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Spirulina

Foto einer Schale von Spirulinatabletten und gemahlenem Spirulina in Holzschalen
© pilipphoto, Getty Images - canva pro

Spirulina - die Wunderalge?

Beliebte Nahrungsergänzung, doch was ist dran an den propagierten Wirkungen?

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Spirulina: Das Wichtigste im Überblick

Spirulina ist eine mikroskopisch kleine Blaualge, die in Salzseen wächst und das Wasser bei der "Algenblüte" in ein dunkles Grün taucht. Genau genommen gehört Spirulina nicht zu den Algen (Pflanzen), sondern zu den Bakterien (Blaualgen oder Cyanophyceen). Schon die Azteken wussten die protein-, vitamin- und mineralienreiche Blaualge zu nutzen. Heute ist Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel äußerst beliebt und wird in Form von Tabletten oder als Pulver angeboten. Sie soll den Stoffwechsel optimieren sowie entgiften, die Organe – insbesondere die Gefäße – schützen und das Immunsystem harmonisieren. Wie die Studienlage allerdings genau aussieht, lesen Sie im Kapitel über die Heilwirkung von Spirulina. Spirulina ist gut verträglich und hat kaum Nebenwirkungen.

Wie gut hilft Spirulina?

Kleine Alge mit großem Potential?

Genutzt wird Spirulina schon lange, vor etwa 50 Jahren hat man das photosynthetisch aktive Bakterium als Lebensmittel und Nahrungsergänzungsstoff wiederentdeckt. Zahlreiche Forschungsarbeiten aus dem Ausland beschäftigen sich seitdem mit dem Thema. Die meisten Daten stammen aus Labor und Tierversuchen, klinische Studien am Menschen sind noch selten und haben den Status eines Vorversuchs meist nicht verlassen. Spirulina scheint ein interessanter Kandidat zu sein, ein gezielter Einsatz zur Behandlung von Krankheiten wird aber derzeit klinisch nicht befürwortet, da die Wirksamkeit nicht garantiert werden kann.

Spirulina schreibt man viele Wirkungen zu

Spirulina soll antiviral wirken (Herpes-, Influenza-, Cytomegalo-, Hepatitis C-, HIV-Virus) sowie das Immunsystem stärken und Allergien besänftigen, das zeigen meist Laborversuche unter künstlichen Bedingungen. Auch Hinweise auf Stoffwechseleffekte gibt es in Tierversuchen und kleinen Studien am Menschen: so könnte Spirulina die Fett- und Zuckerwerte sowie den Blutdruck senken. Des Weiteren wird von antioxidativen und entgiftenden Eigenschaften berichtet, die Leber, Nieren und Hoden vor reaktiven Giftstoffen schützen und die Wahrscheinlichkeit einer Krebsentstehung vermindern.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

  • bisher keine

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Anti-Aging, Organschutz
  • Ausgleich bei Vitalstoffmangel, Anämie (erste experimentelle Studien)
  • Schutz vor der Aufnahme von Schwermetallen, Schutz vor Schwermetallwirkung

Heilwirkung von Spirulina

Anti-Aging-Effekt

Diese organschützende Wirkung beruht auf der antioxidierenden Wirkung der Blaualge (wie Phenole und ß-Carotin, Tocopherole). Sie können freie Radikale abfangen und die Oxidation von Fetten und DNA hemmen, sowie oxidativen Schaden durch Schwermetalle lindern.

Der Inhaltsstoff Phycocyanobilin ist ein sehr interessanter Kandidat in dieser Kategorie: Er ähnelt dem Bilirubin, einem körpereigenen Antioxidans.

Oxidative Schäden, die sich über das gesamte Leben anhäufen, tragen zu einer beschleunigten Alterung bei. Ein ausgeglichenes Maß an Oxidantien und Antioxidantien macht einen effektiven Stoffwechsel aus. Dabei sollte keine Seite überwiegen. So ist eine Dauereinnahme hochkonzentrierter Antioxidantien nicht sinnvoll.

Nach ersten Studien übt Spirulina eine antioxidative Wirkung aus:

  • In einer Studie mit 78 älteren koreanischen Probanden verbesserte Spirulina (8 g/Tag für 16 Wochen) die antioxidative Kapazität des Blutes bei den weiblichen Teilnehmern.
  • Bei Diabetikern (8 g/Tag 12 Wochen) wurde ebenfalls von einer Abnahme oxidativer Schädigungen im Blut berichtet (gemessen am Oxidationsprodukt Malondialdehyd).
  • Verschiedene chemische Substanzen lösen Organschäden aus. Versuchstiere wurden vor einer (oxidierenden) Giftwirkung durch Cyclosporin (ein Immunsuppressivum) geschützt. Es löst in höheren Mengen Nierenschäden aus. Spirulina hemmte die Veränderungen und verhinderte auch eine Zerstörung der Nierenstruktur.

