Lein
Heil- und Kulturpflanze Lein
Lein ist eine alte Heil- und Kulturpflanze und ihre Bestandteile werden vielseitig genutzt: die reifen, getrocknete Samen (Leinsamen, Lini semen), das Öl der Samen und die Fasern.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Lein: Das Wichtigste im Überblick
Lein (Linum usitatissimum), vielen auch bekannt als Flachs, wird schon seit Jahrhunderten vielfältig verwendet. Flachs ist in ganz Westeuropa verbreitet.
Mit dem Öl stellte man früher Ölfarben und Buchdruckerschwärze her und die Stängel nutzte man, um Flachs zu produzieren, welches dann zur Herstellung von Stoff (Leinwand) diente.
Vielseitigkeit und Verträglichkeit
Zu Heilzwecken werden vor allem die Samen verwendet, zu diätischen Zwecken das Öl, denn es enthält wertvolle mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, die den entzündlichen Stoffwechsel hemmen und daher eine wichtige Bereicherung für den Speiseplan sind.
Lein ist sehr gut verträglich und löst keine Nebenwirkungen aus.
Angeboten werden ganze, gequetschte, geschrotete oder gemahlene Leinsamen sowie das Leinöl, das sehr empfindlich ist und daher dunkel und kühl gelagert werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
Wobei hilft Lein?
Die therapeutische Anwendung der Samen am Menschen basiert vorwiegend auf langer Erfahrung. Die Kommission E hat die Anwendung bei Entzündungen im Darmbereich bei Abführmittel-geschädigtem Darm, bei Reizdarm, bei entzündeten Darm-Divertikeln (Divertikulitis), bei Magen- und Darmschleimhautentzündung sowie bei Verstopfung bestätigt.
Derzeit gibt es eine lebhafte Forschungstätigkeit über Leinsamen und -öl für zahlreiche Anwendungen (Bluthochdruck, Arteriosklerose, Hyperlipidämie, Herz/Kreislauferkrankungen, Krebs (Brust-, Darm-, Prostata), zyklisches Brustspannen, Menopausebeschwerden). Allerdings ist die Aussagekraft dieser ersten und vorläufigen Studien für eine sichere Empfehlung noch nicht ausreichend hoch, dennoch ist eine gewisse antientzündliche Wirkung der Omega-3-Fettsäuren nicht von der Hand zu weisen.
Achtung: Leinsamen dürfen nicht eingenommen werden, wenn eine organische Erkrankung Ursache der Verstopfung ist.
Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit
Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.
Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.
- geschädigter Dickdarm (nach Missbrauch von Abführmitteln)
- Divertikulitis (Entzündung von Darmausstülpungen)
- Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Dünndarmentzündung (Enteritis)
- Reizdarm-Syndrom
- Verstopfung (ohne organische Erkrankungen)
Äußerlich:
- lokale Entzündungen
- Bauchschmerzen, krampfartige, Oberbauchbeschwerden
- Fettwerte, erhöhte (Hypercholesterinämie)
- Gelenkschmerzen, entzündliche Erkrankungen wie Arthritis, Rheuma (Öl)
- Durchfall, Magendarmkatarrh, lindernd
- Hämorrhoiden, weicher und glatter Stuhl
- Husten, trockener Reizhusten
- Hautentzündung (Schleim äußerlich reizmildernd; Öl innerlich entzündungslindernd)
- Reizmagen
- Schleimhautreizungen, entzündliche (Halsschmerzen, Heiserkeit)
- Sodbrennen
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Vorbeugend bei Herzkreislauferkrankungen, Schlaganfall
- Karbunkel, Furunkel, Geschwüre und andere Hautleiden
Botanik: Aussehen und Herkunft des Leins
Gemeiner Lein (Linum usitatissimum), auch Saat-Lein oder Flachs genannt, ist eine aufrechte, bis zu 1 m hohe, einjährige Pflanze mit schlanken Stängeln, die kleine unbehaarte Blätter und hübsche blaue Blüten tragen. Die Fruchtkapseln enthalten rötlichbraune, glatte, glänzende Samen. Es wurden verschiedene Sorten zur Flachsfaser- und zur Samengewinnung gezüchtet.
