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Meerrettich: Heilpflanze des Jahres 2021

Der Meerrettich hat kleine weiße Blüten.
© Wikipedia

Meerrettich - Das pflanzliche Penicillin

Meerrettich kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden: Bei Erkältungskrankheiten oder Infektionen der Harnwege ist er ebenso beliebt wie zur Unterstützung des Immunsystems.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Meerrettich: Das Wichtigste im Überblick

Seit dem Mittelalter ist die Schärfe eine beliebte Speisewürze, um das Essen schmackhaft und verträglich zu machen, denn Meerrettich regt auch Galle und Magen an. Im Winter lieferte er wichtiges Vitamin C.

Das bayerische Penicillin

Aber der Meerrettich (Armoracia rusticana) ist nicht nur ein scharf-schmeckendes Gemüse, er kann weit mehr. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung gegen verschiedene Bakterien und Pilze. An Zellkulturen konnte nachgewiesen werden, dass auch Grippe-Viren um 90 Prozent gehemmt wurden [2]. In Süddeutschland wird der Meerrettich wegen dieser antibiotischen Eigenschaft auch oft stolz „das bayerische Penicillin“ genannt.

Für Geschmack und Heilwirkung verantwortlich sind die Senföle. Diese können Bindungen mit Proteinen von Bakterien, Virus & Co. eingehen und so die Interaktion zwischen gefährlicher Mikrobe und der zu befallenden Zelle unterbinden.

Meerrettich darf sich Heilpflanze 2021 nennen

Die Experten-Jury des NHV Theophrastus kürte den Meerrettich zur „Heilpflanze des Jahres 2021“. Als Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, kürt der NHV Theophrastus die Heilpflanze des Jahres seit 2003, um auf die besonderen Schätze der Natur aufmerksam zu machen.

Meerrettich ist Top bei folgenden Krankheiten:

  • bei Blasenentzündung
  • Erkältung inklusive Entzündung der Atemwege (Katarrhe der Luftwege)

Verwendet wird Meerrettich als Hausmittel frisch gerieben oder als Frischpflanzenpresssaft. Gut wirksame und standardisierte pflanzliche Medikamente gibt es in Form von Filmtabletten, Bronchialtropfen oder Tinkturen.

Wie gut hilft Meerrettich?

Meerrettich: von Natur aus stark-reizend bis antibiotisch

Die Kommission E hat die Wirkung bei Katarrhen der Luftwege und leichten Infekten der Harnwege voll anerkannt. Die Kombination der Meerrettichwurzel mit Kapuzinerkressenkraut ist besonders wirksam und dieses Phytotherapeutikum wird zur Behandlung von Atemwegs- und Harnwegsinfekten eingesetzt. Es wird sogar in der offiziellen S3-Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich als pflanzliches Mittel bei Blasenentzündungen empfohlen. [3]

Das reizende Öl aus dem Meerrettich hilft außerdem bei leichten Muskelschmerzen und Krämpfen. Auch die träge Verdauung bringt man mit Meerrettichwürze auf Trab, er soll bei Appetitlosigkeit helfen.

Wichtig zu wissen: Bei Magen- und Darmgeschwüren ist die Heilpflanze nicht geeignet. In großen Mengen genossen, soll sie Erbrechen auslösen. Das isolierte unverdünnte Öl des Meerrettichs ist sogar giftig.

Mehr dazu: Nebenwirkungen des Meerrettichs.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Wie sieht Meerrettich aus?

Der Meerrettich (Armoracia rusticana) gehört zur botanischen Familie der Kreuzblütler (bot.: Brassicaceae) und ist eine ausdauernde Pflanze mit einer verdickten Speicherwurzel. Sie wird zur Herstellung von Arzneimitteln oder als Gewürz verwendet. 

Der mehrkantige Stängel ist im oberen Teil ästig verzweigt. Die Blätter sind glatt, ungleich gekerbt, am Grunde herzförmig und 30 bis 100 cm lang. Die wohlriechenden, kleinen und weißen Blüten sitzen in traubenförmigen Blütenständen.

Stark im Geschmack

Meerrettich ist schon seit der Antike bekannt. In Deutschland wird er erst seit dem Mittelalter angebaut. Gestampft und mit etwas Essig verrührt wird er zu Saucen verarbeitet und zu den verschiedensten Gerichten gereicht. Zu Zeiten, in denen man noch keinen Pfeffer kannte, waren Meerrettich und Senf die einzigen scharfen Gewürze der deutschen Küche und wurden entsprechend häufig verwendet.