Entgiftung

Eine Besonderheit sind auch die Zellwände der Blaualge mit zahlreichen geladenen und polaren Resten (Carboxyl-, Hydroxyl-, Phosphat-, Sulfatreste). Die genannten ionischen und polaren Verbindungen binden ziemlich effektiv Schwermetalle. So wird Spirulina zur Schwermetallausleitung eingesetzt. Möglich wäre immerhin, dass Schwermetalle aus dem Darminhalt zur Ausscheidung gebracht werden, sofern sie gleichzeitig mit der Blaualge genommen werden. Ob auch Depots, beispielsweise im Fettkörper, ausgeleitet werden, ist bisher nicht bewiesen worden. Doch scheint die Blaualge oxidativen Schaden durch die Metalle abzufangen. Entscheidend aber ist die Reinheit des Spirulina-Produkts (schwermetall- und giftfrei!).

Antimikrobielle Aktivität

Verschiedene Extrakte von Spirulina zeigten in vitro eine antimikrobielle Aktivität. Verantwortlich sind unter anderem die sulfatierten Zucker, die ähnlich wie Detergenzien wirken. Unbekannt ist, wie sich das bei einer Einnahme auswirkt.

Blutbildendes System

Spirulina wurde erfolgreich bei den Opfern nach der Tschernobyl-Katastrophe in Russland eingesetzt. Die Blutbildung und Immunabwehr der behandelten Kinder konnte durch tägliche Gabe von 5 g Spirulina-Tabletten verbessert werden. Auch bei unterernährten Kindern in Afrika verbesserte Spirulina (10 g) als Nahrungszusatz den Hämoglobinwert des Blutes, vermutlich durch den Eisengehalt der Blaualge. Eine indische Studie beziffert die Zunahme des Bluthämoglobinwertes bei anämischen jungen Frauen bei einer vierwöchigen Behandlung mit 5 g Spirulina pro Tag auf etwa 10 %.

Arthritis

Bei Mäusen und Ratten, bei denen künstlich eine Arthritis induziert wurde, wirkte die orale Gabe von Spirulina entzündungshemmend. Entzündungsparameter wurden reduziert, auch der Knorpel und die Knorpelzellen blieben unversehrt. Die Autoren spekulieren, die antiarthritische Wirkung von Spirulina läge an den antioxidativ wirkenden Inhaltsstoffen wie Phycocyanin, Carotenoiden, Vitamin E sowie die Vitamine B1, B2 und C. Phycocyanin hemmt außerdem selektiv das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2), ein Enzym, das bei Entzündungsprozessen eine entscheidende Rolle spielt.

Zum Themenkomplex Gelenkbeschwerden und Arthritis liegen nur Tierversuche vor. Studien am Menschen fehlen. Die Beweiskette vom Laborversuch bis zur praktischen Anwendung ist hier nicht ausreichend mit Daten unterfüttert.

Immunsystem: Spirulina moduliert die Immunantwort

Nach oraler Verabreichung eines Wasserextrakts aus Spirulina zeigte sich bei Probanden nach Blutuntersuchungen eine Stimulierung wichtiger Faktoren des Immunsystems. In verschiedenen Versuchen belegt ist eine

  • Aktivierung der Fresszellen (Makrophagen), der Killerzellen (NK -Zellen)
  • Stimulierung von T-Zellen, B-Zellen und der Antikörperproduktion
  • Anregung der Botenstoffproduktion (Interferon γ und Interleukin 2).

Das legt eine Anwendung bei Abwehrschwäche nahe. Doch nicht nur eine Anregung des Immunsystems ließ sich beobachten, bei allergischen Reaktionen und Autoimmunarthritis belegen Versuche eine Dämpfung der überschießenden Immunantwort:

  • Wie bei Experimenten mit Ratten und Mäusen festgestellt wurde, verhindert die orale Gabe von Phycocyanin zumindest teilweise die Freisetzung von Histamin bei allergischen entzündlichen Reaktionen. Histamin ist ein Gewebshormon, das die entzündlichen Vorgänge anstößt.
  • Bei Ratten mit allergischem Schnupfen linderte Spirulina die Entzündung der Schleimhaut sowie die Produktion von allergietypischen Antikörpern (Immunglobulin E).
  • Eine erste Studie an 150 Allergikern (Heuschnupfen) wurde bereits durchgeführt. Verabreicht wurden 2 g Spirulina/Tag für 6 Monate. Dabei konnte das Präparat mit Spirulina bei laufender Nase, Nießen, Anschwellung der Schleimhäute und Juckreiz punkten.

