Behandlungsprinzip
Einige Annahmen von Schüßler fußen immer noch auf gültigen Befunden: Organe enthalten tatsächlich unterschiedliche Mineralien. So ist Kalzium der wichtigste Bestanteil im Knochen und Eisen im Blut. Ziel der Behandlung ist ein Ausgleich eines Mineralstoff-Defizits und somit eine Stärkung der Organleistung. Dabei soll die homöopathische Verdünnung für die optimale Aufnahme in die Zellen sorgen. Diese „homöopathische Kraft“ (Potenzierung) ist daher das eigentliche Wirkprinzip der Schüßler-Salze. Welche Salze sich für welche Zustände eignen, ist in einfachen Tabellen zusammengefasst. Ausschlaggebend dabei sind immer die jeweils erkrankten Organe und Gewebe. Auch gewissen Kennzeichen im Gesicht (Antlitzdiagnose) werden für die Mittelwahl herangezogen. Schüßler wollte ausdrücklich ein einfaches System, das sich auch für die Selbstmedikation eignet.
Die 12 Hauptmittel im Überblick
Nr. 1 Calcium fluoratum (Calciumfluorid), D12: Festigkeit
Calciumfluorid ist ein Mineral, das man in festen Körpermaterialien wie Knochen und Zähnen findet, aber auch in den Sehnen und Bändern. Fluor hat dabei die Fähigkeit, das Calciumgerüst zu stärken. Calcium fluoratum nimmt man also immer dann, wenn die Elastizität und Festigkeit von Geweben beeinträchtigt ist.
Beispiele für Calcium fluoratum:
- Osteoporose und Gelenkschmerzen
- Karies
- Schwangerschaftsstreifen, Hauterschlaffung
- Wirbelsäulendeformationen
- Sehnen und Bänderschwäche
- Gewebserschlaffung: Hämorrhoiden, Venenerkrankungen (Krampfadern, Besenreiser)
In der Haut soll Calcium fluoratum der Bildung von Hornschichten aus Keratin entgegenwirken. Man setzt es daher auch bei Schuppenflechte, Pilzerkrankungen von Haut und Nägeln, rissiger Haut und wucherndem Narbengewebe ein.
Nr. 2 Calcium phosphoricum (Calciumphosphat), D6: Stärkung und Immunregulation
Auch dieser Mineralstoff ist in Knochen und Zähnen enthalten. Man findet es auch in Nervenzellen und im Gehirn, in der Leber, Muskeln, Knochen und Gefäßen (auch der Lymphgefäße und den Lymphknoten).
Calcium phosphoricum wird zur Stärkung der Knochen und Zähne, bei der Zahnung von Kleinkindern, Wirbelsäulendeformationen, nach schwächenden Krankheiten zur Stärkung der Lymphen gegeben, aber auch zur Dämpfung von allergischen Neigungen und Ekzemen.
Daneben soll es Muskeln und Nerven entspannen und hyperaktive Kinder beruhigen.
Beispiele für Calcium phosphoricum:
- Schwangerschaftserbrechen
- Knochenbruch und Rückenschmerzen
- Regeneration und Stärkung
- Anfälligkeit für Infekte
- Allergien und Allergieneigung
- Ekzeme
Nr. 3 Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat), D12: Blut, Immunsystem und Energie
Ferrum phosphoricum war eines der wichtigsten Salze bei Schüßler.
Eisen ist im Blut für die Bindung von Sauerstoff zuständig und wird so bei allen Blutverlusten, Blutarmut, Verletzungen und entzündlichen Zuständen gegeben, außerdem bei akuten Prozessen und im ersten Stadium von Entzündungen.
Phosphat – das Salz des Phosphors – ist ein Mineral, das im Energiestoffwechsel der Zelle eine wichtige Rolle spielt. Der Körper nutzt es in bestimmten Verbindungen um energieverbrauchende Prozesse anzutreiben: Besonders viel Energie verbrauchen: Gehirn und Gedächtnis, Muskelbewegung, Aufbauprozesse, Verbrennungsprozesse, Wundheilung und Abwehrkraft.
Beispiele für Ferrum phosphoricum:
- beginnende Erkältung mit Gliederschmerzen, beginnende Halsschmerzen, Erkältung
- Entzündungen, Bindehautentzündung
- frischer Bluterguss
- Durchfall
- Magenschleimhautentzündung
- leichte Sport- und Freizeitverletzungen
- Fieber
Nr. 4 Kalium chloratum (Kaliumchlorid), D6: Schleimhäute und Wasserausscheidung
Ist das Salz der Schleimhäute in Mund und Nase, Magen-Darm, Blase und Bronchien.
Kalium chloratum wird meist bei chronischen Entzündungen, Fieber und Infektionen gegeben. Im Gegensatz zu Ferrum phosphoricum kommt es im zweiten Stadium von Entzündungen zum Einsatz. Dieses Stadium ist an weißlichem und zähen Schleim zu erkennen, beispielsweise als Schnupfen oder Husten-Auswurf. Besonders bei Erkältungskrankheiten soll es helfen.