Illustration Meerrettich aus
© Jan Kops

Die Heimat des Meerrettichs liegt in Ost- und Südeuropa. Heutzutage wird er in ganz Europa, Asien und Nordamerika angebaut. Japanischer Meerrettich (Wasabi) ist im Aroma vom europäischen Meerrettich kaum zu unterscheiden, jedoch hat er keine weiße, sondern eine grüne Farbe und ist im Geschmack etwas stärker.

Gewinnung

Die winterharten Wurzeln (Meerrettichstangen) werden 30 bis 40 cm lang (manchmal auch bis zu 60 cm) und vier bis sechs cm dick. Die Wurzeln sind von Ende September bis April frisch im Handel erhältlich. Meerrettichstangen sollen gerade gewachsen sein und weißes Fleisch haben. Graue Streifen sind unerwünscht. Die Wurzel darf maximal eine Verzweigung haben und muss mindestens 180 Gramm wiegen. Je älter die Wurzel wird, desto stärker ist sie im Inneren verholzt.

Aus der geriebenen Wurzel wird mit heißem Wasser ein Extrakt hergestellt. Alternativ kann der Presssaft der frischen Wurzel verwendet werden. Auch Verarbeitungen zu Sirup sind beschrieben.

Heilwirkung von Meerrettich

Antibiotische Wirkung

Viele Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütengewächse produzieren als Fraßschutz Senfölglycoside (Glucosinolate). Der scharfe Geschmack und die reizende Wirkung des Meerrettichs auf die Schleimhäute sind durch diese Senföle bedingt. Diese flüchtigen Substanzen werden durch Enzyme aus Glucosinolaten (hauptsächlich Sinigrin) gebildet. Die Glucosinolate und das Enzym Myrosinase sind zunächst in getrennten Zellen gespeichert. Werden die Zellen aufgebrochen, wie durch Insektenfraß oder bei Verarbeitung der Wurzel, mischen sich die Glucosinolate mit dem Enzym und es werden Senföle gebildet (vor allem Allylisothiocyanat). Sie schützen den Meerrettich vor Fraßfeinden und lösen auch beim Menschen starken Tränenfluss aus. Der scharfe Geschmack der Senföle regt die Verdauung an und steigert die Durchblutung der Schleimhäute.

Die Senföle sind fettlöslich und werden gut vom Körper aufgenommen. Sie sind sehr reaktiv und können an Proteine binden (kovalente Bindungen). Auf diese Weise wird die Aktivität der Enzyme von angreifenden Bakterien gehemmt. Die Senföle sind daher für die antibiotische Wirkung von Meerrettich mitverantwortlich.

Außer den Senfölen haben auch die Flavonoide (Flavon, Quercetin) antibiotische Wirkung. Diese Inhaltsstoffe wirken gegen grampositive und gramnegative Erreger sowie verschiedene Pilze. Man konnte zeigen, dass die antibiotisch wirksamen Substanzen auch in den menschlichen Organismus aufgenommen werden können: Nach dem Verzehr von 10-25 g Wurzel waren in 1-3 Stunden Substanzen im Harn nachweisbar, die das Wachstum des Bodenbakteriums Bacillus subtilis, des Darmbakteriums Escherichia coli und den Eitererreger Staphylococcus aureus hemmten.

Antioxidative Wirkung

Senföle und Flavonoide (Flavon, Quercetin) haben außerdem einen antioxidativen Effekt: Sie können nicht nur Radikale abfangen, sondern auch hochreaktive Verbindungen, wie sie bei Bestrahlung durch UV entstehen, in unschädliche Verbindungen überführen. Meerrettich wirkt daher einer Veränderung der Erbsubstanz DNA entgegen (anti-mutagen).

Wirkung gegen Krebs

Glucosinulate und deren Abbauverbindungen, die Isothiocyanate und Thiocyanate, wirkten im Tierversuch gegen Speiseröhren-, Magen-, Brust-, Leber- und Lungenkrebs. Ausschlaggebend für die Wirksamkeit ist neben der jeweiligen Substanz der Zeitpunkt der Verabreichung. Nur wenn das Isothiocyanat oder Thiocyanat vor der krebsauslösenden Substanz gegeben wurde, konnte eine Hemmung der Krebsentstehung beobachtet werden. Senföle lösen den "programmierten Zelltod" (Apoptose) aus und bewirken so das Absterben von Tumorzellen.

Entkrampfende Wirkung

Wurzelextrakte des Meerrettichs zeigten im Tierversuch eine direkte entkrampfende (spasmolytische) Wirksamkeit an der glatten Muskulatur (z.B. im Magendarmtrakte, den Gefäßen und Bronchien).

