und drängt nach Bewegung.
Achtung: Körperliche Schäden durch Entzündung und Abnutzung können auch mit Homöopathie nicht regeneriert werden, möglich wäre eine Linderung der Symptome.
Ernährung: Das sollten Sie essen bei Gelenkschmerzen
Eine basenbetonte Kost mit viel frischem Obst und Gemüse und wenig tierischen Fetten fördert gesunde Gelenke. Auch Omega-3-Fettsäurekapseln (besonders aus Fisch) gehören zu einer gesunden (antientzündlichen) Ernährung. Entzündungsfördernd dagegen sind tierische Produkte aus Fleisch, Eiern und Milch, allen voran sei hier die Arachidonsäure genannt.
Omega-3-Fettsäuren gegen Entzündungen
Die moderne Biochemie brachte es ans Licht: Die Ernährung entscheidet auch darüber, ob wir im Körper die entzündlichen oder die anti-entzündlichen Vorgänge fördern. Entscheidend ist der Anteil der Omega-3-Fettsäuren – sie bekämpfen die Entzündung. Die Omega-6-Fettsäuren sind die Gegenspieler und bei Abwehr und Entzündung beteiligt. Beide Öle sind lebensnotwendig und sollten im richtigen Verhältnis in der Nahrung vorhanden sein (Omega 3:Omega-6-Verhältnis von 1:5). Eine Reihe von pflanzlichen Ölen ist dazu perfekt geeignet. Andere Fette aus Palmöl oder Butter und fette Milchprodukte sollte man meiden. Ihre gesättigten Fette und Transfette braucht der Körper nicht.
Ganz allgemein gilt: Das beste – und nebenbei auch schmackhafteste – Vorbild ist die mediterrane Küche.
Nahrungsergänzung
Auch der Knorpel will richtig ernährt werden
Nicht nur Muskeln und Knochen brauchen eine geregelte Ernährung, auch der Knorpel hat spezielle Anforderungen. Knorpelbestandteile wie Glucosamin oder Chondroitinsulfat aus tierischem Knorpel erleichtern den Knorpelzellen den Stoffwechsel. Wissen muss man allerdings, dass die Knorpelzellen in einen dicken Mantel von Knorpelgewebe eingepackt sind. Alle Nährstoffe erreichen die Zellen nur langsam. Daher müssen alle Gelenke begleitend beansprucht werden. Dabei nimmt der Knorpel die Stoffe ähnlich wie ein Schwamm auf. Nach jedem Ausdrücken saugt er sich voll.
Achtung: Bei starker Abnutzung machen diese Stoffe den Substanzverlust nicht mehr wett
Für ein starkes Bindegewebe und einen gesunden Knochenstoffwechsel sorgen Vitamine (wie Vitamin C und E) und andere Antioxidantien (aus Obst- und Gemüse-Extrakten).
Der Knochen schätzt Mineralstoffe wie Magnesium, und ganz besonders bei älteren Menschen und Heranwachsenden Calcium und Vitamin D.
Heilpflanzen und Vitalstoffe, die bei Gelenkschmerzen helfen können
Hausmittel und Tipps für den Alltag
Was Sie selbst tun können
- Wärme oder Kälte: Bei hochentzündlichen Zuständen und Verletzungen tut Kühlen wohl, Arthrose mag es lieber mollig war. Dabei gilt: feuchte Wickel sind deutlich effektiver als „trockene“ Anwendungen.
- Hausmittel wie Quark (mehr zu Quarkwickeln) und Heilerde verstärken die kühlende Wirkung.
- Umschläge, kalte Waschungen und Güsse betäuben den Schmerz und reduzieren die Schwellung. Achtung: Nicht zu kalt und nicht zu lange auflegen. Der Körper reagiert auf Unterkühlung im Anschluss mit einer Überwärmung und gerade das möchte man lindern.
- Kohlblätter: Ein uraltes kühlendes Hausmittel sind Kohlblätter. Sie werden mit dem Nudelholz gequetscht. Mit einer Mullbinde oder einem Schal lassen sie sich auf dem Gelenk befestigten.
- Heublumen-Säckchen werden über Dampf angewärmt.
Tipps für den Alltag
- Pluspunkt Training: Trainierte Menschen stecken Belastungen besser weg. Für eine gesunde Körperhaltung braucht man ausreichend kräftige Muskeln! Aber Spitzenleistungen und monotone Bewegungsabfolgen schaden mehr, als sie nutzen!
- Ausgleich: Monotone Körperhaltungen erhöhen das Risiko für Krämpfe und Knorpelschäden. Knirschende Geräusche sind ein Warnzeichen. Machen Sie regelmäßig Pausen. Dabei bewegen Sie die Gelenke ohne Belastung. Erst dann kann sich der feine Film aus Gelenkschmiere erneuern.
- Bandagen und Orthesen: Im Fachhandel gibt es verschiedene Hilfsmittel, die auf die einzelnen Gelenke zugeschnitten sind. Sie entlasten das Gelenk bei Belastungsspitzen und begünstigen so die Heilung. Zur Daueranwendung sind sie nicht geeignet: Sie schwächen die Muskulatur.
- Wärmesalben oder kühlende Öle sind praktisch und auch unterwegs immer zur Hand (siehe Heilpflanzen).
- No-Go Übergewicht: Wer zu viel Gewicht mit sich herumträgt hat stärkere Schmerzen. Abnehmen zahlt sich auch hier aus!
Zusätzliche Maßnahmen aus der Naturheilkunde
Es gibt eine große Anzahl von Methoden aus der Naturheilkunde, die die Muskulatur stärken, Blockaden lösen können oder einem helfen, entspannter mit möglichen Schmerzen umzugehen. Diese gehören zum therapeutischen Gesamtkonzept.
