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Homöopathie: Was ist das und wie kann sie mir helfen?

Homöopathische Arzneiflasche mit Globuli auf Holztisch.
© Corto_Maltese_83 - Fotolia.com

Typisch Homöopathie: Ähnlichkeitsprinzip, Globuli, Potenzierung & Co.

Hier werden alle Ihre Fragen beantwortet: das Prinzip der Homöopathie, sinnvolle Anwendungsgebiete, was es mit den Potenzen auf sich hat und was Sie beachten müssen.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Was ist Homöopathie?

Die Homöopathie zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Methoden innerhalb der Alternativmedizin. Die Geschichte der Homöopathie beginnt vor über 200 Jahren, als der Begründer, der deutsche Arzt Dr. med. Samuel Hahnemann, ein völlig neues Heilverfahren entwarf. Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet der Begriff Homöopathie nämlich „ähnliches Leiden“ von hómoios = ähnlich, gleichartig und páthos = Schmerz, Leid. Das darauf basierende universelle Heilungsgesetz, die Ähnlichkeitsregel, lautet: „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“. Damit ist gemeint, dass Mittel, die eine bestimmte Krankheit heilen können, beim Gesunden ähnliche Symptome ebendieser Krankheit hervorrufen.

Das klingt Ihnen zu abstrakt? Hier ein Beispiel: Wenn Sie für Ihre Bratkartoffeln rohe Zwiebeln schneiden, dann werden Ihre Schleimhäute gereizt, die Augen brennen und die Nase läuft. Übertragen auf die Homöopathie bedeutet dies: Man nutzt die Küchenzwiebel Allium cepa, allerdings in verdünnter Form dafür, Menschen mit Fließschnupfen (auch allergisch bedingt) zu behandeln. Die Idee dahinter ist folgende: Der Organismus bekommt dadurch einen therapeutischen Fingerzeig auf den zu regulierenden Missstand. Er setzt aus eigener Kraft eine Gegenregulation in Gang. Im Idealfall verschwindet das Symptom und die Erkrankung ist vollständig geheilt. Die Krankheit ist also nicht durch das Mittel geheilt, sondern durch die körpereigenen Selbstheilungskräfte!

Dieser Ansatz ist völlig konträr zur Sicht der Schulmedizin: Diese würde zum Beispiel eine Entzündung mit antientzündlichen Medikamenten behandeln, also gegenläufig. Die Homöopathie jedoch würde die Entzündung verstärken und auf die körperliche Regulation vertrauen. Damit soll eine Heilung nachhaltiger sein, da sie nichts unterdrücke sondern eben durch Regulation bewältige.

Die Ähnlichkeitsregel ist übrigens eine der drei Grundprinzipien der Homöopathie.

  • Das 2. Grundprinzip ist Die Arzneimittelprüfung am Gesunden
  • und das 3. Grundprinzip ist die Potenzierung des Arzneimittels.

Ein Arzneimittel zu potenzieren heißt, dass es nach festen Regeln schrittweise verdünnt und intensiv geschüttelt wird. Mehr zum Potenzieren.

Typische Arzneimittel der Homöopathie

Neben Tabletten und Tropfen gibt es als Besonderheit so genannte Globuli, das sind kleine Kügelchen aus Rohrzucker, die mit dem jeweiligen Wirkstoff benetzt wurden. Der lateinische Name für die Ausgangssubstanz gibt dem Mittel seinen Namen (Was Aconitum D 6 genau bedeutet). Es kommen übrigens nicht nur Heilpflanzen zum Einsatz, sondern auch mineralische und tierische Substanzen.

Kennzeichnend für die Therapieform ist außerdem:

  • Die Therapie richtet sich an die Regulationskraft des Körpers.
  • Es wirken Reize, die durch das Verdünnen der Arznei entstehen.
  • Alle Symptome zählen, gerade auch Gefühle.
  • Es wird nicht nur der Körper behandelt, auch der Geist und die Seele.
  • Der Therapeut begleitet und reagiert auf jede Symptomänderung.

Wie kann ich Homöopathie selbst anwenden?

