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Königskerze

Die Königskerze hat kleine gelbe Blüten.
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Königskerze: Ideal bei trockenem Reizhusten

Die Königskerze war früher ein beliebtes Mittel bei Erkältungen, speziell bei Reizhusten und Heiserkeit.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Königskerze: Das Wichtigste im Überblick

Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen ist die Königskerze (Verbascum) mit ihren 2 Metern Höhe ein wahrer Riese. Dabei trotzt sie mit Pfahlwurzel und wollig behaarten Blättern der Trockenheit. 

Wollblumen nennt man die getrockneten Blüten, die als Tee bei Erkältungen zum Einsatz kommen. Wegen ihrer milden Wirkungen und des angenehmen Geschmacks sind sie zur Anwendung bei Kindern besonders gut geeignet. Mischungen mit anderen Heilpflanzen stellen sicher, dass jeder Aspekt einer Erkältung entsprechende Linderung erfährt. 

Die Wirkungsweise der Königskerze beruht dabei auf Entschleimen, Schleimhautschutz und Reizlinderung. Achten muss man auf die richtige Lagerung, denn die Blüten ziehen Wasser und werden dann braun und unwirksam, können sogar verschimmeln. 

Es gibt drei Königskerzenarten, die bei uns arzneilich genutzt werden. Zur Anwendung kommen neben Tee und Hustensaft auch Extrakte in Salben und Ölen. Königskerze ist gut verträglich und hat keine Nebenwirkungen.

Wobei hilft Königskerze?

Königskerze: entschleimend und reizlindernd

Die Königskerze war ein beliebtes Mittel bei Erkältungen und Erkrankungen der oberen Luftwege wie Husten und Heiserkeit und ist etwas in Vergessenheit geraten. Dabei sind die getrockneten Blüten der Pflanze durchaus wirksam, sagt die Kommission E. Wegen der erfahrungsheilkundlichen Belege wurden diese Wirkungen voll anerkannt. Aber auch Laborversuche und die Inhaltsstoffe weisen in dieselbe Richtung: So dürfte die Pflanze gegen Entzündungen wirken und auch gewisse antibakterielle und antivirale Effekte in sich vereinen. Nicht näher untersucht ist jedoch, ob das „Königsöl“ gegen Ohrenschmerzen und andere Schmerzzustände wirkt.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • keine

Botanik: Aussehen und Herkunft

Königskerze ist ein wirklich passender Name für diese Pflanze aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae): Im zweiten Jahr schießt aus der Rosette ein weithin sichtbarer Blütenstand. Er kann bis zu 2 Meter erreichen. 

Je nach Art und Boden bilden sich neben der Hauptkerze mehr oder weniger viele Nebenkerzen. Daran sitzen zahlreiche gelbe Blüten eng gedrängt. Vom Typ her sind es Rachenblüten, die mit leuchtend gelber Farbe viele Insekten anziehen. Sie finden dort ein reiches Angebot an Pollen. Beim Nektar allerdings spart die Pflanze.

Da sich die Blüten nach und nach öffnen, ziert die Pflanze den Garten mehrere Wochen lang (Juli-September). Ein ganz typisches Merkmal sind die dicht wollig behaarten Blätter, auch die Blütenaußenseite und die Staubfäden sind behaart, das hat den Blüten wohl auch den Namen „Wollblumen“ eingebracht. Besonders reich fällt die Produktion von winzigen Samen aus. Pro Blütenstand erhält man mehrere Gramm davon.

Mitunter sind einige Formen der Königskerze auch nicht eindeutig zuzuordnen, denn die Arten kreuzen sich auch untereinander.

Die Königskerze als Gartenschmuck

Die Pflanze liebt trockene und sonnige Plätze und ist dafür bestens gewappnet, hat sie doch eine tiefe Pfahlwurzel. Auch die wolligen Haare dämpfen die Verdunstung. Hält man ihr die Konkurrenz fern, entwickelt sich aus der Pflanze ein imposanter Blickfang, aber auch an Wegrändern, Böschungen und Schuttplätzen stellt sie sich gerne ein. Ganz besonders freut den Gärtner, dass die Pflanze von den gefräßigen Schnecken vollständig verschont bleibt.

Die Königskerze brennt

Verschiedene alte Namen der Pflanze stehen mit Feuer in Verbindung, wie etwa Himmelsbrand, Fackelkraut oder Lampenkraut. So berichten alte Quellen von Fackeln aus in Pech getauchten Königskerzen. Auch die getrockneten haarigen Blätter brennen wie Zunder (Brennkraut). In früheren Zeiten schätzte man diese Eigenschaften sehr.

Tee aus goldgelben Blüten

Überwiegen nutzt man die getrockneten Blütenkronen mit Staubblättern. Man nennt sie Wollblumenblüten oder kurz Wollblumen oder Wollblüten (Verbasci flos). Sie riechen angenehm nach Honig und frische Blüten schmecken sogar süßlich. Wegen dieser geschmacklichen Eigenschaft sind die Wollblumen auch in der Kinderheilkunde beliebt. Selten genutzt werden die Blätter (Verbasci folium).

