Verlauf und Komplikationen
In den Wänden laufen umfangreiche Veränderungen ab, die sich in folgenden Kategorien zusammenfassen lassen:
- Fettablagerungen: Es bildet sich eine Schwellung und es lagern sich Fette (Cholesterin) aus dem Blut dort ab. Sichtbare Fettstreifen entstehen, so genannte „Lipidplaques“. Nur in diesem Stadium ist der Verlauf noch umkehrbar.
- Narbengewebe und Gewebeumbau: Die Veränderungen in der Wand bewirken, dass sich die innerste Schicht der Ader verdichtet oder später auflöst: Die elastischen Eigenschaften der Wand gehen verloren.
- Verkalkung: Später lagern sich auch bevorzugt Kalksalze an den Schadstellen ab. Darauf nimmt auch der umgangssprachliche Ausdruck „Verkalkung“ Bezug.
- Entzündung: Schäden ziehen weiße Blutzellen an, die in die Wände wandern und entzündliche Botenstoffe produzieren. Es entsteht eine latente Entzündung.
- Zellteilung: Außerdem fängt das Bindegewebe der Gefäßwand – durch die Entzündung angeregt – an, sich zu teilen: der Durchmesser verringert sich weiter.
Die Folgen: Dauerstau und Risse
- Blutdruckerhöhung: Die geschädigte und verkalkte Wand dehnt sich bei Blutdruckschwankungen nicht und der Blutdruck steigt zwangsläufig an.
- Risse: Wenn die Ader dem Druck nicht mehr Stand hält, kann die Wand reißen. Dabei entstehen mehr oder weniger gefährliche Blutungen.
- Obstruktion: Die Gefäßveränderungen führen im Endstadium zu einer Verengung des Gefäßes. Das bleibt lange ohne merkbare Folgen: Wenn ein großes Gefäß zur Hälfte verstopft, ist das meist noch kein Problem.
- Thrombosen: Die ehemals glatte Arterienwand wird zunehmend rau. Die natürliche Oberfläche wir unnatürlich. Das sind die Bedingungen, unter denen sich Blutpfropfe bilden, so genannte Thromben. Sie verschließen die Ader teilweise oder vollständig. Die versorgten Gebiete bekommen keinen Sauerstoff mehr und sterben ab.
- Wanderung: Wenn der Thrombus wandert, kann er irgendwo im Körper die Versorgung unterbrechen und Schäden auslösen.
Je nachdem in welchem Gebiet dies stattfindet und wie umfangreich der Prozess fortgeschritten ist, löst dies eine Minderversorgung von Organen, Muskeln oder sogar einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Absterben von Muskelteilen aus. Bei Schädigung der Extremitäten spricht man auch von Peripherer Arteriosklerotischer Verschlusskrankheit, kurz PAVK.
Komplikationen
Arteriosklerose an sich ist nicht tödlich. Die meisten Betroffenen sterben an den Komplikationen:
In 90 % der Fälle der PAVK kommt es zu Verschlüssen in den unteren Extremitäten. So leidet der Patient unter Schmerzen bei Bewegung. Nach einer Ruhephase –in der sich der Muskel erholen kann- verschwinden sie wieder. Schreitet die Krankheit fort, treten auch dauerhafte Schmerzen auf. Im Extremfall stirbt Gewebe ab. Es bildet sich totes Gewebe, man spricht von einer Nekrose oder Gangrän.
Das Gehirn wird schlechter durchblutet, entweder, weil die Gefäße zum Gehirn am Hals verengt sind („Karotisstenose“), oder die kleinsten Arterien im Gehirn selbst betroffen sind („zerebrovaskuläre Erkrankung“, „Mikroangiopathie“). Gefährlich sind Komplikationen wie Gehirnblutungen, aber auch die mangelnde Versorgung der Nerven, was zu Altersdemenz führen kann. Bei größeren Durchblutungsstörungen sterben Nervenregionen ab (Schlaganfall). Das äußert sich schnell mit Ausfällen, wie etwa Seh- und Sprechstörungen oder Lähmungen. Sie können sich wieder zurückbilden, wenn sich die Verstopfung innerhalb kurzer Zeit wieder löst. Dauert die Störung länger an (>6 h, spätestens bei >24 h), entsteht ein Hirninfarkt mit dauerhaften Ausfällen. Mit einer konsequenten Rehabilitation kann man oft einen Teil der Funktionen zurückgewinnen, denn gesund gebliebene Nervenzellen können teilweise neue Funktionen übernehmen. In beschränktem Maße können sich im Hirn auch bei Erwachsenen Hirnzellen wieder neu bilden (besonders im Hippocampus, der für die Gedächtnisfunktion zuständig ist).
Das Herz ist ebenfalls besonders gefährdet für Komplikationen Durch Verstopfungen der Herzkranzgefäße folgt eine Koronare Herzerkrankung (KHK) mit einer Minderversorgung des Herzmuskels. Auch hier treten Muskelschmerzen auf. Man spricht von Angina pectoris, ein Engegefühl mit Schmerzen im Herzbereich, die in Hals, Brust, Schulter, Arm, Magen oder Rücken ausstrahlen können. Sind die Adern dauerhaft verstopft, entsteht ein Herzinfarkt mit einem Absterben von Teilgebieten des Herzmuskels. Das Herz ist dauerhaft weniger belastbar. Auch hier gibt es mit körperlichem Training in einem gewissen Rahmen noch deutliche Möglichkeiten für Erholung und Besserung.
Auch die Verdauungsorgane können von Arteriosklerose befallen sein. Ein Verschluss einer Eingeweidearterie führt zu heftigen Bauchschmerzen, meist nach dem Essen (Angina abdominalis). Die Nahrung wird nur schwer verdaut und aufgenommen. So folgen diverse Verdauungsprobleme und u.U. Gewichtsverlust. Ist die Eingeweidearterie betroffen, kann ein Infarkt (Mesenterialinfarkt) zu lebensbedrohlichen Bauchfellentzündungs- und Schockzuständen führen, aus denen nur noch die sofortige Operation retten kann.
In den Leisten-, Bauch und Beinarterien können Versorgungsengpässe auftreten. Man nennt diese Komplikation Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Der Patient leidet entweder unter Beinschmerzen, hinkt oder muss nach wenigen Metern stehen bleiben. Im schlimmsten Fall stirbt Gewebe an Zehen, Vorderfuß und Ferse ab und es droht eine Amputation.
Als Komplikationen der Arteriosklerose können sich an den Blutgefäßen Aussackungen, so genannte Aneurysmen, bilden, die unter Umständen aufreißen und zu schweren Blutungen führen können. Betrifft das große Gefäße wie die Aorta („Bauchaortenaneurysma“, „Brustaortenaneurysma“) ist das lebendbedrohlich. Hier muss schnell gehandelt werden.
Für die Behandlung zweckmäßig ist zunächst die Einteilung nach dem Stadium oder dem Ort der schlimmsten Ausprägung:
- Herz: Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris (= Verengung der Herzkranzgefäße)
- Gehirn: Schwindel, Gedächtnisstörungen, Depression, vaskuläre Demenz, Schlaganfall
- Ohr: Schwindel, Ohrgeräusche
- Auge: Sehstörungen, Blindheit
- Extremitäten: Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
- Bauch: Angina abdominalis (= Verengung der Eingeweideschlagadern mit Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen nach den Mahlzeiten)
- Niere: Bluthochdruck durch Verengung der Nierengefäße, Niereninsuffizienz
- Verengung der Beckenschlagader: Potenzstörungen, ein Frühzeichen der Arteriosklerose (kann aber auch viele andere Ursachen haben)