Die Domäne der Selbstmedikation sind niedrige D- und C-Potenzen, die symptombezogen zur Therapie leichterer akuter Beschwerden auf der körperlichen Ebene eingesetzt werden können. Hier können Einzelmittel (Präparate mit nur einem Wirkstoff) gewählt werden, sehr gut eignen sich aber auch Komplexmittel.

Je höher die Potenz gewählt wird, desto stärker wirkt das Mittel auf der energetisch-geistigen Ebene. Mit diesen Hochpotenzen werden chronische Krankheiten behandelt und sie kommen bei der Konstitutionstherapie zum Einsatz. Dies ist eindeutig das Fachgebiet eines gut ausgebildeten Homöopathen und ist für die Selbstmedikation nicht geeignet.

Das Wesen der Homöopathie

Die Stärke der Therapie: der ganzheitliche Blick

Die Homöopathie sieht den ganzen Menschen mit allen seinen körperlichen und psychischen Äußerungen. Bei der homöopathischen Behandlung nimmt sich der Therapeut viel Zeit für die individuelle Betrachtung. Dabei zählen die individuellen Besonderheiten des Patienten mehr als die allgemeinen Krankheitssymptome. Die Therapie behandelt auch die Seele über die körperlichen Beschwerden. Homöopathie begreift Körper und Geist als Einheit und trifft damit exakt auf die Bedürfnisse der Menschen.

Das Ähnlichkeitsprinzip: Reizende Impulse

Zur Behandlung von Symptomen setzt die Homöopathie jeweils das Mittel (Simile) ein, das die Symptome der Krankheit verstärken dürfte. Einige homöopathische Verdünnungen von hochwirksamen Giften dürften durchaus in diesem Sinne wirken: Die Giftwirkung ist so weit abgeschwächt, dass der Körper die Wirkung leicht mit eigener Kraft besiegen kann. Kann er die Giftwirkung der Medizin kontrollieren, hat er auch die Krankheitssymptome besiegt. Damit bekennt sich die Homöopathie zur Reiz- und Regulationsmedizin.

Reizen braucht Kraft

Das bedeutet aber auch, dass Homöopathie vom Körper etwas fordert. Der Körper braucht eine intakte Regulationsfähigkeit und die entsprechende Kraft. Das setzt voraus, dass sie nicht durch Medikamente oder Genussgifte blockiert wird. Auch bei Kräfteverfall hat die Homöopathie weniger Aussicht auf Erfolg. Das muss bei den Grenzen der Homöopathie immer berücksichtigt werden.

Vom Verdünnen und Potenzieren

Bei einigen Patienten beobachtete Hahnemann, dass seine Arzneien zu einer Verschlimmerung der Symptome führten, bevor die Besserung eintrat. Um dieses Phänomen der Erstverschlimmerung zu verringern, begann er, seine Tinkturen zu verdünnen und zu verschütteln. Und tatsächlich, die Erstreaktion seiner Patienten auf diese Verdünnungen war schwächer als vorher. Doch nicht nur das beobachtete er: Die Heilwirkung verstärkte sich, obwohl die neuen Mittel ja höher verdünnt waren. Hahnemann nannte diese Wirkungssteigerung „Potenzierung“ (lateinisch potentia=Kraft), da er davon ausging, dass es nicht die Substanzen sind, die heilen, sondern dynamische Kräfte, die durch das Verdünnen und rhythmische Verschütteln entwickelt werden.

Ein Arzneimittel zu potenzieren bedeutet also, durch Verdünnung und Verschütteln die heilende Wirkung zu verstärken.

Dieser Umstand, dass in den Mitteln ja eigentlich „nix mehr drin ist“, führt immer wieder zu erbitterten Diskussionen zwischen Homöopathie-Anhängern und ihren Gegnern, da eine Wirkung nicht wissenschaftlich zu erklären ist.

Welche Verdünnungen werden in der Homöopathie eingesetzt?

Homöopathische Mittel unterscheiden sich sehr bei den Verdünnungen. Ob es eine schwache Verdünnung ist (mit vielen Wirkstoffmolekülen) oder eine hohe Verdünnung (mit wenig oder keinem Wirkstoff) erkennt man an den Angaben D für Dezimal (römische Zahl 10), C für Centum (römische Zahl 100), LM-(Q) und den Zahlen dahinter.

