Was ist ein Analekzem?
Im Intimbereich liegt Haut direkt auf Haut. Die Belüftung ist gering, Flüssigkeiten wie Schweiß, Talg und Analsekret sind üppig vorhanden. So klingt ein Problemszenario, an dem Reize ungehindert auf feuchte Haut einwirken. Die Folgen sind besonders unangenehm. Ein Analekzem meldet sich mit Brennen und hartnäckigem Juckreiz.
Die anale Region ist eine Problemzone, die für verschiedene reizende Störungen leider sehr anfällig ist. Darum treten auch Perianalekzeme sehr häufig auf. Etwa 30 % der Patienten, die einen Enddarmspezialisten aufsuchen, leiden darunter.
Wie sieht ein Analekzem aus?
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„Ekzem an Pobacken“, würde man etwas salopp das Problem umschreiben. Die wichtigsten beiden Kennzeichen des perianalen Ekzems sind Rötung und Entzündung um den Anus herum. Die Hautstellen sind meist rot und verdickt. Es gibt auch Formen mit weißlichen Verfärbungen. Schuppenbildung ist bei diesem Krankheitsbild aber ungewöhnlich.
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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Stand: 06/2021
Typische Kennzeichen des Analekzems sind:
Rötung mit oder ohne scharfen Rand, rote Flecken (alternativ rosa-weißliche Verfärbungen) Bläschen (Erhebungen) oder flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die nach dem Aufkratzen weiter jucken. Offene, nässende, glänzende Hautbereiche (Erosionen) Flechtenbildung (lederartige, grobe Hautstruktur)
Kann das gefährlich werden?
Ein Ekzem am After ist in erster Linie nicht lebensgefährlich. Wegen der unangenehmen Symptome wie Juckreiz und Brennen ist die Lebensqualität oft empfindlich beeinträchtigt.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind für Infektion en gefährdet, die sich in der geschädigten Region zusätzlich festsetzen können. In diesen Fällen kann die Heilung professionell unterstützt werden.
Es gibt sehr seltene krebsartige Veränderungen in der Analregion, die unter Umständen gefährlich werden könnten. Darum ist bei chronischen Formen analer Reizzustände eine ärztliche Diagnose sinnvoll.
Ist ein Analekzem ansteckend?
Ein echtes Analekzem ist nicht ansteckend. Wenn es sich um reizende Stoffe (Seife, nasses Toilettenpapier) oder Allergien handelt, ist ein Analekzem nicht übertragbar. Auch Schuppenflechte und Neurodermitis werden definitiv nicht weiter gegeben.
Es gibt aber Entzündungen am Anus, die durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten ausgelöst werden. Diese Formen sind ansteckend. Ohne weiteres ist eine Infektion vom Laien schwer zu erkennen.
Was ist der Unterschied zu Hämorrhoiden und Analfissuren?
Die Analhaut (auch die Haut im Analkanal) gehört zur Haut und nicht zur Schleimhaut. Sie ist beim Analekzem flächig gereizt (mitunter auch durch Gewebeverlust wässernd und glänzend).
Bei einer Analfissur dagegen entsteht ein lokaler Riss auf der Haut in der Analfalte und eine empfindlich schmerzende Entzündung und Schwellung um den Analriss herum.
Während Analekzem und Analfissur die Haut betreffen, kommen Hämorrhoiden aus dem Inneren des Enddarms (Rektums) . Sie bestehen aus empfindlichen und weichen Gefäßpolstern mit einer weichen, feuchten Schleimhautoberfläche. Sie sorgen eigentlich am Ende des Rektums für die Feinabdichtung des Darms. Manchmal vergrößern sie und treten aus dem After heraus.
Eine Analthrombose gehört zu den Gefäßerkrankungen und nicht zu den Hauterkrankungen. Sie spielt sich in der Tiefe des Gefäßgewebes des Enddarms ab, die Haut bleibt dabei (meist) intakt: Es verstopft dabei eine Vene. Der betroffene Bereich schwillt dann blau an und fühlt sich knotig an. Eine Analthrombose ist sofort empfindlich schmerzhaft. Sitzen oder Gehen ist oft kaum mehr möglich.
Symptome: Wie bemerke ich ein Analekzem?
Das häufigste Symptom eines analen Ekzems ist der Juckreiz . Er äußert sich manchmal leicht, kann aber zu einem quälenden Begleiter werden und vor allem nachts störend wirken. Belastend empfunden wird auch das Brennen und das Gefühl des „Wundseins“. Die Haut in der Analregion ist sehr empfindlich und darum ist jede Berührung oder Bewegung schmerzhaft.