Lein kommt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und Westeuropa und gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae). Der Namenszusatz "usitatissimum" bedeutet so viel wie "sehr nützlich".
Die Kulturpflanze Lein
Lein ist eine alte Kulturpflanze und wurde seither vielseitig genutzt: die reifen, getrocknete Samen (Leinsamen, Lini semen), das Öl der Samen und die Fasern. Früher wurde Leinöl zur Herstellung von Ölfarben und Buchdruckerschwärze verwendet, denn es reagiert mit Sauerstoff zu einem festen transparenten Film. Aus dem fasrigen Stängel des Leins wurde auch Flachs gewonnen, der Grundstoff für die Leinwandherstellung.
Die Geschichte der Flachskultur lässt sich bis ins 13. und 14. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen.
Gewinnung
Der Lein wird beim Eintritt der Samenreife geerntet und die reifen Samen aus den Kapseln ausgedroschen.
Gehandelt werden ganze, leicht gequetschte sowie geschrotete Leinsamen oder Leinsamenmehl.
Beim gequetschten Leinsamen ist die Samenschale angebrochen, wodurch er im Wasser schneller quillt ("aufgeschlossene" Form).
Leinöl in der Veterinärmedizin
Leinöl wird ebenfalls in der Veterinärmedizin als Abführmittel für Pferde, Schafe und Rinder eingesetzt.
Heilwirkung von Lein
Lein hilft bei Verstopfung
Die Schleimstoffe aus dem Leinsamen nehmen viel Wasser auf und quellen dadurch stark auf. Diese Volumenzunahme löst einen Dehnungsreiz in der Darmwand aus, stimuliert so die Darmbewegung und der Schleim macht den Stuhl zusätzlich geschmeidig. Der Schleim trägt zur Reizlinderung und auch zur Gleitverbesserung bei. Man nimmt außerdem an, dass sich der Schleim über die Oberfläche des Magens und Darms legt und besonders auf entzündete Bereiche schützend und reizlindernd wirkt.
Lein gegen Durchfall
Leinsamenöl enthält sehr viel Linolensäure, welche zu den lebenswichtigen Fettsäuren gehört. Ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (Anteil etwa 50 % in der Droge) haben darüber hinaus einen entzündungshemmenden Effekt. Bekannt ist dies auch von anderen Omega-3-Fettsäuren (wie in Leinöl, Rapsöl, Fisch, Perilla-Wurzel u. a). Geeignet ist eine Omega-3-Fettsäuren reiche Ernährung bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma. Die traditionelle Heilkunde setzt die Samen auch bei Durchfall ein, denn die quellenden Samen nehmen sowohl die Flüssigkeit als auch Bakterientoxine auf. Dadurch reduziert sich die Stuhlfrequenz und die Darmpassage verlangsamt sich.
Leinsamen als Östrogenquelle?
Neben Soja sind Leinsamen eine reichhaltige Quelle von Phytoöstrogenen. Die Bedeutung dieser Stoffe für die Behandlung von Menopausebeschwerden und Krebs (Brustkrebs, Prostatakrebs) wird derzeit intensiviert untersucht. Bis zur Verabschiedung einheitlicher Leitlinien wird aber noch Zeit vergehen. Leinsamen sollen auch die Entwicklung von Darmkrebs hemmen.
Lein bei Sodbrennen
Sodbrennen entsteht, wenn Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Durch diesen Rückfluss (medizinisch: Reflux) kommt es zu häufigem Aufstoßen oder brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein.
Um gegen Sodbrennen vorzugehen müssen zunächst die Schleimhäute geschützt werden. Der Schleim des Leins, der sich bei der Zugabe von Wasser bildet, ist perfekt geeignet, um die von der Säure angegriffenen Schleimhäute zu schützen. Damit die gequollenen Samen bei Sodbrennen die Speiseröhre länger auskleiden, werden sie langsam und löffelweise eingenommen.
Lein gegen Bluthochdruck
Besonders Patienten mit Arteriosklerose und Bluthochdruck - eine Kombination, die häufig zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führt - können von einer leinsamenreichen Ernährung profitieren.
