Welche Krankheiten werden behandelt?
Helfen kann die Lymphdrainage bei verschiedenen angeborenen oder erworbenen Erkrankungen:
Primäre Lymphödeme entstehen infolge angeborener Fehlanlage des Lymphsystems, meist der Beine. Das System schafft es nicht, aus eigener Kraft das Gewebewasser abzupumpen. Unbehandelt würden die Beine unförmig verdicken (Elephantiasis). Das Gewebe ist verändert (verhärtet, verfettet) und die Haut neigt zu Wunden und Ekzemen. In Deutschland sind ca. 40.000 Menschen betroffen (davon 3 % erblich, 97 % nicht erblich). Häufigstes Auftreten ist in der Pubertät.
Sekundäre Lymphödeme werden durch eine erworbene Lymphsystem-Schädigung hervorgerufen. Sie treten als Folge von Operationen, häufig Lymphknoten-Operationen wegen Krebs, seltener nach Unfällen, schweren Entzündungen und infolge von Tumorwachstum auf. Meist sind die Arme, häufig auch die Beine, selten die Genitalien oder der Kopf betroffen. Betroffen sind insgesamt ca. 80.000 Menschen in Deutschland.
Die Liste der sekundären Lymphödem-Ursachen ist beachtlich lang:
- Phlebödem = Venöses Ödem: Ursache für das Lymphödem sind die Blutgefäße. Durch das Versagen der Venenklappen bleibt das Blut in den Gefäßen stehen (z.B. bei Krampfadern, Thrombosen und Venenentzündungen). Dann sickert viel Flüssigkeit aus den Adern ins Gewebe. Das Phlebödem tritt meist an den Beinen auf („geschwollene Beine“).
- Ischämisches Ödem: Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) im fortgeschrittenen Stadium entsteht durch Sauerstoffmangel eine erhöhte Durchlässigkeit der Kapillaren, wodurch Wassereinlagerung stetig zunehmen
- Traumatisches Ödem: Es entsteht durch Verletzungen (Prellungen, Quetschungen, Verdrehungen und Brüche), meist mit begleitendem Bluterguss. Die Gefäße sind geschädigt und ergießen sich ins Gewebe. Zusätzlich heizt eine Entzündung die Ödembildung an.
- Diuretika-induziertes Ödem: Über mehrere Wochen nach dem Absetzen von falsch eingenommenen Entwässerungsmitteln (Diuretika) kann ein generalisiertes Spannungsgefühl durch Wassereinlagerungen bestehen.
- Inaktivitätsödem = Lähmungsödem: Durch fehlende Muskelbewegung sickert zu wenig Lymphe in die Kanälchen, da sie zu wenig Eigenaktivität zeigen und nicht effektiv transportieren.
Bei den folgenden beiden Formen ist die Lymphdrainage nur eingeschränkt anwendbar:
- Entzündliche Ödeme: Bei rheumatischen Erkrankungen, Kollagenosen, chronischen Ekzemen und anderen Hauterkrankungen, Verbrennungen und durch Strahlentherapie entwickeln sich entzündliche Ödeme.
- Ödem bei Sudeck-Syndrom (komplexes regionales Schmerzsyndrom = CRPS): Es entsteht häufig in Folge einer Verletzung. Typischerweise klingen in der Heilungsphase Schmerzen und Schwellung nicht wieder ab. Man vermutet eine Fehlregulation des sympathischen Nervensystems als Ursache.
Eine Reihe von Ödemen betrifft nur Frauen. Bei der Behandlung zählt eine angepasste Bestrumpfung besonders.
- Lipödem = Fettödem: Schmerzhaftes Fettgewebe, welches sich meist an Beinen und Gesäß bildet. Seltener findet man es an den Armen. In der Regel ist dieses Leiden mit Fettsucht kombiniert. In diesem Fall ist die Gewichtsabnahme wichtiger als die physikalische Therapie.
- Orthostatisches Ödem: Diese Form des Ödems ist eine Schwellneigung der Beine, welche bei längerem Stehen auftritt und über Nacht wieder verschwindet. Typisch ist diese Form bei Berufsgruppen die lange stehen oder sitzen. Hier ist die richtige Bestrumpfung wichtiger als die Drainage.
- Idiopathisches Ödem: Beobachtet wird diese Form bei Frauen in den Wechseljahren. Das Ödem ist nicht deutlich sichtbar, dennoch klagen die Betroffenen über eine Spannungssymptomatik am ganzen Körper. Die Lage ändert sich im Laufe des Tages. Die Ursache ist eine erhöhte Durchlässigkeit der Haargefäße (gesteigerte Kapillarpermeabilität).
- Schwangerschaftsödem: Durch Umstellungen verschiedener Hormone und des Stoffwechsels kommt es zu Ödemen während der Schwangerschaft. Ödeme können aber auch durch Nierenerkrankungen in der Schwangerschaft bedingt sein.