  • D-Reihe: D1 ist eine Verdünnung 1:10, also 1 Teil Extrakt auf 9 Teile Lösung. Bei D2 wird der Vorgang ein zweites Mal wiederholt, entspricht 1:100, mit acht seriellen Verdünnungen errechnet man D8 mit einer Verdünnung von 1: 100 000 000.
  • C-Reihe: Bei diesen Mitteln sind die Verdünnungsschritte größer. Dann wird pro Schritt nicht um den Faktor 10 sondern 100 verdünnt.
  • Am höchsten sind die Verdünnungsschritte bei den LM oder Q-Potenzen (mit 1:50 000 pro Schritt).

Was bedeutet Aconitum D 6?

Aconitum D 6: Der erste Teil der Arzneimittelbezeichnung ist der lateinische Name des Wirkstoffs, im Beispiel „Aconitum“ für Eisenhut. Der Großbuchstabe danach zeigt den Potenzierungsgrad an, sprich die Verdünnungsstufe der Urtinktur: „D“ bedeutet im Verhältnis 1 zu 10 verdünnt. Die auf die Buchstaben folgende Zahl kennzeichnet die Anzahl der Verdünnungsschritte. In unserem Beispiel bedeutet das, dass das Heilmittel Eisenhut sechs Mal im Verhältnis 1 zu 10 verdünnt („potenziert“) wurde.

Und was bedeutet das praktisch?

Die Potenz D 6 entspricht einer Verdünnung von 6 Nullen, also 1: 1 000 000. Das wiederum entspricht ein Schnapsglas des Stoffes auf einen kleinen Weiher.

Was versteht man unter konstitutioneller Homöopathie?

Hahnemann nahm an, dass jeder Mensch bestimmte Eigenschaften und Krankheitsneigungen mitbringt. Er bezeichnet das als Konstitution. Heute wissen wir, dass tatsächlich jedes Individuum ein einzigartiges Set an Genen auszeichnet, in dem auch verschiedene Krankheitsanfälligkeiten festgeschrieben sind.

Diese Konstitution wurde mit besonders hoch verdünnten Konstitutionsmitteln behandelt. Gerade chronische und schwer zu behandelnde Erkrankungen sollen auf diese Weise am besten ansprechen. Charakteristisch sind also hohe Verdünnungen (ab D 30). Die Mittelwirkung soll sehr stark sein und lange andauern, weshalb dies ein Gebiet für den Fachmann ist.

Was sind homöopathische Komplexmittel?

Als Komplexmittel bezeichnet man Präparate, die mehrere bei einem Anwendungsgebiet wirksame Einzelmittel enthalten. Damit umgeht man die aufwändige Auswahl des richtigen Einzelmittels. Außerdem verlaufen viele Beschwerden (wie Erkältungskrankheiten) immer nach demselben Schema. In diesen Fällen sind Komplexmittel sehr praktisch und eignen sich besonders gut zur Selbstmedikation. In der Apotheke gibt es sie als Tropfen oder Tablette zum Beispiel gegen Bluthochdruck, Übelkeit, Erkältung, Schlafstörungen und Milchschorf. Klassisch orientierte Homöopathen lehnen diese Spielrichtung jedoch ab, sie konfrontieren den Körper immer nur mit einem Reiz (einem Mittel). Diese Einzelmittel werden als Globuli verkauft.

Homöopathie und ihre Spielformen

Die Homöopathie ist nun 200 Jahre alt und es gibt heute ganz unterschiedliche Schulen oder auch Sonderformen.

Nosoden

Nosoden sind verdünnte (und inaktivierte) Krankheitsprodukte (wie Schleim und Eiter) oder Krankheitserreger. Sie sollen den Körper über die Keime sowie körperliche Reaktionen darauf „informieren“. Nosoden werden entweder vorbeugend eingesetzt (wie eine Impfung) oder aber bei stagnierenden Krankheitsprozessen und Infektionen. Je nach Situation sollen Nosoden stimulierend, dämpfend oder entgiftend eingreifen.