Es gibt eine Doppelblind-Studie, in der eine Hälfte der Patienten über einen Zeitraum von 6 Monaten täglich 30 g Leinsamen in jeglicher Form (Im Joghurt, als Riegel, als Keks etc.) einnahmen. Die andere Hälfte der Probanden nahm in der selben Zeit dieselbe Menge an geschrotetem Weizen zu sich.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass der systolische Blutdruck in der Leinsamen-Gruppe durchschnittlich von 143 auf 136 mm Hg gesunken war, auch der diastolische Blutdruck sank um etwa 10 %. Beim geschroteten Weizen war nahezu das Gegenteil der Fall.
Daraus lässt sich schließen, dass die Einnahme von Leinsamen die Medikation zwar nicht ersetzen, aber zu einer Reduktion dieser führen kann. Als Prävention sind Leinsamen eine günstige und nebenwirkungsfreie Möglichkeit, um sich gegen kardiovaskuläre Erkrankungen zu wappnen: "Somit wären durch die Anreicherung des täglichen Lebensmittelverzehrs mit 30 g Leinsamen die Hälfte der Schlaganfälle und ein Drittel der Herzinfarkte vermeidbar, schlussfolgert der Studienleiter Dr. Rodriguez." [13].
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Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Lein aus Erfahrung helfen kann
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Lein
Sofern die Dosierung beachtet wird und zur Einnahme der Leinsamen ausreichend getrunken wird, sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Die Samen dürfen nicht eingenommen werden, wenn die Darmpassage beispielsweise durch eine Darmlähmung, Darmverschluss oder Tumore behindert ist.
Aus den „cyanogenen Glykosiden“ der geschroteten Samen kann im Körper die giftige Blausäure freigesetzt werden, die aber bei üblicher Dosierung rasch abgebaut wird und daher nicht giftig wirkt; Überdosierung können jedoch eine Blausäure-Vergiftung (Cyanwasserstoff oder HCN-Vergiftung) hervorrufen. Werden ganze Samen verwendet, wird übrigens keine Blausäure gebildet.
Toxische Effekte sind von stark erhitztem Leinöl (>200 °C) bekannt. Es darf nicht konsumiert werden.
Bei anhaltenden Stuhlunregelmäßigkeiten sowie Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sollten Sie zur Abklärung einen Arzt aufsuchen.
In Lein und dem Öl wurden bisher keine antibiotischen Eigenschaften nachgewiesen (Ausnahme: Leinöl nach alkalischer Hydrolyse). Bei infizierten, stark entzündeten oder eitrigen Hautwunden sollten Sie keine heißen Leinsamenkompressen (Kataplasmen) auflegen, da es zur Intensivierung der Entzündung kommen kann. Bei leichten oberflächlichen Entzündungen überwiegt der positive Effekt.
Wechselwirkungen
Die Schleimstoffe des Leinsamens quellen stark auf. Es ist daher möglich, dass die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigt wird.
Empfehlung: Medikamente nicht zusammen mit Leinsamen einnehmen, sondern mit einer Stunde Abstand.
Übergewichtigen empfiehlt man, nur ganze Samen einnehmen, sie haben weniger Kalorien.
Leinsamen sind vermutlich blutzuckersenkend. Bei Diabetikern kann unter Umständen notwendig sein, die Insulindosis zu reduzieren.
Das Leinöl könnte Auswirkungen auf den Abbau von Medikamenten im Körper haben.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Man verwendet ganze, gequetschte, geschrotete oder gemahlene Leinsamen.
Dosierung
Leinsamen sollen im Allgemeinen regelmäßig und über eine längere Zeit eingenommen werden, um eine laxierende Wirkung zu erzielen.
Das Öl ist sehr empfindlich. Schmeckt oder riecht es ranzig, ist es nicht mehr ausreichend wirksam.
Im Gegensatz zu geschrotetem Material sind ganze oder gequetschte Leinsamen haltbarer.
Innerlich
Erwachsene
Verstopfung: 1 - 2 EL ganze Samen (ganz oder "aufgeschlossen", aber nicht geschrotet) mit 150 ml Wasser, 2 - 3 Mal täglich zwischen den Mahlzeiten einnehmen. Leinsamen nicht vorquellen lassen! Sie sollen erst im Darm aufquellen.
Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Dünndarmentzündung (Enteritis): 2 - 3 EL geschrotete (zerkleinerte) Samen als Schleim einnehmen.
Kinder
1 - 4 Jahre alt: 2 - 3 x täglich, 2 - 4 g
4 - 10 Jahre: 2 -3 x täglich, 3 - 6 g
10 - 15 Jahre: 2 - 3 x täglich, 6 - 10 g
Achtung:
Leinsamen immer mit ausreichend Wasser einnehmen (etwa 150 ml auf 1 EL Samen)!
Nicht zusammen mit Milch einnehmen. Sie verhindert die Quellung!
Äußerlich
Breiumschlag: 30 – 50 g Leinkuchenmehl mit Wasser als feucht-heiße Kompresse
Hierzu werden etwa 125 g gepulverte Leinsamen mit 1 Tasse heißem Wasser zu einem Brei angerührt und in Stoff eingeschlagen auf die Entzündung gelegt.
Bei Sodbrennen
Am Besten 2 - 3 EL Leinsamen über Nacht in 250 ml Wasser einweichen. Die aufgequollenen Samen aufkochen und abseihen, so dass die sämige Flüssigkeit übrig bleibt. Diese wird dann löffelweise über den Tag aufgenommen.
Wirkstoffe des Leins
Die äußere Zellschicht der Samenschale enthält große Mengen an Schleimstoffen (6 – 10 %).
Der Samen selbst besteht aus:
- 35 – 45 % Öl (darunter 48-58 % α-Linolensäure, 14 - 22 % Linolsäure und 13 - 26 % Ölsäure)
- 20 – 25 % Eiweiß
- 25 % Ballaststoffe (Zellulose, Hemizellulose, Lignin)
- Sterole und Triterpene (Cholesterol, Campesterol, Stigmasterol und Sitosterol)
- 1 % cyanogene Glykoside (Linustatin und Neolinustatin bzw. Linamarin und Lotaustralin)
Quellen/Weitere Informationen
- Bergman Jungeström, M. el al.: Flaxseed and its lignans inhibit estradiol-induced growth, angiogenesis, and secretion of vascular endothelial growth factor in human breast cancer xenografts In vivo; Clin. Cancer Research 13, 1061-1067, 2007.
- Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
- Chen, J., et al.: Dietary flaxseed enhances the inhibitory effect of tamoxifen on the growth of estrogen-dependent human breast cancer (mcf-7) in nude mice; Clin Cancer Res. 15; 10(22):7703-11, 2004
- Demark-Wahnefried, W., et al.: Pilot study of dietary fat restriction and flaxseed supplementation in men with prostate cancer before surgery: exploring the effects on hormonal levels, prostate-specific antigen, and histopathologic features. Urology. 58,:47-52, 2001
- Dodin, S., et al.: The effects of flaxseed dietary supplement on lipid profile, bone mineral density, and symptoms in menopausal women: A randomized, double-blind, wheat germ placebo-controlled clinical trial, J Clin Endocrinol Metab. 90(3):1390-7, 2005
- Duke Universität in Durham/North Carolina, Ärzte Blatt: US-Onkologen entdecken Naturheilkunde: Studienergebnisse zu Ginseng, Leinsamen und Haifischknorpel 04.06.2007 (Stand 20.01.2022)
- Dupasquier, C., M., et al.: Effects of dietary flaxseed on vascular contractile function and atherosclerosis during prolonged hypercholesterolemia in rabbits; Am J Physiol Heart Circ Physiol. 291(6):H2987-96, 2006
- Hänsel, R., Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg, 2007
- Linum catharticum. Wiesenlein, Purgierkraut. Linaceae. , Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, by Madaus, 1938
- Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag München-Jena, 2007
- Tham, D., M., et al.: Clinical review: Potential health benefits of dietary phytoestrogens: a review of the clinical, epidemiological, and mechanistic evidence; J Clin Endocrinol Metab. 83(7):2223-35, 1998
- Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
- Carstens-Stiftung: Blutdrucksenker Leinsamen. (Stand 20.01.2022)