Behandlungsprinzip
In der Spagyrik wird angenommen, dass alles was lebt, aus einem Urstoff besteht und von einer unsichtbaren Lebenskraft beseelt wird.
Diese Lebenskraft wird in die drei philosophischen Prinzipien der Alchemie unterteilt:
- „Sal“, das materialistische Prinzip oder Körper, die Gerüststoffe der Pflanze
- „Sulfur“, das feinstoffliche oder formgebende und brennbare Prinzip, die Seele (Aromastoffe, ätherische Öle)
- „Mercurius“, das belebende Prinzip, die Heilkraft, welche zwischen Sal und Sulfur vermittelt, auch das Flüchtige und der Geist (Alkohol, der bei der Vergärung der Pflanze entsteht).
Metalle verkörpern in der Spagyrik bestimmte Eigenschaften und Kräfte. Aus diesem Grunde enthalten spagyrische Mittel häufig in hoch verdünnter Form metallische Bestandteile. Als Symbol für diese Kräfte stehen die Namen von Planeten. Spagyrik ist keine Astrologie in unserem heutigen Sinn. Bei einigen Verfahren werden bei der Herstellung dennoch natürliche Rhythmen besonders berücksichtigt und Stand von Sonne, Mond und Planeten beachtet. Zum Beispiel:
- Sonne – Gold – "erwärmende" und tonisierende Kraft
- Mond – Silber – kühlende, beruhigende Kraft
- Merkur – Quecksilber – vermittelnde Wirkung
- Venus – Kupfer – harmonisierend und entspannend
- Mars – Eisen – kämpferische und überwältigende Prinzip
- Jupiter – Zinn – energiefördernde, energieerhaltende und stabilisierende Kraft
- Saturn – Blei – festigende, beruhigende und auch kühlende Kraft
Die Spagyrik hält auch Pflanzen für Träger von "Planeten-Eigenschaften". Dabei sind die Kräfte der einzelnen Heilpflanzen häufig Mischformen – das bedeutet, sie vereinen eventuell auch mehrere "Planeten-Kräfte".
Beispiel: Johanniskraut ist in der Spagyrik eine "Sonnen-Pflanze". Es soll die Aufnahme von "Licht" verbessern. Daher werden Medikamente mit Johanniskraut zu aufhellenden, aktivierenden, regenerations- und heilungsfördernden Zwecken angewandt.
Herstellung spagyrischer Arznei
In der Spagyrik wird das Heilmittel in wertvolle und nutzlose Bestandteile aufgeteilt. Nach dem extrahieren der nützlichen Bestandteile werden verschiedene dieser reinen Substanzen vereint, so soll sich ein veredeltes Heilmittel gewinnen lassen. Stoffe aus dem : Pflanzen, Tier-, Mineralreich werden schonend verwendet. So werden beispielsweise die Heilpflanzen im Idealfall in kontrolliertem Wildwuchs angebaut.
Die Zubereitung der Medikamente in der Spagyrik ist ein mehrstufiger Laborprozess.
Zum Einsatz kommen verschiedenste chemische und mikrobiologische Verfahren wie
- Extraktion mit verschiedenen Lösungsmitteln und Erwärmen
- Fermentationsprozesse mit Mikroorganismen
- Destillation
- Verbrennen, Rösten, Brennen
Im Anschluss können die gewonnenen Bestandteile nach homöopathischen Regeln potenziert werden. Nach Rezept werden die entstandenen Verdünnungen vereinigt und dann noch einmal gemeinsam verdünnt. Dieser Kombinationsprozess wird als Konjugation oder Konjunktion bezeichnet. So vereinigt man z.B. Metalle mit Pflanzen, Metalle mit Metallen und Kombinationen mit Kombinationen.
Spagyrische Arzneimittel
Es existieren verschiedene gängige Darreichungsformen spagyrischer Arznei: Tropfen, Tabletten, Kapseln, Linimente, Salben, Sprays und als Injektion. Es handelt sich um reine oder potenzierte Extrakte und Kombinationen, die je nach Beschwerden durch den Heilpraktizierenden zusammengestellt werden oder in generalisierter Zusammensetzung käuflich zu erwerben sind.