Eine Auswahl:
- Bewegung, Bewegung: Welche Ihnen und Ihrer Muskulatur gut tut
- Behandlung durch Physiotherapie/Manuelle Therapie, Feldenkrais oder Rolfing
- diverse Entspannungsverfahren zur Stressprophylaxe
- Akupunktur: Besserung der Gelenkfunktion und Schmerzverringerung
- Therapie mit Wasser
- Elektrotherapie
Schulmedizin
Zunächst muss die Ursache der Gelenkbeschwerden vorrangig behandelt werden. Wenn allerdings die Zerstörung des Gelenks bereits eingesetzt hat, sind die Schäden kaum rückgängig zu machen. Knorpelgewebe kann im Gegensatz zu Muskeln, Knochen und Sehnen nur schlecht regenerieren.
Paracetamol bei Gelenkschmerz
Sind die Gelenkbeschwerden mit schweren Schäden verbunden oder liegt ein hochakuter Zustand vor, können für einen möglichst kurzen Zeitraum konventionelle Analgetika gegeben werden (erste Wahl Paracetamol).
Hauptursachen: Entzündung
Nicht Steroidale Antirheumatika (= NSAR) setzt man wegen erheblicher Nebenwirkungen, besonders als Dauertherapie bei Gelenkbeschwerden, nur zurückhaltend ein. Bei mehr als drei Tagen Therapiedauer und bei empfindlichem Magen sind Medikamente zum Magenschutz sinnvoll.
Halten die Gelenkbeschwerden über mehr als vier bis sechs Monate an, müssen unter Umständen sogenannte „Basistherapeutika“ gegeben werden wie Sulfalazin, eventuell Methotrexat, Methocarbamol, Kortisonderivate (wird auch in das Gelenk gespritzt). Letztere haben bei höheren Dosen erhebliche Langzeitnebenwirkungen zur Folge. Kortison bedroht den Knorpel! Vorbeugend müssen unter Kortisontherapie vom Arzt häufig Kalzium und Vitamin D eingesetzt werden. Zur Behandlung von entzündlichen Gelenkbeschwerden siehe auch Artikel Entzündungen und Arthritis.
Infektbekämpfung
Gelenkentzündungen durch Borreliose (Lyme-Arthritis) behandelt man mit Antibiotika (Doxycyclin, Ceftriaxon, Cefotaxim, Penicillin G). Auch andere infektiöse Erkrankungen mit Gelenkbeschwerden (Zähne, Mandeln, Darm, Blase, Geschlechtsorgane, Haut) bedürfen einer entsprechend angepassten Therapie mit einer vollständigen Sanierung der Herde.
Letzter Ausweg: Operation
In schweren Fällen von chronischer Gelenkentzündung oder Deformationen bleibt nur noch die Chirurgie. Neben Knochenkorrekturen wird mitunter auch die Gelenkhaut (Synovialis) teilweise entfernt, um die Entzündung zu verringern. In weit fortgeschrittenen Fällen mit schwerer Arthrose und/oder Gelenkdeformation werden Teil- oder Totalendoprothesen eingesetzt. Ein neueres Therapieverfahren ist die Radiosynoviorthese, bei der Beta-Strahlen (Elektronenstrahl) kurzer Reichweite genutzt werden, um die Entzündung an der Gelenkinnenhaut zu stoppen. Insgesamt sind Operationen bei Knochen- und Knorpelschaden ein Gebiet laufender Innovationen.
Häufige Fragen
Was tun bei Gelenkschmerzen bei Morbus Crohn?
Gegen die häufig mit der Krankheit assoziierten Gelenkschmerzen könnte die Heilpflanze Teufelskralle eine wirksame Option sein.
Was tun bei Gelenkschmerzen in den Wechseljahren?
Gelenkschmerz bei Frauen in den Wechseljahren tritt in erster Linie durch Mangel an den Hormonen Östradiol und Progesteron auf, aber auch viele andere Hormone und Hormonsysteme spielen dabei eine Rolle. Hier können Östrogene helfen, dies sollte aber in Rücksprache mit Ihrem Arzt erfolgen. Grundsätzlich können bei der Hormon-Ersatztherapie auch viele Behandlungsfehler passieren, es muss darauf geachtet werden, dass natürliches Östradiol gegeben wird und zwar nicht oral, sondern als Gel oder Pflaster.
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Was einnehmen bei Gelenkschmerzen?
Das hängt davon ab, ob Sie eher der Schulmedizin vertrauen oder lieber Präparate aus Heilpflanzen einnehmen möchten. Schmerzmittel der Schulmedizin wirken schneller, haben aber auch mehr Nebenwirkungen.
Bei beiden gilt: Eine nachhaltige Therapie behandelt die Ursache der Gelenkbeschwerden und nicht das Symptom „Schmerz“. Daher steht am Anfang der Therapie immer die Diagnose.
Weitere Artikel zum Thema
Quellen/Weitere Informationen
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- Hoffmann-La Roche AG und Urban & Schwarzenberg: Roche-Lexikon Medizin, 5. Auflage, München, Wien, Baltimore, 2003
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- Kochen, M. M. (Hrsg.): Allgemein- und Familienmedizin, MLP - Duale Reihe, 2. Auflage, Hippokrates, Stuttgart, 1998
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- Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2007
- Schimmel, K.-C., Anemueller, H.: Lehrbuch der Naturheilverfahren, Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1986
- Schmiedel, V., Augustin, M.: Handbuch Naturheilverfahren,1. Auflage, Karl F. Haug Fachbuchverlag, 1997
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- Schmiedel, V. und Augustin, M.; Das große Praxisbuch der Naturheilkunde, Gondrom Verlag, Bindlach, 2004
- Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Nachdruck, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010