Der farbgebende Stoff Phycocyanobilin aus dem Phycocyanin ähnelt den körpereigenen Stoffen Biliverdin und Bilirubin. Sie entstehen bei Abbau von Hämoglobin (durch die Hämoxidase-1) und stehen mit Schutz vor Entzündung, Oxidation und Zelltod in Verbindung. Hier wären weitere Untersuchungen höchst interessant.

Antivirale Aktivität

In Ländern, in denen viele verschiedene Algen verzehrt werden (Japan/Korea), ist die Anzahl der HIV-infizierten Menschen geringer als in anderen. Daher wurde spekuliert, dass auch Blaualgen eventuell davor schützen könnten. Da diese Produkte billig für jedermann zu haben sind, setzte man Hoffnungen auf dieses Konzept. Große Firmen halten sich allerdings in der Forschung zurück, denn ein Naturprodukt kann nicht patentiert werden.

In der Tat hemmen sulfatierte Zucker (Spirulan) und einige Sulfolipide in Laborversuchen die Infektionspotenz und Vermehrung einiger Viren, wie des Herpes-simplex-Virus Typ1 und 6 (Natriumspirulan) und des HIV-1 (Calciumspirulan). Effekte wurden auch beim Cytomegalievirus (CMV) beschrieben. Nur sehr schwach hatten der Epstein-Barr-Virus (EBV) sowie Influenza A-Virus angesprochen. Soweit die Versuche im Reagenzglas. Bei oraler Einnahme sieht die Situation anders aus: Die entsprechenden Stoffe erreichen nicht in ausreichenden Mengen das Blut, vor allem nicht die aktivsten Verbindungen mit dem höchsten Molekulargewicht. Dementsprechend fielen auch die Wirkungen am Menschen nur sehr schwach aus.

  • Je nach Stamm und Situation ist bei Hepatitis C mit der herkömmlichen Standardtherapie mit Interferon und Ribavirin in 17-82 % der Fälle eine Besserung zu erzielen. Mit einem Trockenextrakt aus Spirulina wurde in einer klinischen Studie ein Ansprechen bei etwa 20 % der Probanden erzielt, das war nicht signifikant mehr als mit dem Stoff Silymarin aus der Mariendistel.
  • Bei HIV hat eine Studie I mit 11 Teilnehmern stattgefunden, die vornehmlich die Verträglichkeit von Spirulina und braunen Meeresalgen (Undaria pinnatifida) testen sollte. Eingenommen wurden 5 g (Spirulina, Undaria oder beide) für 3 Monate, dabei erwiesen sich die Präparate als verträglich. Die Blutparamter und die Viruslast änderten sich dabei nicht. Bei einer der betreuten Personen stieg die Zahl der CD4 Zellen, außerdem fiel die Viruslast ab. Für Verallgemeinerungen ist es allerdings zu früh. Andere Versuche an Kindern und Erwachsenen mit HIV zeigten keinen signifikanten Gewinn: Ein Supplement mit Spirulina konnte die Erkrankung hinsichtlich Verlauf und Gewichtszunahme nicht signifikant verbessern.

Auch die intravenösen Versuche sind schwierig, denn viele sulfatierte Zucker führen zu einer verminderten Blutgerinnung und Reizungen an der Einstichstelle. Die neueren Versuche konzentrierten sich daher auf die Anwendung sulfatierter Zucker in Form von Vaginalgelen. Die Effektivität gegen eine Ansteckung mit HIV konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Man arbeitet aber immer noch am Thema. Es werden verschiedene Verbindungen kombiniert (sulfatierte Alkyl-Oligosaccharide) und neue sulfatierte Zucker synthetisch hergestellt. Der Erfolg muss sich noch zeigen.

Arteriosklerose

Es gibt mehrere Aspekte, die eine vorbeugende Wirkung gegen Arteriosklerose nahe legen, aussagekräftige Studien an Patienten mit entsprechenden Risiken fehlen aber.