Es ist außerdem wichtig für die Verdauung von Eiweiß und Kohlehydraten, den Herzrhythmus, die Nerventätigkeit und die Wasserausscheidung. Es soll auch Heißhunger dämpfen.
Beispiele für Kalium chloratum:
- Halsentzündung und Erkältungskrankheiten
- Reizungen von Haut und Schleimhaut
- Schnupfen, Stockschnupfen
- Husten mit weißlichem Schleim
- Übergewicht und Hungerattacken
Nr. 5 Kalium phosphoricum (Kaliumphosphat), D6: Energetisierung von Nerven und Muskeln
Kalium phosphoricum wird von Schüßler bei allgemeinen Schwächezuständen von Körper, Psyche und Geist eingesetzt wie bei Erschöpfung, Stress und Burnout.
Kalium spielt in der Reizweiterleitung in den Nerven und der Muskelbewegung ein wichtige Rolle, Phosphat ist am Energiestoffwechsel der Zellen beteiligt. Auch gegen Blasenschwäche wird es eingesetzt, um den Schließmuskel zu kräftigen.
Beispiele für Kalium phosphoricum:
- Angstzustände
- Asthma
- Magen- und Darmschleimhautentzündung, Durchfall, nervöser Magen
- Antriebsschwäche, Depression
- Erschöpfung
- Schlaflosigkeit
- Vergesslichkeit, Konzentrationsbeschwerden
- Muskelschwäche (Blasenschwäche)
- Erschöpfung, Burnout, Kopfschmerzen
Nr. 6 Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat): Heilung und Gewebsneubildung
Kalium sulfuricum soll im letzten Stadium die Heilung fördern, wenn der Körper Schleim und Eiter, Giftstoffe, Bakterien und abgestorbenes Gewebe abstößt und mit den Regenerationsprozessen beginnt. Das ist also das letzte Stadium von Entzündungen.
Kalium sulfuricum soll die Zellatmung fördern sowie die Gewebsneubildung. Dieses Salz setzt man deshalb überwiegend immer dann ein, wenn defektes Gewebe auftritt.
Des Weiteren bei allen Vorgängen bei denen Zellteilung eine Rolle spielt: Lebererkrankung, für Bildung von Haaren und Nägel und bei Wachstumsstörungen.
Beispiele für Kalium sulfuricum:
- Husten mit gelblichem Auswurf
- Ekzeme und schuppende Haut, gestörte Horn und Nagelbildung
- Nebenhöhlenentzündung
- Arthrose, Rheuma
- offene Beine
- chronische Leberentzündung
Nr. 7 Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat), D6: Muskelkrämpfe, Krampfschmerzen
Magnesium findet man in Knochen und Zähnen, Muskel und Nerven, Gehirn, Leber. Als Gegenspieler von Calcium ist es besonders für Krampfanfälle geeignet, sowie alle Schmerzen, die durch Krampfprozesse ausgelöst werden.
Es kommt auch bei anderen Nervenstörungen wie Gesichtszucken, Augenzittern, Schluckauf, Kribbelgefühl, Depressionen, Hysterie, Schlafstörungen, Beklemmung der Lunge und Atmung, Nervosität und Stress zum Einsatz.
Magnesium phosphoricum wird außerdem bei Mineralverlusten (wie Durchfall, Alkoholmissbrauch) ausgleichend eingesetzt.
Beispiele für Magnesium phosphoricum:
- Herzbeklemmung, Herzbeschwerden
- Hustenkrämpfe
- Kopfschmerzen
- Krampfbeschwerden: steifer Nacken, Rückenschmerzen, Krämpfe im Magen, Darm Gallenblase
- Menstruationsbeschwerden
- Zuckungen
Nr. 8 Natrium chloratum (Natriumchlorid), D6: Ausscheidung
Natriumchlorid ist das Salz, das auch zum Kochen verwendet wird.
Homöopathisch verrieben soll Natriumchlorid in den Flüssigkeitshaushalt harmonisierend eingreifen: Man nimmt es daher bei Schwellungen, Bluthochdruck und wässrigem Ausfluss.
Natrium ist auch für die Signalübertragung der Nervenzellen wichtig und wird bei chronischen Schmerzen und allen anderen brennenden Schmerzen gegeben.
Bei Abmagerung, Blutarmut und Antriebsschwäche soll Natriumchlorid aktivierend eingreifen.