Schüßler Salze

Während die Homöopathie sehr viele Pflanzen und Substanzen nützt, konzentrieren sich die Schüßler Salze nur auf mineralische Salze. Auch diese Lehre basiert ursprünglich auf Fakten. So analysierte Wilhelm Heinrich Schüßler Asche von Organen und Körperflüssigkeiten nach ihren mineralischen Bestandteilen. Daraus leitete er ab, welche Salze für welche Krankheiten helfen. Auch Schüßler war mit der hahnemannschen Lehre vertraut. Darum wendete er ebenfalls die Gesetze der Verdünnung auf die Mineralien an.

Spagyrik

Auch die Spagyrik hat sich auf dem Gedankengebäude der Homöopathie entwickelt, sie hat aber noch weitere Wurzeln. So basiert sie auf den alchemistischen Arzneimittelzubereitungen aus dem Mittelalter. Neben Verdünnen hat Spagyrik ein wesentlich breiteres Repertoire an Zubereitungen. So werden die Rohsubstanzen zerlegt und später wieder zusammengefügt. Zur Spagyrik gehört ein ganz eigenes mystisch-philosophisches Weltbild. Die Mittel werden meist im Rahmen einer anthroposophischen Therapie eingebunden.

Bachblüten

Bachblüten werden immer wieder mit Homöopathie in Verbindung gebracht. Der Erfinder Edward Bach (1886-1936) kannte das Konzept der Homöopathie, er jedoch legte die Blüten lediglich in Quellwasser ein, verholzte Teile werden auch abgekocht. Auch er propagiert Schwingungen als die wirkkräftige Komponente. Ritualisierte aufeinanderfolgende hohe Verdünnungen werden hier nicht praktiziert. Schwerpunkt der Bachblüten sind psychische Zustände (wie Nervosität) und charakterliche Neigungen (wie Harmoniebedürfnis oder Ordnungssucht).

Gibt es einen Unterschied zwischen Homöopathie und Phytotherapie?

Oh ja! Große Unterschiede, aber auch eine Gemeinsamkeit.

Die Phytotherapie unterscheidet sich von der Homöopathie in dem sie nur unverdünnte Pflanzenextrakte verwendet. Genutzt werden nur bestimmte Heilpflanzen, deren Wirkung meist durch viele Laborversuche oder auch klinische Studien belegt ist. Die Homöopathie ist da wesentlich vielseitiger. Sie nutzt weitere Rohstoffe wie Metalle (auch Schwermetalle), Mineralien und Salze, Tiergifte (Bienengift), Tierprodukte (wie Stinktiersekret), Krankheitsprodukte (wie Eiter) und Krankheitserreger. Aber eben meistens in potenzierter Form. Daneben fehlen die wissenschaftlichen Fakten.

In einem kleinen Bereich haben Homöopathie und Phytotherapie Gemeinsamkeiten, dann nämlich, wenn es um Homöopathische Urtinkturen geht. Sie sind praktisch identisch mit den klassischen Phytotherapeutika. Gelten lassen kann man das Prinzip auch noch bei Verdünnungen (D1-D3), wenn es sich um stark wirksame Pflanzen handelt (wie Arnika oder Eisenhut) mag auch D8 noch wirken. Über D8 tut sich ein wissenschaftlich orientierter Therapeut schwer mit der Anerkennung. Ab D23 hat man es nur noch mit Homöopathie zu tun.

Wer sich für die Anwendungsmöglichkeiten von nicht verdünnten Heilpflanzen-Präparaten interessiert, dem sei die Rubrik Heilpflanzen ans Herz gelegt. Die moderne Phytotherapie ist heute schon gut wissenschaftlich belegbar.

Bei welchen Anwendungsgebieten wird Homöopathie eingesetzt?

Die Stärke der Homöopathie sind Befindlichkeitsstörungen oder Symptome, die die Schulmedizin nicht behandeln kann. Bei allen Krankheiten, bei denen man auf die exakte Einstellung eines Parameters vertrauen muss (wie Fettwerte, Blutdruck, Blutzucker, Entzündungsparameter), sollte die Schulmedizin die Haupttherapie liefern. Ein guter Arzt wird den Wunsch des Patienten nach Homöopathie respektieren, er wird aber auch die Grenzen aufzeigen.

Hinweis: Bei Klick auf die Links gelangen Sie direkt zu den homöopathischen Mitteln der jeweiligen Erkrankung!