Die Region nässt und hinterlässt eventuell Spuren auf der Unterwäsche. Im Gegensatz zu einer Analfissur blutet ein Analekzem in der Regel nicht, denn der Hautschaden begrenzt sich auf die Oberfläche. An der vorgeschädigten Analhaut bilden sich dennoch manchmal Risse (Schrunde, Rhagaden). Auf dem Toilettenpapier kann es dann kleinere Blutflecke geben oder das Blut ist auf dem Kot aufgelagert.
Wie verläuft ein Analekzem?
Meist ist eine Rötung verbunden mit Brennen und Jucken erstes Anzeichen eines perianalen Ekzems. Später kommen das Nässen und Hautveränderungen wie Verdickung und Vergröbern des Hautbilds dazu. Analekzeme verlaufen akut (sind plötzlich da), sie können sich jedoch auch langsam entwickeln und chronisch enden (und nicht abheilen oder immer wieder aufflammen).
Was sind die Ursachen/Gründe für ein Analekzem?
Die Hauptursache für Entzündungen und Ekzeme der analen Haut sind Reizungen. Manchmal kommt es zu vorübergehenden Reizungen (wie bei Durchfall ), manchmal muss man mit dauerhaften Reizsituation umgehen (chronische Inkontinenz, Allergie ). Einige Menschen leiden generell unter einer besonders reizbaren und trockenen Haut.
Man unterscheidet drei Formen von Analekzemen:
Allergie gegen Fremdstoffe: allergisches Analekzem
In Hautfalten wie der Analregion finden häufiger Sensibilisierungen gegen Stoffe des Alltags statt. Im Intimbereich besteht durch die Hautquellung eine leichtere Durchdringung von Bakterien und Fremdstoffen. Zusammen mit dem intensiven Hautkontakt ergibt sich eine erhöhte Sensibilisierungsgefahr. Selbst wenn man die Pflegeartikel schon lange Zeit verwendet, ist man nicht vor einem plötzlichen allergischen Afterekzem gefeit.
Tritt ein anales Ekzem auf, sollte man zuerst alle Kontaktstoffe auflisten. Da heißt es: zum Detektiv in eigener Sache werden. Unter Verdacht stehen nicht nur alle Kosmetika, Shampoos und Seifen, sondern auch Toilettenpapier und Vorlagen. Unter den häufigen Allergen en rangieren alltägliche Inhaltsstoffe wie Duftstoffe, Menthol, Cinchocain, Hexylresorcin, Mafenid, Lidocain, Albothyl und Chininsulfat. Besonders problematisch ist feuchtes oder gefärbtes Toilettenpapier, auch bei Recyclingmaterial sind oft noch viele Reststoffe enthalten. Denken sollte man aber auch an Analcremes oder Intimsprays, Gleitmittel und Kondome (Latex).
Leider stehen auch Naturstoffe auf der Liste der Verdächtigen: Kamille, Calendula und Menthol (aus Minze). Genauso wie Pflegeartikel lösen Medikamente wie Antibiotika oder Hämorrhoiden-Cremes manchmal allergische Reaktionen aus.
Reizungen und Gifte: Irritativ-toxisches Kontaktekzem oder kumulativ-toxisches Analekzem
Aber selbst, wenn das Immunsystem nicht rebelliert, reagiert der Körper manchmal irritiert auf ganz normale Umstände. Raues Toilettenpapier alleine löst meist kein Ekzem aus, kommt jedoch Durchfall oder Inkontinenz hinzu, häufen sich die reizenden Momente („kumulativ-toxisch“). Im Fäkalwasser sind zum Teil beißende, aggressive Sekrete (Säuren, Laugen wie Ammoniak), bakterielle Produkte und aggressive Enzyme vorhanden, welche die Haut angreifen.
Alle Vorerkrankungen, welche die Dichtigkeit des Darmausgangs schädigen oder die Hygiene erschweren, wirken als dauerhafte Reize auf das perianale Ekzem ein (Hämorrhoiden , Rektumprolaps, Fisteln, Marisken).
Bei Lebensmittelunverträglichkeiten entflammt der fragliche Stoff nicht nur eine Irritation im Darm, sondern er verlässt den Körper mit einer Reizung/Entzündung am After. Dann reicht ein kurzer Hautkontakt, um das Brennen auszulösen.
Chronische Hauterkrankungen durch atopisches Afterekzem
Ein Atopisches Ekzem (auch Neurodermitis genannt) kann an jeder Stelle des Körpers auftreten, das wissen die Patienten leider all zu genau. Betroffen sind stark beanspruchte und besonders trockene Regionen wie Ellenbogen, Hände oder Knie, Füße und Wade. Aber auch die Analregion wird manchmal belastet: Zu den eigentlichen Auslösern zählen Inkontinenz und Durchfall . Die ständigen reibenden Reinigungsvorgänge strapazieren die Haut und begünstigen ein Afterekzem. Atopische Erkrankungen charakterisiert heftigster Juckreiz.