  • In einem in vitro-Experiment mit glatten Gefäßmuskelzellen wurde festgestellt, dass Natriumspirulan die Wucherung von glatten Gefäßmuskelzellen verhindert. Die Wucherung von glatten Gefäßmuskelzellen spielt beim Fortschreiten von Arteriosklerose eine kritische Rolle.
  • Bei übergewichtigen Ratten ist die Gefäßreaktion verändert, die Aorta zieht sich stärker zusammen und weitet sich weniger auf entsprechende Reize. Ein Extrakt aus Spirulina normalisierte die Reaktion der Aorta.
  • Durch die antioxidative Wirkung kommt es zu einer verminderten Fettoxidation, ein Fakt, der in die Entwicklung von Arteriosklerose mit hineinspielt. Des Weiteren induziert Phycocyanobilin einen antioxidativen Stoffwechselweg, der letzendlich zum Schutz der Adern beiträgt (Hämoglobioxidase 1 und Bilirubinsynthese). Das zeigt ein Fütterungsversuch mit Mausstämmen, die für Arteriosklerose anfällig sind.
  • Auch die blutdrucksenkende Wirkung dürfte hierfür positiv sein: Bei einer mexikanischen Studiengruppe von 36 Personen hatte der systolische und diastolische Blutdruck deutlich abgenommen (8 und 6 %). Der blutdrucksenkende Effekt könnte auf dem hohen Kaliumgehalt von Spirulina beruhen.

Senkung der Blutfette

In mehreren experimentellen Situationen wurde mit Spirulina am Menschen eine Senkung hoher Fettwerte (Triglyceride, Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin) erreicht: Außerdem scheint Phycocyanin die Aufnahme von Cholesterin im Darm zu vermindern und so zu der Senkung der Fettwerte beizutragen.

Wie eine Studie mit Patienten ergab, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, verbesserte die tägliche Einnahme von 2 g Spirulina für 2 Monate die Blutwerte. Die Konzentrationen von Gesamt-Cholesterin, darunter LDL-Cholesterin, wurden gesenkt; HDL-Cholesterin erhöht. Doch berichtet nicht jede Studie mit Diabetikern eine Senkung der Cholesterinwerte. Wie die Autoren erklären, kommt diese Diskrepanz dadurch zustande, dass die Wirkung nur bei den wenigen Personen der Studie mit deutlich erhöhten Cholesterinwerten zum Tragen kommt. In den Mittelwerten über die ganze Studiengruppe sei der Effekt oft nicht mehr sichtbar.

  • Eine klinische Studie wurde auch an Patienten durchgeführt, die am nephrotischen Syndrom mit Hyperlipidämie litten. Die zur Medikation zusätzliche Einnahme von 1 g Spirulina-Kapseln pro Tag verringerte den Fettgehalt im Blut. Die Kontrollgruppe erzielte einen geringeren Erfolg.
  • In anderen Versuchen (4,5 g für 6 Wochen) mit Probanden mit erhöhten Fettwerten war bei der ältesten Gruppe die stärkste Senkung der Fettwerte sichtbar (Alter 48-65).

Fettleber

Bei Ratten, die mit Spirulina maxima gefüttert wurden, wurde keine Verschlechterung der Leberfettwerte nach Vergiftung mit Tetrachlorkohlenstoff beobachtet. Normalerweise induziert diese Chemikalie eine Fettleber. Auch bei Auslösung einer Fettleber bei Mäusen durch Simvastatin, Alkohol und eine cholesterinüberladene Kost litten die Tiere weniger unter diesem Symptom. Diese Ergebnisse zeigen eine mögliche leberschützende Wirkung von Spirulina.

An drei menschlichen Probanden mit Fettleber verbesserte Spirulina (4,5 g/Tag, 3 Monate) die Leber- und Blutfettwerte, eine Kontrolle fehlte aber. Größere und kontrollierte Studien müssen folgen.

Senkung des Blutzuckers bei Diabetes

Für eine antidiabetische Wirkung der Blaualge Spirulina sprechen einige Studien. Harte Fakten bei Diabetes fehlen noch.

  • Eine Studie an 25 Diabetikern (Typ 2) weist nach der Gabe von 2 g Spirulina nach 2 Monaten niedrigere Blutzuckerwerte (Nüchternwerte und nach einer Mahlzeit) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus.
  • Eine kontrollierte koreanische Studie konnte dies aber nicht bestätigen (8 g/Tag, 12 Wochen). Hier trat im Durchschnitt bei den Teilnehmern keine Blut- oder Cholesterinsenkung auf, wohl aber eine Besserung der Neutralfette (Triglyceride). Die Autoren leiten dennoch einen schützenden Effekt ab, da sich begleitend andere Blutparameter besserten (oxidative Schäden, Blutdruck, Entzündungshormone TNF-α und IL6). Daneben stieg der Wert für das Hormon Adiponektin, das die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin steigert.

