Prinzipien der Feldenkrais-Methode
Feldenkrais ist ein neuer Anfang gegen die Routine. Viele Menschen haben die Fähigkeit verloren, sich selbst zu helfen. Sie nehmen nicht mehr wahr, was eine Bewegung in ihnen auslöst und welche Alternativen sie hätten. Viele andere Ansätze sind wirkungslos, weil sie diese Probleme nicht berücksichtigen.
Erste Schritte
Die Grundkomponenten der Bewegungen werden in frühester Kindheit gelegt. Danach hören wir auf, neue zu entwickeln. Das Gelernte wird unbewusst abgerufen, ohne weitere Prüfung auf Angemessenheit. Die erste Lektion bei Feldenkrais ist daher Versenkung, Konzentration und Schärfung der Wahrnehmung, denn alles, was bewusst wird, kann man ändern, wenn man den Weg dazu kennt.
Der Einheit nachspüren
Nach und nach soll durch Feldenkrais ein Gefühl dafür entstehen, dass alles zusammenhängt. Die Augen mit dem Nacken, Der Atem mit dem Becken und der Körper mit der Seele. Indem man körperliche Änderungen an einer Stelle vornimmt, zeigen diese oft Wirkungen an ganz anderen Orten, unter Umständen auch seelische Effekte. Den Körper mit seinen Haltungen und Bewegungen zu verstehen, heißt, auch in Psyche und Unterbewusstsein einzutauchen. Nach Feldenkrais sei es aber leichter, zur muskulären Bewegung Zugang zu finden, als zur Seele. Erstere ist einfacher zu sehen, zu lokalisieren und zu ändern.
Feldenkrais ist damit durch seine Folgewirkungen vom Bewegungsapparat auf viele weitere Systeme ein ausgesprochen ganzheitliches Verfahren.
Der Zugang zum Intellekt
Moshe Feldenkrais ging aber noch weiter: “Ein Gehirn ohne Körper kann nicht denken”. So seien auch Denken und Erinnern mit der Bewegung verknüpft. Die Feldenkrais - Methode könne daher nicht nur körperliche und seelische Beschwerden lindern, sondern auch den Zugang zur Entwicklung von Geist und Begabung ebnen. Auch dieses Angebot richtet sich an alle Menschen: ob geistige Behinderung oder künstlerische Perfektion – Fähigkeiten lassen sich bei allen ausbauen.
Das Gefängnis verlassen
Personen, die durch Unfall und Krankheit mit einem körperlichen oder geistigen Handicap zu kämpfen haben, kann Feldenkrais helfen, anders damit umzugehen, so dass sich der Bewegungsradius erweitern lässt. Da die Kommunikation in der Einzeltherapie ohne Worte erfolgt, ist das beherrschen von Sprache keine Voraussetzung für die Therapie. Selbst bei umfassenden zentralen Schädigungen ist immer noch ein „Kompensationspotential“ vorhanden, das mit Feldenkrais gefördert werden kann.
Hilfe zur Selbsthilfe
Kursteilnehmer bekommen durch Feldenkrais Kompetenzen an die Hand, sich „neue Ressourcen“ zur Bewältigung ihrer Einschränkungen selbst zu erschließen und zu nutzen. Somit fördert die Methode Selbstständigkeit, Selbstwert und Zuversicht. In Studien wurde Feldenkrais diese Eigenschaft ausdrücklich bescheinigt.
Leichtigkeit gegen Schmerz
Oftmals werden Schmerzen durch Verkrampfungen, Haltungsschäden und monotone Bewegungen ausgelöst. Die innere Erwartungshaltung lässt keine schmerzfreie Bewegung mehr zu. Es entsteht eine starke muskuläre Abwehrhaltung, welche den Schmerz verstärkt. Das Bewegungsmuster verarmt und wird einseitig. Auch hier kann Feldenkrais helfen einen Weg aus dem Teufelskreis zu finden: Die Methode gibt Anleitung, um die Harmonie und Leichtigkeit neu zu entdecken.
Im Alter die Balance bewahren
Älteren Personen drohen durch den Verlust des Gleichgewichtsgefühls schwere Sturzverletzungen. Über das Feldenkrais -Programm kann ihre Beweglichkeit und Balance gefördert werden, gleichzeitig wächst auch die Zuversicht und die Angst vor einem Sturz sinkt. Feldenkrais erfordert keine große Kraftanstrengung, so dass auch geschwächte Personen behandelt werden können und auch für MS-Patienten ist die Methode geeignet.
Ablauf
Feldenkrais kann als Einzelsitzung oder auch in der Gruppe durchgeführt werden.
Einzelsitzungen
Bei Einzelsitzungen kommen manipulative Techniken zum Einsatz, die ganz auf die Bedürfnisse des Kunden ausgelegt sind (Funktionale Integration). Der Therapeut geleitet den Klient durch verschiedene Bewegungsabläufe und -kombinationen, indem er ihn durch sanfte Berührungen führt. Die Therapie erfolgt wortlos, um den Klienten nicht von seinem inneren Erleben abzulenken. Dabei sind es oft nicht die großen Bewegungen, sondern viele kleine, kaum wahrnehmbare Abläufe. Dabei nutzt Feldenkrais „kraftarme“ Bewegungen, um zu vermeiden, dass sich Muskeln verkrampfen und Abwehrspannungen entstehen.
Gruppenkurse
Das Prinzip der Gruppenkurse sind Bewegungsanweisungen begleitet von einer Aufforderung zur Wahrnehmung. Zunächst ist dieses Vorgehen ungewohnt, denn im normalen Leben geht es nicht darum, wie sich eine Bewegung überhaupt anfühlt, sondern dass ein Vorgang erledigt wird.
Ergänzende Maßnahmen
Feldenkrais ist ein ganzheitliches Verfahren. Weitere begleitende Maßnahmen sind nicht notwendig.
Eine ähnliche Wirkung haben die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Rolfing, Alexander-Technik, Trager-Arbeit und Yoga. Auch hier werden über körperliche Vorgänge oft seelische Änderungen in Gang gesetzt.
Qualifikation
Für die Ausbildung gibt es internationale Standards und Richtlinien für den Ablauf des Trainings. Sie werden von den Verbänden beständig überwacht und angepasst. Diese Richtlinien enthalten die Mindestanforderungen.
Bei der Ausbildung zum Feldenkrais -Lehrer werden Theorie und Praxis miteinander verknüpft. Es sind mindestens 160 Ausbildungstage verteilt auf 3-5 Jahre (= 800 Gesamtstunden Präsenz) zu absolvieren. Funktionale Integration wird den Lernenden in 12 Einzelstunden praktisch vermittelt.
Nach erfolgreichem Abschluss des Trainings erhält der Therapeut ein international anerkanntes Zertifikat. Mitglieder des deutschen FVD Feldenkrais -Verband e.V. dürfen als zusätzliches Gütesiegel das Logo benutzen.