Klassiker der Pflanzenheilkunde

Der Verband der Heilkräuterfreunde Deutschlands e.V. hat die Königskerze 1999 zur Pflanze des Jahres ernannt. Sie ist heute aus der Mode gekommen, bei den berühmten Ärzten der Antike war die Pflanze aber wohlbekannt. Hippokrates behandelte Wunden damit. Bei Hildegard von Bingen diente sie als Heilmittel gegen ein „traurig Herz“ oder eine raue Stimme. Auch andere Länder verwendeten „ihre“ einheimischen Arten zu medizinischen Zwecken, wie Spanien, Türkei, Pakistan oder Iran. So sind weit mehr Königskerzenarten in medizinischer Nutzung, als die bei uns üblichen drei Arten:

  1. Filz-Königskerze, synonym Windblumen-Königskerze (V. phlomoides)
  2. Großblütige K. (V. densiflorum syn. V. thapsiforme)
  3. Kleinblütige K. (V. thapsus)

In Mitteleuropa ansässig sind nur 15 der über 400 Verbascum-Arten. Die Filz- und die Großblütige Königskerze sind in Mittel-, Ost- und Südeuropa heimisch, ferner in Kleinasien und Nordafrika. Die Kleinblütige K. (V. thapsus) wurde zusätzlich in Nord- und Südamerika eingebürgert. Kommerzieller Anbau erfolgt in Ägypten und Osteuropa.

Gewinnung

Die Königskerze wird direkt vor Ort gesät. Man vereinzelt nach und nach die anwachsenden Keimlinge auf die stärksten Pflanzen. Bis zur Ernte muss man sich aber bis zum zweiten Jahr gedulden, erst dann blüht die Pflanze. Die Blüten sammelt man an einem trockenen Tag und zwar erst dann, wenn der Tau abgetrocknet ist. Die fleischigen Blüten sollten zügig getrocknet werden, man hilft besser mit etwas Wärme nach (nicht höher als 50°C). Zum Schluss sortiert man die braunen Blüten aus. Nur die gelben sind schnell genug getrocknet und können verwendet werden.

Traditionelle Herstellung des Königsöls

Für das Öl nimmt man die frischen Blüten und bedeckt sie mit Olivenöl. Man lässt sie 3 - 4 Wochen an einen warmen, hellen Platz stehen und schüttelt die Mischung regelmäßig. Danach seiht man die Pflanzenteile ab.

Tinktur

Ausgangsmaterial sind die getrockneten Blüten. Sie werden mit einer alkoholischen Lösung (70 % Alkohol) für 10 Tage extrahiert und dann abgeseiht.

Heilwirkung von Königskerze

Die ganze Symptompalette bei Erkältung

Hauptanwendungsgebiet der Wollblumen sind Katarrhe der oberen Luftwege, wie sie bei typischen Erkältungen auftreten: Husten, Bronchitis, Heiserkeit. Wegen der reizlindernden und sekretolytischen Eigenschaften kombiniert man Wollblumen in Kräuterteemischungen als Erkältungstee. Bekanntermaßen lösen Saponine indirekt die festsitzenden Sekrete und erleichtern das Abhusten von Schleim. Der heiße Tee heizt ein und treibt den Schweiß auf die Stirn. Diese Wirkung mag auch für ein Schwitzbad nützlich sein. Daneben legen sich die Schleimstoffe lindernd auf die entzündete Schleimhaut und dämpfen so den quälenden Halsschmerz oder Hustenreiz.

Wunden, Hautleiden und Entzündungen

Altbekannt ist die wundheilungsfördernde Wirkung der Königskerzenblüten. Äußerlich angewendet hat man Wunden und Hautleiden damit behandelt, wie zum Beispiel juckende Haut oder entzündete Insektenstiche, darüber hinaus Juckreiz im Genital- und Analbereich, nässende Ekzeme, Windeldermatitis. Auch das könnte Sinn machen, sagen die Forscher, enthält die Pflanze doch entzündungshemmende Iridoidglukoside sowie Verbascosid und Aucubin. Diese Wirkstoffe liegen in der Pflanze als Vorstufe vor, die im Körper erst aktiviert werden muss. Erste praktische Laborergebnisse belegen diese Eigenschaften. Getestet hat man die Extrakte verschiedener Verbascum-Arten.

Ob die Königskerze aber wie traditionell berichtet als Antirheumatikumwirkt, ist nicht untersucht. Die in der Rheumatherapie eingesetzte Teufelskralle enthält ebenfalls Iridoidglukoside als Hauptwirkstoff, so dürfte die Königskerze ganz ähnlich wirken. Der Effekt ist aber wahrscheinlich eher schwach. Auch bei Entzündungen der Darmschleimhaut, Durchfall, Bauchkrämpfen fehlen die entsprechenden neueren Untersuchungen.