Wirkung bei Rheuma und Entzündungen

Meerrettich wird als Counterirritans bei Rheuma und Entzündungen eingesetzt. Das bedeutend, dass man durch die reizende Wirkung einen Gegenreiz zu den vorhandenen Schmerzen setzt. Das kann ähnlich wie die Akupunktur zu Schmerzlinderung und Reduktion der lokalen Entzündung führen.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Meerrettich wird frisch gerieben, getrocknet oder als Frischpflanzensaft verwendet. Im Handel erhältlich sind Kombinationspräparate, Anti-Infekt-Filmtabletten, Bronchialtropfen, Tinkturen, Pflanzendestillate zur Behandlung von Muskelschmerzen und Bleichlösungen zur Behandlung von Pigmentanomalien (unterschiedliche Hautfärbung) und Altersflecken.

Soweit nicht anders verordnet, wird eine mittlere Tagesdosis von 20 g Wurzel empfohlen. Generell können frische oder getrocknete zerkleinerte Wurzeln, Frischpflanzenpresssaft sowie andere Zubereitungen verwendet werden.

Verbreitet ist die Verwendung von Meerrettich zum Würzen von Saucen, Fleisch- und Fischgerichten. Da die Senföle leicht flüchtig sind, sollte Meerrettich den abgekühlten Speisen erst kurz vor dem Servieren zugesetzt werden. Getrockneter Meerrettich muss vor Verwendung in lauwarmem Wasser eingeweicht werden, damit sich die Senföle bilden können.

Das tränenreizende Allylisothiocyanat ist nicht hitzebeständig und löst sich mit der Zeit in wässrigen Lösungen. Zitronensaft kann diesen Vorgang verlangsamen.

Meerrettich: wie am besten aufbewahren und lagern?

Meerrettichwurzeln kann man im Kühlschrank bis zu einem Jahr aufbewahren. Allerdings sollte man dafür sorgen, dass die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist und die Temperatur um 0 bis 1°C liegt. Alternativ kann man die Wurzeln in feuchtem Sand im Keller lagern, dort sind sie mehrere Monate haltbar.

Produkte aus Meerrettich sollten immer frisch sein und erst kurz vor Verwendung zubereitet werden. Auch Tinkturen sind häufig nicht lange haltbar. Bitte beachten Sie die Angaben des Herstellers.

Alte Hausrezepte

  • Bei Verstopfung nimmt man 1/2 Teelöffel geriebenen Meerrettich in warmer Milch ein.
  • Bei Blasenentzündung und Husten die frische Wurzel fein reiben und mit der gleichen Menge Honig versetzen (man kann auch Zucker verwenden). Davon nimmt man 3 x täglich einen Teelöffel.
  • Bei leichten Muskelschmerzen werden Meerrettich-Umschläge empfohlen: Leintuch auf die schmerzende Stelle legen und den frisch geriebenem Meerrettich darauf ausbreiten. Die Auflage abdecken. Nicht länger als 5 - 10 Min einwirken lassen. Der Brei soll dabei keinen Hautkontakt haben, da Hautrötungen auftreten können.

Wirkstoffe

  • Glucosinolate: Sinigrin, Glucobrassicin, Geoglucobrassicin und Gluconasturtiin daraus entstehen Senföle (Alkylisothiocyanate)
  • Enzyme: Myrosinase (beta-Thioglucoside Glucohydrolase, das Enzym welches für die Umsetzung der Glucosinolate in Senföle verantwortlich ist). Peroxidase: Dieses Enzym fängt H2O2 aus dem Stoffwechsel ab und wandelt es in unschädliches Wasser um. Das Gewebe wird dadurch vor oxidativem Stress geschützt.
  • Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor
  • ätherische Öle
  • Flavonoide (Flavon, Quercetin)
  • Vitamin C, Vitamine B1, B2, Niacin (Vitamin B3)

Welche Vitamine hat Meerrettich?

Meerrettich weist einen hohen Anteil an Vitamin C auf: In 100 Gramm Meerrettich befinden sich rund 100 mg. Zum Vergleich: Eine Zitrone hat nur etwa 50 mg.

Der Tagesbedarf an Vitamin C beträgt 95 mg/Tag für Frauen und 110 mg/Tag für Männer.

Vitamine in der Wurzel

Wert pro 100 Gramm

B1

0,14 mg

B2

0,11 mg

B3

0,6 mg

B5

0,2 mg

B6

0,18 mg

C

114 mg

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Ankri, S. et al., Microbes Infect. 1999, 1 (2), 125-9 (Medline-abstract)
  2. Ärztezeitung: Influenza-Viren mit Phytotherapie bekämpfen

  3. AWMF-Register-Nr. 043/044: S3-Leitlinie unkomplizierte Harnwegsinfektion – Aktualisierung 2017, Langfassung (PDF) Interdisziplinäre S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“

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