Funktionelle Störungen

Sie sind besonders gut für Homöopathie zugänglich, da die Organe selbst gesund sind, nur die Organfunktionen laufen ohne fassbaren Grund nicht mehr reibungslos ab. Hier spielt häufig auch eine psychosomatische Komponente mit:

Allergische Erkrankungen und chronische entzündliche Erkrankungen

Die Schulmedizin kann diese Erkrankungen meist nicht heilen, sie versucht es mit einer Stoffwechselblockade. Es gibt hier immer wieder Fallberichte, die eine deutliche Linderung der Symptome durch regulierende Homöopathie zeigen:

Degenerative Erkrankungen

Bei Krankheiten mit Gewebeschäden trägt Homöopathie immerhin noch zur Linderung der Symptomatik bei:

  • Arthrose
  • Magengeschwüre mit Vernarbungen

Infektiöse Erkrankungen

Wenn die Infektion harmlos ist (wie Schnupfen) oder die Schulmedizin keinen Handlungsbedarf sieht (wie bei manchen Fällen von Borreliose) ist die Homöopathie eine Option. (Achtung bei HIV, Hepatitis und Tuberkulose!)

Homöopathie bei Kindern

Eine medizinische Behandlung bei Kindern ist oft schwierig, da ihr Organismus sehr empfindlich ist. Die meisten schulmedizinischen Medikamente sind für Kinder nicht getestet oder zugelassen. Die sanft wirkende Heilmethode Homöopathie ist daher bei Eltern sehr beliebt: Bei akuten und unkomplizierten Kinderkrankheiten kommen folgende Homöopathika in Frage. Bei Kindern zahlen auch die Krankenkassen! Wer nicht an Verdünnungen glauben will, sondern eher von der Wirkkraft der Heilpflanzen überzeugt ist, dem sei der Artikel über Heilpflanzen-Präparate für Kinder empfohlen.

Wie wirksam ist Homöopathie?

Ist die Wirkung der Homöopathie bewiesen?

Nein, bisher gilt das Heilverfahren als unbewiesen. Das liegt an zwei Gründen: Zum einen stört sich die Wissenschaft daran, dass die homöopathischen Arzneimittel kaum Wirkstoffe enthalten. Sie hat die Außenseitertherapie lange ignoriert. Zum anderen lassen sich die klinischen Beweise nur schwer führen.

Immerhin wird die Homöopathie neuerdings beforscht, mehr als 300 Studien haben sich in den letzten 20 Jahren damit beschäftigt.

Was macht homöopathische Studien so schwierig?

Homöopathie funktioniert anders als die Schulmedizin. Klinische Studien behandeln alle Patienten gleich, sie müssen entweder Placebo oder das Medikament einnehmen. In der Homöopathie bekommt jeder Patient individuell ein Arzneimittel und diese Zuweisung wird in jeder der folgenden Sitzungen überprüft und eventuell geändert. Das bereitet enorme Probleme bei der Auswertung, da es nicht um ein Medikament sondern viele geht. Pro Medikament entfallen zu wenige Probanden, so dass man im Endeffekt wieder bei Einzelfällen angelangt.

Aber Studien scheitern auch an den Probanden selbst. Problem sind nicht die Neugierigen oder Zweifler, sondern die glühenden Anhänger und Ablehner. Sie lassen sich ungern einer Gruppe zuteilen. Verschiedene Studien misslangen wegen hoher Abbruchraten.

Es ist also keine leichte Aufgabe, Homöopathie schlüssig zu beweisen. Bei jeder abgeschlossenen Studie flammen erneut die Diskussionen auf, ob das Heilverfahren durch das jeweilige Studienkonzept fair abgebildet wurde. Die großen Übersichtsarbeiten votieren etwa zur Hälfte für oder gegen das homöopathische Konzept. 

Was an der Homöopathie ist plausibel?

Es gibt durchaus Aspekte an der Homöopathie, denen sich auch ein Wissenschaftler nicht verschließen kann. So ist verständlich, dass verdünnte Gifte nicht mehr als Gifte wirken, aber dennoch einen reizenden Effekt erkennen lassen (wie etwa ein Brennen im Mund). Dass dieser Effekt bei einem entsprechenden Symptom noch stärker ist (wie einer Schleimhautentzündung) ist ebenfalls natürlich. Akzeptabel ist auch der Gedanke, dass Reize eine Körperreaktion erzwingen. Das Konzept gilt als hinreichend bewiesen. Je besser die Regulationskraft des Körpers, umso besser auch die Bewältigung von Erkrankungen.