Beispiele für Natrium chloratum:
- Erbrechen mit durchsichtigem Schleim
- Fließschnupfen
- Bluthochdruck und Kopfschmerzen
- Diabetes
- Trockene Haut
- Ödeme, hoher Tränen- und Speichelfluss, Schnupfen, Aufgedunsen sein, Durchfall aber auch bei Verstopfung, Trockenheit der Haut
- Insektenstiche
- brennende Magenschmerzen, Sodbrennen
Nr. 9 Natrium phosphoricum (Natriumphosphat), D6: entgiftend und neutralisierend
Wird bei Verstopfung eingesetzt, denn es wirkt leicht abrührend. Daneben soll es Säuren im Körper neutralisieren, wie bei Sodbrennen und Muskelkater. Durch die entgiftende Wirkung soll sich das Hautbild bessern und Hautkrankheiten abheilen.
Störung der Fettverdauung (Beschwerden nach fettreichen Mahlzeiten) und andere Verdauungsprobleme bessern sich mit Natrium phosphoricum. Auch bei Steinleiden und Schmerzen durch Ablagerungen (Gicht, Gelenkschmerzen) kann man es einsetzen.
Beispiele für Natrium phosphoricum:
- Blasenentzündung
- Aphten mit gelbem Innenhof
- Akne
- Erhöhte Blutfettwerte
- Gicht
- Übergewicht
- Sodbrennen
- Blasen und Nierensteine
Nr. 10 Natrium sulfuricum (Natriumsulfat), D6: Entschlackung, Ausscheidung
Natrium sulfuricum ist als Glaubersalz seit alters her ein Mittel, um Durchfall oder eine Darmreinigung herbeizuführen. Es soll den Klärstrom und die Entgiftung des Körpergewebes über den Darm und die Nieren anregen. Im weitesten Sinne ist es auch bei Beschwerden durch Fehlernährung, Überernährung oder Alkoholmissbrauch geeignet.
Dabei soll die Sekretproduktion und Bewegung in der Leber und Galle und die Ausscheidung der Bauchspeicheldrüse angeregt werden.
Man nutzt dieses Salz daher bei Verdauungsstörungen und -schwäche und zur Förderung der Ausscheidung.
Beispiele für Natrium sulfuricum:
- Blähungen
- Erbrechen von Galle
- Fettverdauungsstörung
- Verstopfung
- Ableitung von Ödemen, beispielsweise bei Venenschwäche
- Verdauungsschwäche
Nr. 11 Silicea (Kieselsäure) D12: für Elastizität und Festigkeit
Es ist zuständig für Elastizität und Festigkeit von Geweben wie Schleimhäute, Haare und Nägel, Knochen, Knorpel, Bindegewebe und Aderwände. Man setzt es daher gegen alle äußeren und inneren Erkrankungen mit Gewebsschwäche ein. Daneben soll es zur Hemmung einer Schweißneigung geeignet sein.
Beispiele für Silicea:
- Wundheilung, Narbenglättung
- Abwehr von Eiterherden
- Knochenwachstum und Festigkeit
- Bandscheiben
- Blähungen, Verminderung von Darmfäulnis
- Gewebeschwäche: Krampfadern, Hämorrhoiden und Arteriosklerose
- Bindegewebsschwäche: Schwangerschaftsstreifen, Falten, Cellulite
Nr. 12 Calcium sulfuricum (Calciumsulfat), D6: Festigkeit und Ausscheidung
Calcium sulfuricum stärkt Knorpel und Gelenke und fördert die Bildung von Binde- und Stützgewebe. Man setzt es auch ein, um eitrige Prozesse zu lindern und Eiter nach außen auszutreiben, wenn eine Verbindung nach außen besteht. Auch die Ausscheidung der Galle und die Leberleistung soll es stärken.
Beispiele für Calcium sulfuricum:
- Arthrose und rheumatische Gelenkentzündung
- eitrige Angina, Nebenhöhlenvereiterungen und eitrige Bronchitis
- Furunkel und andere Abszesse
- Reinigend für die Haut
- Eiterungen
- Rheuma
Wie wirksam ist die Methode?
Wie die Homöopathie ist die Wirkung von Schüßler-Salzen wissenschaftlich nicht bewiesen. Der Hauptkritikpunkt ist hier auch die hohe Verdünnung der Mittel. Die meisten Salze werden in der Stufe D6 angewendet, das entspricht einer Verdünnung von 1:1 000 000. Biochemisch gesehen würden die winzigen Mineralienmengen für einen Ausgleich nicht ausreichen. Man nimmt daher an, dass die homöopathische Potenzierung die zelluläre Mineralienaufnahme fördert. Bewiesen ist dieser Sachverhalt nicht, so wird es weiterhin glühende Anhänger und strenge Kritiker der Schüßler-Salze geben. Abgesehen von dieser Diskussion dürften Schüßler-Salze auch auf Umwegen wirksam werden: Anhänger nehmen ihre gesundheitlichen Zustände wahr und gehen sensibel darauf ein. Das führt automatisch zu gesundheitsbewusstem Verhalten und auch zur Klärung der Situation. Auch eine psychosomatische Wirkung steht in der Diskussion.