Für eine Empfehlung wären aber größere Studien mit einer besseren statistischen Absicherung notwendig.

Krebs / Tumoren

Es liegen einzelne Berichte aus Labor- und Tierversuchen vor, die in experimentellen Situationen eine Anti-Krebswirkung zeigen:

  • Auslösung von Brustkrebs durch Chemikalien im Rattenmodell ist durch Spirulina vermindert.
  • Bildung von Metastasen wird durch Calciumspirulan unterdrückt (in vitro-Modell).
  • Wachstum von Pankreaskrebs in der Labormaus ist verlangsamt.
  • Im Reagenzglas ist die Aktivität von Killerzellen gegen Krebszellen verstärkt, wenn die Spender der Zellen einen Extrakt aus Spirulina eingenommen hatten.

Im Tierexperiment konnte die Wirkung der Chemotherapie gelindert werden.

  • Doxorubicin (Chemotherapie) führt bei Mäusen zu Herzschäden. Spirulina mildert die Schäden.
  • Cisplatin (Chemotherapeutikum) schädigt die Nieren. Ratten wurden durch Spirulina vor dieser Wirkung geschützt.
  • Leukopenie (Mangel an weißen Blutzellen) unter einer Chemotherapie lässt sich mit Spirulina aufhalten.
  • Mutagenität von Cyclophosphamid an Keimzellen wird durch Spirulinaextrakt gehemmt.

Insgesamt gibt es zu wenige Daten über diese Wirkung von Spirulina, klinische Studien fehlen gänzlich. Wegen der nicht schlüssig nachgewiesenen Wirkung und den möglichen Gefahren (eventuelle Verunreinigungen von Spirulina mit Schwermetallen oder Toxinen) sehen einige Fachleute bei diesen geschwächten Zuständen die Einnahme als nicht gerechtfertigt an. Außerdem ist nicht gesichert, inwieweit antioxidierende Eigenschaften die Wirkung einer Chemotherapie außer Kraft setzen.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Spirulina ist in Deutschland nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (als Pulver oder Tabletten) im Handel. Als Nahrungsergänzungsmittel ist Spirulina auch unter der Bezeichnung Mikroalgen im Handel.

Achtung: Leider ist Spirulina nicht immer von gleicher Güte an Inhaltsstoffen und Reinheit. Beispielsweise werden zur Haltbarmachung und Keimabtötung in asiatischen Ländern Produkte häufig radioaktiv bestrahlt. Auch die Qualität des Wassers ist mitverantwortlich für die spätere Beschaffenheit der Spirulinapräparate. Die Blaualge Spirulina bindet Schwermetalle und kann außerdem mit verschiedenen giftigen Algen verunreinigt sein. Daher sollte man darauf achten, dass der Hersteller für die Reinheit und Qualität des Präparates bürgt.

Dosierung

Bei einer Einnahme von 10 g Spirulina kann bei fastenden Personen der Tagesbedarf an einigen Mineralstoffen zu einem erheblichen Anteil gedeckt werden. In Studien wurden Mengen von täglich 1 bis 10 g Spirulina eingesetzt.

Aufbewahrung

Die Spirulina kann getrocknet werden und ist ungekühlt lager- und transportfähig.

Wirkstoffe

Nährstoffe:

  • 50-60 % Proteine im getrockneten Zustand (kein anderes Nahrungsmittel hat so einen hohen Eiweißgehalt wie Spirulina)
  • 6-10% Fette: gesättigt: Palmitinsäure, Stearinsäure, ungesättigt: Ölsäure, Palmitoleinsäure, mehrfach ungesättigt: Linolsäure, Gamma-Linolensäure (eine Omega-6-ungesättigte Fettsäure), Sulfolipide

Vitamine:

  • β-Carotin (Provitamin A)
  • Thiamin (Vitamin B1)
  • Riboflavin (Vitamin B2)
  • Niacin (Vitamin B3)
  • Panthotensäure (Vitamin B5)
  • Pyridoxin (Vitamin B6)
  • Cobalamin (Vitamin B12, ob es sich um aktive oder inaktive Formen von B12 handelt hängt von der Kultivierung ab)
  • Vitamin E (alfa-Tocopherol)

Pflanzenfarbstoffe:

  • Xanthophylle
  • Phycocyanin
  • Allophycocyanin
  • Chlorophyll (grünes photoynthetisches Pflanzenpigment)

Mineralien:

  • Kalium, Eisen, Selen, Jod, Zink, Natrium (Mineralstoffe)

Sonstiges:

  • Sulfatierte Polysaccharide
  • Lektine: Cyanovirin-N, Microvirin
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