Selbst für die Potenzierung gibt es noch vernünftige Erklärungsansätze. Es ist bekannt, dass Flüssigkeiten ein Gedächtnis haben. Verschiedene Stoffe hinterlassen sozusagen einen Abdruck im Wasser, indem sie die Wassermoleküle zu einer übergeordneten Ordnung zwingen (Cluster). Diese Ordnung soll sich dann auf das Wasser im Körper übertragen. Aber alle Moleküle sind immer in Bewegung, spätestens der Transport bringt jede noch so sorgfältig gefügte Ordnung ins Wanken. An der Verdünnung scheitern am Ende alle Erklärungsversuche.

Homöopathie: "Nur" Placebo oder echte Hilfe?

Egal, ob man nun ein Medikament oder ein Placebo bekommt: Die Erwartungshaltung spielt immer mit. Der sogenannte Placebo-Effekt ist untrennbar mit der Medikamentenwirkung verbunden. Dabei erreicht er beeindruckende Wirkstärken, bis zu 40 % der Wirkung beruht darauf. Warum soll man auf diesen Teil der Wirkung verzichten? Heute hat man begonnen, den Effekt als willkommenen Teil der Behandlung anzusehen. Selbst wenn Homöopathie nur ein Placebo wäre (was ja nicht bewiesen ist), dürfte mit einer Wirkung zu rechnen sein. Richtig angewendet verbessert Homöopathie auch das Arzt-Patientenverhältnis.

Also: Wer nicht ernsthaft krank und dabei neugierig ist, kann das Heilverfahren ausprobieren. Homöopathie hat eine Chance verdient. Im Gegensatz zur Schulmedizin bewirkt sie keine schweren Nebenwirkungen. Sie hat für jede, noch so seltsame Erscheinung, ein Mittel parat. Wer seine Beschwerden loswird, fragt nicht danach, ob es möglicher Weise ein Placebo-Effekt war. Was zählt, ist die Hilfe.

Die Risiken der Homöopathie

Man sollte allerdings die Grenzen der Heilmethode genau kennen. Fragen Sie im Zweifel lieber beim Arzt nach, ob Sie ernsthaft erkrankt sind. Und eines ist doch bedenkenswert: Man vermutet, dass sich die Befürworter der Therapie intensiver mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzen und eher auf die Beschwerden reagieren. Demnach sind die Anhänger im Punkto Prävention aktiver unterwegs. Schon das alleine sollte den Gegnern zu denken geben…


Wer darf Homöopathie anbieten?

Welche Ausbildungswege es gibt

Homöopathie ist kein geschützter Begriff. Im Prinzip darf jeder Heilpraktiker und jeder Arzt Präparate empfehlen. Die entsprechenden Produkte sind frei verkäuflich. Wer Wert auf die Originallehre legt, sollte immer einen ausgebildeten Therapeuten besuchen. Das homöopathische Wissen ist umfangreicher als ein Laie annimmt.

Ausbildung für Ärzte

Wenn ein Arzt eine reguläre Ausbildung in Homöopathie absolviert hat, darf er die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ tragen. In der Bundesärztekammer sind dafür aber nur relativ wenige Fachkenntnisse vorgeschrieben. Ausführlichere Kurse werden den Ärzten von homöopathischen Fachgesellschaften in Form von berufsbegleitenden Kurse angeboten (z.B. dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte).

Heilpraktikerausbildung

Heilpraktiker erlernen ihr Handwerk in Schulen. Auf dem Ausbildungsplan steht auch eine homöopathische Ausbildung. Schulen, die eine hochwertige Ausbildung vorzuweisen haben, belegen das mit einem Qualitätssiegel.

Qualitätssiegel

Die Stiftung Homöopathie Zertifikat (SHZ) stellt sicher, dass der Heilpraktiker umfangreiche Kenntnisse in Homöopathie (Theorie und Praxis) vorweisen kann. Belegt wird das Wissen in einer Zertifikats-Prüfung sowie einer 3-jährigen Supervisionszeit.

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