Abgesehen von diesen drei Formen des analen Ekzems gibt es weitere Erkrankungen, die sehr ähnlich aussehen, aber genaugenommen nicht zum Analekzem zählen . Einem Ekzem am After liegen Reizungen zu Grunde und keine Infektion en.
Ähnliche Hauterscheinungen: Sieht aus wie ein Analekzem, ist aber keines
Infektionen mit Candida Pilz
Candida ist ein aggressiver Hautpilz, der nur auf passende Gelegenheiten wartet. Er gehört zu den normalen Gästen auf der Haut und im Darm. Meist bemerkt man ihn gar nicht. Aber er tritt gelegentlich auf den Plan, wenn die Region vorgeschädigt ist. Dann reicht eine momentane Immunschwäche und der Pilz beginnt zu wachsen. Jucken, Brennen und scharf umrandete Röte sind auch hier die Kennzeichen, daneben auch Schwellung und Pusteln oder weiße Auflagerungen. Behandelt wird die Candidose mit Antimykotika.
Infektion mit Bakterien
Auch Bakterien nehmen Hautschäden als günstige Gelegenheit war. Wenn sich zum Beispiel bakterielle Streptokokken angesiedelt haben, zeigt sich eine nässende Rötung mit scharf begrenztem Rand. Am Saum kann es zu Pusteln kommen. Bekämpfen kann man die Bakterien mit Antibiotika.
Krebsartige Veränderungen und virale Infektionen
Viren sind leider nicht so einfach zu besiegen. Papillom aviren führen zu hartnäckigen Hautwucherungen (Intimwarzen ) und Hautentzündungen im Intimbereich. Sie können sich im Laufe vieler Jahre zu Krebsvorstufen umwandeln.
Diese krebsartigen (präkanzerösen) Entzündungsherde am Anus sind braunrot, kaum erhaben und nässend. Eine Biopsie und ein Erregernachweis auf Papillom aviren bestätigen den Befund. Diese infizierten Bereiche sind für krebsartige Wucherungen gefährdet und werden dann operativ entfernt.
Darmparasiten
Auch Parasiten melden sich mitunter mit Beschwerden am Darmausgang: Bei Wurmerkrankung quälen oft starker Juckreiz gefolgt von Aufkratzen und Analhautrötung.
Andere Hauterkrankungen
Man kennt noch einige weitere Hauterkrankungen mit Juckreizsymptomatik in der Analregion . Sie sind jedoch deutlich seltener. In Frage kommen:
Schuppenflechte (Psoriasis ), Psoriasis inversa (Schuppenflechte nur in den Hautfalten oder an Händen/Füßen) Lichen ruber planus (Knötchenflechte) Lichen sclerosus et atrophicus (gelegentlich auch Weißfleckenkrankheit genannt, engl . white spot disease )
Kennzeichen für Lichen sclerosus et atrophicus sind weißliche, verdünnte und verhärtete Veränderungen in der Anal- und Genitalregion, die in seltenen Fällen auch krebsartig entarten können. Ein Mitverursacher könnte Östrogen mangel sein. (Dieses Krankheitsbild könnte ähnlich wie Vitiligo auf autoimmunen Prozessen beruhen. Vitiligo wird in der Umgangssprache ebenfalls unter Weißfleckenkrankheit geführt).
Der Besuch eines Arztes empfiehlt sich für alle Ekzeme, die man selbst nicht in den Griff bekommt. Dann kann nur eine genaue Diagnose helfen, um zielgenau behandeln zu können.
Zu welchem Arzt kann ich gehen?
Erste Anlaufstelle beim Afterekzem ist der Hausarzt. Er hilft meist bei unkomplizierten Verläufen, ebenso ein Hautarzt. Ein Enddarmspezialist (Proktologe) beurteilt aber nicht nur den Hautzustand, er hat auch andere Analerkrankungen im Blick, die Analekzeme auslösen oder begünstigen. Eine professionelle Behandlung in der Proktologie ist manchmal notwendig, um ein chronisches Analekzem abklingen zu lassen.
Gelegentlich ist die Problemlage bei einem Ekzem am After leicht verschoben. Das eigentliche Problem liegt nämlich eventuell bei der Ernährung. Bei Lebensmittelunverträglichkeiten und Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist ein Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner. Die Option kommt auch dann in Frage, wenn man Lebensmittel (Fruchtzucker, Fruchtsäuren, Milchzucker, Gluten) als verschlimmernde Faktoren in Verdacht hat.