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Sexuelle Unlust bei der Frau: Was hilft?

Paar liegt im Bett, sie schaut nachdenklich.
© Toa Heftiba - Unsplash

Keine Lust auf Sex: Erste Hilfe und Tipps für Frauen

Es gibt viele Gründe für Lustlosigkeit im Bett. Was hilft?

Zunächst tut es gut, die wichtigsten Ursachen zu kennen. Mit diesem Wissen kann es gelingen, erste Schritte zurück in Leidenschaft und Sexualität zu unternehmen.

Von: Christiane Kolb

Libidoverlust betrifft viele Frauen

Es ist kein schönes Gefühl, wenn die Libido fehlt. Denn unter „zu wenig Lust“ leidet nicht nur die Beziehung, sondern auch der Selbstwert. Ist man als Frau ohne Leidenschaft vollständig? Scheinbar haben ja alle (anderen) Frauen ständig Lust auf Sex, die Schönheiten in Filmen genau wie die gut gelaunten Perfektionistinnen in der Werbung. Befriedigt, das bedeutet ja auch zufrieden, in Frieden mit sich. Das fehlt.

Der beste Schritt ist nun, sich auf die Suche nach der Ursache für die sexuelle Lustlosigkeit zu begeben. Hier finden Sie erste Informationen und Hilfe – von Psychologie bis Pflanzenapotheke.

Die Ursachensuche ist vielfältig – und lohnt sich!

Die Ursachen für Unlust können vielfältig sein, es gibt medizinische und körperliche, praktische, wie seelische Auslöser. Sollten Punkte bei Ihnen zutreffen, lohnt es sich, nach Abhilfe zu suchen. Im Übrigen ist man mit dem Problem der sexuellen Unlust nicht allein: Etwa drei Viertel aller Frauen geben in der neuen Studie „Liebesleben“ des Institutes für Sexualforschung am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf an, dass mangelndes Interesse an Sex für sie ein Thema ist. Jede zehnte Befragte leidet sogar sehr darunter. [1]

Körperliche Ursachen für Lustlosigkeit der Frau

Hormonelle Veränderungen und Lust

Wenn die weiblichen Hormone in den Wechseljahren schwinden, kann das sowohl die Libido, als auch die körperlichen Voraussetzungen für Sexualität beeinträchtigen – oft schon ein Jahrzehnt vor der letzten Regel. Auch die Schleimhäute der Vagina werden dünner und trockener, was den Verkehr erschwert. Ein wichtiger Tipp: keine Scheu vor Gleitgel. Laut Studien ist der Rückgang der Libido in den Wechseljahren jedoch kein Muss. Hormonveränderungen können auch nach einer Geburt und in der Stillzeit durch den hohen Spiegel des Botenstoffes Prolaktin zu einer Phase der sexuellen Unlust führen.

Verhütung und die Leidenschaft

Wichtig zu wissen: auch hormonelle Verhütungsmittel wie Pille, Hormonspirale und vergleichbare Präparate können die Libido dämpfen. Suchen Sie hier das offene Gespräch in der gynäkologischen Praxis.

Chronische Erkrankungen und Libido

Auch Grunderkrankungen können die Lust bremsen, etwa Diabetes oder Depressionen. Zusätzlich beeinflussen manche Medikamente gegen chronische Erkrankungen die Sexualität, wie Blutdrucksenker oder Psychopharmaka. Fragen Sie Ihren Arzt oder Ärztin, ob ein Zusammenhang möglich sein kann. Generell gilt: die körperliche Verfassung ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfüllte Sexualität. Soweit Sie es in der Hand haben – sorgen Sie für sich und leben Sie gesund.

Stress als Ursache für sexuelle Unlust

Stress steht nicht zufällig unter der Rubrik „körperliche Ursachen“, denn die ständige Überflutung mit Adrenalin und Cortisol hemmt exakt die Hormone, die Leidenschaft braucht. Der Körper kommt unter Druck nicht mehr in den Modus der Entspannung, der für die sexuelle Erregung nötig ist. Gerade Frauen haben oft das Gefühl, keine Energie übrig zu haben für Sex.

Seelische Gründe für mangelnde Libido

Natürlich spielt auch die Psychologie eine große Rolle. Vielleicht trifft einer dieser Punkte zu:

Lustfeindliche Erziehung

Mit welchem Bild von Sexualität wurden Sie erzogen? Oft vermitteln Eltern und Gesellschaft widersprüchliche Bilder zur weiblichen Sexualität und Geschlechterrollen. Die zwiespältigen Forderungen einer sexualfeindlichen Erziehung einerseits und unserer Welt, in der Sexualität andererseits beinah als Pflicht dazu gehört, können die sexuelle Lust hemmen.

