Schulmedizin
Alzheimer ist mit Medikamenten nicht heilbar. Manche Medikamente können lediglich eine leichte Linderung bewirken. Dementsprechend betont auch die klassische Schulmedizin Vorbeugung und betreute Aktivität bei Alzheimer.
Frühes Stadium
Ein wichtiger aktivierender Botenstoff der Nerven und des Gehirns ist das Acetylcholin. Bei Alzheimer-Patienten ist seine Konzentration erniedrigt. Das Symptom kann aber durch Medikamente reduziert werden, die den Abbau dieses Stoffes unterbinden (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin). Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft hat diese Medikamente als Mittel der ersten Wahl gegen Alzheimer eingestuft. Man kann aber nicht generell zu diesen Medikament raten: Nicht jeder spricht gleich gut auf diese Maßnahme an, nur 25 bis 30% der Alzheimer-Patienten profitieren davon, wenige davon in nennenswertem Ausmaß. Dabei sind die Nebenwirkungen oft schwerwiegend: Sturzgefahr, Kollaps, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem wird eine Erhöhung der Sterblichkeit unter der Medikamentierung diskutiert.
Die medikamentöse Therapie kann die Überweisung in eine Pflegeeinrichtung in Einzelfällen um ein bis zwei Jahre verzögern. Die große Mehrheit der Alzheimer-Patienten profitiert aber kaum bis gar nicht von den teuren Pillen (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin).
Viele Alzheimer-Patienten haben gerade am Anfang der Krankheit Depressionen. Sie werden mit den verfügbaren Antidepressiva behandelt. Auch hier sind die Effekte eher gering, bei oft erheblichen Nebenwirkungen.
Spätes Stadium
Der Botenstoff Glutamat steht mit dem Absterben von Nervenzellen in Verbindung. Man hat daher Medikamente entwickelt, welche die Wirkung von Glutamat blockieren (so genannte Metamine). Diese Stoffe werden zumeist im späteren Stadium von Alzheimer eingesetzt. In Studien wurde durch das Medikament die Verschlechterung des Zustands ein wenig verlangsamt. Auch die Unruhezustände wurden gelindert.
Kritiker merken immer wieder an, dass die Wirkung auf das Verhalten und die Alltagstauglichkeit von Alzheimer-Patienten minimal sei. Zudem seien Studien, die negativ ausfielen, nicht veröffentlicht worden.
Ob das Medikament eine Wirkung bei leichten Alzheimer-Stadien aufweist, ist ebenfalls noch nicht geprüft.
Neue Ansätze:
Gefäßschäden tragen entscheidend zum Krankheitsbild Alzheimer bei. Kombinierte Maßnahmen zu Schutz der Gefäße wie Ernährung, Kalorienrestriktion, eine möglichst gute Einstellung von Blutdruck, Blutzuckerwerten und Blutfetten wirkte sich positiv auf die kognitive Leistung aus, selbst bei bestehendem Alzheimer.
Die bei Alzheimer-Patienten im Gehirn gebildeten Ablagerungen aus dem Beta-amyloiden Protein sind giftig für die Nervenzellen. Man versuchte daher, durch eine Impfung den Körper anzuregen, diese Ablagerungen wieder aufzulösen. Was im Tierversuch eindrücklich funktionierte, versagte leider in der Praxis: Zu viele der Patienten (etwa 6%) erlitten daraufhin eine Gehirnentzündung. Es bestehen aber noch erhebliche Hoffnungen. Die Methode wird derzeit in abgewandelter Form erprobt.
Man schrieb Aspirin und anderen nicht-steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten eine schützende Wirkung zu (Beispiele: Aspirin, ASS, Ibuprofen). In Studien konnte aber nur Rofecoxib schwache Effekte gegen Alzheimer verzeichnen. Die Medikamente sind nicht gut verträglich und es gab hohe Ausfallraten. Rofecoxib und andere Coxibe erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sind daher nicht ratsam.
Zu hohe Fettwerte über lange Zeiträume verschlimmern das Krankheitsbild Alzheimer. Man erwartete daher, dass Medikamente gegen Hypercholesterinämie (Statine) auch das Alzheimerrisiko senken würden. Bisher gibt es nur noch für den Wirkstoff Atorvastatin Hoffnungen.
Ein niedriger Östrogenspiegel bei Frauen jenseits der Wechseljahre wurde mit der Entwicklung von Alzheimer in Verbindung gebracht. Eine Studie an Frauen mit milden bis moderaten Alzheimersymptomen zeigte keine Besserung durch Östrogen.
Eine weitere Studie untersuchte ein Kombinationspräparat aus Östrogen und dem Progesteronanaloga Progestin. Wegen des erhöhten Risikos für Brustkrebs wurde der Teil der Studie vorzeitig abgebrochen. Im Verlauf von vier Jahren war das Risiko für eine Demenz bei diesen Frauen erhöht.
Studien mit Hormonen an noch gesunden Frauen oder zu früheren Zeitpunkten im Lebenslauf sind in Arbeit. Auch über die Verabreichungsform (Haut/Magen) und das Präparat (synthetisch/natürlich) besteht noch Forschungsbedarf.
Unruhige und aggressive Alzheimer-Patienten erschweren die Pflege. In vielen Pflegeeinrichtungen werden die Patienten daher mit Neuroleptika ruhig gestellt. Allerdings zeigen Statistiken, dass diese Medikamente das Todesrisiko beinahe verdoppeln (plötzlicher Herztod und Infektionen wie Pneumonie).
Für die Nootropika Piracetam, Nicergolin, Hydergin, Phosphatidylcholin (Lecithin) und Nimodipin liegen nur mangelhafte Studien vor. Wegen der nicht ausreichenden Wirknachweise werden sie bei Alzheimer nicht empfohlen.