Aber: Die Wollblumen haben diverse Zusatzeffekte, welche ihnen zu Gute kommen:

Antibakterielle Zusatzpunkte

Vor allem die wässrigen Extrakte aus der Pflanze zeigen antimikrobielle Reaktionen. Die Kleinblütige Königskerze hemmt erfolgreich den Lungenkeim Klebsiella pneumoniae, die Hautkeime Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis und den Darmkeim Escherichia coli. Das sind ideale Voraussetzungen für eine Heilpflanze. Wie gut sich allerdings diese Aktivitäten unter realen Bedingungen entfalten, ist nicht untersucht. 

Die Königskerze, der Virenschreck?

Erstaunlich war der Befund, dass ein Blütenaufguss gegen verschiedene Viren wirkt. Gezeigt wurde das in Zellkultur mit Grippeviren (Influenza A H7N7, H1N1 und Influenza B Viren). Relevant dürfte auch die Tatsache sein, dass er die Wirkung von Mitteln aus der Klasse der Amantadine verstärkte. Amantadin ist eines der wenigen verfügbaren Grippemittel.

Auch für die Gruppe der Herpes simplex Viren (HSV I) liegen erste ermutigende Daten vor. Positiv getestet wurden der Extrakt der Kleinblütigen, sowie ein Aufguss der Großblütigen Königskerze. Klinische Studien dazu wären durchaus interessant, dann erst kann man die Wirkung am Menschen abschätzen.

Das Königsöl

Traditionell stellt man aus den Blüten neben den wässrigen Tees und Absuden ein öliges Mittel her. Die Zubereitungen kennt man unter dem Namen “Königsöl”. Es wird bei diversen Ohrerkrankungen verwendet, wie Ohrenschmerzen und chronischer Mittelohrvereiterung, Furunkeln im Ohr oder Ekzemen im Gehörgang. Daneben reibt man es bei Schmerzzuständen als Massageöl in die Haut. Wer auf Studien wert legt, muss noch warten. Es gibt noch keine zum Thema.

Entwässern mit Wollblumen

Die Blüten gelten als harntreibend, ein Umstand, der durchaus plausibel ist. Typisch ist diese Eigenschaft nämlich für die enthaltenen Flavonoide. In der Traditionsheilkunde gilt die Königskerze als Diuretikum und wird auch bei Blasen- und Nierenerkrankungen eingesetzt. Näher untersucht ist das jedoch nicht.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Königskerze

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Anwendungsbeschränkungen der Königskerze sind nicht bekannt.

Praktische Anwendung: Produkte und Hausmittel

Gegen Erkältungen nutzt man meist den Tee aus den Blüten der Königskerze. Genau wie Wilde Malve und Eibisch sind Wollblumen reich an Schleimstoffen. Wollblumenextrakte setzt man auch dem Hustensirup zu. So schmeckt es Kindern gleich viel besser. Außerdem verarbeitet man Extrakte in Salben und Ölen zur Behandlung von Ohrenschmerzen, Hämorrhoiden, wunden Stellen und Furunkeln. Vor allem früher beliebt waren Abkochungen der Blüten für Umschläge und Sitzbäder.

Tee: Empfohlene Tagesdosis: 3–4 g der Blüten, in Form von Tee: Dazu nimmt man 1 g Blüten auf 150 ml kochendes Wasser. Als Alternative kann man die Blüten mit kaltem Wasser zusetzen und dann kurz zum Sieden erhitzen, das soll die Freisetzung der Schleimstoffe optimieren.

Aufbewahrung

Trocken und lichtgeschützt in Glasgefäßen aufbewahren. Die Blüten ziehen Feuchtigkeit an. Wenn die getrockneten Königskerzenblüten zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt waren, werden sie braun und schimmlig, diese Ware darf nicht mehr verwendet werden.

Wirkstoffe der Königskerze

  • Terpene: Triterpensaponine, darunter Verbascosaponin
  • Komplexe Zucker: etwa 3% Schleimstoffe (bestehend aus Galactose, Arabinose und Uronsäuren)
  • Iridoidglukoside: Aucubin, Catalpol und verwandte Verbindungen
  • Flavonoide (bis zu 4%): vorwiegend Rutin und Hesperidin
  • Phenolcarbonsäuren, z.B. das Phenylpropanoid Verbascosid

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
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  10. Turker AU and Camper ND: Biological activity of common mullein, a medicinal plant. J Ethnopharmacol. 2002 Oct;82(2-3):117-25
  11. Zgórniak-Nowosielska I et al: Antiviral activity of Flos verbasci infusion against influenza and Herpes simplex viruses. Arch Immunol Ther Exp (Warsz). 1991;39(1-2):103-8
  12. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
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