Traumatische Erlebnisse

Haben Sie in der Sexualität schlechte Erfahrungen gemacht? Das reicht vom wenig liebevollen (Ex-)PartnerIn, Missbrauch, bis zu wenig respektvollen medizinischen Untersuchungen oder einem Geburtstrauma. Diese Erlebnisse können die Psyche belasten und sich sogar zu einer sexuellen Funktionsstörung mit Schmerzen beim Verkehr ausweiten.

Seelischer Druck

Wie zufrieden sind Sie derzeit mit sich und Ihrem Leben? Die Libido leidet während beruflicher, finanzieller und privater Durststrecken. Hier hilft nur Verständnis mit sich und der Lebensphase und gegebenenfalls psychologische Beratung.

Probleme in der Partnerschaft stören die Lust

Häufige Konflikte

Selbstverständlich kann Unzufriedenheit in der Paarbeziehung zu sexueller Unlust bei Frauen führen, vom Streit über den Haushalt, die Kinderbetreuung, über Respekt und Lebenseinstellung. Wie soll man Lust entwickeln auf eine/n PartnerIn, der oder die nicht am selben Strang zieht? Ein Grundgefühl des Vertrauens und ein respektvoller Umgang miteinander sind unabdingbar für Intimität.

Gähnende Routine

Es herrscht Langeweile statt Leidenschaft? Tatsächlich hat man es hier selbst in der Hand, mit Mut und Hilfsmitteln für Abwechslung zu sorgen. Oft steckt bei Frauen hinter der Unlust übrigens auch das Gefühl, beim Sex regelmäßig zu kurz zu kommen. Sorgen Sie unbedingt für Ihre Lust, mit genügend Stimulation beim Zusammensein.

Hohe Erwartungen

Vielen Paaren steht ein Idealbild im Weg: Sex soll spontan sein, die Lust uns überfallen, häufig und von selbst. Doch renommierte Sexualtherapeuten wie David Schnarch und Ulrich Clement haben darauf hingewiesen, dass die Schmetterlinge im Bauch nur kurze Zeit flattern. Auf Lust wie am ersten Tag (und wie in Hollywood) kann man ewig warten. Auch eine Häufigkeit von Sex, wie am Anfang der Beziehung, ist keinesfalls realistisch, zeigen Studien, wie die des Instituts für Sexualforschung Hamburg.

Bei Problemen in der Beziehung, sowie psychologischen Ursachen für sexuelle Unlust, ist Kommunikation das wichtigste Mittel der Veränderung. Nur mehr Verständnis, Unterstützung und Wissen für sich selbst und als Paar kann die Sexualität und Lust wieder gelingen lassen. Den Weg dahin kann man alleine gehen, oder mit Hilfe von Beratung, zu einer gemeinsamen Sprache finden.

Der Mann als Ursache für Unlust

In einer heterosexuellen Beziehung können auch Probleme auf der männlichen Seite die Leidenschaft belasten. Auch eine erektile Dysfunktion kann zu Unlust bei der Partnerin führen. Wenn der Penis nicht steif genug ist, erlebt auch die Frau die Sexualität kaum als lustvoll. Frauen leiden auch, wenn der Mann regelmäßig zu schnell zum Höhepunkt kommt, was übrigens bei rund 30 Prozent der Männer der Fall ist. Neben einer medizinischen Ursachenforschung beim Partner gilt es hier das partnerschaftliche Konzept von Sexualität zu öffnen und für beide Seiten befriedigend zu gestalten.

Was auch bei sexueller Unlust der Frau hilft

Die klassischen Ursachen, aber auch Lösungsansätze medizinischer und psychologischer Natur sind gerade skizziert worden. Bei Fragen der Gesundheit und Hormone sind ÄrztInnen, für Psychologie und Partnerschaft SexualberaterInnen oder TherapeutInnen gute Ansprechpartner. Auf alle Fälle hilfreich sind klärende Gespräche dem Partner/der Partnerin oder anderen Vertrauten.

Mit Pflanzenheilkunde gegen die Lustlosigkeit

Flankierend können Naturheilmittel und pflanzliche Helfer der Sexualität auf die Sprünge helfen. Praktisch alle Kulturen kennen Gewächse, denen eine sexuell anregende Wirkung nachgesagt wird. Insgesamt gibt es hunderte solcher Pflanzen. Ihre Wirkung ist allerdings in den seltensten Fällen wissenschaftlich belegt.

Von Entspannung über Durchblutung, bis zur möglichen hormonellen Wirkung – unterstützend kommt das gute Wissen hinzu, endlich etwas für sich und die eigene Sexualität zu tun.

Medizinkräuter für die Entspannung

Gerade wenn Stress oder die Psyche die Lust schwächen, können beruhigende Heilkräuter Körper und Seele wohl tun: Dabei helfen etwa RosmarinLavendel und Sandelholz als Teeaufguss, im Bad oder in Salben, sowie als ätherisches Öl. Sie wirken beruhigend und ausgleichend auf Psyche und Körper. Sie haben keine direkte Wirkung auf Leidenschaft und Lust, Entspannung ist jedoch eine wichtige Vorbedingung für Lust und Erregung.

Damiana: vielversprechende Heilpflanze für die Libido

Die Heilpflanze Damiana, lateinisch Turnera diffusa, wurde schon vom Volk der Maya als Aphrodisiakum verwendet und gehört zur Gattung der Safranmalven. Die wirksamen Bestandteile werden aus den Blättern gewonnen, Flavonoide, Terpene, Gerbstoffe und Koffein. Die kleine Strauchpflanze, mit angenehm duftender gelber Blüte, wächst im südlichen Nordamerika und Südamerika, ihr deutscher Name geht zurück auf den Heiligen Sankt Damian, Schutzpatron der Apotheker.

Wie sieht die Studienlage aus?

Bisher gibt es keine klinischen Studien am Menschen, aber vielversprechende Labor- und Tierversuche. In den Blattextrakten fand man verschiedene Wirkstoffe, die luststeigernd wirken. Eine wichtige Wirkungsweise ist dabei die signifikante Hemmung der Aromatase. Das ist ein Enzym, das unter anderem an der Verstoff­wechselung von Testos­teron beteiligt ist. Testosteron ist ein Hormon, das das sexuelle Verlangen steigert. Wird nun der Abbau von Testosteron vermindert, bleibt der Testosteronspiegel erhöht und kann so seine Wirkung auf die Libido entfalten [4]. Da Damiana ein ganzes Wirkstoffgemisch enthält, werden sogar verschiedene Körperregionen angesprochen. Auch eine verbesserte Durchblutung der Schwellkörper von Penis und Klitoris ist beschrieben – bisher allerdings nur im Tierversuch bei Meerschweinchen. 

Hier wäre es wünschenswert, wenn die Forschung noch weitere Erkenntnisse gewinnen würde. Nach Ausschluss organischer Erkrankungen kann die Einnahme qualitätsgesicherter Damiana-Extrakte eine vielversprechende Therapieoption sein.  Es gibt sie als pflanzliches Medikament in Form von Filmtabletten (Hersteller: Dr. Loges oder Schaper & Brümmer). 

Ginseng zur Stärkung von Körper und Seele

Ginseng wird in der traditionellen chinesischen Medizin als stärkendes Mittel bei Müdigkeit und Erschöpfung empfohlen – und ist wissenschaftlich erprobt. Die Ginsengwurzel wirkt allerdings nicht spezifisch, weshalb sie bei sexueller Unlust nicht direkt auf die Libido abzielt, sondern allgemein stärkt, den Körper, Stoffwechsel, Stimmung und den Hormonhaushalt.

Maca zur Unterstützung

Wie Ginseng gehört die Wurzelknolle aus den peruanischen Anden zu den Stärkungsmitteln – die auch auf Psyche und Sexualität wirken soll. Trotz vielversprechender erster Ergebnisse sind die Aussagen der Untersuchungen zu Maca noch nicht wissenschaftlich erhärtet.

Vorsicht:

Doktor Blatt

Bitte greifen Sie bei der Pflanzenmedizin nur auf geprüfte Produkte aus der Apotheke, Online-Apotheke oder Drogerie zurück – gerade bei angeblichen Wundermitteln für Lust und Potenz. Denn im anonymen Handel im Internet kann es sogar gefährlich werden, wie eine Studie der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem zeigte [5]. In Potenzmitteln für Männer aus dem Internet war größtenteils sogar synthetisch hergestelltes Sildenafil enthalten, das aus gutem Grund rezeptpflichtig ist.


Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Silja Matthiesen et al.: Sexuelles Verhalten, Einstellungen und sexuelle Gesundheit in Deutschland. Datenreport zur Pilotstudie Liebesleben. Universitätskrankenhaus Eppendorf, Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung 2018. Abruf am 27.05.2020

  2. David Schnarch: Die Psychologie sexueller Leidenschaft, Klett-Cotta, 2006

  3. Ulrich Clement: Guter Sex trotz Liebe. Wege aus der verkehrsberuhigten Zone, Ullstein, 2007

  4. Zhao J, et al. J Ethnopharmacol 2008:120(3):387-393.

  5. Tao Cui et al.: A urologist's guide to ingredients found in top‐selling nutraceuticals for men's sexual health. Journal of Sexual Medicine 12/2015, S. 2105–2117.

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